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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Die Lebenssäfte.
menhange stehen, um auch ein Oel von demselben wieder
aufzunehmen, als die Flieswassergefässe zu thun pflegen.
Ferner so ist in der Milch der so bekannte butterhafte
Theil, ein wirkliches Oel. Jndessen hat die Milch im
Menschen mehr als einen Ort, oder sie ist von mehr
als einerlei Art. Man findet nämlich ausser der Brü-
stenmilch in beiderlei Geschlechtern, auch einen ganz
änlichen und sehr weissen Saft in der Gebärmutter, und
es erfüllt dieser bei noch zarten Mädchen, auch schon
vor ihrer Geburt, die Hölung ihres zarten Eingeweides.
Aber auch in der Brustdrüse trift man eine salzwäßrige
Milch, so wie in den Vorsteherdrüsen an, die in so
fern beide mit dem Flieswasser verwant sind, daß in ihr
von zugegoßnem starken Weingeiste Fäden entstehen.

Jm Vorbeigehen will ich noch die elektrische Mate-
rie berüren, indem selbige von einer feurigen Natur ist,
in Körpern, die verbrennliche Stoffe hegen, häufig zu-
gegen ist, von Körpern mit einem Geruche ausfärt, und
folglich ihren Sizz im Oele hat, als welches allein einen
Geruch besizzet, und besonders denjenigen Geruch, den
der elektrische Stral von sich gibt.

§. 7.
Die gemischten Säfte.

Es gehören in der That verschiedne, von den bisher
genannten Säften, vielmehr unter diese Nummer, in-
dem sich in keinem derselben ein einzelner und reiner
Grundstoff befindet. Ferner sind viele darunter, aus
mehr, als einer Flüßigkeit zusammengesezzt, die vorher
an ihrem besondern Orte abgesondert war, und nachher
von der Natur vermischt werden, wenn sie selbige an-
fänglich rein hervorgebracht. So besteht der Manns-
saamen aus einem richenden Schleime der Hoden und
der Vorstehermilch. So vermischt sich im Schweisse
die ölige Hautschmier, und der Talg der Bläschen, mit

dem
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Die Lebensſaͤfte.
menhange ſtehen, um auch ein Oel von demſelben wieder
aufzunehmen, als die Flieswaſſergefaͤſſe zu thun pflegen.
Ferner ſo iſt in der Milch der ſo bekannte butterhafte
Theil, ein wirkliches Oel. Jndeſſen hat die Milch im
Menſchen mehr als einen Ort, oder ſie iſt von mehr
als einerlei Art. Man findet naͤmlich auſſer der Bruͤ-
ſtenmilch in beiderlei Geſchlechtern, auch einen ganz
aͤnlichen und ſehr weiſſen Saft in der Gebaͤrmutter, und
es erfuͤllt dieſer bei noch zarten Maͤdchen, auch ſchon
vor ihrer Geburt, die Hoͤlung ihres zarten Eingeweides.
Aber auch in der Bruſtdruͤſe trift man eine ſalzwaͤßrige
Milch, ſo wie in den Vorſteherdruͤſen an, die in ſo
fern beide mit dem Flieswaſſer verwant ſind, daß in ihr
von zugegoßnem ſtarken Weingeiſte Faͤden entſtehen.

Jm Vorbeigehen will ich noch die elektriſche Mate-
rie beruͤren, indem ſelbige von einer feurigen Natur iſt,
in Koͤrpern, die verbrennliche Stoffe hegen, haͤufig zu-
gegen iſt, von Koͤrpern mit einem Geruche ausfaͤrt, und
folglich ihren Sizz im Oele hat, als welches allein einen
Geruch beſizzet, und beſonders denjenigen Geruch, den
der elektriſche Stral von ſich gibt.

§. 7.
Die gemiſchten Saͤfte.

Es gehoͤren in der That verſchiedne, von den bisher
genannten Saͤften, vielmehr unter dieſe Nummer, in-
dem ſich in keinem derſelben ein einzelner und reiner
Grundſtoff befindet. Ferner ſind viele darunter, aus
mehr, als einer Fluͤßigkeit zuſammengeſezzt, die vorher
an ihrem beſondern Orte abgeſondert war, und nachher
von der Natur vermiſcht werden, wenn ſie ſelbige an-
faͤnglich rein hervorgebracht. So beſteht der Manns-
ſaamen aus einem richenden Schleime der Hoden und
der Vorſtehermilch. So vermiſcht ſich im Schweiſſe
die oͤlige Hautſchmier, und der Talg der Blaͤschen, mit

dem
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[595/0615] Die Lebensſaͤfte. menhange ſtehen, um auch ein Oel von demſelben wieder aufzunehmen, als die Flieswaſſergefaͤſſe zu thun pflegen. Ferner ſo iſt in der Milch der ſo bekannte butterhafte Theil, ein wirkliches Oel. Jndeſſen hat die Milch im Menſchen mehr als einen Ort, oder ſie iſt von mehr als einerlei Art. Man findet naͤmlich auſſer der Bruͤ- ſtenmilch in beiderlei Geſchlechtern, auch einen ganz aͤnlichen und ſehr weiſſen Saft in der Gebaͤrmutter, und es erfuͤllt dieſer bei noch zarten Maͤdchen, auch ſchon vor ihrer Geburt, die Hoͤlung ihres zarten Eingeweides. Aber auch in der Bruſtdruͤſe trift man eine ſalzwaͤßrige Milch, ſo wie in den Vorſteherdruͤſen an, die in ſo fern beide mit dem Flieswaſſer verwant ſind, daß in ihr von zugegoßnem ſtarken Weingeiſte Faͤden entſtehen. Jm Vorbeigehen will ich noch die elektriſche Mate- rie beruͤren, indem ſelbige von einer feurigen Natur iſt, in Koͤrpern, die verbrennliche Stoffe hegen, haͤufig zu- gegen iſt, von Koͤrpern mit einem Geruche ausfaͤrt, und folglich ihren Sizz im Oele hat, als welches allein einen Geruch beſizzet, und beſonders denjenigen Geruch, den der elektriſche Stral von ſich gibt. §. 7. Die gemiſchten Saͤfte. Es gehoͤren in der That verſchiedne, von den bisher genannten Saͤften, vielmehr unter dieſe Nummer, in- dem ſich in keinem derſelben ein einzelner und reiner Grundſtoff befindet. Ferner ſind viele darunter, aus mehr, als einer Fluͤßigkeit zuſammengeſezzt, die vorher an ihrem beſondern Orte abgeſondert war, und nachher von der Natur vermiſcht werden, wenn ſie ſelbige an- faͤnglich rein hervorgebracht. So beſteht der Manns- ſaamen aus einem richenden Schleime der Hoden und der Vorſtehermilch. So vermiſcht ſich im Schweiſſe die oͤlige Hautſchmier, und der Talg der Blaͤschen, mit dem P p 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/615>, abgerufen am 26.04.2024.