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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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des Blutes, durch die Schlagadern.
vierte, in der Furche der Ellbogenröhre befindliche Säule
nach 21 Terzen schlagen. Folglich kömmt der ganze
Unterscheid der Zeiten, da die erste, zwote und dritte
Säule auf die Wand einer Schlagader trifft, auf drei
Terzen, oder auf den zwanzigsten Theil einer Sekunde an,
und wenn man auf eine Minute 80 Pulsschläge rech-
nen will, so wird der Unterscheid so gros seyn, als der
fünf und zwanzigste Theil eines Pulsschlages, wel-
ches so wenig beträgt, daß die Seele diesen Unterscheid
unmerklich findet (i), oder es ist wenigstens was Selt-
nes, wenn Josias Weitbrecht (k) bemerkt, daß zu
verschiedenen Zeiten die Halsschlagader, zu andrer Zeit
die Schlagader der Handwurzel klopfen soll, so wie ich
selbst wargenommen zu haben glaube, daß bisweilen ein
undeutliches Aufeinanderfolgen der Schläge am Herzen
und an der Handwurzel statt finde. Gemeiniglich läst
sich hier aber keine Zeitfolge unterscheiden, und es schei-
nen zugleich am ganzen Körper alle Schlagadern mit
einmal zu schlagen (l): und hierinnen stimmen einige,
die die Sache scharfsinniger untersucht haben, mit uns
völlig überein (m).

§. 10.
Jn wie fern diese Erweiterung den Puls
ausmacht.

Dieses wechselweise Klopfen (aufhüpfen, micatio)
der Schlagadern ist es, was die Aerzte den Pulsschlag
nennen; man versteht aber unter diesem Namen meren-
teils die Erweiterung einer Schlagader, doch mit der
Einschränkung, daß man auch die beiderlei eingebildete
Zeiten darunter begreift, welche sich zwischen der Zu-
sammenziehung und zwischen der Erweiterung gedenken

lassen,
(i) [Spaltenumbruch] 4. Buch.
(k) S. 317. Eben das merkt
auch J. B. Senac von der Knie-
kehlen-und Oberarmschlagader an.
(l) galenvs Admin. anat. L.
VII. c. 15. harvei Exerc. I. c.
3.
[Spaltenumbruch] und im Prooem. walaevs epist. I.
beim Bartholin S. 405. von der
Schlagader des Ohrs. duverney
de l'ouie
S. 202.
(m) schreiber Almagest. S.
258.
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des Blutes, durch die Schlagadern.
vierte, in der Furche der Ellbogenroͤhre befindliche Saͤule
nach 21 Terzen ſchlagen. Folglich koͤmmt der ganze
Unterſcheid der Zeiten, da die erſte, zwote und dritte
Saͤule auf die Wand einer Schlagader trifft, auf drei
Terzen, oder auf den zwanzigſten Theil einer Sekunde an,
und wenn man auf eine Minute 80 Pulsſchlaͤge rech-
nen will, ſo wird der Unterſcheid ſo gros ſeyn, als der
fuͤnf und zwanzigſte Theil eines Pulsſchlages, wel-
ches ſo wenig betraͤgt, daß die Seele dieſen Unterſcheid
unmerklich findet (i), oder es iſt wenigſtens was Selt-
nes, wenn Joſias Weitbrecht (k) bemerkt, daß zu
verſchiedenen Zeiten die Halsſchlagader, zu andrer Zeit
die Schlagader der Handwurzel klopfen ſoll, ſo wie ich
ſelbſt wargenommen zu haben glaube, daß bisweilen ein
undeutliches Aufeinanderfolgen der Schlaͤge am Herzen
und an der Handwurzel ſtatt finde. Gemeiniglich laͤſt
ſich hier aber keine Zeitfolge unterſcheiden, und es ſchei-
nen zugleich am ganzen Koͤrper alle Schlagadern mit
einmal zu ſchlagen (l): und hierinnen ſtimmen einige,
die die Sache ſcharfſinniger unterſucht haben, mit uns
voͤllig uͤberein (m).

§. 10.
Jn wie fern dieſe Erweiterung den Puls
ausmacht.

Dieſes wechſelweiſe Klopfen (aufhuͤpfen, micatio)
der Schlagadern iſt es, was die Aerzte den Pulsſchlag
nennen; man verſteht aber unter dieſem Namen meren-
teils die Erweiterung einer Schlagader, doch mit der
Einſchraͤnkung, daß man auch die beiderlei eingebildete
Zeiten darunter begreift, welche ſich zwiſchen der Zu-
ſammenziehung und zwiſchen der Erweiterung gedenken

laſſen,
(i) [Spaltenumbruch] 4. Buch.
(k) S. 317. Eben das merkt
auch J. B. Senac von der Knie-
kehlen-und Oberarmſchlagader an.
(l) galenvſ Admin. anat. L.
VII. c. 15. harvei Exerc. I. c.
3.
[Spaltenumbruch] und im Prooem. walaevſ epiſt. I.
beim Bartholin S. 405. von der
Schlagader des Ohrs. duverney
de l’ouie
S. 202.
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258.
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[391/0411] des Blutes, durch die Schlagadern. vierte, in der Furche der Ellbogenroͤhre befindliche Saͤule nach 21 Terzen ſchlagen. Folglich koͤmmt der ganze Unterſcheid der Zeiten, da die erſte, zwote und dritte Saͤule auf die Wand einer Schlagader trifft, auf drei Terzen, oder auf den zwanzigſten Theil einer Sekunde an, und wenn man auf eine Minute 80 Pulsſchlaͤge rech- nen will, ſo wird der Unterſcheid ſo gros ſeyn, als der fuͤnf und zwanzigſte Theil eines Pulsſchlages, wel- ches ſo wenig betraͤgt, daß die Seele dieſen Unterſcheid unmerklich findet (i), oder es iſt wenigſtens was Selt- nes, wenn Joſias Weitbrecht (k) bemerkt, daß zu verſchiedenen Zeiten die Halsſchlagader, zu andrer Zeit die Schlagader der Handwurzel klopfen ſoll, ſo wie ich ſelbſt wargenommen zu haben glaube, daß bisweilen ein undeutliches Aufeinanderfolgen der Schlaͤge am Herzen und an der Handwurzel ſtatt finde. Gemeiniglich laͤſt ſich hier aber keine Zeitfolge unterſcheiden, und es ſchei- nen zugleich am ganzen Koͤrper alle Schlagadern mit einmal zu ſchlagen (l): und hierinnen ſtimmen einige, die die Sache ſcharfſinniger unterſucht haben, mit uns voͤllig uͤberein (m). §. 10. Jn wie fern dieſe Erweiterung den Puls ausmacht. Dieſes wechſelweiſe Klopfen (aufhuͤpfen, micatio) der Schlagadern iſt es, was die Aerzte den Pulsſchlag nennen; man verſteht aber unter dieſem Namen meren- teils die Erweiterung einer Schlagader, doch mit der Einſchraͤnkung, daß man auch die beiderlei eingebildete Zeiten darunter begreift, welche ſich zwiſchen der Zu- ſammenziehung und zwiſchen der Erweiterung gedenken laſſen, (i) 4. Buch. (k) S. 317. Eben das merkt auch J. B. Senac von der Knie- kehlen-und Oberarmſchlagader an. (l) galenvſ Admin. anat. L. VII. c. 15. harvei Exerc. I. c. 3. und im Prooem. walaevſ epiſt. I. beim Bartholin S. 405. von der Schlagader des Ohrs. duverney de l’ouie S. 202. (m) ſchreiber Almageſt. S. 258. B b 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/411>, abgerufen am 26.04.2024.