Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
der, mit einem ohnfelbaren Verluste des Lebens, bei so
vielen Springen, und heftigen Anstrengungen, die die
verschiedne Lebensumstände notwendig machen, zerreis-
sen. Die Natur hat diese Schnüre so gemacht, daß
sie, wenn man sie abzieht, langsam nachgeben, und sie
verstatten, daß der Grimmdarm, Milz oder Niere in
das Bekken herabsteigen kann. Da dieses aber nur nach
und nach geschicht, und ohne Gewaltthätigkeit, so hat
es nicht so viel Gefar.

§. 2.
Der Nuzzen des mesenterii.

Boerhaave pflegte uns zu versichern (a), daß es
kein Thier gebe, dessen Gedärm nicht frei wäre. Jn
der That haben die vierfüßigen Thiere von beiderlei Art,
die warmen und kalten ihr Gekröse (a*), so wie die Fi-
sche, und die Vögel (b). Es scheint nämlich eine Mem-
bran nötig zu sein, welche das fast allezeit vielfach ge-
krümmte Gedärm mit dessen Gefässen begleite, und daß
die zusammenziehende Kraft der Gedärme in ihrem Ge-
schäfte nicht eben so frei sein würde, wofern das Gedärm
an dem einen Ende, wo es sich also nicht zusammenzie-
hen könnte, feste wäre.

Würde dagegen das Gekröse erschlaffen, oder ver-
zert werden, so würden die Gedärme, ohne eine gewisse
Stelle schwebend im Unterleibe herumirren (c).

Es
(a) [Spaltenumbruch] Beim HAYMANN III.
p.
385.
(a*) Auch im Kamäleon hän-
gen alle Eingeweide an einer Mem-
bran, die vom schwerdtförmigen
Knorpel in den Bauch herabhängt
[Spaltenumbruch] SPON Voyage en Grece, en
Dalmatic. &c.
(b) p. 371.
(c) Ein Exempel giebt RUYSCH
advers. II. n.
4.

Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch.
der, mit einem ohnfelbaren Verluſte des Lebens, bei ſo
vielen Springen, und heftigen Anſtrengungen, die die
verſchiedne Lebensumſtaͤnde notwendig machen, zerreiſ-
ſen. Die Natur hat dieſe Schnuͤre ſo gemacht, daß
ſie, wenn man ſie abzieht, langſam nachgeben, und ſie
verſtatten, daß der Grimmdarm, Milz oder Niere in
das Bekken herabſteigen kann. Da dieſes aber nur nach
und nach geſchicht, und ohne Gewaltthaͤtigkeit, ſo hat
es nicht ſo viel Gefar.

§. 2.
Der Nuzzen des meſenterii.

Boerhaave pflegte uns zu verſichern (a), daß es
kein Thier gebe, deſſen Gedaͤrm nicht frei waͤre. Jn
der That haben die vierfuͤßigen Thiere von beiderlei Art,
die warmen und kalten ihr Gekroͤſe (a*), ſo wie die Fi-
ſche, und die Voͤgel (b). Es ſcheint naͤmlich eine Mem-
bran noͤtig zu ſein, welche das faſt allezeit vielfach ge-
kruͤmmte Gedaͤrm mit deſſen Gefaͤſſen begleite, und daß
die zuſammenziehende Kraft der Gedaͤrme in ihrem Ge-
ſchaͤfte nicht eben ſo frei ſein wuͤrde, wofern das Gedaͤrm
an dem einen Ende, wo es ſich alſo nicht zuſammenzie-
hen koͤnnte, feſte waͤre.

Wuͤrde dagegen das Gekroͤſe erſchlaffen, oder ver-
zert werden, ſo wuͤrden die Gedaͤrme, ohne eine gewiſſe
Stelle ſchwebend im Unterleibe herumirren (c).

Es
(a) [Spaltenumbruch] Beim HAYMANN III.
p.
385.
(a*) Auch im Kamaͤleon haͤn-
gen alle Eingeweide an einer Mem-
bran, die vom ſchwerdtfoͤrmigen
Knorpel in den Bauch herabhaͤngt
[Spaltenumbruch] SPON Voyage en Grece, en
Dalmatic. &c.
(b) p. 371.
(c) Ein Exempel giebt RUYSCH
adverſ. II. n.
4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0592" n="556[572]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bekleidung. des Unterleib. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
der, mit einem ohnfelbaren Verlu&#x017F;te des Lebens, bei &#x017F;o<lb/>
vielen Springen, und heftigen An&#x017F;trengungen, die die<lb/>
ver&#x017F;chiedne Lebensum&#x017F;ta&#x0364;nde notwendig machen, zerrei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die Natur hat die&#x017F;e Schnu&#x0364;re &#x017F;o gemacht, daß<lb/>
&#x017F;ie, wenn man &#x017F;ie abzieht, lang&#x017F;am nachgeben, und &#x017F;ie<lb/>
ver&#x017F;tatten, daß der Grimmdarm, Milz oder Niere in<lb/>
das Bekken herab&#x017F;teigen kann. Da die&#x017F;es aber nur nach<lb/>
und nach ge&#x017F;chicht, und ohne Gewalttha&#x0364;tigkeit, &#x017F;o hat<lb/>
es nicht &#x017F;o viel Gefar.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.<lb/>
Der Nuzzen des <hi rendition="#aq">me&#x017F;enterii.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> pflegte uns zu ver&#x017F;ichern <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HAYMANN</hi> III.<lb/>
p.</hi> 385.</note>, daß es<lb/>
kein Thier gebe, de&#x017F;&#x017F;en Geda&#x0364;rm nicht frei wa&#x0364;re. Jn<lb/>
der That haben die vierfu&#x0364;ßigen Thiere von beiderlei Art,<lb/>
die warmen und kalten ihr Gekro&#x0364;&#x017F;e <note place="foot" n="(a*)">Auch im Kama&#x0364;leon ha&#x0364;n-<lb/>
gen alle Eingeweide an einer Mem-<lb/>
bran, die vom &#x017F;chwerdtfo&#x0364;rmigen<lb/>
Knorpel in den Bauch herabha&#x0364;ngt<lb/><cb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SPON</hi> Voyage en Grece, en<lb/>
Dalmatic. &amp;c.</hi></note>, &#x017F;o wie die Fi-<lb/>
&#x017F;che, und die Vo&#x0364;gel <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 371.</note>. Es &#x017F;cheint na&#x0364;mlich eine Mem-<lb/>
bran no&#x0364;tig zu &#x017F;ein, welche das fa&#x017F;t allezeit vielfach ge-<lb/>
kru&#x0364;mmte Geda&#x0364;rm mit de&#x017F;&#x017F;en Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en begleite, und daß<lb/>
die zu&#x017F;ammenziehende Kraft der Geda&#x0364;rme in ihrem Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fte nicht eben &#x017F;o frei &#x017F;ein wu&#x0364;rde, wofern das Geda&#x0364;rm<lb/>
an dem einen Ende, wo es &#x017F;ich al&#x017F;o nicht zu&#x017F;ammenzie-<lb/>
hen ko&#x0364;nnte, fe&#x017F;te wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <p>Wu&#x0364;rde dagegen das Gekro&#x0364;&#x017F;e er&#x017F;chlaffen, oder ver-<lb/>
zert werden, &#x017F;o wu&#x0364;rden die Geda&#x0364;rme, ohne eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Stelle &#x017F;chwebend im Unterleibe herumirren <note place="foot" n="(c)">Ein Exempel giebt <hi rendition="#aq">RUYSCH<lb/>
adver&#x017F;. II. n.</hi> 4.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556[572]/0592] Bekleidung. des Unterleib. XX. Buch. der, mit einem ohnfelbaren Verluſte des Lebens, bei ſo vielen Springen, und heftigen Anſtrengungen, die die verſchiedne Lebensumſtaͤnde notwendig machen, zerreiſ- ſen. Die Natur hat dieſe Schnuͤre ſo gemacht, daß ſie, wenn man ſie abzieht, langſam nachgeben, und ſie verſtatten, daß der Grimmdarm, Milz oder Niere in das Bekken herabſteigen kann. Da dieſes aber nur nach und nach geſchicht, und ohne Gewaltthaͤtigkeit, ſo hat es nicht ſo viel Gefar. §. 2. Der Nuzzen des meſenterii. Boerhaave pflegte uns zu verſichern (a), daß es kein Thier gebe, deſſen Gedaͤrm nicht frei waͤre. Jn der That haben die vierfuͤßigen Thiere von beiderlei Art, die warmen und kalten ihr Gekroͤſe (a*), ſo wie die Fi- ſche, und die Voͤgel (b). Es ſcheint naͤmlich eine Mem- bran noͤtig zu ſein, welche das faſt allezeit vielfach ge- kruͤmmte Gedaͤrm mit deſſen Gefaͤſſen begleite, und daß die zuſammenziehende Kraft der Gedaͤrme in ihrem Ge- ſchaͤfte nicht eben ſo frei ſein wuͤrde, wofern das Gedaͤrm an dem einen Ende, wo es ſich alſo nicht zuſammenzie- hen koͤnnte, feſte waͤre. Wuͤrde dagegen das Gekroͤſe erſchlaffen, oder ver- zert werden, ſo wuͤrden die Gedaͤrme, ohne eine gewiſſe Stelle ſchwebend im Unterleibe herumirren (c). Es (a) Beim HAYMANN III. p. 385. (a*) Auch im Kamaͤleon haͤn- gen alle Eingeweide an einer Mem- bran, die vom ſchwerdtfoͤrmigen Knorpel in den Bauch herabhaͤngt SPON Voyage en Grece, en Dalmatic. &c. (b) p. 371. (c) Ein Exempel giebt RUYSCH adverſ. II. n. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/592
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 556[572]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/592>, abgerufen am 26.04.2024.