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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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III. Abs. Die Nachgeburt.

Jch mag auch nicht, nach dem Exempel einiger be-
rühmter Neuern, das Athemholen zur Verfertigung des
Blutes, oder zu der Wärme zu Hülfe nehmen, oder das
Blut aus der Ursache, bei schwangern Frauenspersonen,
für schwarz ausgeben (x), weil es von dem, aus der Frucht
zurükke kommendem Blute verfälscht würde.

Es bereitet sich nemlich die Frucht der Vögel, aus
ihrer Narung, ohne Beihülfe der Mutter, ein ungemein
schönes rotes Blut.

§. 33.
Gründe für den Durchgang der Narung durch
den Nabel.

Es konnten diejenigen Früchte, welche keinen Kopf
hatten (a), oder, die einen verschlossenen Mund hatten
(b), auf keine andere Art als durch den Kuchen, und
durch die Gefässe des Nabels, ihre Narung bekommen.
Wenn es nun diese konnten, warum solten es nicht auch
andere nachthun können.

Es scheinet die grosse Anhäufung des Blutes, an
der Gebärmutter schwangerer Personen (c) keine Weis-
heit zur Absicht zu haben, wenn von diesem Ueberflusse
nichts in die Frucht übergehen solte.

Man siehet nicht ein, warum die monatliche Reini-
gung so zuverläßig (d), auch schon in dem ersten Monate,
da die Frucht nur wenig Narung zu sich nimmt, bei den
allermeisten Frauenspersonen aussen bleibt, wenn nicht
die Gebärmutter einen Theil des Blutes in dem Mut-
terkuchen übergehen lassen solte; wofern nicht sonderlich
die Adermündungen, welche das Monatsblut ausschwiz-

zen,
(x) [Spaltenumbruch] DIONIS accouchem. p. 353.
(a) L. X. p. 353.
(b) GOUEY p. 353.
(c) p. 27. &c.
(d) [Spaltenumbruch] Ob gleich einige schwangre
Frauens die menses haben, so sind
doch diese Fälle so selten, daß sie
gar nicht gelten.
III. Abſ. Die Nachgeburt.

Jch mag auch nicht, nach dem Exempel einiger be-
ruͤhmter Neuern, das Athemholen zur Verfertigung des
Blutes, oder zu der Waͤrme zu Huͤlfe nehmen, oder das
Blut aus der Urſache, bei ſchwangern Frauensperſonen,
fuͤr ſchwarz ausgeben (x), weil es von dem, aus der Frucht
zuruͤkke kommendem Blute verfaͤlſcht wuͤrde.

Es bereitet ſich nemlich die Frucht der Voͤgel, aus
ihrer Narung, ohne Beihuͤlfe der Mutter, ein ungemein
ſchoͤnes rotes Blut.

§. 33.
Gruͤnde fuͤr den Durchgang der Narung durch
den Nabel.

Es konnten diejenigen Fruͤchte, welche keinen Kopf
hatten (a), oder, die einen verſchloſſenen Mund hatten
(b), auf keine andere Art als durch den Kuchen, und
durch die Gefaͤſſe des Nabels, ihre Narung bekommen.
Wenn es nun dieſe konnten, warum ſolten es nicht auch
andere nachthun koͤnnen.

Es ſcheinet die groſſe Anhaͤufung des Blutes, an
der Gebaͤrmutter ſchwangerer Perſonen (c) keine Weis-
heit zur Abſicht zu haben, wenn von dieſem Ueberfluſſe
nichts in die Frucht uͤbergehen ſolte.

Man ſiehet nicht ein, warum die monatliche Reini-
gung ſo zuverlaͤßig (d), auch ſchon in dem erſten Monate,
da die Frucht nur wenig Narung zu ſich nimmt, bei den
allermeiſten Frauensperſonen auſſen bleibt, wenn nicht
die Gebaͤrmutter einen Theil des Blutes in dem Mut-
terkuchen uͤbergehen laſſen ſolte; wofern nicht ſonderlich
die Adermuͤndungen, welche das Monatsblut ausſchwiz-

zen,
(x) [Spaltenumbruch] DIONIS accouchem. p. 353.
(a) L. X. p. 353.
(b) GOUEY p. 353.
(c) p. 27. &c.
(d) [Spaltenumbruch] Ob gleich einige ſchwangre
Frauens die menſes haben, ſo ſind
doch dieſe Faͤlle ſo ſelten, daß ſie
gar nicht gelten.
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[409[411]/0463] III. Abſ. Die Nachgeburt. Jch mag auch nicht, nach dem Exempel einiger be- ruͤhmter Neuern, das Athemholen zur Verfertigung des Blutes, oder zu der Waͤrme zu Huͤlfe nehmen, oder das Blut aus der Urſache, bei ſchwangern Frauensperſonen, fuͤr ſchwarz ausgeben (x), weil es von dem, aus der Frucht zuruͤkke kommendem Blute verfaͤlſcht wuͤrde. Es bereitet ſich nemlich die Frucht der Voͤgel, aus ihrer Narung, ohne Beihuͤlfe der Mutter, ein ungemein ſchoͤnes rotes Blut. §. 33. Gruͤnde fuͤr den Durchgang der Narung durch den Nabel. Es konnten diejenigen Fruͤchte, welche keinen Kopf hatten (a), oder, die einen verſchloſſenen Mund hatten (b), auf keine andere Art als durch den Kuchen, und durch die Gefaͤſſe des Nabels, ihre Narung bekommen. Wenn es nun dieſe konnten, warum ſolten es nicht auch andere nachthun koͤnnen. Es ſcheinet die groſſe Anhaͤufung des Blutes, an der Gebaͤrmutter ſchwangerer Perſonen (c) keine Weis- heit zur Abſicht zu haben, wenn von dieſem Ueberfluſſe nichts in die Frucht uͤbergehen ſolte. Man ſiehet nicht ein, warum die monatliche Reini- gung ſo zuverlaͤßig (d), auch ſchon in dem erſten Monate, da die Frucht nur wenig Narung zu ſich nimmt, bei den allermeiſten Frauensperſonen auſſen bleibt, wenn nicht die Gebaͤrmutter einen Theil des Blutes in dem Mut- terkuchen uͤbergehen laſſen ſolte; wofern nicht ſonderlich die Adermuͤndungen, welche das Monatsblut ausſchwiz- zen, (x) DIONIS accouchem. p. 353. (a) L. X. p. 353. (b) GOUEY p. 353. (c) p. 27. &c. (d) Ob gleich einige ſchwangre Frauens die menſes haben, ſo ſind doch dieſe Faͤlle ſo ſelten, daß ſie gar nicht gelten.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 409[411]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/463>, abgerufen am 26.04.2024.