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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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Wohlseyn und der Seele ihre Herrschaft über den Leib
recht lebhaft fühlbar zu machen. --

Es giebt noch andre bekannte Zustände der Seele,
in denen sie dem Leibe auffallend unterworfen ist, wie
das Delirium im Fieber, das Nachtwandeln, der soge-
nannte magnetische Schlaf, (wofür ein besserer Name
vorhanden seyn sollte, um die so unsäglich gemisbrauchte
Analogie mit dem Magneten einmal wieder in ihre Grän-
zen zurückführen zu können,) ferner der Schwindel, der
Rausch, der Starrkrampf, u. s. w. Ueberdies kommen
noch die physiologischen Wirkungen der Gefühle und
Leidenschaften, wegen der damit verbundenen Rückwir-
kungen auf die Seele, -- es kommt die Abhängigkeit des
Temperaments von dem Leibe, und so Manches Andre
in Betracht, was hier ganz übergangen ist. Meine Ab-
sicht in diesem Capitel, das als ein leicht hingeworfener
Anhang zu den früheren Untersuchungen dieses Buches
zu betrachten ist, konnte nur seyn, zu zeigen, wie das
Physiologische, was von der Psychologie nicht zu tren-
nen ist, mit den hier aufgestellten Principien der letzte-
ren in Verbindung gesetzt, durch einige der auffallend-
sten Erscheinungen könne verfolgt werden.

Schluss.

Darüber wird sich leicht Jeder einverstanden erklä-
ren, dass ein lebendigeres und besser gelingendes Stu-
dium der Psychologie nicht anders als von den gedeih
lichsten Folgen seyn könnte für alle Wissenschaften.
Auch das wird man hier einräumen, dass diese Betrach-
tung sich müsse unter zwey Gesichtspuncte fassen lassen,
indem theils das Aufhören der bisherigen schädlichen
Folgen unrichtiger Psychologie, anderntheils der positive
Gewinn aus Verbesserungen dieser Wissenschaft in An-
schlag kommen kann.

Aber welches sind die bisherigen übeln Einwirkun-
gen der Psychologie auf die andern Studien? Ich ver-
suche sie kurz anzugeben.

Wohlseyn und der Seele ihre Herrschaft über den Leib
recht lebhaft fühlbar zu machen. —

Es giebt noch andre bekannte Zustände der Seele,
in denen sie dem Leibe auffallend unterworfen ist, wie
das Delirium im Fieber, das Nachtwandeln, der soge-
nannte magnetische Schlaf, (wofür ein besserer Name
vorhanden seyn sollte, um die so unsäglich gemisbrauchte
Analogie mit dem Magneten einmal wieder in ihre Grän-
zen zurückführen zu können,) ferner der Schwindel, der
Rausch, der Starrkrampf, u. s. w. Ueberdies kommen
noch die physiologischen Wirkungen der Gefühle und
Leidenschaften, wegen der damit verbundenen Rückwir-
kungen auf die Seele, — es kommt die Abhängigkeit des
Temperaments von dem Leibe, und so Manches Andre
in Betracht, was hier ganz übergangen ist. Meine Ab-
sicht in diesem Capitel, das als ein leicht hingeworfener
Anhang zu den früheren Untersuchungen dieses Buches
zu betrachten ist, konnte nur seyn, zu zeigen, wie das
Physiologische, was von der Psychologie nicht zu tren-
nen ist, mit den hier aufgestellten Principien der letzte-
ren in Verbindung gesetzt, durch einige der auffallend-
sten Erscheinungen könne verfolgt werden.

Schluſs.

Darüber wird sich leicht Jeder einverstanden erklä-
ren, daſs ein lebendigeres und besser gelingendes Stu-
dium der Psychologie nicht anders als von den gedeih
lichsten Folgen seyn könnte für alle Wissenschaften.
Auch das wird man hier einräumen, daſs diese Betrach-
tung sich müsse unter zwey Gesichtspuncte fassen lassen,
indem theils das Aufhören der bisherigen schädlichen
Folgen unrichtiger Psychologie, anderntheils der positive
Gewinn aus Verbesserungen dieser Wissenschaft in An-
schlag kommen kann.

Aber welches sind die bisherigen übeln Einwirkun-
gen der Psychologie auf die andern Studien? Ich ver-
suche sie kurz anzugeben.

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[525/0560] Wohlseyn und der Seele ihre Herrschaft über den Leib recht lebhaft fühlbar zu machen. — Es giebt noch andre bekannte Zustände der Seele, in denen sie dem Leibe auffallend unterworfen ist, wie das Delirium im Fieber, das Nachtwandeln, der soge- nannte magnetische Schlaf, (wofür ein besserer Name vorhanden seyn sollte, um die so unsäglich gemisbrauchte Analogie mit dem Magneten einmal wieder in ihre Grän- zen zurückführen zu können,) ferner der Schwindel, der Rausch, der Starrkrampf, u. s. w. Ueberdies kommen noch die physiologischen Wirkungen der Gefühle und Leidenschaften, wegen der damit verbundenen Rückwir- kungen auf die Seele, — es kommt die Abhängigkeit des Temperaments von dem Leibe, und so Manches Andre in Betracht, was hier ganz übergangen ist. Meine Ab- sicht in diesem Capitel, das als ein leicht hingeworfener Anhang zu den früheren Untersuchungen dieses Buches zu betrachten ist, konnte nur seyn, zu zeigen, wie das Physiologische, was von der Psychologie nicht zu tren- nen ist, mit den hier aufgestellten Principien der letzte- ren in Verbindung gesetzt, durch einige der auffallend- sten Erscheinungen könne verfolgt werden. Schluſs. Darüber wird sich leicht Jeder einverstanden erklä- ren, daſs ein lebendigeres und besser gelingendes Stu- dium der Psychologie nicht anders als von den gedeih lichsten Folgen seyn könnte für alle Wissenschaften. Auch das wird man hier einräumen, daſs diese Betrach- tung sich müsse unter zwey Gesichtspuncte fassen lassen, indem theils das Aufhören der bisherigen schädlichen Folgen unrichtiger Psychologie, anderntheils der positive Gewinn aus Verbesserungen dieser Wissenschaft in An- schlag kommen kann. Aber welches sind die bisherigen übeln Einwirkun- gen der Psychologie auf die andern Studien? Ich ver- suche sie kurz anzugeben.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/560>, abgerufen am 19.03.2024.