Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 34, Hamburg, 22. August 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Spaltenumbruch] dern zum Exempel gar hart straffen. Der Con-
greß zu Cambray ist wieder eine Zeitlang aufge-
schoben. Nunmehro ist der Toback auf 6. Jahre
verpacht, nemlich im ersten Jahre für 1300000.
Livres, im andern für 1800000, im dritten vor 2.
Millionen, und in den 3. letzten für 3. Millionen
jedes Jahr. Mit dem Verkauf der Wahren des
Hertzogs de la Force ist ein Anfang gemacht wor-
den. Der Marschall von Villeroy ließ am Mon-
tage Abend in lauter Ecus-Stücken 20000. Li-
vres vor der Tühr der Haupt-Kirchen für erlangte
Gesundheit des Königs an die Armen austheilen.
Jhro Majest. haben die Pension der 9000. Livers
des Hn. Doct. Helvetii, als ordinairen Medi-
ci des Königs, mit 1000 Livres jährlich vermeh-
ret, wegen des guten Rahts, den er in der Kranck-
heit ertheilet hat. Man versichert, daß der all-
hier gewesene Türckische Ambassadeur dieser Cro-
ne, von der Zeit seiner Ankunfft, bis er zu Cette
wird an Bort getreten seyn, mehr dann 2 Millio-
nen Livres kosten werde, ohne was die Printzen
vom Geblüt und andere Grossen des Reichs bey
ihm angewand haben.

Jtaliänische Affairen.

Seine Päbstliche Hei-
ligkeit sollen Willens seyn, den Pallast des Grafen
Gerauld zu kauffen, um den Prätendenten mit sei-
ner Gemahlin darein zu logiren, und die 2000.
Scudi zu ersparen, so die Apostolische Cammer für
den Pallast, den sie jetzo bewohnen, jährlich zur
Hauer giebt. Der Cardinal Alberoni sol seinen
gemeldeten Pallast bereits bezogen haben, doch
sol er keinen sonderlichen Pracht führen; die neu-
lich für 14000. Scudi gekauffte schöne Bibliothec
hat der Pabst an Don Steffano Conti seinen Nef-
fen verehret; und seinen Bruder den Cardinal
Conti zum Groß-Pönitiair gemacht, auch Seine
Eminentz nebenst dem Cardinal Tanara zu Depu-
tirten der Versammlung von heiligen Officio er-
nannt. Der Gouverneur von Rom hat durch ein
Edict verbohten, daß niemand aus dem Kirchen-
Staat sol Theil nehmen an den Lottereyen, von
Genua, Neapel, Millane und Venedig, oder et-
was darein legen. Der Abt Passavini ist durch
den heiligen Vater ernannt, den Cardinals-Hut
nach Paris an den Cardinal du Bois zu bringen.
Noch wird hier öffters mit den Kayserlichen Mi-
nisters Unterredung gehalten: Ob man nicht ein
Mittel ausfinden könne, den Kayser dahin zu be-
wegen, daß er Commachio wieder zurück gebe;
woran doch viele zweifeln wollen.


[Spaltenumbruch]
Von der Reichs-Versamlung zu Re-
genspurg.

Der Chur-
Mayntzische Gesandte ist am vergangenen Sonn-
tage hier wieder ankommen, und weil künfftige
Woche alle die Ubrigen gleichfals erwartet wer-
den, wird man bald mehrers, was von Reichs-
und Religions-Sachen gehandelt wird, melden
können. Der Commendant von der Vestung
Kehl hat durch ein Memorial an die Reichs-Ver-
sammlung wissen lassen, was grossen Schaden an
dem Wasser-Bau, und dem vordern Hornwerck,
der bey jetziger Zeit angewachsene Rhein getahn
habe, und wo nicht aufs erste eine Ausbesserung
geschehe, so sey von diesen Wercken der gantze Ver-
fall zu besorgen. Zwar habe er alles getahn, was
seine Pflicht zum Nutzen des Kaysers und Reichs
erfordere, und eine gute Menge Fachinen lassen
zusamm bringen, weil aber des Reichs-Mittel zu-
rücke blieben, habe er keinen Credit mehr, und kön-
ne also ohne schleunige Hülffe nichts weiter aus-
führen. Man muß in der Pfaltz überaus emp-
findlich seyn über des Herrn von Reck sein Ver-
bleiben daselbst; weil der Chur-Pfältzische Mini-
ster, diß hier für eine Gewaltaht ausgeben sol, die
wieder des Reichs-Constitution und Freyheit strit-
te. Besagter Herr von Reck sol noch nicht viel
mercken können, was der Kayserl. Minister Graf
von Wels alda zu Abthuung der übrigen Reli-
gions-Beschwerden ausgerichtet habe, weil es da-
mit noch so langsam, als vorhin, zugehet.

Türckische Affairen.

Die Herrschafft ü-
ber die Crimmische Tartarey sol der Dewlet Ge-
rey bey der Pforte behauptet, und zum Zeichen
dessen vom Kayser einen Kaftan erhalten, und sich
sogleich auf den Weg begeben haben; deme aber
der alte Han mit einem Courier ein Schreiben
entgegen gesandt, worinnen er diesen Reichs-
Competenten vorstellet: Woferne 2. Residentz-
Plätze in der Crimmischen Tartarey verhanden wä-
ren, so möchte er einen in Besitz nehmen, er solle
sich aber hüten in die General Residentz zu kom-
men, massen er alda der Han wäre. Dieses
Schreiben sol der Dewlet Gerey an die Pforte
abgeschickt, und sich dabey entschlossen haben,
die Antwort von derselben in Adrianopel zu er-
warten; Jnzwischen aber stehen die Obristen der
Crimmischen Tartarn sämmtlich bey dem alten
Han, und befinden sich nebst demselben bey denen
Czirkassern.




Schiffbeck bey HAMBURG, Gedruckt und zu bekommen in der Hollischen privilegirten Buchdruckerey;
werden auch verkauft in Kiel auf dem Hoch-Fürstl. Post-Hause. Die Woche 2. Stück.

[Spaltenumbruch] dern zum Exempel gar hart ſtraffen. Der Con-
greß zu Cambray iſt wieder eine Zeitlang aufge-
ſchoben. Nunmehro iſt der Toback auf 6. Jahre
verpacht, nemlich im erſten Jahre fuͤr 1300000.
Livres, im andern fuͤr 1800000, im dritten vor 2.
Millionen, und in den 3. letzten fuͤr 3. Millionen
jedes Jahr. Mit dem Verkauf der Wahren des
Hertzogs de la Force iſt ein Anfang gemacht wor-
den. Der Marſchall von Villeroy ließ am Mon-
tage Abend in lauter Ecus-Stuͤcken 20000. Li-
vres vor der Tuͤhr der Haupt-Kirchen fuͤr erlangte
Geſundheit des Koͤnigs an die Armen austheilen.
Jhro Majeſt. haben die Penſion der 9000. Livers
des Hn. Doct. Helvetii, als ordinairen Medi-
ci des Koͤnigs, mit 1000 Livres jaͤhrlich vermeh-
ret, wegen des guten Rahts, den er in der Kranck-
heit ertheilet hat. Man verſichert, daß der all-
hier geweſene Tuͤrckiſche Ambaſſadeur dieſer Cro-
ne, von der Zeit ſeiner Ankunfft, bis er zu Cette
wird an Bort getreten ſeyn, mehr dann 2 Millio-
nen Livres koſten werde, ohne was die Printzen
vom Gebluͤt und andere Groſſen des Reichs bey
ihm angewand haben.

Jtaliaͤniſche Affairen.

Seine Paͤbſtliche Hei-
ligkeit ſollen Willens ſeyn, den Pallaſt des Grafen
Gerauld zu kauffen, um den Praͤtendenten mit ſei-
ner Gemahlin darein zu logiren, und die 2000.
Scudi zu erſparen, ſo die Apoſtoliſche Cammer fuͤr
den Pallaſt, den ſie jetzo bewohnen, jaͤhrlich zur
Hauer giebt. Der Cardinal Alberoni ſol ſeinen
gemeldeten Pallaſt bereits bezogen haben, doch
ſol er keinen ſonderlichen Pracht fuͤhren; die neu-
lich fuͤr 14000. Scudi gekauffte ſchoͤne Bibliothec
hat der Pabſt an Don Steffano Conti ſeinen Nef-
fen verehret; und ſeinen Bruder den Cardinal
Conti zum Groß-Poͤnitiair gemacht, auch Seine
Eminentz nebenſt dem Cardinal Tanara zu Depu-
tirten der Verſammlung von heiligen Officio er-
nannt. Der Gouverneur von Rom hat durch ein
Edict verbohten, daß niemand aus dem Kirchen-
Staat ſol Theil nehmen an den Lottereyen, von
Genua, Neapel, Millane und Venedig, oder et-
was darein legen. Der Abt Paſſavini iſt durch
den heiligen Vater ernannt, den Cardinals-Hut
nach Paris an den Cardinal du Bois zu bringen.
Noch wird hier oͤffters mit den Kayſerlichen Mi-
niſters Unterredung gehalten: Ob man nicht ein
Mittel ausfinden koͤnne, den Kayſer dahin zu be-
wegen, daß er Commachio wieder zuruͤck gebe;
woran doch viele zweifeln wollen.


[Spaltenumbruch]
Von der Reichs-Verſamlung zu Re-
genſpurg.

Der Chur-
Mayntziſche Geſandte iſt am vergangenen Sonn-
tage hier wieder ankommen, und weil kuͤnfftige
Woche alle die Ubrigen gleichfals erwartet wer-
den, wird man bald mehrers, was von Reichs-
und Religions-Sachen gehandelt wird, melden
koͤnnen. Der Commendant von der Veſtung
Kehl hat durch ein Memorial an die Reichs-Ver-
ſammlung wiſſen laſſen, was groſſen Schaden an
dem Waſſer-Bau, und dem vordern Hornwerck,
der bey jetziger Zeit angewachſene Rhein getahn
habe, und wo nicht aufs erſte eine Ausbeſſerung
geſchehe, ſo ſey von dieſen Wercken der gantze Ver-
fall zu beſorgen. Zwar habe er alles getahn, was
ſeine Pflicht zum Nutzen des Kayſers und Reichs
erfordere, und eine gute Menge Fachinen laſſen
zuſamm bringen, weil aber des Reichs-Mittel zu-
ruͤcke blieben, habe er keinen Credit mehr, und koͤn-
ne alſo ohne ſchleunige Huͤlffe nichts weiter aus-
fuͤhren. Man muß in der Pfaltz uͤberaus emp-
findlich ſeyn uͤber des Herrn von Reck ſein Ver-
bleiben daſelbſt; weil der Chur-Pfaͤltziſche Mini-
ſter, diß hier fuͤr eine Gewaltaht ausgeben ſol, die
wieder des Reichs-Conſtitution und Freyheit ſtrit-
te. Beſagter Herr von Reck ſol noch nicht viel
mercken koͤnnen, was der Kayſerl. Miniſter Graf
von Wels alda zu Abthuung der uͤbrigen Reli-
gions-Beſchwerden ausgerichtet habe, weil es da-
mit noch ſo langſam, als vorhin, zugehet.

Tuͤrckiſche Affairen.

Die Herrſchafft uͤ-
ber die Crimmiſche Tartarey ſol der Dewlet Ge-
rey bey der Pforte behauptet, und zum Zeichen
deſſen vom Kayſer einen Kaftan erhalten, und ſich
ſogleich auf den Weg begeben haben; deme aber
der alte Han mit einem Courier ein Schreiben
entgegen geſandt, worinnen er dieſen Reichs-
Competenten vorſtellet: Woferne 2. Reſidentz-
Plaͤtze in der Crim̃iſchen Tartarey verhanden waͤ-
ren, ſo moͤchte er einen in Beſitz nehmen, er ſolle
ſich aber huͤten in die General Reſidentz zu kom-
men, maſſen er alda der Han waͤre. Dieſes
Schreiben ſol der Dewlet Gerey an die Pforte
abgeſchickt, und ſich dabey entſchloſſen haben,
die Antwort von derſelben in Adrianopel zu er-
warten; Jnzwiſchen aber ſtehen die Obriſten der
Crimmiſchen Tartarn ſaͤmmtlich bey dem alten
Han, und befinden ſich nebſt demſelben bey denen
Czirkaſſern.




Schiffbeck bey HAMBURG, Gedruckt und zu bekom̃en in der Holliſchen privilegirten Buchdruckerey;
werden auch verkauft in Kiel auf dem Hoch-Fuͤrſtl. Poſt-Hauſe. Die Woche 2. Stuͤck.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="jPoliticalNews">
              <div type="jPoliticalNews">
                <div type="jArticle">
                  <p><pb facs="#f0006" n="[6]"/><cb/>
dern zum Exempel gar hart &#x017F;traffen. Der                                         Con-<lb/>
greß zu Cambray i&#x017F;t wieder eine Zeitlang                                         aufge-<lb/>
&#x017F;choben. Nunmehro i&#x017F;t der Toback                                         auf 6. Jahre<lb/>
verpacht, nemlich im er&#x017F;ten Jahre                                         fu&#x0364;r 1300000.<lb/>
Livres, im andern fu&#x0364;r                                         1800000, im dritten vor 2.<lb/>
Millionen, und in den 3.                                         letzten fu&#x0364;r 3. Millionen<lb/>
jedes Jahr. Mit dem                                         Verkauf der Wahren des<lb/>
Hertzogs de la Force i&#x017F;t                                         ein Anfang gemacht wor-<lb/>
den. Der Mar&#x017F;chall von                                         Villeroy ließ am Mon-<lb/>
tage Abend in lauter                                         Ecus-Stu&#x0364;cken 20000. Li-<lb/>
vres vor der                                         Tu&#x0364;hr der Haupt-Kirchen fu&#x0364;r                                         erlangte<lb/>
Ge&#x017F;undheit des Ko&#x0364;nigs an die                                         Armen austheilen.<lb/>
Jhro Maje&#x017F;t. haben die                                         Pen&#x017F;ion der 9000. Livers<lb/>
des Hn. Doct. Helvetii,                                         als ordinairen Medi-<lb/>
ci des Ko&#x0364;nigs, mit 1000                                         Livres ja&#x0364;hrlich vermeh-<lb/>
ret, wegen des guten                                         Rahts, den er in der Kranck-<lb/>
heit ertheilet hat. Man                                         ver&#x017F;ichert, daß der all-<lb/>
hier gewe&#x017F;ene                                         Tu&#x0364;rcki&#x017F;che Amba&#x017F;&#x017F;adeur                                         die&#x017F;er Cro-<lb/>
ne, von der Zeit &#x017F;einer                                         Ankunfft, bis er zu Cette<lb/>
wird an Bort getreten                                         &#x017F;eyn, mehr dann 2 Millio-<lb/>
nen Livres                                         ko&#x017F;ten werde, ohne was die Printzen<lb/>
vom                                         Geblu&#x0364;t und andere Gro&#x017F;&#x017F;en des Reichs                                         bey<lb/>
ihm angewand haben.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Rom/</hi> den 2. Augu&#x017F;ti.</dateline>
                  <p> Seine                         Pa&#x0364;b&#x017F;tliche Hei-<lb/>
ligkeit &#x017F;ollen Willens                         &#x017F;eyn, den Palla&#x017F;t des Grafen<lb/>
Gerauld zu kauffen, um den                         Pra&#x0364;tendenten mit &#x017F;ei-<lb/>
ner Gemahlin darein zu logiren, und                         die 2000.<lb/>
Scudi zu er&#x017F;paren, &#x017F;o die                         Apo&#x017F;toli&#x017F;che Cammer fu&#x0364;r<lb/>
den Palla&#x017F;t, den                         &#x017F;ie jetzo bewohnen, ja&#x0364;hrlich zur<lb/>
Hauer giebt. Der                         Cardinal Alberoni &#x017F;ol &#x017F;einen<lb/>
gemeldeten Palla&#x017F;t                         bereits bezogen haben, doch<lb/>
&#x017F;ol er keinen &#x017F;onderlichen                         Pracht fu&#x0364;hren; die neu-<lb/>
lich fu&#x0364;r 14000. Scudi gekauffte                         &#x017F;cho&#x0364;ne Bibliothec<lb/>
hat der Pab&#x017F;t an Don Steffano                         Conti &#x017F;einen Nef-<lb/>
fen verehret; und &#x017F;einen Bruder den                         Cardinal<lb/>
Conti zum Groß-Po&#x0364;nitiair gemacht, auch                         Seine<lb/>
Eminentz neben&#x017F;t dem Cardinal Tanara zu Depu-<lb/>
tirten                         der Ver&#x017F;ammlung von heiligen Officio er-<lb/>
nannt. Der Gouverneur                         von Rom hat durch ein<lb/>
Edict verbohten, daß niemand aus dem                         Kirchen-<lb/>
Staat &#x017F;ol Theil nehmen an den Lottereyen, von<lb/>
Genua,                         Neapel, Millane und Venedig, oder et-<lb/>
was darein legen. Der Abt                         Pa&#x017F;&#x017F;avini i&#x017F;t durch<lb/>
den heiligen Vater ernannt, den                         Cardinals-Hut<lb/>
nach Paris an den Cardinal du Bois zu bringen.<lb/>
Noch                         wird hier o&#x0364;ffters mit den Kay&#x017F;erlichen Mi-<lb/>
ni&#x017F;ters                         Unterredung gehalten: Ob man nicht ein<lb/>
Mittel ausfinden ko&#x0364;nne,                         den Kay&#x017F;er dahin zu be-<lb/>
wegen, daß er Commachio wieder                         zuru&#x0364;ck gebe;<lb/>
woran doch viele zweifeln wollen.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <cb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von der Reichs-Ver&#x017F;amlung zu                             Re-<lb/>
gen&#x017F;purg.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Regen&#x017F;purg/</hi> den 9.                                         Augu&#x017F;ti.</dateline>
                  <p> Der Chur-<lb/>
Mayntzi&#x017F;che Ge&#x017F;andte i&#x017F;t                                         am vergangenen Sonn-<lb/>
tage hier wieder ankommen, und weil                                         ku&#x0364;nfftige<lb/>
Woche alle die Ubrigen gleichfals                                         erwartet wer-<lb/>
den, wird man bald mehrers, was von                                         Reichs-<lb/>
und Religions-Sachen gehandelt wird,                                         melden<lb/>
ko&#x0364;nnen. Der Commendant von der                                         Ve&#x017F;tung<lb/>
Kehl hat durch ein Memorial an die                                         Reichs-Ver-<lb/>
&#x017F;ammlung wi&#x017F;&#x017F;en                                         la&#x017F;&#x017F;en, was gro&#x017F;&#x017F;en Schaden                                         an<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er-Bau, und dem vordern                                         Hornwerck,<lb/>
der bey jetziger Zeit angewach&#x017F;ene                                         Rhein getahn<lb/>
habe, und wo nicht aufs er&#x017F;te eine                                         Ausbe&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
ge&#x017F;chehe, &#x017F;o                                         &#x017F;ey von die&#x017F;en Wercken der gantze                                         Ver-<lb/>
fall zu be&#x017F;orgen. Zwar habe er alles getahn,                                         was<lb/>
&#x017F;eine Pflicht zum Nutzen des Kay&#x017F;ers                                         und Reichs<lb/>
erfordere, und eine gute Menge Fachinen                                         la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zu&#x017F;amm bringen, weil aber                                         des Reichs-Mittel zu-<lb/>
ru&#x0364;cke blieben, habe er                                         keinen Credit mehr, und ko&#x0364;n-<lb/>
ne al&#x017F;o ohne                                         &#x017F;chleunige Hu&#x0364;lffe nichts weiter                                         aus-<lb/>
fu&#x0364;hren. Man muß in der Pfaltz                                         u&#x0364;beraus emp-<lb/>
findlich &#x017F;eyn u&#x0364;ber                                         des Herrn von Reck &#x017F;ein Ver-<lb/>
bleiben                                         da&#x017F;elb&#x017F;t; weil der                                         Chur-Pfa&#x0364;ltzi&#x017F;che Mini-<lb/>
&#x017F;ter, diß                                         hier fu&#x0364;r eine Gewaltaht ausgeben &#x017F;ol,                                         die<lb/>
wieder des Reichs-Con&#x017F;titution und Freyheit                                         &#x017F;trit-<lb/>
te. Be&#x017F;agter Herr von Reck                                         &#x017F;ol noch nicht viel<lb/>
mercken ko&#x0364;nnen, was                                         der Kay&#x017F;erl. Mini&#x017F;ter Graf<lb/>
von Wels alda                                         zu Abthuung der u&#x0364;brigen                                         Reli-<lb/>
gions-Be&#x017F;chwerden ausgerichtet habe, weil                                         es da-<lb/>
mit noch &#x017F;o lang&#x017F;am, als vorhin,                                         zugehet.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div type="jPoliticalNews">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;rcki&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">Affairen.</hi> </hi> </head><lb/>
                <div type="jArticle">
                  <dateline><hi rendition="#fr">Brzezany/</hi> den 29. Julii.</dateline>
                  <p> Die Herr&#x017F;chafft                         u&#x0364;-<lb/>
ber die Crimmi&#x017F;che Tartarey &#x017F;ol der Dewlet                         Ge-<lb/>
rey bey der Pforte behauptet, und zum                         Zeichen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en vom Kay&#x017F;er einen Kaftan erhalten,                         und &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ogleich auf den Weg begeben haben; deme                         aber<lb/>
der alte Han mit einem Courier ein Schreiben<lb/>
entgegen                         ge&#x017F;andt, worinnen er die&#x017F;en Reichs-<lb/>
Competenten                         vor&#x017F;tellet: Woferne 2. Re&#x017F;identz-<lb/>
Pla&#x0364;tze in der                         Crim&#x0303;i&#x017F;chen Tartarey verhanden wa&#x0364;-<lb/>
ren, &#x017F;o                         mo&#x0364;chte er einen in Be&#x017F;itz nehmen, er                         &#x017F;olle<lb/>
&#x017F;ich aber hu&#x0364;ten in die General                         Re&#x017F;identz zu kom-<lb/>
men, ma&#x017F;&#x017F;en er alda der Han                         wa&#x0364;re. Die&#x017F;es<lb/>
Schreiben &#x017F;ol der Dewlet Gerey an die                         Pforte<lb/>
abge&#x017F;chickt, und &#x017F;ich dabey                         ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben,<lb/>
die Antwort von                         der&#x017F;elben in Adrianopel zu er-<lb/>
warten; Jnzwi&#x017F;chen aber                         &#x017F;tehen die Obri&#x017F;ten der<lb/>
Crimmi&#x017F;chen Tartarn                         &#x017F;a&#x0364;mmtlich bey dem alten<lb/>
Han, und befinden &#x017F;ich                         neb&#x017F;t dem&#x017F;elben bey denen<lb/>
Czirka&#x017F;&#x017F;ern.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div type="imprint">
                <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schiffbeck</hi> bey <hi rendition="#aq">HAMBURG,</hi> Gedruckt und zu bekom&#x0303;en in der <hi rendition="#aq">Holli</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">privilegirt</hi>en Buchdruckerey;<lb/>
werden auch verkauft in <hi rendition="#fr">Kiel</hi> auf dem Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl.                         Po&#x017F;t-Hau&#x017F;e. Die Woche 2. Stu&#x0364;ck.</hi> </p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6]/0006] dern zum Exempel gar hart ſtraffen. Der Con- greß zu Cambray iſt wieder eine Zeitlang aufge- ſchoben. Nunmehro iſt der Toback auf 6. Jahre verpacht, nemlich im erſten Jahre fuͤr 1300000. Livres, im andern fuͤr 1800000, im dritten vor 2. Millionen, und in den 3. letzten fuͤr 3. Millionen jedes Jahr. Mit dem Verkauf der Wahren des Hertzogs de la Force iſt ein Anfang gemacht wor- den. Der Marſchall von Villeroy ließ am Mon- tage Abend in lauter Ecus-Stuͤcken 20000. Li- vres vor der Tuͤhr der Haupt-Kirchen fuͤr erlangte Geſundheit des Koͤnigs an die Armen austheilen. Jhro Majeſt. haben die Penſion der 9000. Livers des Hn. Doct. Helvetii, als ordinairen Medi- ci des Koͤnigs, mit 1000 Livres jaͤhrlich vermeh- ret, wegen des guten Rahts, den er in der Kranck- heit ertheilet hat. Man verſichert, daß der all- hier geweſene Tuͤrckiſche Ambaſſadeur dieſer Cro- ne, von der Zeit ſeiner Ankunfft, bis er zu Cette wird an Bort getreten ſeyn, mehr dann 2 Millio- nen Livres koſten werde, ohne was die Printzen vom Gebluͤt und andere Groſſen des Reichs bey ihm angewand haben. Jtaliaͤniſche Affairen. Rom/ den 2. Auguſti. Seine Paͤbſtliche Hei- ligkeit ſollen Willens ſeyn, den Pallaſt des Grafen Gerauld zu kauffen, um den Praͤtendenten mit ſei- ner Gemahlin darein zu logiren, und die 2000. Scudi zu erſparen, ſo die Apoſtoliſche Cammer fuͤr den Pallaſt, den ſie jetzo bewohnen, jaͤhrlich zur Hauer giebt. Der Cardinal Alberoni ſol ſeinen gemeldeten Pallaſt bereits bezogen haben, doch ſol er keinen ſonderlichen Pracht fuͤhren; die neu- lich fuͤr 14000. Scudi gekauffte ſchoͤne Bibliothec hat der Pabſt an Don Steffano Conti ſeinen Nef- fen verehret; und ſeinen Bruder den Cardinal Conti zum Groß-Poͤnitiair gemacht, auch Seine Eminentz nebenſt dem Cardinal Tanara zu Depu- tirten der Verſammlung von heiligen Officio er- nannt. Der Gouverneur von Rom hat durch ein Edict verbohten, daß niemand aus dem Kirchen- Staat ſol Theil nehmen an den Lottereyen, von Genua, Neapel, Millane und Venedig, oder et- was darein legen. Der Abt Paſſavini iſt durch den heiligen Vater ernannt, den Cardinals-Hut nach Paris an den Cardinal du Bois zu bringen. Noch wird hier oͤffters mit den Kayſerlichen Mi- niſters Unterredung gehalten: Ob man nicht ein Mittel ausfinden koͤnne, den Kayſer dahin zu be- wegen, daß er Commachio wieder zuruͤck gebe; woran doch viele zweifeln wollen. Von der Reichs-Verſamlung zu Re- genſpurg. Regenſpurg/ den 9. Auguſti. Der Chur- Mayntziſche Geſandte iſt am vergangenen Sonn- tage hier wieder ankommen, und weil kuͤnfftige Woche alle die Ubrigen gleichfals erwartet wer- den, wird man bald mehrers, was von Reichs- und Religions-Sachen gehandelt wird, melden koͤnnen. Der Commendant von der Veſtung Kehl hat durch ein Memorial an die Reichs-Ver- ſammlung wiſſen laſſen, was groſſen Schaden an dem Waſſer-Bau, und dem vordern Hornwerck, der bey jetziger Zeit angewachſene Rhein getahn habe, und wo nicht aufs erſte eine Ausbeſſerung geſchehe, ſo ſey von dieſen Wercken der gantze Ver- fall zu beſorgen. Zwar habe er alles getahn, was ſeine Pflicht zum Nutzen des Kayſers und Reichs erfordere, und eine gute Menge Fachinen laſſen zuſamm bringen, weil aber des Reichs-Mittel zu- ruͤcke blieben, habe er keinen Credit mehr, und koͤn- ne alſo ohne ſchleunige Huͤlffe nichts weiter aus- fuͤhren. Man muß in der Pfaltz uͤberaus emp- findlich ſeyn uͤber des Herrn von Reck ſein Ver- bleiben daſelbſt; weil der Chur-Pfaͤltziſche Mini- ſter, diß hier fuͤr eine Gewaltaht ausgeben ſol, die wieder des Reichs-Conſtitution und Freyheit ſtrit- te. Beſagter Herr von Reck ſol noch nicht viel mercken koͤnnen, was der Kayſerl. Miniſter Graf von Wels alda zu Abthuung der uͤbrigen Reli- gions-Beſchwerden ausgerichtet habe, weil es da- mit noch ſo langſam, als vorhin, zugehet. Tuͤrckiſche Affairen. Brzezany/ den 29. Julii. Die Herrſchafft uͤ- ber die Crimmiſche Tartarey ſol der Dewlet Ge- rey bey der Pforte behauptet, und zum Zeichen deſſen vom Kayſer einen Kaftan erhalten, und ſich ſogleich auf den Weg begeben haben; deme aber der alte Han mit einem Courier ein Schreiben entgegen geſandt, worinnen er dieſen Reichs- Competenten vorſtellet: Woferne 2. Reſidentz- Plaͤtze in der Crim̃iſchen Tartarey verhanden waͤ- ren, ſo moͤchte er einen in Beſitz nehmen, er ſolle ſich aber huͤten in die General Reſidentz zu kom- men, maſſen er alda der Han waͤre. Dieſes Schreiben ſol der Dewlet Gerey an die Pforte abgeſchickt, und ſich dabey entſchloſſen haben, die Antwort von derſelben in Adrianopel zu er- warten; Jnzwiſchen aber ſtehen die Obriſten der Crimmiſchen Tartarn ſaͤmmtlich bey dem alten Han, und befinden ſich nebſt demſelben bey denen Czirkaſſern. Schiffbeck bey HAMBURG, Gedruckt und zu bekom̃en in der Holliſchen privilegirten Buchdruckerey; werden auch verkauft in Kiel auf dem Hoch-Fuͤrſtl. Poſt-Hauſe. Die Woche 2. Stuͤck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_342208_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_342208_1721/6
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 34, Hamburg, 22. August 1721, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_342208_1721/6>, abgerufen am 19.03.2024.