Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Schlaf. XVII. Buch.
§. 11.
Jn welchen Stükken die Ursache des Schlafes
übereinkommen.

Wenn man dieses alles mit einander vergleicht, so
kömmt man der Ursache des Schlafes um etwas näher.

Es rührt selbige entweder von der sehr geminderten
(a), oder sehr vermehrten Bewegung des Blutes nach dem
Gehirn her (b), wobei es ausserdem keinen leichten Um-
lauf hat, wie man an den Nachtwachen sieht, die von
warmen dünnen Getränke verursacht werden, welches sich
leicht unter das Blut mischt (c).

Der Schlaf entsteht auch, wenn alle äusserliche (d),
oder innerliche Bewegung (e) gehemmt wird, so daß auch
die Peristaltische Bewegung träge wird (f), und dieses
ist eine Ursache mit, warum das Opium einschläfert.

Jch habe untersucht, was diese Ursachen, welche ein-
ander so widrig zu sein scheinen, mit einander gemein ha-
ben. Es scheint mir dieses, die etwas gezwungne Bewe-
gung der Nervengeister im Gehirn zu sein (g), es sei nun,
daß solches von dem Mangel dieser Geister, wie nach der
Arbeit (h), oder nach der geminderten Geschwindigkeit
derselben (i) erfolge, oder es mag das Gehirn etwa ge-
drükkt werden; sonderlich aber erfolgt der Schlaf von ei-
ner langsamen (k), und nach und nach angehäuften Ursache,
weil ein geschwindes Drükken den Tod hervorbringt.

Dahingegen stellet sich das Wachen wieder ein, wenn
die Geister ihre Bewegung, durch Reizze (l), durch ihre
frische Ergänzung (m), und durch ein Gehirn wieder be-
kommen, daß von allem unnatürlichen Drukke frei wird.

Bei
(a) [Spaltenumbruch] pag. 602.
(b) pag. 603. seqq.
(c) pag. 616.
(d) pag. 602.
(e) ibidem.
(f) pag. 615.
(g) [Spaltenumbruch] GORTER Exerc. V. pag.
27. 34.
(h) L. XI. p. 562.
(i) p. 602.
(k) pag. 613 614.
(l) 615. 616.
(m) Von Speise; vom Gewürze.
Der Schlaf. XVII. Buch.
§. 11.
Jn welchen Stuͤkken die Urſache des Schlafes
uͤbereinkommen.

Wenn man dieſes alles mit einander vergleicht, ſo
koͤmmt man der Urſache des Schlafes um etwas naͤher.

Es ruͤhrt ſelbige entweder von der ſehr geminderten
(a), oder ſehr vermehrten Bewegung des Blutes nach dem
Gehirn her (b), wobei es auſſerdem keinen leichten Um-
lauf hat, wie man an den Nachtwachen ſieht, die von
warmen duͤnnen Getraͤnke verurſacht werden, welches ſich
leicht unter das Blut miſcht (c).

Der Schlaf entſteht auch, wenn alle aͤuſſerliche (d),
oder innerliche Bewegung (e) gehemmt wird, ſo daß auch
die Periſtaltiſche Bewegung traͤge wird (f), und dieſes
iſt eine Urſache mit, warum das Opium einſchlaͤfert.

Jch habe unterſucht, was dieſe Urſachen, welche ein-
ander ſo widrig zu ſein ſcheinen, mit einander gemein ha-
ben. Es ſcheint mir dieſes, die etwas gezwungne Bewe-
gung der Nervengeiſter im Gehirn zu ſein (g), es ſei nun,
daß ſolches von dem Mangel dieſer Geiſter, wie nach der
Arbeit (h), oder nach der geminderten Geſchwindigkeit
derſelben (i) erfolge, oder es mag das Gehirn etwa ge-
druͤkkt werden; ſonderlich aber erfolgt der Schlaf von ei-
ner langſamen (k), und nach und nach angehaͤuften Urſache,
weil ein geſchwindes Druͤkken den Tod hervorbringt.

Dahingegen ſtellet ſich das Wachen wieder ein, wenn
die Geiſter ihre Bewegung, durch Reizze (l), durch ihre
friſche Ergaͤnzung (m), und durch ein Gehirn wieder be-
kommen, daß von allem unnatuͤrlichen Drukke frei wird.

Bei
(a) [Spaltenumbruch] pag. 602.
(b) pag. 603. ſeqq.
(c) pag. 616.
(d) pag. 602.
(e) ibidem.
(f) pag. 615.
(g) [Spaltenumbruch] GORTER Exerc. V. pag.
27. 34.
(h) L. XI. p. 562.
(i) p. 602.
(k) pag. 613 614.
(l) 615. 616.
(m) Von Speiſe; vom Gewuͤrze.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1188" n="1170"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Schlaf. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.<lb/>
Jn welchen Stu&#x0364;kken die Ur&#x017F;ache des Schlafes<lb/>
u&#x0364;bereinkommen.</head><lb/>
            <p>Wenn man die&#x017F;es alles mit einander vergleicht, &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;mmt man der Ur&#x017F;ache des Schlafes um etwas na&#x0364;her.</p><lb/>
            <p>Es ru&#x0364;hrt &#x017F;elbige entweder von der &#x017F;ehr geminderten<lb/><note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 602.</note>, oder &#x017F;ehr vermehrten Bewegung des Blutes nach dem<lb/>
Gehirn her <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">pag. 603. &#x017F;eqq.</hi></note>, wobei es au&#x017F;&#x017F;erdem keinen leichten Um-<lb/>
lauf hat, wie man an den Nachtwachen &#x017F;ieht, die von<lb/>
warmen du&#x0364;nnen Getra&#x0364;nke verur&#x017F;acht werden, welches &#x017F;ich<lb/>
leicht unter das Blut mi&#x017F;cht <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 616.</note>.</p><lb/>
            <p>Der Schlaf ent&#x017F;teht auch, wenn alle a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 602.</note>,<lb/>
oder innerliche Bewegung <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">ibidem.</hi></note> gehemmt wird, &#x017F;o daß auch<lb/>
die Peri&#x017F;talti&#x017F;che Bewegung tra&#x0364;ge wird <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 615.</note>, und die&#x017F;es<lb/>
i&#x017F;t eine Ur&#x017F;ache mit, warum das Opium ein&#x017F;chla&#x0364;fert.</p><lb/>
            <p>Jch habe unter&#x017F;ucht, was die&#x017F;e Ur&#x017F;achen, welche ein-<lb/>
ander &#x017F;o widrig zu &#x017F;ein &#x017F;cheinen, mit einander gemein ha-<lb/>
ben. Es &#x017F;cheint mir die&#x017F;es, die etwas gezwungne Bewe-<lb/>
gung der Nervengei&#x017F;ter im Gehirn zu &#x017F;ein <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">GORTER Exerc. V. pag.</hi><lb/>
27. 34.</note>, es &#x017F;ei nun,<lb/>
daß &#x017F;olches von dem Mangel die&#x017F;er Gei&#x017F;ter, wie nach der<lb/>
Arbeit <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">L. XI. p.</hi> 562.</note>, oder nach der geminderten Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
der&#x017F;elben <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 602.</note> erfolge, oder es mag das Gehirn etwa ge-<lb/>
dru&#x0364;kkt werden; &#x017F;onderlich aber erfolgt der Schlaf von ei-<lb/>
ner lang&#x017F;amen <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 613 614.</note>, und nach und nach angeha&#x0364;uften Ur&#x017F;ache,<lb/>
weil ein ge&#x017F;chwindes Dru&#x0364;kken den Tod hervorbringt.</p><lb/>
            <p>Dahingegen &#x017F;tellet &#x017F;ich das Wachen wieder ein, wenn<lb/>
die Gei&#x017F;ter ihre Bewegung, durch Reizze <note place="foot" n="(l)">615. 616.</note>, durch ihre<lb/>
fri&#x017F;che Erga&#x0364;nzung <note place="foot" n="(m)">Von Spei&#x017F;e; vom Gewu&#x0364;rze.</note>, und durch ein Gehirn wieder be-<lb/>
kommen, daß von allem unnatu&#x0364;rlichen Drukke frei wird.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bei</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1170/1188] Der Schlaf. XVII. Buch. §. 11. Jn welchen Stuͤkken die Urſache des Schlafes uͤbereinkommen. Wenn man dieſes alles mit einander vergleicht, ſo koͤmmt man der Urſache des Schlafes um etwas naͤher. Es ruͤhrt ſelbige entweder von der ſehr geminderten (a), oder ſehr vermehrten Bewegung des Blutes nach dem Gehirn her (b), wobei es auſſerdem keinen leichten Um- lauf hat, wie man an den Nachtwachen ſieht, die von warmen duͤnnen Getraͤnke verurſacht werden, welches ſich leicht unter das Blut miſcht (c). Der Schlaf entſteht auch, wenn alle aͤuſſerliche (d), oder innerliche Bewegung (e) gehemmt wird, ſo daß auch die Periſtaltiſche Bewegung traͤge wird (f), und dieſes iſt eine Urſache mit, warum das Opium einſchlaͤfert. Jch habe unterſucht, was dieſe Urſachen, welche ein- ander ſo widrig zu ſein ſcheinen, mit einander gemein ha- ben. Es ſcheint mir dieſes, die etwas gezwungne Bewe- gung der Nervengeiſter im Gehirn zu ſein (g), es ſei nun, daß ſolches von dem Mangel dieſer Geiſter, wie nach der Arbeit (h), oder nach der geminderten Geſchwindigkeit derſelben (i) erfolge, oder es mag das Gehirn etwa ge- druͤkkt werden; ſonderlich aber erfolgt der Schlaf von ei- ner langſamen (k), und nach und nach angehaͤuften Urſache, weil ein geſchwindes Druͤkken den Tod hervorbringt. Dahingegen ſtellet ſich das Wachen wieder ein, wenn die Geiſter ihre Bewegung, durch Reizze (l), durch ihre friſche Ergaͤnzung (m), und durch ein Gehirn wieder be- kommen, daß von allem unnatuͤrlichen Drukke frei wird. Bei (a) pag. 602. (b) pag. 603. ſeqq. (c) pag. 616. (d) pag. 602. (e) ibidem. (f) pag. 615. (g) GORTER Exerc. V. pag. 27. 34. (h) L. XI. p. 562. (i) p. 602. (k) pag. 613 614. (l) 615. 616. (m) Von Speiſe; vom Gewuͤrze.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1188
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1188>, abgerufen am 27.04.2024.