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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
dabei bedient (a), oder nur allmälig Speise nimmt, we-
nig auf einmal geniest, und nicht so viel isset, als der
Appetit verlangt, sondern so viel als der Zustand des
Magens erlaubet.

Jm Hunger verzert sich das Fett und die Flüßigkeit,
daß die Eingeweide der für Hunger gestorbnen Thiere
ganz nett (a*), und die Gebünde der Fasern, wie Sil-
ber aussehen (a**).

§. 12.
Die nächste Ursache des Hungers.

Die Stärke des Körpers veranlasset und erwekkt den
Hunger, wie man an dem Milo (b), an dem Löwen (c)
und andern Thieren von äusserster Stärke (d) sehen kann
(e): dieses thut auch die besondre Stärke des Magens; die
Arbeit von allerhand Art (f), womit man den Körper
beschäftigt: und zwar um desto mehr, wenn man sie in
kalter Witterung verrichtet (g): daß auch der Hunger
in den nördlichen Gegenden eine grössere Gewalt aus-
übt (h).

Den
(a) [Spaltenumbruch] Der nur Milch trank. CAR-
DANUS var. p.
320 nur Anfeuch-
tungen Cl. LOSSAU obs. 21. L. I.
(a*) REDI anim. viv. p 81.
adv. HAUMANN Comm. III.
p.
318.
(a**) COCCHI hort. flor. praef.
p. LIV.
(b) Die Tuskinesen ziehe[n] die
gefräßigsten, als die tapfersten,
beim Rekrutenwerben vor, nach
dem DAMPIER Traw. p. 61.
(c) Der Löwe frißt täglich 20
Pfunde Fleisch.
(d) Der Wolf bis zwei und
zwanzig FABER ad HERNAND.
p.
488.
(e) Daher vermert Stal den
Appetit.
(f) [Spaltenumbruch] Die Ditmarsen essen wä-
rend der Erndte täglich sechsmal
mehr Speise. SCHELHAMMER
ars med. II. p.
86. daher rührt der
Koch, den ALEXANDER ADAE
coquis praeferebat:
denn die
Nachtreisen machen die Malzeit
wohlschmekkend PLUTARCH sa-
nit. tuend.
Daher haben die Rat-
ten im Schlafe keinen Hunger, und
sind, wenn sie erwachen, gefräßig
FANTON diss. anat. p. 41.
(g) SUIDAS p. 447. Conf. LXII.
p. 70. VIRIDET bon chyle
p.
209. 210.
(h) Die Grönland besuchen, ha-
ben Hunger LIND. bealth of se-
amen. p. 23 BOYLE of frost. app.
p.
27. die Seefahrer auf der Ma-
gella-

Der Magen. XIX. Buch.
dabei bedient (a), oder nur allmaͤlig Speiſe nimmt, we-
nig auf einmal genieſt, und nicht ſo viel iſſet, als der
Appetit verlangt, ſondern ſo viel als der Zuſtand des
Magens erlaubet.

Jm Hunger verzert ſich das Fett und die Fluͤßigkeit,
daß die Eingeweide der fuͤr Hunger geſtorbnen Thiere
ganz nett (a*), und die Gebuͤnde der Faſern, wie Sil-
ber ausſehen (a**).

§. 12.
Die naͤchſte Urſache des Hungers.

Die Staͤrke des Koͤrpers veranlaſſet und erwekkt den
Hunger, wie man an dem Milo (b), an dem Loͤwen (c)
und andern Thieren von aͤuſſerſter Staͤrke (d) ſehen kann
(e): dieſes thut auch die beſondre Staͤrke des Magens; die
Arbeit von allerhand Art (f), womit man den Koͤrper
beſchaͤftigt: und zwar um deſto mehr, wenn man ſie in
kalter Witterung verrichtet (g): daß auch der Hunger
in den noͤrdlichen Gegenden eine groͤſſere Gewalt aus-
uͤbt (h).

Den
(a) [Spaltenumbruch] Der nur Milch trank. CAR-
DANUS var. p.
320 nur Anfeuch-
tungen Cl. LOSSAU obſ. 21. L. I.
(a*) REDI anim. viv. p 81.
adv. HAUMANN Comm. III.
p.
318.
(a**) COCCHI hort. flor. praef.
p. LIV.
(b) Die Tuskineſen ziehe[n] die
gefraͤßigſten, als die tapferſten,
beim Rekrutenwerben vor, nach
dem DAMPIER Traw. p. 61.
(c) Der Loͤwe frißt taͤglich 20
Pfunde Fleiſch.
(d) Der Wolf bis zwei und
zwanzig FABER ad HERNAND.
p.
488.
(e) Daher vermert Stal den
Appetit.
(f) [Spaltenumbruch] Die Ditmarſen eſſen waͤ-
rend der Erndte taͤglich ſechsmal
mehr Speiſe. SCHELHAMMER
ars med. II. p.
86. daher ruͤhrt der
Koch, den ALEXANDER ADÆ
coquis praeferebat:
denn die
Nachtreiſen machen die Malzeit
wohlſchmekkend PLUTARCH ſa-
nit. tuend.
Daher haben die Rat-
ten im Schlafe keinen Hunger, und
ſind, wenn ſie erwachen, gefraͤßig
FANTON diſſ. anat. p. 41.
(g) SUIDAS p. 447. Conf. LXII.
p. 70. VIRIDET bon chyle
p.
209. 210.
(h) Die Groͤnland beſuchen, ha-
ben Hunger LIND. bealth of ſe-
amen. p. 23 BOYLE of froſt. app.
p.
27. die Seefahrer auf der Ma-
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[262[278]/0298] Der Magen. XIX. Buch. dabei bedient (a), oder nur allmaͤlig Speiſe nimmt, we- nig auf einmal genieſt, und nicht ſo viel iſſet, als der Appetit verlangt, ſondern ſo viel als der Zuſtand des Magens erlaubet. Jm Hunger verzert ſich das Fett und die Fluͤßigkeit, daß die Eingeweide der fuͤr Hunger geſtorbnen Thiere ganz nett (a*), und die Gebuͤnde der Faſern, wie Sil- ber ausſehen (a**). §. 12. Die naͤchſte Urſache des Hungers. Die Staͤrke des Koͤrpers veranlaſſet und erwekkt den Hunger, wie man an dem Milo (b), an dem Loͤwen (c) und andern Thieren von aͤuſſerſter Staͤrke (d) ſehen kann (e): dieſes thut auch die beſondre Staͤrke des Magens; die Arbeit von allerhand Art (f), womit man den Koͤrper beſchaͤftigt: und zwar um deſto mehr, wenn man ſie in kalter Witterung verrichtet (g): daß auch der Hunger in den noͤrdlichen Gegenden eine groͤſſere Gewalt aus- uͤbt (h). Den (a) Der nur Milch trank. CAR- DANUS var. p. 320 nur Anfeuch- tungen Cl. LOSSAU obſ. 21. L. I. (a*) REDI anim. viv. p 81. adv. HAUMANN Comm. III. p. 318. (a**) COCCHI hort. flor. praef. p. LIV. (b) Die Tuskineſen ziehen die gefraͤßigſten, als die tapferſten, beim Rekrutenwerben vor, nach dem DAMPIER Traw. p. 61. (c) Der Loͤwe frißt taͤglich 20 Pfunde Fleiſch. (d) Der Wolf bis zwei und zwanzig FABER ad HERNAND. p. 488. (e) Daher vermert Stal den Appetit. (f) Die Ditmarſen eſſen waͤ- rend der Erndte taͤglich ſechsmal mehr Speiſe. SCHELHAMMER ars med. II. p. 86. daher ruͤhrt der Koch, den ALEXANDER ADÆ coquis praeferebat: denn die Nachtreiſen machen die Malzeit wohlſchmekkend PLUTARCH ſa- nit. tuend. Daher haben die Rat- ten im Schlafe keinen Hunger, und ſind, wenn ſie erwachen, gefraͤßig FANTON diſſ. anat. p. 41. (g) SUIDAS p. 447. Conf. LXII. p. 70. VIRIDET bon chyle p. 209. 210. (h) Die Groͤnland beſuchen, ha- ben Hunger LIND. bealth of ſe- amen. p. 23 BOYLE of froſt. app. p. 27. die Seefahrer auf der Ma- gella-

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 262[278]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/298>, abgerufen am 26.04.2024.