Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Hund.
in d' Gefahr/ meldet den|verborgnen an/ hält den Hof
in guter Hute/ murrt und billet unverzagt/ ver-
folget die erspührte Spur/ mit embsig schnellem
Fuß/ sind Hirsch gerecht/ beharren wol und lang.
Die Hetzhunde sind gäng und freudig/ die
Schlieferlein sind anharrig/ legen sich hart an/
die Wachtelhunde stehen wol vor/ suchen
fleissig.

Der Hunde sind unterschiedliche Arten und
haben auch unterschiedliche Deutungen. Der
Haus- oder Kettenhund bildet die Treue/ der
Spurhund den Fleiß/ das Windspiel die Ge-
schwindigkeit/ das Jungfrauhündlein die Be-
günstigung unwürdiger Personen. Ein magerer
Hund bedeutet den Neid/ und Geitz. Es wird
auch der Hund dem Geruch beygemahlet/ mit
welchem er andre Thiere übertrifft.

208. Hunger.

Der Speise Mangel/ die dürre Hungersplag/
daß der arme Mann verhungert/ kein Brod ist
zubekommen/ der reiche hat genommen das nun
der arme darbt/ in Noht und Mangel sterben heist
lebendig verderben/ verwesen vor der Zeit. Der
rasende Hunger ist ein Last den man nicht lang
kan tragen/ er bringet in Verzagen/ eh' als kein
Ungelück der Hunger ist die Schlang die alles
Land vergifftet/ ja manche Mordthat stifftet und
langsam jagen lässt. Das tägliche Fastmahl

macht
S

Hund.
in d’ Gefahr/ meldet dẽ|verborgnen an/ haͤlt dẽ Hof
in guter Hute/ murrt und billet unverzagt/ ver-
folget die erſpuͤhrte Spur/ mit embſig ſchnellem
Fuß/ ſind Hirſch gerecht/ beharren wol und lang.
Die Hetzhunde ſind gaͤng und freudig/ die
Schlieferlein ſind anharrig/ legen ſich hart an/
die Wachtelhunde ſtehen wol vor/ ſuchen
fleiſſig.

Der Hunde ſind unterſchiedliche Arten und
haben auch unterſchiedliche Deutungen. Der
Haus- oder Kettenhund bildet die Treue/ der
Spurhund den Fleiß/ das Windſpiel die Ge-
ſchwindigkeit/ das Jungfrauhuͤndlein die Be-
guͤnſtigung unwuͤrdiger Perſonen. Ein magerer
Hund bedeutet den Neid/ und Geitz. Es wird
auch der Hund dem Geruch beygemahlet/ mit
welchem er andre Thiere uͤbertrifft.

208. Hunger.

Der Speiſe Mangel/ die duͤrre Hungersplag/
daß der arme Mann verhungert/ kein Brod iſt
zubekommen/ der reiche hat genommen das nun
der arme darbt/ in Noht und Mangel ſterben heiſt
lebendig verderben/ verweſen vor der Zeit. Der
raſende Hunger iſt ein Laſt den man nicht lang
kan tragen/ er bringet in Verzagen/ eh’ als kein
Ungeluͤck der Hunger iſt die Schlang die alles
Land vergifftet/ ja manche Mordthat ſtifftet und
langſam jagen laͤſſt. Das taͤgliche Faſtmahl

macht
S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0305" n="275[273]"/><fw place="top" type="header">Hund.</fw><lb/>
in d&#x2019; Gefahr/ meldet d&#x1EBD;|verborgnen an/ ha&#x0364;lt d&#x1EBD; Hof<lb/>
in guter Hute/ murrt und billet unverzagt/ ver-<lb/>
folget die er&#x017F;pu&#x0364;hrte Spur/ mit emb&#x017F;ig &#x017F;chnellem<lb/>
Fuß/ &#x017F;ind Hir&#x017F;ch gerecht/ beharren wol und lang.<lb/>
Die Hetzhunde &#x017F;ind <hi rendition="#fr">ga&#x0364;ng</hi> und freudig/ die<lb/>
Schlieferlein &#x017F;ind anharrig/ legen &#x017F;ich hart an/<lb/>
die Wachtelhunde <hi rendition="#fr">&#x017F;tehen wol vor/</hi> &#x017F;uchen<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Hunde</hi> &#x017F;ind unter&#x017F;chiedliche Arten und<lb/>
haben auch unter&#x017F;chiedliche Deutungen. Der<lb/>
Haus- oder Kettenhund bildet die Treue/ der<lb/>
Spurhund den Fleiß/ das Wind&#x017F;piel die Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit/ das Jungfrauhu&#x0364;ndlein die Be-<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigung unwu&#x0364;rdiger Per&#x017F;onen. Ein magerer<lb/>
Hund bedeutet den Neid/ und Geitz. Es wird<lb/>
auch der Hund dem Geruch beygemahlet/ mit<lb/>
welchem er andre Thiere u&#x0364;bertrifft.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">208. Hunger.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Der Spei&#x017F;e Mangel/ die du&#x0364;rre Hungersplag/<lb/>
daß der arme Mann verhungert/ kein Brod i&#x017F;t<lb/>
zubekommen/ der reiche hat genommen das nun<lb/>
der arme darbt/ in Noht und Mangel &#x017F;terben hei&#x017F;t<lb/>
lebendig verderben/ verwe&#x017F;en vor der Zeit. Der<lb/>
ra&#x017F;ende Hunger i&#x017F;t ein La&#x017F;t den man nicht lang<lb/>
kan tragen/ er bringet in Verzagen/ eh&#x2019; als kein<lb/><hi rendition="#aq">U</hi>ngelu&#x0364;ck der Hunger i&#x017F;t die Schlang die alles<lb/>
Land vergifftet/ ja manche Mordthat &#x017F;tifftet und<lb/>
lang&#x017F;am jagen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t. Das ta&#x0364;gliche Fa&#x017F;tmahl<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S</fw><fw place="bottom" type="catch">macht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275[273]/0305] Hund. in d’ Gefahr/ meldet dẽ|verborgnen an/ haͤlt dẽ Hof in guter Hute/ murrt und billet unverzagt/ ver- folget die erſpuͤhrte Spur/ mit embſig ſchnellem Fuß/ ſind Hirſch gerecht/ beharren wol und lang. Die Hetzhunde ſind gaͤng und freudig/ die Schlieferlein ſind anharrig/ legen ſich hart an/ die Wachtelhunde ſtehen wol vor/ ſuchen fleiſſig. Der Hunde ſind unterſchiedliche Arten und haben auch unterſchiedliche Deutungen. Der Haus- oder Kettenhund bildet die Treue/ der Spurhund den Fleiß/ das Windſpiel die Ge- ſchwindigkeit/ das Jungfrauhuͤndlein die Be- guͤnſtigung unwuͤrdiger Perſonen. Ein magerer Hund bedeutet den Neid/ und Geitz. Es wird auch der Hund dem Geruch beygemahlet/ mit welchem er andre Thiere uͤbertrifft. 208. Hunger. Der Speiſe Mangel/ die duͤrre Hungersplag/ daß der arme Mann verhungert/ kein Brod iſt zubekommen/ der reiche hat genommen das nun der arme darbt/ in Noht und Mangel ſterben heiſt lebendig verderben/ verweſen vor der Zeit. Der raſende Hunger iſt ein Laſt den man nicht lang kan tragen/ er bringet in Verzagen/ eh’ als kein Ungeluͤck der Hunger iſt die Schlang die alles Land vergifftet/ ja manche Mordthat ſtifftet und langſam jagen laͤſſt. Das taͤgliche Faſtmahl macht S

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/305
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 275[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/305>, abgerufen am 26.04.2024.