Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Maaß.
ist hierin von einer Seite nur die reine Aeusserlichkeit
enthalten; denn die Beziehung auf das Denken, welche
das Moment der Reflexion in sich seyn könnte, ist viel-
mehr hier die Aeusserlichkeit selbst; im Sinne des tran-
scendentalen Idealismus ist das Denken nemlich dem
Ding-an-sich wesentlich äusserlich. Insofern aber auch
die andern Kategorien nur die transcendentale Bestim-
mung haben, dem Bewußtseyn anzugehören, so enthält
die Modalität, als die Kategorie der Beziehung auf das
Subject, insofern relativ die Bestimmung der Reflexion
in sich. -- Bey Spinoza ist der Modus nach Sub-
stanz, und Attribut gleichfalls das Dritte, er erklärt
ihn für die Affectionen der Substanz, oder für das-
jenige, was in einem Andern ist, durch welches es auch
begriffen wird. Dieses Dritte ist nach diesem Begriffe
nur Aeusserlichkeit; wie sonst erinnert worden, daß bey
Spinoza überhaupt der starren Substantialität die Rück-
kehr in sich selbst fehlt.

Nach dem vorhergehenden hat hier der Modus seine
bestimmte Bedeutung als Maaß. Das Maaß ist noch
nicht die absolute Rückkehr des Seyns in sich, sondern
vielmehr seine Rückkehr in sich innerhalb seiner Sphäre.
Es ist die in sich reflectirte Aeusserlichkeit des Quantums;
durch seine Reflexion hat sich sein Werth bestimmt;
nemlich dafür zu gelten, daß es das Ansichseyn ist.
Das Quantum ist die Qualität. Das in sich
reflectirte, das gültige Seyn besteht also in der Art
und Weise
, in dem Mehr oder Weniger, in dem
Maaße, in dem Etwas ist. -- Diß ist die Wahrheit,
zu der das Seyn nunmehr sich bestimmt hat, die Gleich-
heit der Aeusserlichkeit mit sich selbst zu seyn.

Das Quantum hat in seiner Rückkehr in sich seine
Aeusserlichkeit und damit sich selbst als Quantum aufge-
hoben. Aber diß Aufheben hat zunächst das Quan-

tum

Das Maaß.
iſt hierin von einer Seite nur die reine Aeuſſerlichkeit
enthalten; denn die Beziehung auf das Denken, welche
das Moment der Reflexion in ſich ſeyn koͤnnte, iſt viel-
mehr hier die Aeuſſerlichkeit ſelbſt; im Sinne des tran-
ſcendentalen Idealismus iſt das Denken nemlich dem
Ding-an-ſich weſentlich aͤuſſerlich. Inſofern aber auch
die andern Kategorien nur die tranſcendentale Beſtim-
mung haben, dem Bewußtſeyn anzugehoͤren, ſo enthaͤlt
die Modalitaͤt, als die Kategorie der Beziehung auf das
Subject, inſofern relativ die Beſtimmung der Reflexion
in ſich. — Bey Spinoza iſt der Modus nach Sub-
ſtanz, und Attribut gleichfalls das Dritte, er erklaͤrt
ihn fuͤr die Affectionen der Subſtanz, oder fuͤr das-
jenige, was in einem Andern iſt, durch welches es auch
begriffen wird. Dieſes Dritte iſt nach dieſem Begriffe
nur Aeuſſerlichkeit; wie ſonſt erinnert worden, daß bey
Spinoza uͤberhaupt der ſtarren Subſtantialitaͤt die Ruͤck-
kehr in ſich ſelbſt fehlt.

Nach dem vorhergehenden hat hier der Modus ſeine
beſtimmte Bedeutung als Maaß. Das Maaß iſt noch
nicht die abſolute Ruͤckkehr des Seyns in ſich, ſondern
vielmehr ſeine Ruͤckkehr in ſich innerhalb ſeiner Sphaͤre.
Es iſt die in ſich reflectirte Aeuſſerlichkeit des Quantums;
durch ſeine Reflexion hat ſich ſein Werth beſtimmt;
nemlich dafuͤr zu gelten, daß es das Anſichſeyn iſt.
Das Quantum iſt die Qualitaͤt. Das in ſich
reflectirte, das guͤltige Seyn beſteht alſo in der Art
und Weiſe
, in dem Mehr oder Weniger, in dem
Maaße, in dem Etwas iſt. — Diß iſt die Wahrheit,
zu der das Seyn nunmehr ſich beſtimmt hat, die Gleich-
heit der Aeuſſerlichkeit mit ſich ſelbſt zu ſeyn.

Das Quantum hat in ſeiner Ruͤckkehr in ſich ſeine
Aeuſſerlichkeit und damit ſich ſelbſt als Quantum aufge-
hoben. Aber diß Aufheben hat zunaͤchſt das Quan-

tum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0313" n="265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Das Maaß</hi>.</fw><lb/>
i&#x017F;t hierin von einer Seite nur die reine Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit<lb/>
enthalten; denn die Beziehung auf das Denken, welche<lb/>
das Moment der Reflexion in &#x017F;ich &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte, i&#x017F;t viel-<lb/>
mehr hier die Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit &#x017F;elb&#x017F;t; im Sinne des tran-<lb/>
&#x017F;cendentalen Idealismus i&#x017F;t das Denken nemlich dem<lb/>
Ding-an-&#x017F;ich we&#x017F;entlich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich. In&#x017F;ofern aber auch<lb/>
die andern Kategorien nur die tran&#x017F;cendentale Be&#x017F;tim-<lb/>
mung haben, dem Bewußt&#x017F;eyn anzugeho&#x0364;ren, &#x017F;o entha&#x0364;lt<lb/>
die Modalita&#x0364;t, als die Kategorie der Beziehung auf das<lb/>
Subject, in&#x017F;ofern relativ die Be&#x017F;timmung der Reflexion<lb/>
in &#x017F;ich. &#x2014; Bey <hi rendition="#g">Spinoza</hi> i&#x017F;t der Modus nach Sub-<lb/>
&#x017F;tanz, und Attribut gleichfalls das Dritte, er erkla&#x0364;rt<lb/>
ihn fu&#x0364;r die <hi rendition="#g">Affectionen</hi> der Sub&#x017F;tanz, oder fu&#x0364;r das-<lb/>
jenige, was in einem Andern i&#x017F;t, durch welches es auch<lb/>
begriffen wird. Die&#x017F;es Dritte i&#x017F;t nach die&#x017F;em Begriffe<lb/>
nur Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit; wie &#x017F;on&#x017F;t erinnert worden, daß bey<lb/>
Spinoza u&#x0364;berhaupt der &#x017F;tarren Sub&#x017F;tantialita&#x0364;t die Ru&#x0364;ck-<lb/>
kehr in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fehlt.</p><lb/>
            <p>Nach dem vorhergehenden hat hier der Modus &#x017F;eine<lb/>
be&#x017F;timmte Bedeutung als <hi rendition="#g">Maaß</hi>. Das Maaß i&#x017F;t noch<lb/>
nicht die ab&#x017F;olute Ru&#x0364;ckkehr des Seyns in &#x017F;ich, &#x017F;ondern<lb/>
vielmehr &#x017F;eine Ru&#x0364;ckkehr in &#x017F;ich innerhalb &#x017F;einer Spha&#x0364;re.<lb/>
Es i&#x017F;t die in &#x017F;ich reflectirte Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit des Quantums;<lb/>
durch &#x017F;eine Reflexion hat &#x017F;ich &#x017F;ein Werth be&#x017F;timmt;<lb/>
nemlich dafu&#x0364;r zu gelten, daß es das An&#x017F;ich&#x017F;eyn i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#g">Das Quantum i&#x017F;t die Qualita&#x0364;t</hi>. Das in &#x017F;ich<lb/>
reflectirte, das gu&#x0364;ltige Seyn be&#x017F;teht al&#x017F;o in der <hi rendition="#g">Art<lb/>
und Wei&#x017F;e</hi>, in dem <hi rendition="#g">Mehr</hi> oder <hi rendition="#g">Weniger</hi>, in dem<lb/>
Maaße, in dem Etwas i&#x017F;t. &#x2014; Diß i&#x017F;t die Wahrheit,<lb/>
zu der das Seyn nunmehr &#x017F;ich be&#x017F;timmt hat, die Gleich-<lb/>
heit der Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Das Quantum hat in &#x017F;einer Ru&#x0364;ckkehr in &#x017F;ich &#x017F;eine<lb/>
Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit und damit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t als Quantum aufge-<lb/>
hoben. Aber diß Aufheben hat zuna&#x0364;ch&#x017F;t das <hi rendition="#g">Quan-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">tum</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0313] Das Maaß. iſt hierin von einer Seite nur die reine Aeuſſerlichkeit enthalten; denn die Beziehung auf das Denken, welche das Moment der Reflexion in ſich ſeyn koͤnnte, iſt viel- mehr hier die Aeuſſerlichkeit ſelbſt; im Sinne des tran- ſcendentalen Idealismus iſt das Denken nemlich dem Ding-an-ſich weſentlich aͤuſſerlich. Inſofern aber auch die andern Kategorien nur die tranſcendentale Beſtim- mung haben, dem Bewußtſeyn anzugehoͤren, ſo enthaͤlt die Modalitaͤt, als die Kategorie der Beziehung auf das Subject, inſofern relativ die Beſtimmung der Reflexion in ſich. — Bey Spinoza iſt der Modus nach Sub- ſtanz, und Attribut gleichfalls das Dritte, er erklaͤrt ihn fuͤr die Affectionen der Subſtanz, oder fuͤr das- jenige, was in einem Andern iſt, durch welches es auch begriffen wird. Dieſes Dritte iſt nach dieſem Begriffe nur Aeuſſerlichkeit; wie ſonſt erinnert worden, daß bey Spinoza uͤberhaupt der ſtarren Subſtantialitaͤt die Ruͤck- kehr in ſich ſelbſt fehlt. Nach dem vorhergehenden hat hier der Modus ſeine beſtimmte Bedeutung als Maaß. Das Maaß iſt noch nicht die abſolute Ruͤckkehr des Seyns in ſich, ſondern vielmehr ſeine Ruͤckkehr in ſich innerhalb ſeiner Sphaͤre. Es iſt die in ſich reflectirte Aeuſſerlichkeit des Quantums; durch ſeine Reflexion hat ſich ſein Werth beſtimmt; nemlich dafuͤr zu gelten, daß es das Anſichſeyn iſt. Das Quantum iſt die Qualitaͤt. Das in ſich reflectirte, das guͤltige Seyn beſteht alſo in der Art und Weiſe, in dem Mehr oder Weniger, in dem Maaße, in dem Etwas iſt. — Diß iſt die Wahrheit, zu der das Seyn nunmehr ſich beſtimmt hat, die Gleich- heit der Aeuſſerlichkeit mit ſich ſelbſt zu ſeyn. Das Quantum hat in ſeiner Ruͤckkehr in ſich ſeine Aeuſſerlichkeit und damit ſich ſelbſt als Quantum aufge- hoben. Aber diß Aufheben hat zunaͤchſt das Quan- tum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/313
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/313>, abgerufen am 26.04.2024.