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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.

Erstlich, wenn sich überhaupt die Gefässe der Mut-
ter mit den Gefässen der Frucht in einer Verbindung
befinden, so kann man nicht zweifeln, daß nicht das,
von den Schlagadern der Gebärmutter in die Blutadern
des Kuchens hinein getriebene Blut, die von der Mut-
ter empfangene Bewegung mit sich bringen, und sich mit
derjenigen vereinigen sollte, welche in dem Blutader-
blute des Kuchen schon vorhanden ist, nachdem dieses
Blut auf seinem Wege durch den Kuchen, vermöge der
allgemeinen Regel thierischer Körper, viel von seiner Be-
wegung eingebüßt hat. Vielleicht entstehet daher der
Nachdrukk des Blutes durch die Schlagadern der Na-
belschnur (b),

Ferner muß nothwendig dieses Blut von der Mut-
ter seinen Trieb bekommen, da dasselbe nach einem früh-
zeitigen Tode der Frucht (c), den zurükkgebliebenen Ku-
chen einigermaassen noch beim Leben erhält, und so gar
noch die Wasser (d) hervorbringt, so wie nach dem obi-
gen, dergleichen frühzeitig abgehende Eyer (e) von etli-
chen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, noch an
der Gebärmutter hängen bleiben und ohne zu faulen, ve-
getiren (g), indem sie gleichsam Anhängsel der Mutter
und der Gebärmutter sind.

Dergleichen Kuchen verwandeln sich, nebst der un-
vollständigen Frucht (h) zu Mondkälbern (i) die bisweilen
gros sind, viele Jahre lang in der Gebärmutter ver-
harren, und gros wachsen, fäsrig und blutig sind (k).
Auch die äussere Fruchthaut wächset zu einer Art von Ku-
(f)

chen
(b) [Spaltenumbruch] SMELLIE III. p. 205.
(c) p. 65. 66. Eph. Nat. Cur.
Dec. III. ann. 9. 10. obs.
192.
(d) p. 65.
(e) CESTARI Dissertatio apo-
logetica.
(g) DENYS p. 156. CESTARI.
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Cur. Dec. III. ann. 5. 6. obs. 226.
BOEHMER p.
12.
(i) RUYSCH obs. 20. Thes. III.
n. 7. Thes. VI. p. 25. 67. &c.
DENYS p. 77. 141. 153. 155. MAU-
RICEAU obs.
330. 485. 647. 511.
(k) Fleischige LEVRET p. 66.
67. &c.
(f) MAURICEAU obs. 57.
Die Frucht. XXIX. B.

Erſtlich, wenn ſich uͤberhaupt die Gefaͤſſe der Mut-
ter mit den Gefaͤſſen der Frucht in einer Verbindung
befinden, ſo kann man nicht zweifeln, daß nicht das,
von den Schlagadern der Gebaͤrmutter in die Blutadern
des Kuchens hinein getriebene Blut, die von der Mut-
ter empfangene Bewegung mit ſich bringen, und ſich mit
derjenigen vereinigen ſollte, welche in dem Blutader-
blute des Kuchen ſchon vorhanden iſt, nachdem dieſes
Blut auf ſeinem Wege durch den Kuchen, vermoͤge der
allgemeinen Regel thieriſcher Koͤrper, viel von ſeiner Be-
wegung eingebuͤßt hat. Vielleicht entſtehet daher der
Nachdrukk des Blutes durch die Schlagadern der Na-
belſchnur (b),

Ferner muß nothwendig dieſes Blut von der Mut-
ter ſeinen Trieb bekommen, da daſſelbe nach einem fruͤh-
zeitigen Tode der Frucht (c), den zuruͤkkgebliebenen Ku-
chen einigermaaſſen noch beim Leben erhaͤlt, und ſo gar
noch die Waſſer (d) hervorbringt, ſo wie nach dem obi-
gen, dergleichen fruͤhzeitig abgehende Eyer (e) von etli-
chen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, noch an
der Gebaͤrmutter haͤngen bleiben und ohne zu faulen, ve-
getiren (g), indem ſie gleichſam Anhaͤngſel der Mutter
und der Gebaͤrmutter ſind.

Dergleichen Kuchen verwandeln ſich, nebſt der un-
vollſtaͤndigen Frucht (h) zu Mondkaͤlbern (i) die bisweilen
gros ſind, viele Jahre lang in der Gebaͤrmutter ver-
harren, und gros wachſen, faͤſrig und blutig ſind (k).
Auch die aͤuſſere Fruchthaut waͤchſet zu einer Art von Ku-
(f)

chen
(b) [Spaltenumbruch] SMELLIE III. p. 205.
(c) p. 65. 66. Eph. Nat. Cur.
Dec. III. ann. 9. 10. obſ.
192.
(d) p. 65.
(e) CESTARI Diſſertatio apo-
logetica.
(g) DENYS p. 156. CESTARI.
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Cur. Dec. III. ann. 5. 6. obſ. 226.
BOEHMER p.
12.
(i) RUYSCH obſ. 20. Theſ. III.
n. 7. Theſ. VI. p. 25. 67. &c.
DENYS p. 77. 141. 153. 155. MAU-
RICEAU obſ.
330. 485. 647. 511.
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[418[420]/0472] Die Frucht. XXIX. B. Erſtlich, wenn ſich uͤberhaupt die Gefaͤſſe der Mut- ter mit den Gefaͤſſen der Frucht in einer Verbindung befinden, ſo kann man nicht zweifeln, daß nicht das, von den Schlagadern der Gebaͤrmutter in die Blutadern des Kuchens hinein getriebene Blut, die von der Mut- ter empfangene Bewegung mit ſich bringen, und ſich mit derjenigen vereinigen ſollte, welche in dem Blutader- blute des Kuchen ſchon vorhanden iſt, nachdem dieſes Blut auf ſeinem Wege durch den Kuchen, vermoͤge der allgemeinen Regel thieriſcher Koͤrper, viel von ſeiner Be- wegung eingebuͤßt hat. Vielleicht entſtehet daher der Nachdrukk des Blutes durch die Schlagadern der Na- belſchnur (b), Ferner muß nothwendig dieſes Blut von der Mut- ter ſeinen Trieb bekommen, da daſſelbe nach einem fruͤh- zeitigen Tode der Frucht (c), den zuruͤkkgebliebenen Ku- chen einigermaaſſen noch beim Leben erhaͤlt, und ſo gar noch die Waſſer (d) hervorbringt, ſo wie nach dem obi- gen, dergleichen fruͤhzeitig abgehende Eyer (e) von etli- chen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren, noch an der Gebaͤrmutter haͤngen bleiben und ohne zu faulen, ve- getiren (g), indem ſie gleichſam Anhaͤngſel der Mutter und der Gebaͤrmutter ſind. Dergleichen Kuchen verwandeln ſich, nebſt der un- vollſtaͤndigen Frucht (h) zu Mondkaͤlbern (i) die bisweilen gros ſind, viele Jahre lang in der Gebaͤrmutter ver- harren, und gros wachſen, faͤſrig und blutig ſind (k). Auch die aͤuſſere Fruchthaut waͤchſet zu einer Art von Ku- chen (f) (b) SMELLIE III. p. 205. (c) p. 65. 66. Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 9. 10. obſ. 192. (d) p. 65. (e) CESTARI Diſſertatio apo- logetica. (g) DENYS p. 156. CESTARI. (h) GEMMA p. 88. Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 5. 6. obſ. 226. BOEHMER p. 12. (i) RUYSCH obſ. 20. Theſ. III. n. 7. Theſ. VI. p. 25. 67. &c. DENYS p. 77. 141. 153. 155. MAU- RICEAU obſ. 330. 485. 647. 511. (k) Fleiſchige LEVRET p. 66. 67. &c. (f) MAURICEAU obſ. 57.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 418[420]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/472>, abgerufen am 27.04.2024.