Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Magen. XIX. Buch.
§. 8.
Die ohnentbehrliche Verdünnung des
Blutes.

Doch ein Blut, das sich selbst überlassen wird, ge-
rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Wesen an
sich nehmen sollte.

Wenn es kaum aus der Blutader gelassen worden,
so verdichtet es sich in Klumpe (a); und es würde in un-
sern Gefässen selbst und öfters (b) dichte werden, und
beständig dikk erscheinen, wenn es nicht durch so viel
Wasser, als hinlänglich ist, vermittelst des Kreislaufes,
verdünnt und flüßig gemacht werden sollte.

Diese Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl
nicht der Kreislauf allein, denn diese Bewegung trägt
selbst zu dieser Ausartung was mit bei; da ausserdem
natürlicher Weise kein rotes Blut durch kein ausführen-
des Werkzeug aus unsern Gefässen geschieden wird; son-
dern aller Orten eine wässrige Flüßigkeit abgesondert
wird; und dem Blute keine sichtbare Flüßigkeit, ausser
der, so wir trinken, zugesezzt wird, so begreift man die-
sen Weg der Verdünnung leichtlich. Ueberhaupt wäre
es gar nicht möglich, daß nicht rotes Blut, dem sein
Wasser entgangen, so gleich als ein Klumpe geliefern mü-
ste, wenn nicht eine gewisse Menge getrunkenes Wassers
durch die Blutadern wieder in die Masse des Blutes
käme.

Diese besondre Ohnentberlichkeit des Wassers, macht
die Ohnentberlichkeit des Durstes aus, und dieser ist
ein Trieb zum Trinken. Jndessen giebt es wiederum,
wie wir von der Speise erzält haben, Menschen und Thie-
re, welche sich ohne Getränke behelfen können.

Die
(a) L. V p. 16. &c.
(b) Ibid.
Der Magen. XIX. Buch.
§. 8.
Die ohnentbehrliche Verduͤnnung des
Blutes.

Doch ein Blut, das ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ge-
rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Weſen an
ſich nehmen ſollte.

Wenn es kaum aus der Blutader gelaſſen worden,
ſo verdichtet es ſich in Klumpe (a); und es wuͤrde in un-
ſern Gefaͤſſen ſelbſt und oͤfters (b) dichte werden, und
beſtaͤndig dikk erſcheinen, wenn es nicht durch ſo viel
Waſſer, als hinlaͤnglich iſt, vermittelſt des Kreislaufes,
verduͤnnt und fluͤßig gemacht werden ſollte.

Dieſe Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl
nicht der Kreislauf allein, denn dieſe Bewegung traͤgt
ſelbſt zu dieſer Ausartung was mit bei; da auſſerdem
natuͤrlicher Weiſe kein rotes Blut durch kein ausfuͤhren-
des Werkzeug aus unſern Gefaͤſſen geſchieden wird; ſon-
dern aller Orten eine waͤſſrige Fluͤßigkeit abgeſondert
wird; und dem Blute keine ſichtbare Fluͤßigkeit, auſſer
der, ſo wir trinken, zugeſezzt wird, ſo begreift man die-
ſen Weg der Verduͤnnung leichtlich. Ueberhaupt waͤre
es gar nicht moͤglich, daß nicht rotes Blut, dem ſein
Waſſer entgangen, ſo gleich als ein Klumpe geliefern muͤ-
ſte, wenn nicht eine gewiſſe Menge getrunkenes Waſſers
durch die Blutadern wieder in die Maſſe des Blutes
kaͤme.

Dieſe beſondre Ohnentberlichkeit des Waſſers, macht
die Ohnentberlichkeit des Durſtes aus, und dieſer iſt
ein Trieb zum Trinken. Jndeſſen giebt es wiederum,
wie wir von der Speiſe erzaͤlt haben, Menſchen und Thie-
re, welche ſich ohne Getraͤnke behelfen koͤnnen.

Die
(a) L. V p. 16. &c.
(b) Ibid.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0288" n="252[268]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Magen. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#b">Die ohnentbehrliche Verdu&#x0364;nnung des<lb/>
Blutes.</hi></head><lb/>
            <p>Doch ein Blut, das &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wird, ge-<lb/>
rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes We&#x017F;en an<lb/>
&#x017F;ich nehmen &#x017F;ollte.</p><lb/>
            <p>Wenn es kaum aus der Blutader gela&#x017F;&#x017F;en worden,<lb/>
&#x017F;o verdichtet es &#x017F;ich in Klumpe <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">L. V p. 16. &amp;c.</hi></note>; und es wu&#x0364;rde in un-<lb/>
&#x017F;ern Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t und o&#x0364;fters <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note> dichte werden, und<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig dikk er&#x017F;cheinen, wenn es nicht durch &#x017F;o viel<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, als hinla&#x0364;nglich i&#x017F;t, vermittel&#x017F;t des Kreislaufes,<lb/>
verdu&#x0364;nnt und flu&#x0364;ßig gemacht werden &#x017F;ollte.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl<lb/>
nicht der Kreislauf allein, denn die&#x017F;e Bewegung tra&#x0364;gt<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu die&#x017F;er Ausartung was mit bei; da au&#x017F;&#x017F;erdem<lb/>
natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e kein rotes Blut durch kein ausfu&#x0364;hren-<lb/>
des Werkzeug aus un&#x017F;ern Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chieden wird; &#x017F;on-<lb/>
dern aller Orten eine wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;rige Flu&#x0364;ßigkeit abge&#x017F;ondert<lb/>
wird; und dem Blute keine &#x017F;ichtbare Flu&#x0364;ßigkeit, au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
der, &#x017F;o wir trinken, zuge&#x017F;ezzt wird, &#x017F;o begreift man die-<lb/>
&#x017F;en Weg der Verdu&#x0364;nnung leichtlich. Ueberhaupt wa&#x0364;re<lb/>
es gar nicht mo&#x0364;glich, daß nicht rotes Blut, dem &#x017F;ein<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er entgangen, &#x017F;o gleich als ein Klumpe geliefern mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te, wenn nicht eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge getrunkenes Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
durch die Blutadern wieder in die Ma&#x017F;&#x017F;e des Blutes<lb/>
ka&#x0364;me.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e be&#x017F;ondre Ohnentberlichkeit des Wa&#x017F;&#x017F;ers, macht<lb/>
die Ohnentberlichkeit des <hi rendition="#fr">Dur&#x017F;tes</hi> aus, und die&#x017F;er i&#x017F;t<lb/>
ein Trieb zum Trinken. Jnde&#x017F;&#x017F;en giebt es wiederum,<lb/>
wie wir von der Spei&#x017F;e erza&#x0364;lt haben, Men&#x017F;chen und Thie-<lb/>
re, welche &#x017F;ich ohne Getra&#x0364;nke behelfen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252[268]/0288] Der Magen. XIX. Buch. §. 8. Die ohnentbehrliche Verduͤnnung des Blutes. Doch ein Blut, das ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ge- rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Weſen an ſich nehmen ſollte. Wenn es kaum aus der Blutader gelaſſen worden, ſo verdichtet es ſich in Klumpe (a); und es wuͤrde in un- ſern Gefaͤſſen ſelbſt und oͤfters (b) dichte werden, und beſtaͤndig dikk erſcheinen, wenn es nicht durch ſo viel Waſſer, als hinlaͤnglich iſt, vermittelſt des Kreislaufes, verduͤnnt und fluͤßig gemacht werden ſollte. Dieſe Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl nicht der Kreislauf allein, denn dieſe Bewegung traͤgt ſelbſt zu dieſer Ausartung was mit bei; da auſſerdem natuͤrlicher Weiſe kein rotes Blut durch kein ausfuͤhren- des Werkzeug aus unſern Gefaͤſſen geſchieden wird; ſon- dern aller Orten eine waͤſſrige Fluͤßigkeit abgeſondert wird; und dem Blute keine ſichtbare Fluͤßigkeit, auſſer der, ſo wir trinken, zugeſezzt wird, ſo begreift man die- ſen Weg der Verduͤnnung leichtlich. Ueberhaupt waͤre es gar nicht moͤglich, daß nicht rotes Blut, dem ſein Waſſer entgangen, ſo gleich als ein Klumpe geliefern muͤ- ſte, wenn nicht eine gewiſſe Menge getrunkenes Waſſers durch die Blutadern wieder in die Maſſe des Blutes kaͤme. Dieſe beſondre Ohnentberlichkeit des Waſſers, macht die Ohnentberlichkeit des Durſtes aus, und dieſer iſt ein Trieb zum Trinken. Jndeſſen giebt es wiederum, wie wir von der Speiſe erzaͤlt haben, Menſchen und Thie- re, welche ſich ohne Getraͤnke behelfen koͤnnen. Die (a) L. V p. 16. &c. (b) Ibid.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/288
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 252[268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/288>, abgerufen am 26.04.2024.