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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Vom Gehirne und Nerven. X. Buch.
Haupttheil des Nervensystems, und die Fische ebenfals [Spaltenumbruch] (u).
Jn diesen Geschöpfen von langem Leibe und kleinem
Kopfe, ist das Gehirn kaum um einige Knoten größer,
als das Rükkenmark, und es läßt sich in diesem Falle
die Meinung des Praxagoras (x) und des Plistoni-
kus
entschuldigen, wenn ihnen das Gehirn nur als ein
Anhängsel des Rükkenmarks vorgekommen ist. Doch
es ist auch das Gehirn in dem Schlangengeschlechte an
sich nur klein (y).

Dieienigen Thiere hingegen, welche einen größern
Kopf haben, bei diesen übertrift in der That das Gehirn,
die Größe des Rükkenmarkes, nach eben solchen Ver-
hältnisse, welches besonders von den Vögeln (z), und
den Vierfüßigen vom warmen Blute gilt. Bei diesen,
sonderlich aber bei den Vögeln, und am meisten im
Menschen, ist das Nükkenmark nur ein kleiner Anhang
zum Gehirne (a), indem dieses Rükkenmark außerdem
nicht die ganze Länge des Rükkens hinabläuft (b), son-
dern sich bei dem ersten (c), oder zweeten (d) Lenden-

wirbel
(u) STENON. myolog. spec.
S. 108. daß es gleich breit sey, und
mehr Nerven als das Gehirn habe.
(x) Beim GALEN. util. part.
L. VIII. cap.
12.
(y) Jn der Schildkröte, CAL-
DES.
S. 75.
(z) Das Rükkenmark der Vögel
ist kleiner, ARLET a. O. S. 71.
besonders bei den Fischen von war-
men Blut, die keine würkliche Glie-
der haben. Eben der, an eben
dem Ort.
(a) Beim RVFO heißt es eine
Ergießung des Gehirns, appell.
T.
2. S. 54.
(b) Jch glaube, daß das Mark
längst dem ganzen Rükken laufe,
bei den Vierfüßigen, nach des
BLASII vom Hunde, Schwein und
Schaf hergenommenen Kupfern.
[Spaltenumbruch] Daher sind erstlich kommen die
fehlerhafte Kupfer des WILLIS,
wenn man sie auf den Menschen
vergleichen will; noch fehlerhaster
sind des PETRVS BERRETINI,
welcher dem Rükken eines Men-
schen so lang als er ist, ein Rükken-
mark zuschreibt, tab. 14.
(c) Nicht allzuwol von dem sech-
sten Brustwirbel, VESAL. S. 526.
534. BARTHOLIN S. 479. oder
von dem siebenten DIEMERBROEK
anat.
S. 358.
(d) WINSLOW n. 124. HVBER
in fascic. 1. n. 14. Eph. Nat. Cur.
Dec. 2. ann.
2. S. 158. EVSTACH.
a. O. VIEVSSENS tab. 20. f. 2. 3.
LAVRENT.
a. O. HENNING
ARNISAEVS de partu.
S. 256.
P. BERRETIN tab. 25. CARPVS
S. 496. a. b. da er sagt, daß es
nicht

Vom Gehirne und Nerven. X. Buch.
Haupttheil des Nervenſyſtems, und die Fiſche ebenfals [Spaltenumbruch] (u).
Jn dieſen Geſchoͤpfen von langem Leibe und kleinem
Kopfe, iſt das Gehirn kaum um einige Knoten groͤßer,
als das Ruͤkkenmark, und es laͤßt ſich in dieſem Falle
die Meinung des Praxagoras (x) und des Pliſtoni-
kus
entſchuldigen, wenn ihnen das Gehirn nur als ein
Anhaͤngſel des Ruͤkkenmarks vorgekommen iſt. Doch
es iſt auch das Gehirn in dem Schlangengeſchlechte an
ſich nur klein (y).

Dieienigen Thiere hingegen, welche einen groͤßern
Kopf haben, bei dieſen uͤbertrift in der That das Gehirn,
die Groͤße des Ruͤkkenmarkes, nach eben ſolchen Ver-
haͤltniſſe, welches beſonders von den Voͤgeln (z), und
den Vierfuͤßigen vom warmen Blute gilt. Bei dieſen,
ſonderlich aber bei den Voͤgeln, und am meiſten im
Menſchen, iſt das Nuͤkkenmark nur ein kleiner Anhang
zum Gehirne (a), indem dieſes Ruͤkkenmark außerdem
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dern ſich bei dem erſten (c), oder zweeten (d) Lenden-

wirbel
(u) STENON. myolog. ſpec.
S. 108. daß es gleich breit ſey, und
mehr Nerven als das Gehirn habe.
(x) Beim GALEN. util. part.
L. VIII. cap.
12.
(y) Jn der Schildkroͤte, CAL-
DES.
S. 75.
(z) Das Ruͤkkenmark der Voͤgel
iſt kleiner, ARLET a. O. S. 71.
beſonders bei den Fiſchen von war-
men Blut, die keine wuͤrkliche Glie-
der haben. Eben der, an eben
dem Ort.
(a) Beim RVFO heißt es eine
Ergießung des Gehirns, appell.
T.
2. S. 54.
(b) Jch glaube, daß das Mark
laͤngſt dem ganzen Ruͤkken laufe,
bei den Vierfuͤßigen, nach des
BLASII vom Hunde, Schwein und
Schaf hergenommenen Kupfern.
[Spaltenumbruch] Daher ſind erſtlich kommen die
fehlerhafte Kupfer des WILLIS,
wenn man ſie auf den Menſchen
vergleichen will; noch fehlerhaſter
ſind des PETRVS BERRETINI,
welcher dem Ruͤkken eines Men-
ſchen ſo lang als er iſt, ein Ruͤkken-
mark zuſchreibt, tab. 14.
(c) Nicht allzuwol von dem ſech-
ſten Bruſtwirbel, VESAL. S. 526.
534. BARTHOLIN S. 479. oder
von dem ſiebenten DIEMERBROEK
anat.
S. 358.
(d) WINSLOW n. 124. HVBER
in faſcic. 1. n. 14. Eph. Nat. Cur.
Dec. 2. ann.
2. S. 158. EVSTACH.
a. O. VIEVSSENS tab. 20. f. 2. 3.
LAVRENT.
a. O. HENNING
ARNISAEVS de partu.
S. 256.
P. BERRETIN tab. 25. CARPVS
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[124/0160] Vom Gehirne und Nerven. X. Buch. Haupttheil des Nervenſyſtems, und die Fiſche ebenfals (u). Jn dieſen Geſchoͤpfen von langem Leibe und kleinem Kopfe, iſt das Gehirn kaum um einige Knoten groͤßer, als das Ruͤkkenmark, und es laͤßt ſich in dieſem Falle die Meinung des Praxagoras (x) und des Pliſtoni- kus entſchuldigen, wenn ihnen das Gehirn nur als ein Anhaͤngſel des Ruͤkkenmarks vorgekommen iſt. Doch es iſt auch das Gehirn in dem Schlangengeſchlechte an ſich nur klein (y). Dieienigen Thiere hingegen, welche einen groͤßern Kopf haben, bei dieſen uͤbertrift in der That das Gehirn, die Groͤße des Ruͤkkenmarkes, nach eben ſolchen Ver- haͤltniſſe, welches beſonders von den Voͤgeln (z), und den Vierfuͤßigen vom warmen Blute gilt. Bei dieſen, ſonderlich aber bei den Voͤgeln, und am meiſten im Menſchen, iſt das Nuͤkkenmark nur ein kleiner Anhang zum Gehirne (a), indem dieſes Ruͤkkenmark außerdem nicht die ganze Laͤnge des Ruͤkkens hinablaͤuft (b), ſon- dern ſich bei dem erſten (c), oder zweeten (d) Lenden- wirbel (u) STENON. myolog. ſpec. S. 108. daß es gleich breit ſey, und mehr Nerven als das Gehirn habe. (x) Beim GALEN. util. part. L. VIII. cap. 12. (y) Jn der Schildkroͤte, CAL- DES. S. 75. (z) Das Ruͤkkenmark der Voͤgel iſt kleiner, ARLET a. O. S. 71. beſonders bei den Fiſchen von war- men Blut, die keine wuͤrkliche Glie- der haben. Eben der, an eben dem Ort. (a) Beim RVFO heißt es eine Ergießung des Gehirns, appell. T. 2. S. 54. (b) Jch glaube, daß das Mark laͤngſt dem ganzen Ruͤkken laufe, bei den Vierfuͤßigen, nach des BLASII vom Hunde, Schwein und Schaf hergenommenen Kupfern. Daher ſind erſtlich kommen die fehlerhafte Kupfer des WILLIS, wenn man ſie auf den Menſchen vergleichen will; noch fehlerhaſter ſind des PETRVS BERRETINI, welcher dem Ruͤkken eines Men- ſchen ſo lang als er iſt, ein Ruͤkken- mark zuſchreibt, tab. 14. (c) Nicht allzuwol von dem ſech- ſten Bruſtwirbel, VESAL. S. 526. 534. BARTHOLIN S. 479. oder von dem ſiebenten DIEMERBROEK anat. S. 358. (d) WINSLOW n. 124. HVBER in faſcic. 1. n. 14. Eph. Nat. Cur. Dec. 2. ann. 2. S. 158. EVSTACH. a. O. VIEVSSENS tab. 20. f. 2. 3. LAVRENT. a. O. HENNING ARNISAEVS de partu. S. 256. P. BERRETIN tab. 25. CARPVS S. 496. a. b. da er ſagt, daß es nicht

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/160>, abgerufen am 26.04.2024.