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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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dem seinem Reste r die Hülfe des Restes r von P zu-
kommt: so ist seine eigene Bewegung (Falls man nicht r,
und folglich P, sehr gross annimmt), ohne Zweifel die
geschwindeste; und die Hülfe, anstatt hiezu mitzuwirken,
wird der Sitz eines Lustgefühls, dergleichen sich allemal
bey rasch fortschreitender und leicht gelingender Thätig-
keit einfindet; besonders in solchen Fällen, wo das im
Grossen geschieht, hundertfach und tausendfach ver-
vielfältigt, was wir hier im Kleinen, als ob nur zwey oder
drey Vorstellungen in der Seele wären, elementarisch un-
tersuchen.

§. 88.

An der Betrachtung des §. 86. fehlt noch etwas sehr
Nöthiges, nämlich die Erwägung des Widerstandes, den
die hervorgehobene Vorstellung finden wird.

Es sey P auf der statischen Schwelle neben den im
Bewusstseyn gegenwärtigen Vorstellungen a und b, so
kann es nicht ausbleiben, dass eine Hemmungssumme
entstehe, indem P auf P wirkt, und es durch die Hülfe
emporhebt. Diese Hemmungssumme sey = ao, indem a
den Hemmungsgrad des P gegen a und b bezeichnet (der
nach §. 52. zu bestimmen ist), und o seine obige Be-
deutung behält. Das Sinken der Hemmungssumme gleicht
jenem im §. 77., dergestalt, dass sie vertheilt werde, auf
a, b, P, und die Hülfe; dass aber auch zugleich das
Wieder-Aufstreben von a und b zu ihrem statischen
Puncte (auf welchem sie Anfangs mögen gewesen seyn),
den Verlauf der Hemmung beschleunige.

In wiefern P und die Hülfe zusammen dahin wir-
ken, dass nicht P von dem schon erreichten
Puncte wieder herabsinke, in so fern
sind sie an-
zusehn als eine einzige Kraft. Dieselbe heisse `P, also
[Formel 1] . Weil a und b verschmolzen seyn wer-
den, so sind die Hemmungsverhältnisse für die drey Kräfte
`P, a, und b, nach §. 68. zu bestimmen. Diese Ver-
hältnisse sind constant, weil die Kräfte es sind; die

dem seinem Reste ρ die Hülfe des Restes r von P zu-
kommt: so ist seine eigene Bewegung (Falls man nicht r,
und folglich P, sehr groſs annimmt), ohne Zweifel die
geschwindeste; und die Hülfe, anstatt hiezu mitzuwirken,
wird der Sitz eines Lustgefühls, dergleichen sich allemal
bey rasch fortschreitender und leicht gelingender Thätig-
keit einfindet; besonders in solchen Fällen, wo das im
Groſsen geschieht, hundertfach und tausendfach ver-
vielfältigt, was wir hier im Kleinen, als ob nur zwey oder
drey Vorstellungen in der Seele wären, elementarisch un-
tersuchen.

§. 88.

An der Betrachtung des §. 86. fehlt noch etwas sehr
Nöthiges, nämlich die Erwägung des Widerstandes, den
die hervorgehobene Vorstellung finden wird.

Es sey Π auf der statischen Schwelle neben den im
Bewuſstseyn gegenwärtigen Vorstellungen a und b, so
kann es nicht ausbleiben, daſs eine Hemmungssumme
entstehe, indem P auf Π wirkt, und es durch die Hülfe
emporhebt. Diese Hemmungssumme sey = αω, indem α
den Hemmungsgrad des Π gegen a und b bezeichnet (der
nach §. 52. zu bestimmen ist), und ω seine obige Be-
deutung behält. Das Sinken der Hemmungssumme gleicht
jenem im §. 77., dergestalt, daſs sie vertheilt werde, auf
a, b, Π, und die Hülfe; daſs aber auch zugleich das
Wieder-Aufstreben von a und b zu ihrem statischen
Puncte (auf welchem sie Anfangs mögen gewesen seyn),
den Verlauf der Hemmung beschleunige.

In wiefern Π und die Hülfe zusammen dahin wir-
ken, daſs nicht Π von dem schon erreichten
Puncte wieder herabsinke, in so fern
sind sie an-
zusehn als eine einzige Kraft. Dieselbe heiſse ‵Π, also
[Formel 1] . Weil a und b verschmolzen seyn wer-
den, so sind die Hemmungsverhältnisse für die drey Kräfte
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hältnisse sind constant, weil die Kräfte es sind; die

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[296/0316] dem seinem Reste ρ die Hülfe des Restes r von P zu- kommt: so ist seine eigene Bewegung (Falls man nicht r, und folglich P, sehr groſs annimmt), ohne Zweifel die geschwindeste; und die Hülfe, anstatt hiezu mitzuwirken, wird der Sitz eines Lustgefühls, dergleichen sich allemal bey rasch fortschreitender und leicht gelingender Thätig- keit einfindet; besonders in solchen Fällen, wo das im Groſsen geschieht, hundertfach und tausendfach ver- vielfältigt, was wir hier im Kleinen, als ob nur zwey oder drey Vorstellungen in der Seele wären, elementarisch un- tersuchen. §. 88. An der Betrachtung des §. 86. fehlt noch etwas sehr Nöthiges, nämlich die Erwägung des Widerstandes, den die hervorgehobene Vorstellung finden wird. Es sey Π auf der statischen Schwelle neben den im Bewuſstseyn gegenwärtigen Vorstellungen a und b, so kann es nicht ausbleiben, daſs eine Hemmungssumme entstehe, indem P auf Π wirkt, und es durch die Hülfe emporhebt. Diese Hemmungssumme sey = αω, indem α den Hemmungsgrad des Π gegen a und b bezeichnet (der nach §. 52. zu bestimmen ist), und ω seine obige Be- deutung behält. Das Sinken der Hemmungssumme gleicht jenem im §. 77., dergestalt, daſs sie vertheilt werde, auf a, b, Π, und die Hülfe; daſs aber auch zugleich das Wieder-Aufstreben von a und b zu ihrem statischen Puncte (auf welchem sie Anfangs mögen gewesen seyn), den Verlauf der Hemmung beschleunige. In wiefern Π und die Hülfe zusammen dahin wir- ken, daſs nicht Π von dem schon erreichten Puncte wieder herabsinke, in so fern sind sie an- zusehn als eine einzige Kraft. Dieselbe heiſse ‵Π, also [FORMEL]. Weil a und b verschmolzen seyn wer- den, so sind die Hemmungsverhältnisse für die drey Kräfte ‵Π, a, und b, nach §. 68. zu bestimmen. Diese Ver- hältnisse sind constant, weil die Kräfte es sind; die

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/316>, abgerufen am 19.03.2024.