Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Harnwege, XXVI. Buch.

Und dennoch erhält die Natur, vermittelst des Schlei-
mes, welcher die inwendige Membran der Blase über-
zieht, und welcher nicht gestattet, daß sich die Erdstoffe
an die trokkne Membran so leicht anhängen können, ver-
mittelst der Ausdünstung, welche diese Stoffe zerstreut(l),
vermittelst des Reizes, welcher nicht will, daß man den
Urin an sich hält, und vermittelst des Körpers, den sie
uns, als das erste aller ihrer Gesezze empfiehlt, da in
Personen, die nicht faul, und mit wäßrigen Getränken
zufrieden sind, schwerlich jemals (m) Steine wachsen.
Das Weintrinken (n), wovon sich die Ausgänge der
Niere für grobe Theilchen öffnen; das träge Leben, wenn
man den Urin nicht zu rechter Zeit wegläßt(o), die Nach-
läßigkeit bei der Stimme der Natur, welche uns warnet,
den Urin nicht in der Blase verweilen zu lassen; vielleicht
auch zähe Nahrungsmittel (p), denen die Arbeit der Men-
schen nicht proportionirt ist, sind Ursache gewesen, daß
bei wenig Völkern, und unter selbigen nicht bei sehr vie-
len Menschen, der Stein in der Niere und Blase wächst.

§. 14.
Der Nuzzen der Nebennieren.

Es ist hier, so wie hie und da in den Stellen der
Phisiologie, leichter, das zu widerlegen, was zur Erklä-
rung der Nuzzbarkeit der Theile vorgetragen wurde, als
etwas anders an die Stelle zu sezzen, wobei ein Mann,
der die Wahrheit sucht, sich beruhen könnte.

Diejenigen, welche sagen, daß die Nebennieren zur
Erzeugung mit gehören, zeigen nicht, was die Neben-
niere mit denenjenigen Theilen gemein habe, die zu die-
sem Geschäfte eigentlich bestimmt sind, denn es scheinet
alles, was man in dieser Absicht vorgetragen, zur Zeit

sehr
(l) [Spaltenumbruch] p. 332.
(m) p. 361. 366.
(n) p. 367.
(o) [Spaltenumbruch] p. 366.
(p) p. 367.
Die Harnwege, XXVI. Buch.

Und dennoch erhaͤlt die Natur, vermittelſt des Schlei-
mes, welcher die inwendige Membran der Blaſe uͤber-
zieht, und welcher nicht geſtattet, daß ſich die Erdſtoffe
an die trokkne Membran ſo leicht anhaͤngen koͤnnen, ver-
mittelſt der Ausduͤnſtung, welche dieſe Stoffe zerſtreut(l),
vermittelſt des Reizes, welcher nicht will, daß man den
Urin an ſich haͤlt, und vermittelſt des Koͤrpers, den ſie
uns, als das erſte aller ihrer Geſezze empfiehlt, da in
Perſonen, die nicht faul, und mit waͤßrigen Getraͤnken
zufrieden ſind, ſchwerlich jemals (m) Steine wachſen.
Das Weintrinken (n), wovon ſich die Ausgaͤnge der
Niere fuͤr grobe Theilchen oͤffnen; das traͤge Leben, wenn
man den Urin nicht zu rechter Zeit weglaͤßt(o), die Nach-
laͤßigkeit bei der Stimme der Natur, welche uns warnet,
den Urin nicht in der Blaſe verweilen zu laſſen; vielleicht
auch zaͤhe Nahrungsmittel (p), denen die Arbeit der Men-
ſchen nicht proportionirt iſt, ſind Urſache geweſen, daß
bei wenig Voͤlkern, und unter ſelbigen nicht bei ſehr vie-
len Menſchen, der Stein in der Niere und Blaſe waͤchſt.

§. 14.
Der Nuzzen der Nebennieren.

Es iſt hier, ſo wie hie und da in den Stellen der
Phiſiologie, leichter, das zu widerlegen, was zur Erklaͤ-
rung der Nuzzbarkeit der Theile vorgetragen wurde, als
etwas anders an die Stelle zu ſezzen, wobei ein Mann,
der die Wahrheit ſucht, ſich beruhen koͤnnte.

Diejenigen, welche ſagen, daß die Nebennieren zur
Erzeugung mit gehoͤren, zeigen nicht, was die Neben-
niere mit denenjenigen Theilen gemein habe, die zu die-
ſem Geſchaͤfte eigentlich beſtimmt ſind, denn es ſcheinet
alles, was man in dieſer Abſicht vorgetragen, zur Zeit

ſehr
(l) [Spaltenumbruch] p. 332.
(m) p. 361. 366.
(n) p. 367.
(o) [Spaltenumbruch] p. 366.
(p) p. 367.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0632" n="596"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Harnwege, <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Und dennoch erha&#x0364;lt die Natur, vermittel&#x017F;t des Schlei-<lb/>
mes, welcher die inwendige Membran der Bla&#x017F;e u&#x0364;ber-<lb/>
zieht, und welcher nicht ge&#x017F;tattet, daß &#x017F;ich die Erd&#x017F;toffe<lb/>
an die trokkne Membran &#x017F;o leicht anha&#x0364;ngen ko&#x0364;nnen, ver-<lb/>
mittel&#x017F;t der Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung, welche die&#x017F;e Stoffe zer&#x017F;treut<note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 332.</note>,<lb/>
vermittel&#x017F;t des Reizes, welcher nicht will, daß man den<lb/>
Urin an &#x017F;ich ha&#x0364;lt, und vermittel&#x017F;t des Ko&#x0364;rpers, den &#x017F;ie<lb/>
uns, als das er&#x017F;te aller ihrer Ge&#x017F;ezze empfiehlt, da in<lb/>
Per&#x017F;onen, die nicht faul, und mit wa&#x0364;ßrigen Getra&#x0364;nken<lb/>
zufrieden &#x017F;ind, &#x017F;chwerlich jemals <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 361. 366.</note> Steine wach&#x017F;en.<lb/>
Das Weintrinken <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 367.</note>, wovon &#x017F;ich die Ausga&#x0364;nge der<lb/>
Niere fu&#x0364;r grobe Theilchen o&#x0364;ffnen; das tra&#x0364;ge Leben, wenn<lb/>
man den Urin nicht zu rechter Zeit wegla&#x0364;ßt<note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 366.</note>, die Nach-<lb/>
la&#x0364;ßigkeit bei der Stimme der Natur, welche uns warnet,<lb/>
den Urin nicht in der Bla&#x017F;e verweilen zu la&#x017F;&#x017F;en; vielleicht<lb/>
auch za&#x0364;he Nahrungsmittel <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 367.</note>, denen die Arbeit der Men-<lb/>
&#x017F;chen nicht proportionirt i&#x017F;t, &#x017F;ind Ur&#x017F;ache gewe&#x017F;en, daß<lb/>
bei wenig Vo&#x0364;lkern, und unter &#x017F;elbigen nicht bei &#x017F;ehr vie-<lb/>
len Men&#x017F;chen, der Stein in der Niere und Bla&#x017F;e wa&#x0364;ch&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 14.<lb/><hi rendition="#b">Der Nuzzen der Nebennieren.</hi></head><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t hier, &#x017F;o wie hie und da in den Stellen der<lb/>
Phi&#x017F;iologie, leichter, das zu widerlegen, was zur Erkla&#x0364;-<lb/>
rung der Nuzzbarkeit der Theile vorgetragen wurde, als<lb/>
etwas anders an die Stelle zu &#x017F;ezzen, wobei ein Mann,<lb/>
der die Wahrheit &#x017F;ucht, &#x017F;ich beruhen ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
              <p>Diejenigen, welche &#x017F;agen, daß die Nebennieren zur<lb/>
Erzeugung mit geho&#x0364;ren, zeigen nicht, was die Neben-<lb/>
niere mit denenjenigen Theilen gemein habe, die zu die-<lb/>
&#x017F;em Ge&#x017F;cha&#x0364;fte eigentlich be&#x017F;timmt &#x017F;ind, denn es &#x017F;cheinet<lb/>
alles, was man in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht vorgetragen, zur Zeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[596/0632] Die Harnwege, XXVI. Buch. Und dennoch erhaͤlt die Natur, vermittelſt des Schlei- mes, welcher die inwendige Membran der Blaſe uͤber- zieht, und welcher nicht geſtattet, daß ſich die Erdſtoffe an die trokkne Membran ſo leicht anhaͤngen koͤnnen, ver- mittelſt der Ausduͤnſtung, welche dieſe Stoffe zerſtreut (l), vermittelſt des Reizes, welcher nicht will, daß man den Urin an ſich haͤlt, und vermittelſt des Koͤrpers, den ſie uns, als das erſte aller ihrer Geſezze empfiehlt, da in Perſonen, die nicht faul, und mit waͤßrigen Getraͤnken zufrieden ſind, ſchwerlich jemals (m) Steine wachſen. Das Weintrinken (n), wovon ſich die Ausgaͤnge der Niere fuͤr grobe Theilchen oͤffnen; das traͤge Leben, wenn man den Urin nicht zu rechter Zeit weglaͤßt (o), die Nach- laͤßigkeit bei der Stimme der Natur, welche uns warnet, den Urin nicht in der Blaſe verweilen zu laſſen; vielleicht auch zaͤhe Nahrungsmittel (p), denen die Arbeit der Men- ſchen nicht proportionirt iſt, ſind Urſache geweſen, daß bei wenig Voͤlkern, und unter ſelbigen nicht bei ſehr vie- len Menſchen, der Stein in der Niere und Blaſe waͤchſt. §. 14. Der Nuzzen der Nebennieren. Es iſt hier, ſo wie hie und da in den Stellen der Phiſiologie, leichter, das zu widerlegen, was zur Erklaͤ- rung der Nuzzbarkeit der Theile vorgetragen wurde, als etwas anders an die Stelle zu ſezzen, wobei ein Mann, der die Wahrheit ſucht, ſich beruhen koͤnnte. Diejenigen, welche ſagen, daß die Nebennieren zur Erzeugung mit gehoͤren, zeigen nicht, was die Neben- niere mit denenjenigen Theilen gemein habe, die zu die- ſem Geſchaͤfte eigentlich beſtimmt ſind, denn es ſcheinet alles, was man in dieſer Abſicht vorgetragen, zur Zeit ſehr (l) p. 332. (m) p. 361. 366. (n) p. 367. (o) p. 366. (p) p. 367.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/632
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/632>, abgerufen am 26.04.2024.