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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Heroldkunst.
ge und ärgerliche Nachkommen hatte. Nephtha-
li ein Rehe/ Benjamin einen Wolff. Joseph einen
Zweig etc. Das Geld/ welches Adam den Kin-
dern Heth dargewogen war mit einem Lamm ge-
zeichnet/ wie die Rabbinen schreiben. Der Ring
den Juda der Thamar gegeben/ muß auch ein
Merkmahl gehabt haben/ daß man ihn von an-
dern unterscheiden können. Also hat der Seckel
deß Heiligthums auf einer Seiten die Stadt Je-
rusalem/ auf der andern die Gelten mit dem
Manna oder Himmelsbrod/ und benebens die
Ruten Aarons/ welche in einer Nacht geblüt
und Frucht gentragen. Die Maccabeer führten 4.
Hebräische Buchstaben in ihren Fahnen/ wel-
che ihren Namen bedeuteten. Die Chaldaeer hat-
ten den Löwen/ die Perser den Parter/ die Grie-
chen den Ziegenbock/ die Römer den Adler etc. Die
Unwissenheit musste schamrot bekennen/ daß sie
dieses nicht gewust.

500. Warheit.

Diese Tugend wird durch den Pfirsingbaum
gebildet/ dessen Blätter der Lungen/ und die
Frucht dem Hertzen gleich seyn sol. Diese Tugend
bedeutet das guldne Hertz/ welches die Römer
auf der Brust zu tragen pflegen/ und ihren Kin-
dern angehengt. Das Bild der Warheit hat der
sinnreiche Phidias zwischen das Bild der Liebe
und der Ehre nachdenklich gestellet. Die Warheit

ist

Heroldkunſt.
ge und aͤrgerliche Nachkommen hatte. Nephtha-
li ein Rehe/ Benjamin einen Wolff. Joſeph einẽ
Zweig ꝛc. Das Geld/ welches Adam den Kin-
dern Heth dargewogen war mit einem Lamm ge-
zeichnet/ wie die Rabbinen ſchreiben. Der Ring
den Juda der Thamar gegeben/ muß auch ein
Merkmahl gehabt haben/ daß man ihn von an-
dern unterſcheiden koͤnnen. Alſo hat der Seckel
deß Heiligthums auf einer Seiten die Stadt Je-
ruſalem/ auf der andern die Gelten mit dem
Manna oder Himmelsbrod/ und benebens die
Ruten Aarons/ welche in einer Nacht gebluͤt
und Frucht gẽtragen. Die Maccabeer fuͤhrten 4.
Hebraͤiſche Buchſtaben in ihren Fahnen/ wel-
che ihren Namen bedeuteten. Die Chaldaeer hat-
ten den Loͤwen/ die Perſer den Parter/ die Grie-
chen den Ziegenbock/ die Roͤmer den Adler ꝛc. Die
Unwiſſenheit muſſte ſchamrot bekennen/ daß ſie
dieſes nicht gewuſt.

500. Warheit.

Dieſe Tugend wird durch den Pfirſingbaum
gebildet/ deſſen Blaͤtter der Lungen/ und die
Frucht dem Hertzen gleich ſeyn ſol. Dieſe Tugẽd
bedeutet das guldne Hertz/ welches die Roͤmer
auf der Bruſt zu tragen pflegen/ und ihren Kin-
dern angehengt. Das Bild der Warheit hat der
ſinnreiche Phidias zwiſchen das Bild der Liebe
und der Ehre nachdenklich geſtellet. Die Warheit

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[478[476]/0508] Heroldkunſt. ge und aͤrgerliche Nachkommen hatte. Nephtha- li ein Rehe/ Benjamin einen Wolff. Joſeph einẽ Zweig ꝛc. Das Geld/ welches Adam den Kin- dern Heth dargewogen war mit einem Lamm ge- zeichnet/ wie die Rabbinen ſchreiben. Der Ring den Juda der Thamar gegeben/ muß auch ein Merkmahl gehabt haben/ daß man ihn von an- dern unterſcheiden koͤnnen. Alſo hat der Seckel deß Heiligthums auf einer Seiten die Stadt Je- ruſalem/ auf der andern die Gelten mit dem Manna oder Himmelsbrod/ und benebens die Ruten Aarons/ welche in einer Nacht gebluͤt und Frucht gẽtragen. Die Maccabeer fuͤhrten 4. Hebraͤiſche Buchſtaben in ihren Fahnen/ wel- che ihren Namen bedeuteten. Die Chaldaeer hat- ten den Loͤwen/ die Perſer den Parter/ die Grie- chen den Ziegenbock/ die Roͤmer den Adler ꝛc. Die Unwiſſenheit muſſte ſchamrot bekennen/ daß ſie dieſes nicht gewuſt. 500. Warheit. Dieſe Tugend wird durch den Pfirſingbaum gebildet/ deſſen Blaͤtter der Lungen/ und die Frucht dem Hertzen gleich ſeyn ſol. Dieſe Tugẽd bedeutet das guldne Hertz/ welches die Roͤmer auf der Bruſt zu tragen pflegen/ und ihren Kin- dern angehengt. Das Bild der Warheit hat der ſinnreiche Phidias zwiſchen das Bild der Liebe und der Ehre nachdenklich geſtellet. Die Warheit iſt

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 478[476]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/508>, abgerufen am 26.04.2024.