Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Der versöhnliche Joseph.
Einen Theil von meinen Ehren
solt ihr haben in Egypten: führt genugsam Speiß von
hier
euch/ und euer Haus zu nehren.
" Mit der Wolthat will ich rächen/ was ihr bößlich habt
gemeint.
Könnet ihr mich nicht erkennen?
Jch sag'euch in eurer Sprache/ daß ihr mit mir seid ver-
eint/
und mein Hertz für Liebe brennet.
Saget aber/ saget alle/ lebet unser Vater noch?
Wie geht es den guten Alten?
Ey' so eilt mit euren Früchten/ eilet und erzehlt ihm
doch/
wie mir die Kron zuverwalten
Pharao hat anvertrauet. Sagt ihm meine Herrlich-
keit
in dem grossen Land Egypten:
Kommt herunter mit Jsrael; ich will diese theure
Zeit
wol versorgen die Gesippten.
Jhr solt essen dieses Landes fettes Mark/ samt eurem
Vieh'/
in dem kleinen Ländlein Gosen/
das mir Pharao wird geben. Jhr solt leben ohne Müh'
unterwegs solt ihr nicht kosen
von dem was ist vorgegangen. Nehmet meinet Treue
Pfand
und glaubt daß es ist vergessen.
Kommt mit Weib/ Kind und Gesinde/ lasst den Haus-
raht nur zu Land/
da schon alles auffgefressen:
Diese nie verhoffte Zeitung wird erfreuen Jacobs
Geist/
daß er wird von neuem leben:
Der
Der verſoͤhnliche Joſeph.
Einen Theil von meinen Ehren
ſolt ihr haben in Egypten: fuͤhrt genugſam Speiß von
hier
euch/ und euer Haus zu nehren.
„ Mit der Wolthat will ich raͤchen/ was ihr boͤßlich habt
gemeint.
Koͤnnet ihr mich nicht erkennen?
Jch ſag’euch in eurer Sprache/ daß ihr mit mir ſeid ver-
eint/
und mein Hertz fuͤr Liebe brennet.
Saget aber/ ſaget alle/ lebet unſer Vater noch?
Wie geht es den guten Alten?
Ey’ ſo eilt mit euren Fruͤchten/ eilet und erzehlt ihm
doch/
wie mir die Kron zuverwalten
Pharao hat anvertrauet. Sagt ihm meine Herrlich-
keit
in dem groſſen Land Egypten:
Kommt herunter mit Jſrael; ich will dieſe theure
Zeit
wol verſorgen die Geſippten.
Jhr ſolt eſſen dieſes Landes fettes Mark/ ſamt eurem
Vieh’/
in dem kleinen Laͤndlein Goſen/
das mir Pharao wird geben. Jhr ſolt leben ohne Muͤh’
unterwegs ſolt ihr nicht koſen
von dem was iſt vorgegangen. Nehmet meinet Treue
Pfand
und glaubt daß es iſt vergeſſen.
Kommt mit Weib/ Kind und Geſinde/ laſſt den Haus-
raht nur zu Land/
da ſchon alles auffgefreſſen:
Dieſe nie verhoffte Zeitung wird erfreuen Jacobs
Geiſt/
daß er wird von neuem leben:
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0548" n="518[516]"/>
                <fw place="top" type="header">Der ver&#x017F;o&#x0364;hnliche Jo&#x017F;eph.</fw><lb/>
                <l>Einen Theil von meinen Ehren</l><lb/>
                <l>&#x017F;olt ihr haben in Egypten: fu&#x0364;hrt genug&#x017F;am Speiß von</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hier</hi> </l><lb/>
                <l>euch/ und euer Haus zu nehren.</l><lb/>
                <l>&#x201E; Mit der Wolthat will ich ra&#x0364;chen/ was ihr bo&#x0364;ßlich habt</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gemeint.</hi> </l><lb/>
                <l>Ko&#x0364;nnet ihr mich nicht erkennen?</l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;ag&#x2019;euch in eurer Sprache/ daß ihr mit mir &#x017F;eid ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">eint/</hi> </l><lb/>
                <l>und mein Hertz fu&#x0364;r Liebe brennet.</l><lb/>
                <l>Saget aber/ &#x017F;aget alle/ lebet un&#x017F;er Vater noch?</l><lb/>
                <l>Wie geht es den guten Alten?</l><lb/>
                <l>Ey&#x2019; &#x017F;o eilt mit euren Fru&#x0364;chten/ eilet und erzehlt ihm</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">doch/</hi> </l><lb/>
                <l>wie mir die Kron zuverwalten</l><lb/>
                <l>Pharao hat anvertrauet. Sagt ihm meine Herrlich-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">keit</hi> </l><lb/>
                <l>in dem gro&#x017F;&#x017F;en Land Egypten:</l><lb/>
                <l>Kommt herunter mit J&#x017F;rael; ich will die&#x017F;e theure</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Zeit</hi> </l><lb/>
                <l>wol ver&#x017F;orgen die Ge&#x017F;ippten.</l><lb/>
                <l>Jhr &#x017F;olt e&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es Landes fettes Mark/ &#x017F;amt eurem</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Vieh&#x2019;/</hi> </l><lb/>
                <l>in dem kleinen La&#x0364;ndlein Go&#x017F;en/</l><lb/>
                <l>das mir Pharao wird geben. Jhr &#x017F;olt leben ohne Mu&#x0364;h&#x2019;</l><lb/>
                <l>unterwegs &#x017F;olt ihr nicht ko&#x017F;en</l><lb/>
                <l>von dem was i&#x017F;t vorgegangen. Nehmet meinet Treue</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Pfand</hi> </l><lb/>
                <l>und glaubt daß es i&#x017F;t verge&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                <l>Kommt mit Weib/ Kind und Ge&#x017F;inde/ la&#x017F;&#x017F;t den Haus-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">raht nur zu Land/</hi> </l><lb/>
                <l>da &#x017F;chon alles auffgefre&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;e nie verhoffte Zeitung wird erfreuen Jacobs</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gei&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
                <l>daß er wird von neuem leben:</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518[516]/0548] Der verſoͤhnliche Joſeph. Einen Theil von meinen Ehren ſolt ihr haben in Egypten: fuͤhrt genugſam Speiß von hier euch/ und euer Haus zu nehren. „ Mit der Wolthat will ich raͤchen/ was ihr boͤßlich habt gemeint. Koͤnnet ihr mich nicht erkennen? Jch ſag’euch in eurer Sprache/ daß ihr mit mir ſeid ver- eint/ und mein Hertz fuͤr Liebe brennet. Saget aber/ ſaget alle/ lebet unſer Vater noch? Wie geht es den guten Alten? Ey’ ſo eilt mit euren Fruͤchten/ eilet und erzehlt ihm doch/ wie mir die Kron zuverwalten Pharao hat anvertrauet. Sagt ihm meine Herrlich- keit in dem groſſen Land Egypten: Kommt herunter mit Jſrael; ich will dieſe theure Zeit wol verſorgen die Geſippten. Jhr ſolt eſſen dieſes Landes fettes Mark/ ſamt eurem Vieh’/ in dem kleinen Laͤndlein Goſen/ das mir Pharao wird geben. Jhr ſolt leben ohne Muͤh’ unterwegs ſolt ihr nicht koſen von dem was iſt vorgegangen. Nehmet meinet Treue Pfand und glaubt daß es iſt vergeſſen. Kommt mit Weib/ Kind und Geſinde/ laſſt den Haus- raht nur zu Land/ da ſchon alles auffgefreſſen: Dieſe nie verhoffte Zeitung wird erfreuen Jacobs Geiſt/ daß er wird von neuem leben: Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/548
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 518[516]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/548>, abgerufen am 04.05.2024.