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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Der Bau des Herzens.
len. An der Frucht habe ich dergleichen Stükchen Fleisch
nie gefunden, und ich halte aus der Ursache davor, daß
sie durch das Reiben eben so hervorgebracht werden, wie
es mit denen unächten Linsenförmigen, oder Gelenkbein-
chen (ossa sesamoidea) zu geschehen pflegt, welche öfters
in den Sehnen alter Thiere auf solche Weise entstehen.
Denn man hat schon mehrmals wahrgenommen, daß die
Klappen ganz und gar harthäutig (callosae) geworden
sind (i).

Man wird aber auch ferner noch einen anderen ziem-
lich gemeinen Fehler hierbei beobachten. Es pflegt sich
nämlich eine sandige, aus kleinen Klümpgen zusammen-
gesezte Materie, zwischen denen zwo Membranen des
Klappenringes, oder auch seinen verlängerten Enden, an-
zulegen. Jch habe dieses mehrmalen angemerkt, also
daß diese Klappen davon ganz dichte und steif waren, und
weder von ihren Muskeln angezogen, noch von dem aus
dem Herzen ausgepreßten Blute zurükgetrieben werden
konnten. Der vortrefliche Senac (k) hat diese Klappen
hart und mit Knochenfäden untereinander verbunden, an
den Wänden des Herzens hängen gesehen, wobei ich
den Leser auf andere dergleichen Beispiele verweise (l).

§. 7.
Die Klappen für sich insbesondere.

Jch habe mir viel Mühe gegeben, um genau zu be-
stimmen, wie viel wirkliche Enden an den Verlängerun-
gen dieser Klappen vorhanden wären, in welcher Gegend
sich eigentlich eine jede befinde, und was vor ein Zirkel-

stük
(i) [Spaltenumbruch] Themel Obererzgebürgische
Sammlung, T. II. S. 76.
(k) T. II. S. 433.
(l) Sie waren mit Topfeinarti-
[Spaltenumbruch] gen Körnchen, bei einem vom
Schlage gerührten, überzogen.
nebel de Coagulo bilis S. 6. und
folg.

Der Bau des Herzens.
len. An der Frucht habe ich dergleichen Stuͤkchen Fleiſch
nie gefunden, und ich halte aus der Urſache davor, daß
ſie durch das Reiben eben ſo hervorgebracht werden, wie
es mit denen unaͤchten Linſenfoͤrmigen, oder Gelenkbein-
chen (oſſa ſeſamoidea) zu geſchehen pflegt, welche oͤfters
in den Sehnen alter Thiere auf ſolche Weiſe entſtehen.
Denn man hat ſchon mehrmals wahrgenommen, daß die
Klappen ganz und gar harthaͤutig (calloſae) geworden
ſind (i).

Man wird aber auch ferner noch einen anderen ziem-
lich gemeinen Fehler hierbei beobachten. Es pflegt ſich
naͤmlich eine ſandige, aus kleinen Kluͤmpgen zuſammen-
geſezte Materie, zwiſchen denen zwo Membranen des
Klappenringes, oder auch ſeinen verlaͤngerten Enden, an-
zulegen. Jch habe dieſes mehrmalen angemerkt, alſo
daß dieſe Klappen davon ganz dichte und ſteif waren, und
weder von ihren Muskeln angezogen, noch von dem aus
dem Herzen ausgepreßten Blute zuruͤkgetrieben werden
konnten. Der vortrefliche Senac (k) hat dieſe Klappen
hart und mit Knochenfaͤden untereinander verbunden, an
den Waͤnden des Herzens haͤngen geſehen, wobei ich
den Leſer auf andere dergleichen Beiſpiele verweiſe (l).

§. 7.
Die Klappen fuͤr ſich insbeſondere.

Jch habe mir viel Muͤhe gegeben, um genau zu be-
ſtimmen, wie viel wirkliche Enden an den Verlaͤngerun-
gen dieſer Klappen vorhanden waͤren, in welcher Gegend
ſich eigentlich eine jede befinde, und was vor ein Zirkel-

ſtuͤk
(i) [Spaltenumbruch] Themel Obererzgebuͤrgiſche
Sammlung, T. II. S. 76.
(k) T. II. S. 433.
(l) Sie waren mit Topfeinarti-
[Spaltenumbruch] gen Koͤrnchen, bei einem vom
Schlage geruͤhrten, uͤberzogen.
nebel de Coagulo bilis S. 6. und
folg.
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[633/0689] Der Bau des Herzens. len. An der Frucht habe ich dergleichen Stuͤkchen Fleiſch nie gefunden, und ich halte aus der Urſache davor, daß ſie durch das Reiben eben ſo hervorgebracht werden, wie es mit denen unaͤchten Linſenfoͤrmigen, oder Gelenkbein- chen (oſſa ſeſamoidea) zu geſchehen pflegt, welche oͤfters in den Sehnen alter Thiere auf ſolche Weiſe entſtehen. Denn man hat ſchon mehrmals wahrgenommen, daß die Klappen ganz und gar harthaͤutig (calloſae) geworden ſind (i). Man wird aber auch ferner noch einen anderen ziem- lich gemeinen Fehler hierbei beobachten. Es pflegt ſich naͤmlich eine ſandige, aus kleinen Kluͤmpgen zuſammen- geſezte Materie, zwiſchen denen zwo Membranen des Klappenringes, oder auch ſeinen verlaͤngerten Enden, an- zulegen. Jch habe dieſes mehrmalen angemerkt, alſo daß dieſe Klappen davon ganz dichte und ſteif waren, und weder von ihren Muskeln angezogen, noch von dem aus dem Herzen ausgepreßten Blute zuruͤkgetrieben werden konnten. Der vortrefliche Senac (k) hat dieſe Klappen hart und mit Knochenfaͤden untereinander verbunden, an den Waͤnden des Herzens haͤngen geſehen, wobei ich den Leſer auf andere dergleichen Beiſpiele verweiſe (l). §. 7. Die Klappen fuͤr ſich insbeſondere. Jch habe mir viel Muͤhe gegeben, um genau zu be- ſtimmen, wie viel wirkliche Enden an den Verlaͤngerun- gen dieſer Klappen vorhanden waͤren, in welcher Gegend ſich eigentlich eine jede befinde, und was vor ein Zirkel- ſtuͤk (i) Themel Obererzgebuͤrgiſche Sammlung, T. II. S. 76. (k) T. II. S. 433. (l) Sie waren mit Topfeinarti- gen Koͤrnchen, bei einem vom Schlage geruͤhrten, uͤberzogen. nebel de Coagulo bilis S. 6. und folg.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/689>, abgerufen am 28.04.2024.