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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Monatliche Reinigung.
es sich folglich längere Zeit in dem engen Passe der wer-
denden Blutadern anhalten lassen muß: oder daß die
Gebärmutter bey Frauenspersonen von der Natur der-
gestalt angelegt seyn, daß in diesem drückenden Gewöl-
be mit leichterer Mühe, eine ihm eigenthümliche Voll-
blütigkeit entsteht.

§. 18.
Die Vollblütigkeit der untern Gefässe.

Nachdem wir dieses vorausgesetzt haben, warum die
monatliche Zeit bey Mägdchen das erstemal ausbricht.

Es entwickeln sich bey allen Thieren zuerst die obern
Gefässe, nemlich des Kopfes: hierauf die Gefässe des
Unterleibes, und insonderheit der Leber: hierauf folgen
bald darauf die Gefässe der Lunge. So werden auch
alle Thiere mit kleinen Gefässen am Unterleibe(a) ge-
bohren, sie haben fast gar kein Bekken(b), und ihre
Füsse sind ebenfalls nach dem Ebenmaasse des übrigen
Körpers viel kleiner.

Hierauf wächst zwar der Kopf weniger, die Glieder
aber desto mehr, und insonderheit das Bekken und die
Füsse. Es hemmeten nemlich vormals die sehr grosse
Nabelschlagadern das Blut derselben (c), sie entführten
es ihnen, und wandten es dem Mutterkuchen zu, und
daher kam dieses Blut nicht durch das Bekken, sondern
durch die Leber in das Herz zurükk (d). Nunmehro
aber stürzet sich, wenn man um diese Schlagadern den
Faden wirft, nemlich das in die Aeste der untern Aorte
eindringende Blut, vermöge der Ableitungsgesetze, in die
dem Bande nähere Gefässe mit einer grössern Lebhaftig-
keit hinein.

Folglich
(a) [Spaltenumbruch] An bebrüteten Hünern und
Vierfüßigen. Siehe davon weit-
läuftig L. XXIX. ferner in den ad-
not. in[c]ub. ovi.
Neue Ausgabe.
(b) [Spaltenumbruch] Ibid.
(c) Ibid.
(d) Ibid.
A a a a 4

III. Abſchn. Monatliche Reinigung.
es ſich folglich laͤngere Zeit in dem engen Paſſe der wer-
denden Blutadern anhalten laſſen muß: oder daß die
Gebaͤrmutter bey Frauensperſonen von der Natur der-
geſtalt angelegt ſeyn, daß in dieſem druͤckenden Gewoͤl-
be mit leichterer Muͤhe, eine ihm eigenthuͤmliche Voll-
bluͤtigkeit entſteht.

§. 18.
Die Vollbluͤtigkeit der untern Gefaͤſſe.

Nachdem wir dieſes vorausgeſetzt haben, warum die
monatliche Zeit bey Maͤgdchen das erſtemal ausbricht.

Es entwickeln ſich bey allen Thieren zuerſt die obern
Gefaͤſſe, nemlich des Kopfes: hierauf die Gefaͤſſe des
Unterleibes, und inſonderheit der Leber: hierauf folgen
bald darauf die Gefaͤſſe der Lunge. So werden auch
alle Thiere mit kleinen Gefaͤſſen am Unterleibe(a) ge-
bohren, ſie haben faſt gar kein Bekken(b), und ihre
Fuͤſſe ſind ebenfalls nach dem Ebenmaaſſe des uͤbrigen
Koͤrpers viel kleiner.

Hierauf waͤchſt zwar der Kopf weniger, die Glieder
aber deſto mehr, und inſonderheit das Bekken und die
Fuͤſſe. Es hemmeten nemlich vormals die ſehr groſſe
Nabelſchlagadern das Blut derſelben (c), ſie entfuͤhrten
es ihnen, und wandten es dem Mutterkuchen zu, und
daher kam dieſes Blut nicht durch das Bekken, ſondern
durch die Leber in das Herz zuruͤkk (d). Nunmehro
aber ſtuͤrzet ſich, wenn man um dieſe Schlagadern den
Faden wirft, nemlich das in die Aeſte der untern Aorte
eindringende Blut, vermoͤge der Ableitungsgeſetze, in die
dem Bande naͤhere Gefaͤſſe mit einer groͤſſern Lebhaftig-
keit hinein.

Folglich
(a) [Spaltenumbruch] An bebruͤteten Huͤnern und
Vierfuͤßigen. Siehe davon weit-
laͤuftig L. XXIX. ferner in den ad-
not. in[c]ub. ovi.
Neue Ausgabe.
(b) [Spaltenumbruch] Ibid.
(c) Ibid.
(d) Ibid.
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[1111/1147] III. Abſchn. Monatliche Reinigung. es ſich folglich laͤngere Zeit in dem engen Paſſe der wer- denden Blutadern anhalten laſſen muß: oder daß die Gebaͤrmutter bey Frauensperſonen von der Natur der- geſtalt angelegt ſeyn, daß in dieſem druͤckenden Gewoͤl- be mit leichterer Muͤhe, eine ihm eigenthuͤmliche Voll- bluͤtigkeit entſteht. §. 18. Die Vollbluͤtigkeit der untern Gefaͤſſe. Nachdem wir dieſes vorausgeſetzt haben, warum die monatliche Zeit bey Maͤgdchen das erſtemal ausbricht. Es entwickeln ſich bey allen Thieren zuerſt die obern Gefaͤſſe, nemlich des Kopfes: hierauf die Gefaͤſſe des Unterleibes, und inſonderheit der Leber: hierauf folgen bald darauf die Gefaͤſſe der Lunge. So werden auch alle Thiere mit kleinen Gefaͤſſen am Unterleibe (a) ge- bohren, ſie haben faſt gar kein Bekken (b), und ihre Fuͤſſe ſind ebenfalls nach dem Ebenmaaſſe des uͤbrigen Koͤrpers viel kleiner. Hierauf waͤchſt zwar der Kopf weniger, die Glieder aber deſto mehr, und inſonderheit das Bekken und die Fuͤſſe. Es hemmeten nemlich vormals die ſehr groſſe Nabelſchlagadern das Blut derſelben (c), ſie entfuͤhrten es ihnen, und wandten es dem Mutterkuchen zu, und daher kam dieſes Blut nicht durch das Bekken, ſondern durch die Leber in das Herz zuruͤkk (d). Nunmehro aber ſtuͤrzet ſich, wenn man um dieſe Schlagadern den Faden wirft, nemlich das in die Aeſte der untern Aorte eindringende Blut, vermoͤge der Ableitungsgeſetze, in die dem Bande naͤhere Gefaͤſſe mit einer groͤſſern Lebhaftig- keit hinein. Folglich (a) An bebruͤteten Huͤnern und Vierfuͤßigen. Siehe davon weit- laͤuftig L. XXIX. ferner in den ad- not. incub. ovi. Neue Ausgabe. (b) Ibid. (c) Ibid. (d) Ibid. A a a a 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1147>, abgerufen am 26.04.2024.