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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Leiche auf den Nachmittag eine gute Abdanckungs-
Sermon halten könte/ auch sonsten in dem Examine
bey ihrem Pfarrer wol bestünde/ so solle er die Stelle
an der Schul bekommen/ welches Troll willig auf
sich nahm/ dann es war ihm nicht um diese Charge zu
thun/ sondern er war gantz verhungert/ und hätte sich
nur einmahl gerne recht satt gessen/ worzu sich bey
solcher Charge bald eine Gelegenheit/ nach seiner Ein-
bildung/ würde finden lassen. Also gieng die Gemein-
de wieder auß einander/ und Troll folgete dem Krach-
bein/ der ihm ein altes Dinten-Glaß und etwas Pa-
pier zu geben versprach. Wie sie aber in das Hauß
kamen/ war seine Frau eben verschieden/ dahero er
sich so betrübt anstellete/ als wann er in Thränen ver-
schmeltzen wolte. Troll sahe wol/ daß sein Dinten-
Glaß gantz außgetrucknet war/ gieng demnach zu
etlichen von den Nachbarn/ aber keiner wuste von
Dinte oder Papier etwas zu sagen. Endlich kam er
zu dem Steuer-Einnehmer/ welcher ihm beydes für-
streckete/ und weil dieser eben den unglücklichen Re-
ctor
fürgeschlagen/ und ihn demnach wol gekannt/
als erzehlete er dem Trollen die principaleste Stücke
von seinem Lebens-Lauff/ welche er nach seiner Weise
zu Papier setzte/ und darauf behielte ihn der Einneh-
mer zu Gast bey sich/ und gab ihm eine mittelmässige
Mahlzeit/ jedoch ohne Bier und Wein.

Das XX. Capitul/

Hier hält Troll eine Parentation, wird examinirt/ bestehet
wol/ und machet zwey seltzame Grabschrifften.

TRoll gieng darauf in die Scheure/ versteckete
sich in das Heu/ und lernete seine aufgesetzte
Sermon außwendig/ und als man die Glocken
zur Leich-Begängnüß rührete/ stunder auf/ lieff zum
Burgermeister/ und bathe ihn um einen Mantel.

Dieser

Deß Academiſchen
Leiche auf den Nachmittag eine gute Abdanckungs-
Sermon halten koͤnte/ auch ſonſten in dem Examine
bey ihrem Pfarrer wol beſtuͤnde/ ſo ſolle er die Stelle
an der Schul bekommen/ welches Troll willig auf
ſich nahm/ dann es war ihm nicht um dieſe Charge zu
thun/ ſondern er war gantz verhungert/ und haͤtte ſich
nur einmahl gerne recht ſatt geſſen/ worzu ſich bey
ſolcher Charge bald eine Gelegenheit/ nach ſeiner Ein-
bildung/ wuͤrde finden laſſen. Alſo gieng die Gemein-
de wieder auß einander/ und Troll folgete dem Krach-
bein/ der ihm ein altes Dinten-Glaß und etwas Pa-
pier zu geben verſprach. Wie ſie aber in das Hauß
kamen/ war ſeine Frau eben verſchieden/ dahero er
ſich ſo betruͤbt anſtellete/ als wann er in Thraͤnen ver-
ſchmeltzen wolte. Troll ſahe wol/ daß ſein Dinten-
Glaß gantz außgetrucknet war/ gieng demnach zu
etlichen von den Nachbarn/ aber keiner wuſte von
Dinte oder Papier etwas zu ſagen. Endlich kam er
zu dem Steuer-Einnehmer/ welcher ihm beydes fuͤr-
ſtreckete/ und weil dieſer eben den ungluͤcklichen Re-
ctor
fuͤrgeſchlagen/ und ihn demnach wol gekannt/
als erzehlete er dem Trollen die principaleſte Stuͤcke
von ſeinem Lebens-Lauff/ welche er nach ſeiner Weiſe
zu Papier ſetzte/ und darauf behielte ihn der Einneh-
mer zu Gaſt bey ſich/ und gab ihm eine mittelmaͤſſige
Mahlzeit/ jedoch ohne Bier und Wein.

Das XX. Capitul/

Hier haͤlt Troll eine Parentation, wird examinirt/ beſtehet
wol/ und machet zwey ſeltzame Grabſchrifften.

TRoll gieng darauf in die Scheure/ verſteckete
ſich in das Heu/ und lernete ſeine aufgeſetzte
Sermon außwendig/ und als man die Glocken
zur Leich-Begaͤngnuͤß ruͤhrete/ ſtunder auf/ lieff zum
Burgermeiſter/ und bathe ihn um einen Mantel.

Dieſer
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[764/0784] Deß Academiſchen Leiche auf den Nachmittag eine gute Abdanckungs- Sermon halten koͤnte/ auch ſonſten in dem Examine bey ihrem Pfarrer wol beſtuͤnde/ ſo ſolle er die Stelle an der Schul bekommen/ welches Troll willig auf ſich nahm/ dann es war ihm nicht um dieſe Charge zu thun/ ſondern er war gantz verhungert/ und haͤtte ſich nur einmahl gerne recht ſatt geſſen/ worzu ſich bey ſolcher Charge bald eine Gelegenheit/ nach ſeiner Ein- bildung/ wuͤrde finden laſſen. Alſo gieng die Gemein- de wieder auß einander/ und Troll folgete dem Krach- bein/ der ihm ein altes Dinten-Glaß und etwas Pa- pier zu geben verſprach. Wie ſie aber in das Hauß kamen/ war ſeine Frau eben verſchieden/ dahero er ſich ſo betruͤbt anſtellete/ als wann er in Thraͤnen ver- ſchmeltzen wolte. Troll ſahe wol/ daß ſein Dinten- Glaß gantz außgetrucknet war/ gieng demnach zu etlichen von den Nachbarn/ aber keiner wuſte von Dinte oder Papier etwas zu ſagen. Endlich kam er zu dem Steuer-Einnehmer/ welcher ihm beydes fuͤr- ſtreckete/ und weil dieſer eben den ungluͤcklichen Re- ctor fuͤrgeſchlagen/ und ihn demnach wol gekannt/ als erzehlete er dem Trollen die principaleſte Stuͤcke von ſeinem Lebens-Lauff/ welche er nach ſeiner Weiſe zu Papier ſetzte/ und darauf behielte ihn der Einneh- mer zu Gaſt bey ſich/ und gab ihm eine mittelmaͤſſige Mahlzeit/ jedoch ohne Bier und Wein. Das XX. Capitul/ Hier haͤlt Troll eine Parentation, wird examinirt/ beſtehet wol/ und machet zwey ſeltzame Grabſchrifften. TRoll gieng darauf in die Scheure/ verſteckete ſich in das Heu/ und lernete ſeine aufgeſetzte Sermon außwendig/ und als man die Glocken zur Leich-Begaͤngnuͤß ruͤhrete/ ſtunder auf/ lieff zum Burgermeiſter/ und bathe ihn um einen Mantel. Dieſer

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/784>, abgerufen am 26.04.2024.