Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wirklichkeit.
-- Der Inhalt, da das Reflectirtseyn hier auch unmit-
telbare Wirklichkeit ist, ist insofern wirkliche, aber die
endliche Substanz.

Diß ist nunmehr das Causalitätsverhält-
niß in seiner Realität und Endlichkeit
. Als
formell ist es das unendliche Verhältniß der absoluten
Macht, deren Inhalt die reine Manifestation oder Noth-
wendigkeit ist. Als endliche Causalität hingegen hat es
einen gegebenen Inhalt, und verläuft sich als ein
äusserlicher Unterschied an diesem identischen, das in sei-
nen Bestimmungen eine und dieselbe Substanz ist.

Durch diese Identität des Inhalts ist diese
Causalität ein analytischer Satz. Es ist dieselbe
Sache
, welche sich das einemal als Ursache, das an-
deremal als Wirkung darstellt, dort als eigenthümliches
Bestehen, hier als Gesetztseyn oder Bestimmung an ei-
nem andern. Da diese Bestimmungen der Form äus-
serliche
Reflexion sind, so ist es die der Sache
nach
tavtologische Betrachtung eines subjectiven
Verstandes, eine Erscheinung als Wirkung zu bestim-
men und davon zu ihrer Ursache aufzusteigen, um sie zu
begreifen und zu erklären; es wird nur ein und derselbe
Inhalt wiederhohlt; man hat in der Ursache nichts an-
deres als in der Wirkung. -- Der Regen z. B. ist Ur-
sache der Feuchtigkeit, welche seine Wirkung ist; -- der
Regen macht naß
, diß ist ein analytischer Satz;
dasselbe Wasser, was der Regen ist, ist die Feuchtig-
keit; als Regen ist diß Wasser nur in der Form einer
Sache für sich, als Wässerigkeit oder Feuchtigkeit dagegen
ist es ein adjectives, ein gesetztes, das nicht mehr sein
Bestehen an ihm selbst haben soll; und die eine Bestim-
mung, wie die andere, ist ihm äusserlich. -- So ist die
Ursache dieser Farbe ein Färbendes, ein Pigment,

welches

Die Wirklichkeit.
— Der Inhalt, da das Reflectirtſeyn hier auch unmit-
telbare Wirklichkeit iſt, iſt inſofern wirkliche, aber die
endliche Subſtanz.

Diß iſt nunmehr das Cauſalitaͤtsverhaͤlt-
niß in ſeiner Realitaͤt und Endlichkeit
. Als
formell iſt es das unendliche Verhaͤltniß der abſoluten
Macht, deren Inhalt die reine Manifeſtation oder Noth-
wendigkeit iſt. Als endliche Cauſalitaͤt hingegen hat es
einen gegebenen Inhalt, und verlaͤuft ſich als ein
aͤuſſerlicher Unterſchied an dieſem identiſchen, das in ſei-
nen Beſtimmungen eine und dieſelbe Subſtanz iſt.

Durch dieſe Identitaͤt des Inhalts iſt dieſe
Cauſalitaͤt ein analytiſcher Satz. Es iſt dieſelbe
Sache
, welche ſich das einemal als Urſache, das an-
deremal als Wirkung darſtellt, dort als eigenthuͤmliches
Beſtehen, hier als Geſetztſeyn oder Beſtimmung an ei-
nem andern. Da dieſe Beſtimmungen der Form aͤuſ-
ſerliche
Reflexion ſind, ſo iſt es die der Sache
nach
tavtologiſche Betrachtung eines ſubjectiven
Verſtandes, eine Erſcheinung als Wirkung zu beſtim-
men und davon zu ihrer Urſache aufzuſteigen, um ſie zu
begreifen und zu erklaͤren; es wird nur ein und derſelbe
Inhalt wiederhohlt; man hat in der Urſache nichts an-
deres als in der Wirkung. — Der Regen z. B. iſt Ur-
ſache der Feuchtigkeit, welche ſeine Wirkung iſt; — der
Regen macht naß
, diß iſt ein analytiſcher Satz;
daſſelbe Waſſer, was der Regen iſt, iſt die Feuchtig-
keit; als Regen iſt diß Waſſer nur in der Form einer
Sache fuͤr ſich, als Waͤſſerigkeit oder Feuchtigkeit dagegen
iſt es ein adjectives, ein geſetztes, das nicht mehr ſein
Beſtehen an ihm ſelbſt haben ſoll; und die eine Beſtim-
mung, wie die andere, iſt ihm aͤuſſerlich. — So iſt die
Urſache dieſer Farbe ein Faͤrbendes, ein Pigment,

welches
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0277" n="265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Wirklichkeit</hi>.</fw><lb/>
&#x2014; Der Inhalt, da das Reflectirt&#x017F;eyn hier auch unmit-<lb/>
telbare Wirklichkeit i&#x017F;t, i&#x017F;t in&#x017F;ofern <hi rendition="#g">wirkliche</hi>, aber die<lb/><hi rendition="#g">endliche Sub&#x017F;tanz</hi>.</p><lb/>
                  <p>Diß i&#x017F;t nunmehr das <hi rendition="#g">Cau&#x017F;alita&#x0364;tsverha&#x0364;lt-<lb/>
niß in &#x017F;einer Realita&#x0364;t und Endlichkeit</hi>. Als<lb/>
formell i&#x017F;t es das unendliche Verha&#x0364;ltniß der ab&#x017F;oluten<lb/>
Macht, deren Inhalt die reine Manife&#x017F;tation oder Noth-<lb/>
wendigkeit i&#x017F;t. Als endliche Cau&#x017F;alita&#x0364;t hingegen hat es<lb/>
einen <hi rendition="#g">gegebenen</hi> Inhalt, und verla&#x0364;uft &#x017F;ich als ein<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlicher Unter&#x017F;chied an die&#x017F;em identi&#x017F;chen, das in &#x017F;ei-<lb/>
nen Be&#x017F;timmungen eine und die&#x017F;elbe Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t.</p><lb/>
                  <p>Durch die&#x017F;e <hi rendition="#g">Identita&#x0364;t des Inhalts</hi> i&#x017F;t die&#x017F;e<lb/>
Cau&#x017F;alita&#x0364;t ein <hi rendition="#g">analyti&#x017F;cher</hi> Satz. Es i&#x017F;t <hi rendition="#g">die&#x017F;elbe<lb/>
Sache</hi>, welche &#x017F;ich das einemal als Ur&#x017F;ache, das an-<lb/>
deremal als Wirkung <choice><sic>dar&#x017F;iellt</sic><corr>dar&#x017F;tellt</corr></choice>, dort als eigenthu&#x0364;mliches<lb/>
Be&#x017F;tehen, hier als Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn oder Be&#x017F;timmung an ei-<lb/>
nem andern. Da die&#x017F;e Be&#x017F;timmungen der Form <hi rendition="#g">a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erliche</hi> Reflexion &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t es die <hi rendition="#g">der Sache<lb/>
nach</hi> tavtologi&#x017F;che Betrachtung eines <hi rendition="#g">&#x017F;ubjectiven</hi><lb/>
Ver&#x017F;tandes, eine Er&#x017F;cheinung als Wirkung zu be&#x017F;tim-<lb/>
men und davon zu ihrer Ur&#x017F;ache aufzu&#x017F;teigen, um &#x017F;ie zu<lb/>
begreifen und zu erkla&#x0364;ren; es wird nur ein und der&#x017F;elbe<lb/>
Inhalt wiederhohlt; man hat in der Ur&#x017F;ache nichts an-<lb/>
deres als in der Wirkung. &#x2014; Der Regen z. B. i&#x017F;t Ur-<lb/>
&#x017F;ache der Feuchtigkeit, welche &#x017F;eine Wirkung i&#x017F;t; &#x2014; <hi rendition="#g">der<lb/>
Regen macht naß</hi>, diß i&#x017F;t ein analyti&#x017F;cher Satz;<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe Wa&#x017F;&#x017F;er, was der Regen i&#x017F;t, i&#x017F;t die Feuchtig-<lb/>
keit; als Regen i&#x017F;t diß Wa&#x017F;&#x017F;er nur in der Form einer<lb/>
Sache fu&#x0364;r &#x017F;ich, als Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigkeit oder Feuchtigkeit dagegen<lb/>
i&#x017F;t es ein adjectives, ein ge&#x017F;etztes, das nicht mehr &#x017F;ein<lb/>
Be&#x017F;tehen an ihm &#x017F;elb&#x017F;t haben &#x017F;oll; und die eine Be&#x017F;tim-<lb/>
mung, wie die andere, i&#x017F;t ihm a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich. &#x2014; So i&#x017F;t die<lb/>
Ur&#x017F;ache <hi rendition="#g">die&#x017F;er Farbe</hi> ein Fa&#x0364;rbendes, ein <hi rendition="#g">Pigment</hi>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welches</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0277] Die Wirklichkeit. — Der Inhalt, da das Reflectirtſeyn hier auch unmit- telbare Wirklichkeit iſt, iſt inſofern wirkliche, aber die endliche Subſtanz. Diß iſt nunmehr das Cauſalitaͤtsverhaͤlt- niß in ſeiner Realitaͤt und Endlichkeit. Als formell iſt es das unendliche Verhaͤltniß der abſoluten Macht, deren Inhalt die reine Manifeſtation oder Noth- wendigkeit iſt. Als endliche Cauſalitaͤt hingegen hat es einen gegebenen Inhalt, und verlaͤuft ſich als ein aͤuſſerlicher Unterſchied an dieſem identiſchen, das in ſei- nen Beſtimmungen eine und dieſelbe Subſtanz iſt. Durch dieſe Identitaͤt des Inhalts iſt dieſe Cauſalitaͤt ein analytiſcher Satz. Es iſt dieſelbe Sache, welche ſich das einemal als Urſache, das an- deremal als Wirkung darſtellt, dort als eigenthuͤmliches Beſtehen, hier als Geſetztſeyn oder Beſtimmung an ei- nem andern. Da dieſe Beſtimmungen der Form aͤuſ- ſerliche Reflexion ſind, ſo iſt es die der Sache nach tavtologiſche Betrachtung eines ſubjectiven Verſtandes, eine Erſcheinung als Wirkung zu beſtim- men und davon zu ihrer Urſache aufzuſteigen, um ſie zu begreifen und zu erklaͤren; es wird nur ein und derſelbe Inhalt wiederhohlt; man hat in der Urſache nichts an- deres als in der Wirkung. — Der Regen z. B. iſt Ur- ſache der Feuchtigkeit, welche ſeine Wirkung iſt; — der Regen macht naß, diß iſt ein analytiſcher Satz; daſſelbe Waſſer, was der Regen iſt, iſt die Feuchtig- keit; als Regen iſt diß Waſſer nur in der Form einer Sache fuͤr ſich, als Waͤſſerigkeit oder Feuchtigkeit dagegen iſt es ein adjectives, ein geſetztes, das nicht mehr ſein Beſtehen an ihm ſelbſt haben ſoll; und die eine Beſtim- mung, wie die andere, iſt ihm aͤuſſerlich. — So iſt die Urſache dieſer Farbe ein Faͤrbendes, ein Pigment, welches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/277
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/277>, abgerufen am 26.04.2024.