Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Werkzeug.

Aus eben diesem Grunde klingt auch eine gespannte
Saite und eine ungespannte ganz und gar nicht.

§. 3.
Aber ein Zittren der kleinsten Theilchen eines
klingenden Körpers.

Die neuern Weltweisen haben vorlängst erwiesen,
daß zur Hervorbringung eines Schalles nicht genug sei,
daß ein klingender Körper in der Luft Schwingungen
mache, sondern daß dazu überhaupt das Zittren der fe-
sten Grundstoffe dieses Körpers (u), und das Hin- und
Herschwanken derselben erfordert werde. Solcherge-
stalt zittret, und schwingt sich eine eiserne Zange ganz,
wenn man ihre Schenkel zusammenzieht, und darauf
wieder los lässet, allein sie giebt keinen wirklichen Schall
von sich, indem sie schwankt, und auch nur alsdenn,
wenn man an sie schlägt, macht sie nur einen leichten
und schwachen Schall. Doch wenn eben diese Zange,
mit ihren äussersten Enden an einen harten Körper stößt,
so zittert sie (x) dergestalt, daß man die Schwingung
an dem Finger fühlet, und sie klingt (y). So zittert
eine Saite des Klavirs, wenn solche von einem harten
Körper getroffen wird, und sie giebt einen Klang: wenn
der Klavis, von dem bezognen Tuche herabfällt (z), so
schwankt sie zwar, aber sie klingt nicht; und sie klingt wie-
derum, wenn sie auf einen harten Körper fällt.

Eine
(u) [Spaltenumbruch] F. tertius de LINIS, L.
IX. c. 3. GRIMALDI, physica
Mathes. de lumine colore et iri-
de, Bonon, 1666. memoir d'
acad. 1716. p. 340. Ia HIRE, de
la trompete max. p. 522. CARRE,
Mem. 1709. p. 58. 59. MUS-
SCHENBROECK, n. 1407. S.
GRAVENZANDE, num.
2315.
[Spaltenumbruch] DESAGULIERS, T. II. pag. 7.
DU BOIS, n.
4. 5. 22.
(x) MUSSCHENBROECK, n.
1414. add. la. HIRE, de la tromp.
mar.
(y) s' GRAVEZANDE, l. c.
(z) MUSSCHENBROECK, n.
1408.
II. Abſchnitt. Werkzeug.

Aus eben dieſem Grunde klingt auch eine geſpannte
Saite und eine ungeſpannte ganz und gar nicht.

§. 3.
Aber ein Zittren der kleinſten Theilchen eines
klingenden Koͤrpers.

Die neuern Weltweiſen haben vorlaͤngſt erwieſen,
daß zur Hervorbringung eines Schalles nicht genug ſei,
daß ein klingender Koͤrper in der Luft Schwingungen
mache, ſondern daß dazu uͤberhaupt das Zittren der fe-
ſten Grundſtoffe dieſes Koͤrpers (u), und das Hin- und
Herſchwanken derſelben erfordert werde. Solcherge-
ſtalt zittret, und ſchwingt ſich eine eiſerne Zange ganz,
wenn man ihre Schenkel zuſammenzieht, und darauf
wieder los laͤſſet, allein ſie giebt keinen wirklichen Schall
von ſich, indem ſie ſchwankt, und auch nur alsdenn,
wenn man an ſie ſchlaͤgt, macht ſie nur einen leichten
und ſchwachen Schall. Doch wenn eben dieſe Zange,
mit ihren aͤuſſerſten Enden an einen harten Koͤrper ſtoͤßt,
ſo zittert ſie (x) dergeſtalt, daß man die Schwingung
an dem Finger fuͤhlet, und ſie klingt (y). So zittert
eine Saite des Klavirs, wenn ſolche von einem harten
Koͤrper getroffen wird, und ſie giebt einen Klang: wenn
der Klavis, von dem bezognen Tuche herabfaͤllt (z), ſo
ſchwankt ſie zwar, aber ſie klingt nicht; und ſie klingt wie-
derum, wenn ſie auf einen harten Koͤrper faͤllt.

Eine
(u) [Spaltenumbruch] F. tertius de LINIS, L.
IX. c. 3. GRIMALDI, phyſica
Matheſ. de lumine colore et iri-
de, Bonon, 1666. memoir d’
acad. 1716. p. 340. Ia HIRE, de
la trompete max. p. 522. CARRE,
Mem. 1709. p. 58. 59. MUS-
SCHENBROECK, n. 1407. S.
GRAVENZANDE, num.
2315.
[Spaltenumbruch] DESAGULIERS, T. II. pag. 7.
DU BOIS, n.
4. 5. 22.
(x) MUSSCHENBROECK, n.
1414. add. la. HIRE, de la tromp.
mar.
(y) ſ’ GRAVEZANDE, l. c.
(z) MUSSCHENBROECK, n.
1408.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0637" n="619"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi> </fw><lb/>
            <p>Aus eben die&#x017F;em Grunde klingt auch eine ge&#x017F;pannte<lb/>
Saite und eine unge&#x017F;pannte ganz und gar nicht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.<lb/>
Aber ein Zittren der klein&#x017F;ten Theilchen eines<lb/>
klingenden Ko&#x0364;rpers.</head><lb/>
            <p>Die neuern Weltwei&#x017F;en haben vorla&#x0364;ng&#x017F;t erwie&#x017F;en,<lb/>
daß zur Hervorbringung eines Schalles nicht genug &#x017F;ei,<lb/>
daß ein klingender Ko&#x0364;rper in der Luft Schwingungen<lb/>
mache, &#x017F;ondern daß dazu u&#x0364;berhaupt das Zittren der fe-<lb/>
&#x017F;ten Grund&#x017F;toffe die&#x017F;es Ko&#x0364;rpers <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq">F. tertius de LINIS, L.<lb/>
IX. c. 3. GRIMALDI, phy&#x017F;ica<lb/>
Mathe&#x017F;. de lumine colore et iri-<lb/>
de, Bonon, 1666. memoir d&#x2019;<lb/>
acad. 1716. p. 340. Ia HIRE, de<lb/>
la trompete max. p. 522. CARRE,<lb/>
Mem. 1709. p. 58. 59. <hi rendition="#g">MUS</hi>-<lb/>
SCHENBROECK, n. 1407. S.<lb/>
GRAVENZANDE, num.</hi> 2315.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">DESAGULIERS, T. II. pag. 7.<lb/>
DU BOIS, n.</hi> 4. 5. 22.</note>, und das Hin- und<lb/>
Her&#x017F;chwanken der&#x017F;elben erfordert werde. Solcherge-<lb/>
&#x017F;talt zittret, und &#x017F;chwingt &#x017F;ich eine ei&#x017F;erne Zange ganz,<lb/>
wenn man ihre Schenkel zu&#x017F;ammenzieht, und darauf<lb/>
wieder los la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, allein &#x017F;ie giebt keinen wirklichen Schall<lb/>
von &#x017F;ich, indem &#x017F;ie &#x017F;chwankt, und auch nur alsdenn,<lb/>
wenn man an &#x017F;ie &#x017F;chla&#x0364;gt, macht &#x017F;ie nur einen leichten<lb/>
und &#x017F;chwachen Schall. Doch wenn eben die&#x017F;e Zange,<lb/>
mit ihren a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Enden an einen harten Ko&#x0364;rper &#x017F;to&#x0364;ßt,<lb/>
&#x017F;o zittert &#x017F;ie <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">MUSSCHENBROECK, n.<lb/>
1414. add. la. HIRE, de la tromp.<lb/>
mar.</hi></note> derge&#x017F;talt, daß man die Schwingung<lb/>
an dem Finger fu&#x0364;hlet, und &#x017F;ie klingt <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">&#x017F;&#x2019; GRAVEZANDE, l. c.</hi></note>. So zittert<lb/>
eine Saite des Klavirs, wenn &#x017F;olche von einem harten<lb/>
Ko&#x0364;rper getroffen wird, und &#x017F;ie giebt einen Klang: wenn<lb/>
der Klavis, von dem bezognen Tuche herabfa&#x0364;llt <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">MUSSCHENBROECK, n.</hi><lb/>
1408.</note>, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwankt &#x017F;ie zwar, aber &#x017F;ie klingt nicht; und &#x017F;ie klingt wie-<lb/>
derum, wenn &#x017F;ie auf einen harten Ko&#x0364;rper fa&#x0364;llt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Eine</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0637] II. Abſchnitt. Werkzeug. Aus eben dieſem Grunde klingt auch eine geſpannte Saite und eine ungeſpannte ganz und gar nicht. §. 3. Aber ein Zittren der kleinſten Theilchen eines klingenden Koͤrpers. Die neuern Weltweiſen haben vorlaͤngſt erwieſen, daß zur Hervorbringung eines Schalles nicht genug ſei, daß ein klingender Koͤrper in der Luft Schwingungen mache, ſondern daß dazu uͤberhaupt das Zittren der fe- ſten Grundſtoffe dieſes Koͤrpers (u), und das Hin- und Herſchwanken derſelben erfordert werde. Solcherge- ſtalt zittret, und ſchwingt ſich eine eiſerne Zange ganz, wenn man ihre Schenkel zuſammenzieht, und darauf wieder los laͤſſet, allein ſie giebt keinen wirklichen Schall von ſich, indem ſie ſchwankt, und auch nur alsdenn, wenn man an ſie ſchlaͤgt, macht ſie nur einen leichten und ſchwachen Schall. Doch wenn eben dieſe Zange, mit ihren aͤuſſerſten Enden an einen harten Koͤrper ſtoͤßt, ſo zittert ſie (x) dergeſtalt, daß man die Schwingung an dem Finger fuͤhlet, und ſie klingt (y). So zittert eine Saite des Klavirs, wenn ſolche von einem harten Koͤrper getroffen wird, und ſie giebt einen Klang: wenn der Klavis, von dem bezognen Tuche herabfaͤllt (z), ſo ſchwankt ſie zwar, aber ſie klingt nicht; und ſie klingt wie- derum, wenn ſie auf einen harten Koͤrper faͤllt. Eine (u) F. tertius de LINIS, L. IX. c. 3. GRIMALDI, phyſica Matheſ. de lumine colore et iri- de, Bonon, 1666. memoir d’ acad. 1716. p. 340. Ia HIRE, de la trompete max. p. 522. CARRE, Mem. 1709. p. 58. 59. MUS- SCHENBROECK, n. 1407. S. GRAVENZANDE, num. 2315. DESAGULIERS, T. II. pag. 7. DU BOIS, n. 4. 5. 22. (x) MUSSCHENBROECK, n. 1414. add. la. HIRE, de la tromp. mar. (y) ſ’ GRAVEZANDE, l. c. (z) MUSSCHENBROECK, n. 1408.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/637
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/637>, abgerufen am 27.04.2024.