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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
dem Gehirne zu geschrieben, es erhebt die Sinus der
harten Gehirnhaut (m), und nöthigt das ganze Ein-
geweide aufzuschwellen. Davon entsteht ein Schwindel,
ein Klopfen der Blutadern am Oberarme, und Halse (n),
und die Furcht vor dem Schlage.

§. 28.
Die Nothwendigkeit, von neuem einzuatmen.

Nunmehr bleibt bei dieser Nothwendigkeit keine Dun-
kelheit übrig. Es ist demnach nothwendig, daß sich
nach dem Ausatmen die Lunge ausdehne, damit das
Blut vom rechten Herzen (o), den Weg nach diesem
Eingeweide finden könne. Es mus auch das Schwellen
des Gehirns, und den von allen Seiten aus dem Kör-
per ankommenden Rükkflus des Blutes aufheben, damit
die Blutadern aller Orten ausgeleert, und flacher wer-
den (o*). Folglich treibet diese Nothwendigkeit den
Willen an, daß sich die Kräfte des Einatmens entwik-
keln mögen, und da der Seele diese Dinge schon vorher
aus der Erfahrung bekannt sind, so strengt diese die ge-
dachten Kräfte schon bei Zeiten an, bevor die Beklem-
mung entstehen kann. Daß hier der Wille im Unter-
nehmen des Einatmens seine Gegenwart behaupte, da-
von wird man augenscheinlich in der Engbrüstigkeit, die-
ser so mühsamen, langwierigen, und mit einer sehr gros-
sen Ausdehnung des Halses, Kopses, und der Einat-
mungskräfte verbundnen Bestrebung des Einatmens,
überzeugt, welche sehr oft mit Herzgewächsen (polypus) (p),
mit Lungenknoten (q) vereinigt ist.

Nach
(m) [Spaltenumbruch] Ebendas.
(n) Hist. de l' Acad. 1704. S. 160.
(o) Vergl. WHYTT. ang Ort.
S. 178. 179. FANTON. S. 339.
(o*) 6 Buch. SAVVAG. angef.
Ort. S. 32.
(p) Act. Soc. Med. Budiss. S. 39.
[Spaltenumbruch] becket obs. 25. Hist. de l' Acad.
1704. S. 160. barrere obs. anat.
Neue Ausgab. S. 102. u. f. grae-
vivs
beim hoffm. de gen. mort.
in morb.
u. f.
(q) GIBSON on horses. S.
243. SALMVTH. L. I. obs. 7.

Das Atemholen. VIII. Buch.
dem Gehirne zu geſchrieben, es erhebt die Sinus der
harten Gehirnhaut (m), und noͤthigt das ganze Ein-
geweide aufzuſchwellen. Davon entſteht ein Schwindel,
ein Klopfen der Blutadern am Oberarme, und Halſe (n),
und die Furcht vor dem Schlage.

§. 28.
Die Nothwendigkeit, von neuem einzuatmen.

Nunmehr bleibt bei dieſer Nothwendigkeit keine Dun-
kelheit uͤbrig. Es iſt demnach nothwendig, daß ſich
nach dem Ausatmen die Lunge ausdehne, damit das
Blut vom rechten Herzen (o), den Weg nach dieſem
Eingeweide finden koͤnne. Es mus auch das Schwellen
des Gehirns, und den von allen Seiten aus dem Koͤr-
per ankommenden Ruͤkkflus des Blutes aufheben, damit
die Blutadern aller Orten ausgeleert, und flacher wer-
den (o*). Folglich treibet dieſe Nothwendigkeit den
Willen an, daß ſich die Kraͤfte des Einatmens entwik-
keln moͤgen, und da der Seele dieſe Dinge ſchon vorher
aus der Erfahrung bekannt ſind, ſo ſtrengt dieſe die ge-
dachten Kraͤfte ſchon bei Zeiten an, bevor die Beklem-
mung entſtehen kann. Daß hier der Wille im Unter-
nehmen des Einatmens ſeine Gegenwart behaupte, da-
von wird man augenſcheinlich in der Engbruͤſtigkeit, die-
ſer ſo muͤhſamen, langwierigen, und mit einer ſehr groſ-
ſen Ausdehnung des Halſes, Kopſes, und der Einat-
mungskraͤfte verbundnen Beſtrebung des Einatmens,
uͤberzeugt, welche ſehr oft mit Herzgewaͤchſen (polypus) (p),
mit Lungenknoten (q) vereinigt iſt.

Nach
(m) [Spaltenumbruch] Ebendaſ.
(n) Hiſt. de l’ Acad. 1704. S. 160.
(o) Vergl. WHYTT. ang Ort.
S. 178. 179. FANTON. S. 339.
(o*) 6 Buch. SAVVAG. angef.
Ort. S. 32.
(p) Act. Soc. Med. Budiſſ. S. 39.
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vivſ
beim hoffm. de gen. mort.
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[450/0456] Das Atemholen. VIII. Buch. dem Gehirne zu geſchrieben, es erhebt die Sinus der harten Gehirnhaut (m), und noͤthigt das ganze Ein- geweide aufzuſchwellen. Davon entſteht ein Schwindel, ein Klopfen der Blutadern am Oberarme, und Halſe (n), und die Furcht vor dem Schlage. §. 28. Die Nothwendigkeit, von neuem einzuatmen. Nunmehr bleibt bei dieſer Nothwendigkeit keine Dun- kelheit uͤbrig. Es iſt demnach nothwendig, daß ſich nach dem Ausatmen die Lunge ausdehne, damit das Blut vom rechten Herzen (o), den Weg nach dieſem Eingeweide finden koͤnne. Es mus auch das Schwellen des Gehirns, und den von allen Seiten aus dem Koͤr- per ankommenden Ruͤkkflus des Blutes aufheben, damit die Blutadern aller Orten ausgeleert, und flacher wer- den (o*). Folglich treibet dieſe Nothwendigkeit den Willen an, daß ſich die Kraͤfte des Einatmens entwik- keln moͤgen, und da der Seele dieſe Dinge ſchon vorher aus der Erfahrung bekannt ſind, ſo ſtrengt dieſe die ge- dachten Kraͤfte ſchon bei Zeiten an, bevor die Beklem- mung entſtehen kann. Daß hier der Wille im Unter- nehmen des Einatmens ſeine Gegenwart behaupte, da- von wird man augenſcheinlich in der Engbruͤſtigkeit, die- ſer ſo muͤhſamen, langwierigen, und mit einer ſehr groſ- ſen Ausdehnung des Halſes, Kopſes, und der Einat- mungskraͤfte verbundnen Beſtrebung des Einatmens, uͤberzeugt, welche ſehr oft mit Herzgewaͤchſen (polypus) (p), mit Lungenknoten (q) vereinigt iſt. Nach (m) Ebendaſ. (n) Hiſt. de l’ Acad. 1704. S. 160. (o) Vergl. WHYTT. ang Ort. S. 178. 179. FANTON. S. 339. (o*) 6 Buch. SAVVAG. angef. Ort. S. 32. (p) Act. Soc. Med. Budiſſ. S. 39. becket obſ. 25. Hiſt. de l’ Acad. 1704. S. 160. barrere obſ. anat. Neue Ausgab. S. 102. u. f. grae- vivſ beim hoffm. de gen. mort. in morb. u. f. (q) GIBSON on horſes. S. 243. SALMVTH. L. I. obſ. 7.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/456>, abgerufen am 26.04.2024.