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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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in den Schlagadern.
kann, weil sich ohne Zweifel die dikkern Theilchen an den
Kanal zu eigensinnig anhängen (g).

Da nun das Blut ein Bestreben hat, sich an die
Schlagadern anzuhängen, und sich in lebendigen und
gesunden Thieren demohngeachtet doch nicht daran an-
legt, so ist gar kein Zweifel, daß nicht diese Kraft von
einer Gegenkraft aufgehoben werden sollte, dieselbe wie-
der aufhebt, und folglich einen Theil von der fortrük-
kenden Bewegung des Bluts vertilgt und zu nichte macht.

§. 28.
Folglich ist die Geschwindigkeit kleiner, mit der
das Blut durch die kleinsten Schlag-
adern läuft.
Das Maas dieser Abname.

Vermöge dieser und andrer Ursachen, wenn ja einige
meiner Erforschungsbegierde in der That entwischt sind,
pflegt man gemeiniglich darinnen übereinzukommen, daß
das Blut in den kleinsten Gefässen weniger schnell, als
in den Stämmen herumgefüret werde: und daß die Ge-
schwindigkeit überhaupt in den kleinsten Gefässen um de-
sto geringer sei, je kleiner ein jedes Schlagäderchen an
sich und je weiter es vom Herzen entfernt ist. So erin-
nerte vormals Johann Swammerdam (h), der
vielleicht der erste geschikkte Beobachter der Natur zu
heissen verdient, daß sich das Blut in den haarfeinen Ge-
fässen nur träge bewege; es fand aber auch Anton von
Heide (i) vermittelst seiner Versuche, daß das Blut in
den haarfeinen Gefässen ehe zu stokken anfinge, als in
den Aderstämmen. Es ist ferner nicht gar zu lange her,

daß
(g) [Spaltenumbruch] Einen änlichen Versuch be-
schreibt Stephan Hales in der
Haemastat S. 150.
(h) [Spaltenumbruch] Jm Coroll. zur Streitschrift
de respiratione.
(i) Exp. 8.
v. Hall. Phis. II. Th. U

in den Schlagadern.
kann, weil ſich ohne Zweifel die dikkern Theilchen an den
Kanal zu eigenſinnig anhaͤngen (g).

Da nun das Blut ein Beſtreben hat, ſich an die
Schlagadern anzuhaͤngen, und ſich in lebendigen und
geſunden Thieren demohngeachtet doch nicht daran an-
legt, ſo iſt gar kein Zweifel, daß nicht dieſe Kraft von
einer Gegenkraft aufgehoben werden ſollte, dieſelbe wie-
der aufhebt, und folglich einen Theil von der fortruͤk-
kenden Bewegung des Bluts vertilgt und zu nichte macht.

§. 28.
Folglich iſt die Geſchwindigkeit kleiner, mit der
das Blut durch die kleinſten Schlag-
adern laͤuft.
Das Maas dieſer Abname.

Vermoͤge dieſer und andrer Urſachen, wenn ja einige
meiner Erforſchungsbegierde in der That entwiſcht ſind,
pflegt man gemeiniglich darinnen uͤbereinzukommen, daß
das Blut in den kleinſten Gefaͤſſen weniger ſchnell, als
in den Staͤmmen herumgefuͤret werde: und daß die Ge-
ſchwindigkeit uͤberhaupt in den kleinſten Gefaͤſſen um de-
ſto geringer ſei, je kleiner ein jedes Schlagaͤderchen an
ſich und je weiter es vom Herzen entfernt iſt. So erin-
nerte vormals Johann Swammerdam (h), der
vielleicht der erſte geſchikkte Beobachter der Natur zu
heiſſen verdient, daß ſich das Blut in den haarfeinen Ge-
faͤſſen nur traͤge bewege; es fand aber auch Anton von
Heide (i) vermittelſt ſeiner Verſuche, daß das Blut in
den haarfeinen Gefaͤſſen ehe zu ſtokken anfinge, als in
den Aderſtaͤmmen. Es iſt ferner nicht gar zu lange her,

daß
(g) [Spaltenumbruch] Einen aͤnlichen Verſuch be-
ſchreibt Stephan Hales in der
Haemaſtat S. 150.
(h) [Spaltenumbruch] Jm Coroll. zur Streitſchrift
de reſpiratione.
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[305/0325] in den Schlagadern. kann, weil ſich ohne Zweifel die dikkern Theilchen an den Kanal zu eigenſinnig anhaͤngen (g). Da nun das Blut ein Beſtreben hat, ſich an die Schlagadern anzuhaͤngen, und ſich in lebendigen und geſunden Thieren demohngeachtet doch nicht daran an- legt, ſo iſt gar kein Zweifel, daß nicht dieſe Kraft von einer Gegenkraft aufgehoben werden ſollte, dieſelbe wie- der aufhebt, und folglich einen Theil von der fortruͤk- kenden Bewegung des Bluts vertilgt und zu nichte macht. §. 28. Folglich iſt die Geſchwindigkeit kleiner, mit der das Blut durch die kleinſten Schlag- adern laͤuft. Das Maas dieſer Abname. Vermoͤge dieſer und andrer Urſachen, wenn ja einige meiner Erforſchungsbegierde in der That entwiſcht ſind, pflegt man gemeiniglich darinnen uͤbereinzukommen, daß das Blut in den kleinſten Gefaͤſſen weniger ſchnell, als in den Staͤmmen herumgefuͤret werde: und daß die Ge- ſchwindigkeit uͤberhaupt in den kleinſten Gefaͤſſen um de- ſto geringer ſei, je kleiner ein jedes Schlagaͤderchen an ſich und je weiter es vom Herzen entfernt iſt. So erin- nerte vormals Johann Swammerdam (h), der vielleicht der erſte geſchikkte Beobachter der Natur zu heiſſen verdient, daß ſich das Blut in den haarfeinen Ge- faͤſſen nur traͤge bewege; es fand aber auch Anton von Heide (i) vermittelſt ſeiner Verſuche, daß das Blut in den haarfeinen Gefaͤſſen ehe zu ſtokken anfinge, als in den Aderſtaͤmmen. Es iſt ferner nicht gar zu lange her, daß (g) Einen aͤnlichen Verſuch be- ſchreibt Stephan Hales in der Haemaſtat S. 150. (h) Jm Coroll. zur Streitſchrift de reſpiratione. (i) Exp. 8. v. Hall. Phiſ. II. Th. U

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/325>, abgerufen am 26.04.2024.