Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gedärme. XXIV. Buch.
und ohne Ordnung, und Regel angebracht sind, ab-
sondern.

§. 18.
Der Mastdarm.

Wir behalten den Namen bei, ob derselbe gleich schlecht
ausgesonnen ist. Es rühret selbiger von den Alten(a)
her, welche ihn longaonem (b) extalem (c) und dode-
kadaktulon(d) nannten.

Bei den lezzten Wirbelbeinen der Lenden, und von
der halbmondenförmigen Biegung der Schmeerbauchs-
seite, strekkt sich der Grimmdarm gerade aus, und stei-
get längst dem heiligen Beine rükkwärts (e) in das Bek-
ken hinab. Zugleich berühren sich allmählich, die von
einander gezerrte Bänder, oberhalb dem Mastdarme,
sie breiten sich weiter, als vier Zoll aus einander, und
umgeben den ganzen Darm mit fleischigen Fasern, die
nach der Länge laufen (f), und diese Fasern herrschen, so
wie am Schlunde, so hier am lezzten Darme an allen
Seiten. Zu gleicher Zeit verschwinden auch die Fächer.
Bisher läuft der Mastdarm hinter der Harnblase, und
es schließt sich vorne an ihn das Darmfell, jederzeit dich-
ter an, als unterwärts (g). Hinterwärts liegt an ihm
das Fadengewebe, welches wieder loser wird, je tiefer
nach unten eine Gegend wird, daselbst findet man Ge-
krösedrüsen. Er bekömmt auch seine Nezzanhängsel (h).

Es giebt aber bei dem Knorpel zwischen dem zweiten
und dritten Wirbelbeine des Heiligbeins, und in der

Gegend
(a) [Spaltenumbruch] PLIN. L. XI. p. 630. Eudus
bei dem ARETAEO diuturn. II.
c. 9. apenthusmenon. POLLUCI p.
255. RUFO II. p.
62.
(b) CAEL. chron. c. 6. L. IV.
(c) VEGET. L. III. c. 11.
(d) RUFUS Part. L. II. p. 62.
(e) Noch eher richtig BLAS. ad
[Spaltenumbruch] VESLING.
ferner WINSLOW.
n.
171.
(f) WINSLOW. n. 174. COU-
PER myotom. anno 1724. tab. 20.
EUSTACH. tab. 10. f.
4. 5. ver-
gleiche VESAL. p. 612.
(g) HENSING. perit. n. 45.
(h) DUVERNEY II. p. 194.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
und ohne Ordnung, und Regel angebracht ſind, ab-
ſondern.

§. 18.
Der Maſtdarm.

Wir behalten den Namen bei, ob derſelbe gleich ſchlecht
ausgeſonnen iſt. Es ruͤhret ſelbiger von den Alten(a)
her, welche ihn longaonem (b) extalem (c) und δωδε-
καδακτυλον(d) nannten.

Bei den lezzten Wirbelbeinen der Lenden, und von
der halbmondenfoͤrmigen Biegung der Schmeerbauchs-
ſeite, ſtrekkt ſich der Grimmdarm gerade aus, und ſtei-
get laͤngſt dem heiligen Beine ruͤkkwaͤrts (e) in das Bek-
ken hinab. Zugleich beruͤhren ſich allmaͤhlich, die von
einander gezerrte Baͤnder, oberhalb dem Maſtdarme,
ſie breiten ſich weiter, als vier Zoll aus einander, und
umgeben den ganzen Darm mit fleiſchigen Faſern, die
nach der Laͤnge laufen (f), und dieſe Faſern herrſchen, ſo
wie am Schlunde, ſo hier am lezzten Darme an allen
Seiten. Zu gleicher Zeit verſchwinden auch die Faͤcher.
Bisher laͤuft der Maſtdarm hinter der Harnblaſe, und
es ſchließt ſich vorne an ihn das Darmfell, jederzeit dich-
ter an, als unterwaͤrts (g). Hinterwaͤrts liegt an ihm
das Fadengewebe, welches wieder loſer wird, je tiefer
nach unten eine Gegend wird, daſelbſt findet man Ge-
kroͤſedruͤſen. Er bekoͤmmt auch ſeine Nezzanhaͤngſel (h).

Es giebt aber bei dem Knorpel zwiſchen dem zweiten
und dritten Wirbelbeine des Heiligbeins, und in der

Gegend
(a) [Spaltenumbruch] PLIN. L. XI. p. 630. Ευδυς
bei dem ARETAEO diuturn. II.
c. 9. απενθυςμενον. POLLUCI p.
255. RUFO II. p.
62.
(b) CAEL. chron. c. 6. L. IV.
(c) VEGET. L. III. c. 11.
(d) RUFUS Part. L. II. p. 62.
(e) Noch eher richtig BLAS. ad
[Spaltenumbruch] VESLING.
ferner WINSLOW.
n.
171.
(f) WINSLOW. n. 174. COU-
PER myotom. anno 1724. tab. 20.
EUSTACH. tab. 10. f.
4. 5. ver-
gleiche VESAL. p. 612.
(g) HENSING. perit. n. 45.
(h) DUVERNEY II. p. 194.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0252" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Geda&#x0364;rme. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und ohne Ordnung, und Regel angebracht &#x017F;ind, ab-<lb/>
&#x017F;ondern.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 18.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Ma&#x017F;tdarm.</hi></hi></head><lb/>
              <p>Wir behalten den Namen bei, ob der&#x017F;elbe gleich &#x017F;chlecht<lb/>
ausge&#x017F;onnen i&#x017F;t. Es ru&#x0364;hret &#x017F;elbiger von den Alten<note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">PLIN. L. XI. p.</hi> 630. &#x0395;&#x03C5;&#x03B4;&#x03C5;&#x03C2;<lb/>
bei dem <hi rendition="#aq">ARETAEO diuturn. II.<lb/>
c. 9. &#x03B1;&#x03C0;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B8;&#x03C5;&#x03C2;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;. POLLUCI p.<lb/>
255. RUFO II. p.</hi> 62.</note><lb/>
her, welche ihn <hi rendition="#aq">longaonem</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">CAEL. chron. c. 6. L. IV.</hi></note> <hi rendition="#aq">extalem</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">VEGET. L. III. c.</hi> 11.</note> und &#x03B4;&#x03C9;&#x03B4;&#x03B5;-<lb/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x03B4;&#x03B1;&#x03BA;&#x03C4;&#x03C5;&#x03BB;&#x03BF;&#x03BD;<note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">RUFUS Part. L. II. p.</hi> 62.</note> nannten.</p><lb/>
              <p>Bei den lezzten Wirbelbeinen der Lenden, und von<lb/>
der halbmondenfo&#x0364;rmigen Biegung der Schmeerbauchs-<lb/>
&#x017F;eite, &#x017F;trekkt &#x017F;ich der Grimmdarm gerade aus, und &#x017F;tei-<lb/>
get la&#x0364;ng&#x017F;t dem heiligen Beine ru&#x0364;kkwa&#x0364;rts <note place="foot" n="(e)">Noch eher richtig <hi rendition="#aq">BLAS. ad<lb/><cb/> <hi rendition="#g">VESLING.</hi></hi> ferner <hi rendition="#aq">WINSLOW.<lb/>
n.</hi> 171.</note> in das Bek-<lb/>
ken hinab. Zugleich beru&#x0364;hren &#x017F;ich allma&#x0364;hlich, die von<lb/>
einander gezerrte Ba&#x0364;nder, oberhalb dem Ma&#x017F;tdarme,<lb/>
&#x017F;ie breiten &#x017F;ich weiter, als vier Zoll aus einander, und<lb/>
umgeben den ganzen Darm mit flei&#x017F;chigen Fa&#x017F;ern, die<lb/>
nach der La&#x0364;nge laufen <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">WINSLOW. n. 174. COU-<lb/>
PER myotom. anno 1724. tab. 20.<lb/>
EUSTACH. tab. 10. f.</hi> 4. 5. ver-<lb/>
gleiche <hi rendition="#aq">VESAL. p.</hi> 612.</note>, und die&#x017F;e Fa&#x017F;ern herr&#x017F;chen, &#x017F;o<lb/>
wie am Schlunde, &#x017F;o hier am lezzten Darme an allen<lb/>
Seiten. Zu gleicher Zeit ver&#x017F;chwinden auch die Fa&#x0364;cher.<lb/>
Bisher la&#x0364;uft der Ma&#x017F;tdarm hinter der Harnbla&#x017F;e, und<lb/>
es &#x017F;chließt &#x017F;ich vorne an ihn das Darmfell, jederzeit dich-<lb/>
ter an, als unterwa&#x0364;rts <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">HENSING. perit. n.</hi> 45.</note>. Hinterwa&#x0364;rts liegt an ihm<lb/>
das Fadengewebe, welches wieder lo&#x017F;er wird, je tiefer<lb/>
nach unten eine Gegend wird, da&#x017F;elb&#x017F;t findet man Ge-<lb/>
kro&#x0364;&#x017F;edru&#x0364;&#x017F;en. Er beko&#x0364;mmt auch &#x017F;eine Nezzanha&#x0364;ng&#x017F;el <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">DUVERNEY II. p.</hi> 194.</note>.</p><lb/>
              <p>Es giebt aber bei dem Knorpel zwi&#x017F;chen dem zweiten<lb/>
und dritten Wirbelbeine des Heiligbeins, und in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gegend</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0252] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. und ohne Ordnung, und Regel angebracht ſind, ab- ſondern. §. 18. Der Maſtdarm. Wir behalten den Namen bei, ob derſelbe gleich ſchlecht ausgeſonnen iſt. Es ruͤhret ſelbiger von den Alten (a) her, welche ihn longaonem (b) extalem (c) und δωδε- καδακτυλον (d) nannten. Bei den lezzten Wirbelbeinen der Lenden, und von der halbmondenfoͤrmigen Biegung der Schmeerbauchs- ſeite, ſtrekkt ſich der Grimmdarm gerade aus, und ſtei- get laͤngſt dem heiligen Beine ruͤkkwaͤrts (e) in das Bek- ken hinab. Zugleich beruͤhren ſich allmaͤhlich, die von einander gezerrte Baͤnder, oberhalb dem Maſtdarme, ſie breiten ſich weiter, als vier Zoll aus einander, und umgeben den ganzen Darm mit fleiſchigen Faſern, die nach der Laͤnge laufen (f), und dieſe Faſern herrſchen, ſo wie am Schlunde, ſo hier am lezzten Darme an allen Seiten. Zu gleicher Zeit verſchwinden auch die Faͤcher. Bisher laͤuft der Maſtdarm hinter der Harnblaſe, und es ſchließt ſich vorne an ihn das Darmfell, jederzeit dich- ter an, als unterwaͤrts (g). Hinterwaͤrts liegt an ihm das Fadengewebe, welches wieder loſer wird, je tiefer nach unten eine Gegend wird, daſelbſt findet man Ge- kroͤſedruͤſen. Er bekoͤmmt auch ſeine Nezzanhaͤngſel (h). Es giebt aber bei dem Knorpel zwiſchen dem zweiten und dritten Wirbelbeine des Heiligbeins, und in der Gegend (a) PLIN. L. XI. p. 630. Ευδυς bei dem ARETAEO diuturn. II. c. 9. απενθυςμενον. POLLUCI p. 255. RUFO II. p. 62. (b) CAEL. chron. c. 6. L. IV. (c) VEGET. L. III. c. 11. (d) RUFUS Part. L. II. p. 62. (e) Noch eher richtig BLAS. ad VESLING. ferner WINSLOW. n. 171. (f) WINSLOW. n. 174. COU- PER myotom. anno 1724. tab. 20. EUSTACH. tab. 10. f. 4. 5. ver- gleiche VESAL. p. 612. (g) HENSING. perit. n. 45. (h) DUVERNEY II. p. 194.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/252
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/252>, abgerufen am 26.04.2024.