Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
es sei an selbigem das Knochenhäutchen feste angewach-
sen (k), und es lasse selbiges von sich die Platten in den
Beinbruchsknorpel übergehen (l).

Das Knochenhäutchen färbe sich nicht von der Fär-
berröthe, weil diese Wurzel einzig und allein auf die krei-
denartige Theile wirke (m), und man müsse diese Mem-
bran nicht mit einem Knochen (n), sondern mit einem
Knorpel in Vergleichung stellen.

Dieses scheinet mir, theils keine rechte Antwort auf
unsere Gründe, theils den Versuchen zuwider zu seyn,
so wie es endlich das Gegentheil von dem ist, was be-
rühmte Männer von dieser Sache gedenken.

Es sagt dieser berühmte Mann, daß blos ein Knor-
pel aus dem Knochenhäutchen gebildet werde: ein ander-
mal aber, daß sich Platten vom Knochenhäutchen ablösen,
und daß solches Knochenplatten (o) sind.

Er läßt einen ersten ursprünglichen Leim zu (p), und
er wendet ein andermal ein, daß auch dieser Leim ein Kno-
chenhäutchen gewesen, und daß der Knorpel nur ein dikkes
Knochenhäutchen sei. Doch da man von dem Gallerte,
welches zu dieser Zeit der Hüftenknochen ist, das Knochen-
häutchen sehr leicht absondern kann (q), und da selbiger
unter unsern Augen in ein knorpliges, und hiernächst in
ein knochiges Wesen übergeht (r), so siehet man, daß er
niemals membranöse (s) gewesen seyn muß.

Man kann an den Knochen der Frucht den rothen,
zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens,
des Schulterblattes, des Felsenbeins leichtlich von dem-
jenigen Knochenhäutchen trennen, von welchem derselbe
an seiner Mitte eingeschlossen wird.

Jn
(k) [Spaltenumbruch] p. 130.
(l) p. 120.
(m) p. 23.
(n) p. 30.
(o) nob. 346.
(p) nob. 345.
(q) [Spaltenumbruch] p. 342.
(r) p. 310.
(s) BORDENAVE p. 209.
DETLEF n.
40. So BERTIN I.
p. 261. 26. FISCHER disp. osteo-
log. n. 3. PFISTER l. c.

Die Frucht. XXIX. B.
es ſei an ſelbigem das Knochenhaͤutchen feſte angewach-
ſen (k), und es laſſe ſelbiges von ſich die Platten in den
Beinbruchsknorpel uͤbergehen (l).

Das Knochenhaͤutchen faͤrbe ſich nicht von der Faͤr-
berroͤthe, weil dieſe Wurzel einzig und allein auf die krei-
denartige Theile wirke (m), und man muͤſſe dieſe Mem-
bran nicht mit einem Knochen (n), ſondern mit einem
Knorpel in Vergleichung ſtellen.

Dieſes ſcheinet mir, theils keine rechte Antwort auf
unſere Gruͤnde, theils den Verſuchen zuwider zu ſeyn,
ſo wie es endlich das Gegentheil von dem iſt, was be-
ruͤhmte Maͤnner von dieſer Sache gedenken.

Es ſagt dieſer beruͤhmte Mann, daß blos ein Knor-
pel aus dem Knochenhaͤutchen gebildet werde: ein ander-
mal aber, daß ſich Platten vom Knochenhaͤutchen abloͤſen,
und daß ſolches Knochenplatten (o) ſind.

Er laͤßt einen erſten urſpruͤnglichen Leim zu (p), und
er wendet ein andermal ein, daß auch dieſer Leim ein Kno-
chenhaͤutchen geweſen, und daß der Knorpel nur ein dikkes
Knochenhaͤutchen ſei. Doch da man von dem Gallerte,
welches zu dieſer Zeit der Huͤftenknochen iſt, das Knochen-
haͤutchen ſehr leicht abſondern kann (q), und da ſelbiger
unter unſern Augen in ein knorpliges, und hiernaͤchſt in
ein knochiges Weſen uͤbergeht (r), ſo ſiehet man, daß er
niemals membranoͤſe (s) geweſen ſeyn muß.

Man kann an den Knochen der Frucht den rothen,
zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens,
des Schulterblattes, des Felſenbeins leichtlich von dem-
jenigen Knochenhaͤutchen trennen, von welchem derſelbe
an ſeiner Mitte eingeſchloſſen wird.

Jn
(k) [Spaltenumbruch] p. 130.
(l) p. 120.
(m) p. 23.
(n) p. 30.
(o) nob. 346.
(p) nob. 345.
(q) [Spaltenumbruch] p. 342.
(r) p. 310.
(s) BORDENAVE p. 209.
DETLEF n.
40. So BERTIN I.
p. 261. 26. FISCHER diſp. oſteo-
log. n. 3. PFISTER l. c.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0644" n="590[592]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
es &#x017F;ei an &#x017F;elbigem das Knochenha&#x0364;utchen fe&#x017F;te angewach-<lb/>
&#x017F;en <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 130.</note>, und es la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;elbiges von &#x017F;ich die Platten in den<lb/>
Beinbruchsknorpel u&#x0364;bergehen <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 120.</note>.</p><lb/>
              <p>Das Knochenha&#x0364;utchen fa&#x0364;rbe &#x017F;ich nicht von der Fa&#x0364;r-<lb/>
berro&#x0364;the, weil die&#x017F;e Wurzel einzig und allein auf die krei-<lb/>
denartige Theile wirke <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 23.</note>, und man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;e Mem-<lb/>
bran nicht mit einem Knochen <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 30.</note>, &#x017F;ondern mit einem<lb/>
Knorpel in Vergleichung &#x017F;tellen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es &#x017F;cheinet mir, theils keine rechte Antwort auf<lb/>
un&#x017F;ere Gru&#x0364;nde, theils den Ver&#x017F;uchen zuwider zu &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;o wie es endlich das Gegentheil von dem i&#x017F;t, was be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner von die&#x017F;er Sache gedenken.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;agt die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann, daß blos ein Knor-<lb/>
pel aus dem Knochenha&#x0364;utchen gebildet werde: ein ander-<lb/>
mal aber, daß &#x017F;ich Platten vom Knochenha&#x0364;utchen ablo&#x0364;&#x017F;en,<lb/>
und daß &#x017F;olches Knochenplatten <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">nob.</hi> 346.</note> &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Er la&#x0364;ßt einen er&#x017F;ten ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Leim zu <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">nob.</hi> 345.</note>, und<lb/>
er wendet ein andermal ein, daß auch die&#x017F;er Leim ein Kno-<lb/>
chenha&#x0364;utchen gewe&#x017F;en, und daß der Knorpel nur ein dikkes<lb/>
Knochenha&#x0364;utchen &#x017F;ei. Doch da man von dem Gallerte,<lb/>
welches zu die&#x017F;er Zeit der Hu&#x0364;ftenknochen i&#x017F;t, das Knochen-<lb/>
ha&#x0364;utchen &#x017F;ehr leicht ab&#x017F;ondern kann <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 342.</note>, und da &#x017F;elbiger<lb/>
unter un&#x017F;ern Augen in ein knorpliges, und hierna&#x0364;ch&#x017F;t in<lb/>
ein knochiges We&#x017F;en u&#x0364;bergeht <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 310.</note>, &#x017F;o &#x017F;iehet man, daß er<lb/>
niemals membrano&#x0364;&#x017F;e <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">BORDENAVE p. 209.<lb/>
DETLEF n.</hi> 40. So <hi rendition="#aq">BERTIN I.<lb/>
p. 261. 26. FISCHER di&#x017F;p. o&#x017F;teo-<lb/>
log. n. 3. PFISTER l. c.</hi></note> gewe&#x017F;en &#x017F;eyn muß.</p><lb/>
              <p>Man kann an den Knochen der Frucht den rothen,<lb/>
zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens,<lb/>
des Schulterblattes, des Fel&#x017F;enbeins leichtlich von dem-<lb/>
jenigen Knochenha&#x0364;utchen trennen, von welchem der&#x017F;elbe<lb/>
an &#x017F;einer Mitte einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[590[592]/0644] Die Frucht. XXIX. B. es ſei an ſelbigem das Knochenhaͤutchen feſte angewach- ſen (k), und es laſſe ſelbiges von ſich die Platten in den Beinbruchsknorpel uͤbergehen (l). Das Knochenhaͤutchen faͤrbe ſich nicht von der Faͤr- berroͤthe, weil dieſe Wurzel einzig und allein auf die krei- denartige Theile wirke (m), und man muͤſſe dieſe Mem- bran nicht mit einem Knochen (n), ſondern mit einem Knorpel in Vergleichung ſtellen. Dieſes ſcheinet mir, theils keine rechte Antwort auf unſere Gruͤnde, theils den Verſuchen zuwider zu ſeyn, ſo wie es endlich das Gegentheil von dem iſt, was be- ruͤhmte Maͤnner von dieſer Sache gedenken. Es ſagt dieſer beruͤhmte Mann, daß blos ein Knor- pel aus dem Knochenhaͤutchen gebildet werde: ein ander- mal aber, daß ſich Platten vom Knochenhaͤutchen abloͤſen, und daß ſolches Knochenplatten (o) ſind. Er laͤßt einen erſten urſpruͤnglichen Leim zu (p), und er wendet ein andermal ein, daß auch dieſer Leim ein Kno- chenhaͤutchen geweſen, und daß der Knorpel nur ein dikkes Knochenhaͤutchen ſei. Doch da man von dem Gallerte, welches zu dieſer Zeit der Huͤftenknochen iſt, das Knochen- haͤutchen ſehr leicht abſondern kann (q), und da ſelbiger unter unſern Augen in ein knorpliges, und hiernaͤchſt in ein knochiges Weſen uͤbergeht (r), ſo ſiehet man, daß er niemals membranoͤſe (s) geweſen ſeyn muß. Man kann an den Knochen der Frucht den rothen, zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens, des Schulterblattes, des Felſenbeins leichtlich von dem- jenigen Knochenhaͤutchen trennen, von welchem derſelbe an ſeiner Mitte eingeſchloſſen wird. Jn (k) p. 130. (l) p. 120. (m) p. 23. (n) p. 30. (o) nob. 346. (p) nob. 345. (q) p. 342. (r) p. 310. (s) BORDENAVE p. 209. DETLEF n. 40. So BERTIN I. p. 261. 26. FISCHER diſp. oſteo- log. n. 3. PFISTER l. c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/644
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 590[592]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/644>, abgerufen am 26.04.2024.