Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

Stein, der 260 Pf. schwer war. Im Jahre 1672. bey Verona in Italien zwey Steine von 200 und 300 Pf. Nun kann man denken, von alten Zeiten sey gut etwas erzählen. Wen kann man fragen, obs wahr sey? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789. und am 24. July 1790. fielen in Frankreich, und am 16. Juny 1794. in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt, hoch aus der Luft herab. Und den 26. April 1803. kam bey dem Ort l'Aigle im Orne-Departement in Frankreich ein Steinregen von 2000 - 3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft.

Sonntags den 22. May. 1808. sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oestreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dieß ist der Erfund.

Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filial-Leute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche, und dachten an nichts. Plötzlich hörten sie drei starke Knälle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur 12 Schritte weit zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach, und lauteten wie ein anhaltend Flinten-Feuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Rollen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt komme die Garnison von Telisch mit türkischer Musik. An das Kanoniren dachten sie nicht. Aber während als sie vor Verwunderung und Schrecken

Stein, der 260 Pf. schwer war. Im Jahre 1672. bey Verona in Italien zwey Steine von 200 und 300 Pf. Nun kann man denken, von alten Zeiten sey gut etwas erzählen. Wen kann man fragen, obs wahr sey? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789. und am 24. July 1790. fielen in Frankreich, und am 16. Juny 1794. in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt, hoch aus der Luft herab. Und den 26. April 1803. kam bey dem Ort l’Aigle im Orne-Departement in Frankreich ein Steinregen von 2000 – 3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft.

Sonntags den 22. May. 1808. sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oestreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dieß ist der Erfund.

Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filial-Leute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche, und dachten an nichts. Plötzlich hörten sie drei starke Knälle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur 12 Schritte weit zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach, und lauteten wie ein anhaltend Flinten-Feuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Rollen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt komme die Garnison von Telisch mit türkischer Musik. An das Kanoniren dachten sie nicht. Aber während als sie vor Verwunderung und Schrecken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="47"/>
Stein, der 260 Pf. schwer war. Im Jahre 1672. bey Verona in Italien zwey Steine von 200 und 300 Pf. Nun kann man denken, von alten Zeiten sey gut etwas erzählen. Wen kann man fragen, obs wahr sey? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789. und am 24. July 1790. fielen in Frankreich, und am 16. Juny 1794. in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt, hoch aus der Luft herab. Und den 26. April 1803. kam bey dem Ort l&#x2019;Aigle im Orne-Departement in Frankreich ein Steinregen von 2000 &#x2013; 3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft.</p>
          <p> Sonntags den 22. May. 1808. sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oestreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dieß ist der Erfund.</p>
          <p>Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filial-Leute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche, und dachten an nichts. Plötzlich hörten sie drei starke Knälle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur 12 Schritte weit zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach, und lauteten wie ein anhaltend Flinten-Feuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Rollen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt komme die Garnison von Telisch mit türkischer Musik. An das Kanoniren dachten sie nicht. Aber während als sie vor Verwunderung und Schrecken
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0055] Stein, der 260 Pf. schwer war. Im Jahre 1672. bey Verona in Italien zwey Steine von 200 und 300 Pf. Nun kann man denken, von alten Zeiten sey gut etwas erzählen. Wen kann man fragen, obs wahr sey? Aber auch ganz neue Erfahrungen geben diesen alten Nachrichten Glauben. Denn im Jahr 1789. und am 24. July 1790. fielen in Frankreich, und am 16. Juny 1794. in Italien viele Steine vom Himmel, das heißt, hoch aus der Luft herab. Und den 26. April 1803. kam bey dem Ort l’Aigle im Orne-Departement in Frankreich ein Steinregen von 2000 – 3000 Steinen auf einmal mit großem Getöse aus der Luft. Sonntags den 22. May. 1808. sind in Mähren Steine vom Himmel gefallen. Der Kaiser von Oestreich ließ durch einen sachkundigen Mann Untersuchung darüber anstellen. Dieß ist der Erfund. Es war ein heiterer Morgen, bis um halb sechs Uhr ein Nebel in die Luft einrückte. Die Filial-Leute von Stannern waren auf dem Weg in die Kirche, und dachten an nichts. Plötzlich hörten sie drei starke Knälle, daß die Erde unter ihren Füßen zitterte; und der Nebel wurde auf einmal so dicht, daß man nur 12 Schritte weit zu sehen vermochte. Mehrere schwächere Schläge folgten nach, und lauteten wie ein anhaltend Flinten-Feuer in der Ferne, oder wie das Wirbeln großer Trommeln. Das Rollen und das Pfeifen, das zwischen drein in der Luft gehört wurde, brachte daher einige Leute auf den Gedanken, jetzt komme die Garnison von Telisch mit türkischer Musik. An das Kanoniren dachten sie nicht. Aber während als sie vor Verwunderung und Schrecken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-03T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-03T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-03T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/55
Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/55>, abgerufen am 26.04.2024.