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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Thierische Bewegung. XI. Buch.

Einen dergleichen dummen Menschen hat Herodi-
kus,
wie ich vermute, durch körperliche Bewegungen wie-
der gesund gemacht (x); Straton (y) welcher Milzbe-
schwerungen hatte, nahm die Leibesbewegungen zu Hülfe,
er ward nicht nur gesund, sondern konnte sich auch unter
die Kämpfer in den Olimperspielen mischen. Hisinoneus,
welcher eine Schwäche an den Nerven litte, übte sich in
dem fünffachen griechischen Spiele, bis er seine Krankheit
durch diese Uebungen dergestalt überwand, daß er viele
Siegeskränze verdienen konnte (z). Laomedon muste
sich auf Vorschrift der Aerzte in Leibesbewegungen üben,
davon er so gesund ward, daß er vor andern im Wettlaufe
Preise davon trug (a).

Man hat einen Kranken, vermittelst des Elektrisirens
von histerischen Zufällen befreit (b).

Der Körper kann die Leibesbewegungen nicht missen,
um das Fett los zu werden (c), (d), daher sind die zamen
Thiere fett, und die wilden mager, wovon bereits oben
Erwänung geschehen ist. Dennoch will ich nach dem
Stahl (e) noch eine wunderbare Erscheinung hier anfüh-
ren. Es sind die Lerchen des Nachts am allerfettsten,
wenn sie sich wohl gesättigt zur Ruhe begeben; sie werden
bei Tage magrer, und sie sind in der Demmerung nicht
einmal fett genung; so geschwinde verzert die Bewegung
der Muskeln das Fett.

§. 8.
Die Absonderungen und Ausführungen.

Es ist zwar nicht unsre Meinung, daß die Absonde-
rungen der Säfte, von der reizbaren Beschaffenheit der

schei-
(x) [Spaltenumbruch] PLATO.
(y) AELIAN. var. L. IV. c. 15.
(z) PAUSANIAS Eliae L. II.
(a) PLUTARCHUS in De-
mosthene.
(b) [Spaltenumbruch] Hamb. mag. T. XIX. p. 228.
(c) L I. pag. 39. 40. 41.
(d) FULLER gymnostic. p. 20.
(e) Theor. pag. 374.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.

Einen dergleichen dummen Menſchen hat Herodi-
kus,
wie ich vermute, durch koͤrperliche Bewegungen wie-
der geſund gemacht (x); Straton (y) welcher Milzbe-
ſchwerungen hatte, nahm die Leibesbewegungen zu Huͤlfe,
er ward nicht nur geſund, ſondern konnte ſich auch unter
die Kaͤmpfer in den Olimperſpielen miſchen. Hiſinoneus,
welcher eine Schwaͤche an den Nerven litte, uͤbte ſich in
dem fuͤnffachen griechiſchen Spiele, bis er ſeine Krankheit
durch dieſe Uebungen dergeſtalt uͤberwand, daß er viele
Siegeskraͤnze verdienen konnte (z). Laomedon muſte
ſich auf Vorſchrift der Aerzte in Leibesbewegungen uͤben,
davon er ſo geſund ward, daß er vor andern im Wettlaufe
Preiſe davon trug (a).

Man hat einen Kranken, vermittelſt des Elektriſirens
von hiſteriſchen Zufaͤllen befreit (b).

Der Koͤrper kann die Leibesbewegungen nicht miſſen,
um das Fett los zu werden (c), (d), daher ſind die zamen
Thiere fett, und die wilden mager, wovon bereits oben
Erwaͤnung geſchehen iſt. Dennoch will ich nach dem
Stahl (e) noch eine wunderbare Erſcheinung hier anfuͤh-
ren. Es ſind die Lerchen des Nachts am allerfettſten,
wenn ſie ſich wohl geſaͤttigt zur Ruhe begeben; ſie werden
bei Tage magrer, und ſie ſind in der Demmerung nicht
einmal fett genung; ſo geſchwinde verzert die Bewegung
der Muſkeln das Fett.

§. 8.
Die Abſonderungen und Ausfuͤhrungen.

Es iſt zwar nicht unſre Meinung, daß die Abſonde-
rungen der Saͤfte, von der reizbaren Beſchaffenheit der

ſchei-
(x) [Spaltenumbruch] PLATO.
(y) AELIAN. var. L. IV. c. 15.
(z) PAUSANIAS Eliæ L. II.
(a) PLUTARCHUS in De-
moſthene.
(b) [Spaltenumbruch] Hamb. mag. T. XIX. p. 228.
(c) L I. pag. 39. 40. 41.
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[218/0236] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. Einen dergleichen dummen Menſchen hat Herodi- kus, wie ich vermute, durch koͤrperliche Bewegungen wie- der geſund gemacht (x); Straton (y) welcher Milzbe- ſchwerungen hatte, nahm die Leibesbewegungen zu Huͤlfe, er ward nicht nur geſund, ſondern konnte ſich auch unter die Kaͤmpfer in den Olimperſpielen miſchen. Hiſinoneus, welcher eine Schwaͤche an den Nerven litte, uͤbte ſich in dem fuͤnffachen griechiſchen Spiele, bis er ſeine Krankheit durch dieſe Uebungen dergeſtalt uͤberwand, daß er viele Siegeskraͤnze verdienen konnte (z). Laomedon muſte ſich auf Vorſchrift der Aerzte in Leibesbewegungen uͤben, davon er ſo geſund ward, daß er vor andern im Wettlaufe Preiſe davon trug (a). Man hat einen Kranken, vermittelſt des Elektriſirens von hiſteriſchen Zufaͤllen befreit (b). Der Koͤrper kann die Leibesbewegungen nicht miſſen, um das Fett los zu werden (c), (d), daher ſind die zamen Thiere fett, und die wilden mager, wovon bereits oben Erwaͤnung geſchehen iſt. Dennoch will ich nach dem Stahl (e) noch eine wunderbare Erſcheinung hier anfuͤh- ren. Es ſind die Lerchen des Nachts am allerfettſten, wenn ſie ſich wohl geſaͤttigt zur Ruhe begeben; ſie werden bei Tage magrer, und ſie ſind in der Demmerung nicht einmal fett genung; ſo geſchwinde verzert die Bewegung der Muſkeln das Fett. §. 8. Die Abſonderungen und Ausfuͤhrungen. Es iſt zwar nicht unſre Meinung, daß die Abſonde- rungen der Saͤfte, von der reizbaren Beſchaffenheit der ſchei- (x) PLATO. (y) AELIAN. var. L. IV. c. 15. (z) PAUSANIAS Eliæ L. II. (a) PLUTARCHUS in De- moſthene. (b) Hamb. mag. T. XIX. p. 228. (c) L I. pag. 39. 40. 41. (d) FULLER gymnoſtic. p. 20. (e) Theor. pag. 374.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/236>, abgerufen am 27.04.2024.