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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Blutadern.
zur Halsader (carotis) wie 441 zu 196, welches eins
von den grössern Verhältnissen ist.

Wenn man von allen diesen eine Mittelzal heraus-
nimmt, so erhält man in Ansehung der Oefnungen der
Schlag- und Blutadern im Lichten ein Verhältnis, wel-
ches nicht viel von dem wie 4 zu 9 unterschieden ist.

Vergleicht man die Saamenschlagader mit den Blut-
adern, die das Weinrebengeflechte (plexus pampinifor-
mis
) enthält, so ist dieselbe unglaublich viel enger. Un-
ter den kleinsten Gefässen kann man so gleich beiderlei Ar-
ten dererselben vermittelst der grössern Dikke der Blut-
adern von einander unterscheiden. Die Stämmchen der
Blutadern in der Aderhaut des Auges, welche man krau-
se Gefässe des Stenons (vorticosa vasa) nennt, sind un-
gemein viel grösser als die Schlagadern in den Fortsäz-
zen des Regenbogens (arteriolae ciliares), so wie die
Blutäderchen der Därme um ein vieles ihre Nebenschlag-
adern an Grösse übertreffen. Man kann eine nüzliche
Vergleichung zwischen dem Schlag- und Blutadernezze
bey der von Cheselden gegebenen Abbildung dererselben
anstellen (x). Am deutlichsten kann man erkennen, wie
die Schlagadern in Ansehung der Grösse von den Blut-
adern übertroffen werden, wenn man sie mit etwas flüs-
sigen anfüllet, und sie alsdenn unter diesen Umständen
an einerley Orte im Körper, z. E. an einem Darm, gegen
einander vergleichet. Alsdenn pflegen die Schlagadern
in der That beinahe zu verschwinden, indem sie von der
Masse und Menge der Blutadern unterdrükket werden,
und ihre rothe und lebhaftere Farbe von dem blauen der
Blutader verdekket wird.

§. 11.
(x) Tab. 30. 6te Ausg. Anat. of. hum. hody.
Q 5

Blutadern.
zur Halsader (carotis) wie 441 zu 196, welches eins
von den groͤſſern Verhaͤltniſſen iſt.

Wenn man von allen dieſen eine Mittelzal heraus-
nimmt, ſo erhaͤlt man in Anſehung der Oefnungen der
Schlag- und Blutadern im Lichten ein Verhaͤltnis, wel-
ches nicht viel von dem wie 4 zu 9 unterſchieden iſt.

Vergleicht man die Saamenſchlagader mit den Blut-
adern, die das Weinrebengeflechte (plexus pampinifor-
mis
) enthaͤlt, ſo iſt dieſelbe unglaublich viel enger. Un-
ter den kleinſten Gefaͤſſen kann man ſo gleich beiderlei Ar-
ten dererſelben vermittelſt der groͤſſern Dikke der Blut-
adern von einander unterſcheiden. Die Staͤmmchen der
Blutadern in der Aderhaut des Auges, welche man krau-
ſe Gefaͤſſe des Stenons (vorticoſa vaſa) nennt, ſind un-
gemein viel groͤſſer als die Schlagadern in den Fortſaͤz-
zen des Regenbogens (arteriolae ciliares), ſo wie die
Blutaͤderchen der Daͤrme um ein vieles ihre Nebenſchlag-
adern an Groͤſſe uͤbertreffen. Man kann eine nuͤzliche
Vergleichung zwiſchen dem Schlag- und Blutadernezze
bey der von Cheſelden gegebenen Abbildung dererſelben
anſtellen (x). Am deutlichſten kann man erkennen, wie
die Schlagadern in Anſehung der Groͤſſe von den Blut-
adern uͤbertroffen werden, wenn man ſie mit etwas fluͤſ-
ſigen anfuͤllet, und ſie alsdenn unter dieſen Umſtaͤnden
an einerley Orte im Koͤrper, z. E. an einem Darm, gegen
einander vergleichet. Alsdenn pflegen die Schlagadern
in der That beinahe zu verſchwinden, indem ſie von der
Maſſe und Menge der Blutadern unterdruͤkket werden,
und ihre rothe und lebhaftere Farbe von dem blauen der
Blutader verdekket wird.

§. 11.
(x) Tab. 30. 6te Ausg. Anat. of. hum. hody.
Q 5
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[249/0305] Blutadern. zur Halsader (carotis) wie 441 zu 196, welches eins von den groͤſſern Verhaͤltniſſen iſt. Wenn man von allen dieſen eine Mittelzal heraus- nimmt, ſo erhaͤlt man in Anſehung der Oefnungen der Schlag- und Blutadern im Lichten ein Verhaͤltnis, wel- ches nicht viel von dem wie 4 zu 9 unterſchieden iſt. Vergleicht man die Saamenſchlagader mit den Blut- adern, die das Weinrebengeflechte (plexus pampinifor- mis) enthaͤlt, ſo iſt dieſelbe unglaublich viel enger. Un- ter den kleinſten Gefaͤſſen kann man ſo gleich beiderlei Ar- ten dererſelben vermittelſt der groͤſſern Dikke der Blut- adern von einander unterſcheiden. Die Staͤmmchen der Blutadern in der Aderhaut des Auges, welche man krau- ſe Gefaͤſſe des Stenons (vorticoſa vaſa) nennt, ſind un- gemein viel groͤſſer als die Schlagadern in den Fortſaͤz- zen des Regenbogens (arteriolae ciliares), ſo wie die Blutaͤderchen der Daͤrme um ein vieles ihre Nebenſchlag- adern an Groͤſſe uͤbertreffen. Man kann eine nuͤzliche Vergleichung zwiſchen dem Schlag- und Blutadernezze bey der von Cheſelden gegebenen Abbildung dererſelben anſtellen (x). Am deutlichſten kann man erkennen, wie die Schlagadern in Anſehung der Groͤſſe von den Blut- adern uͤbertroffen werden, wenn man ſie mit etwas fluͤſ- ſigen anfuͤllet, und ſie alsdenn unter dieſen Umſtaͤnden an einerley Orte im Koͤrper, z. E. an einem Darm, gegen einander vergleichet. Alsdenn pflegen die Schlagadern in der That beinahe zu verſchwinden, indem ſie von der Maſſe und Menge der Blutadern unterdruͤkket werden, und ihre rothe und lebhaftere Farbe von dem blauen der Blutader verdekket wird. §. 11. (x) Tab. 30. 6te Ausg. Anat. of. hum. hody. Q 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/305>, abgerufen am 26.04.2024.