Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
I.
So hat ein Purpur wieder fallen müssen!
Hast eine Krone wiederum geraubt!
Du schonst die Schlangen zwischen Deinen Füßen
Und trittst den jungen Adlern auf das Haubt!
Du läßt die Sterne von dem Himmel sinken
Und Flittergold an Deinem Mantel blinken!
Sprich, Schicksal, sprich, was hast Du diesen Tempel
So früh in Schutt und Asche hingelegt?
So rein und frisch war dieser Münze Stempel --
Was hast Du heute schon sie umgeprägt?
O theurer, als im goldenen Pokale
Einst jene Perle der Kleopatra,
Lag eine Perle in dem Haubte da;
Der Mörder Tod schlich nächtlich sich in's Haus,
Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale
Und goß den hellen Geist als Opfer aus. --
Mein Büchner tot! Ihr habt mein Herz begraben!
Mein Büchner tot, als seine Hand schon offen,
Und als ein Volk schon harrete der Gaben,
I.
So hat ein Purpur wieder fallen müſſen!
Haſt eine Krone wiederum geraubt!
Du ſchonſt die Schlangen zwiſchen Deinen Füßen
Und trittſt den jungen Adlern auf das Haubt!
Du läßt die Sterne von dem Himmel ſinken
Und Flittergold an Deinem Mantel blinken!
Sprich, Schickſal, ſprich, was haſt Du dieſen Tempel
So früh in Schutt und Aſche hingelegt?
So rein und friſch war dieſer Münze Stempel —
Was haſt Du heute ſchon ſie umgeprägt?
O theurer, als im goldenen Pokale
Einſt jene Perle der Kleopatra,
Lag eine Perle in dem Haubte da;
Der Mörder Tod ſchlich nächtlich ſich in's Haus,
Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale
Und goß den hellen Geiſt als Opfer aus. —
Mein Büchner tot! Ihr habt mein Herz begraben!
Mein Büchner tot, als ſeine Hand ſchon offen,
Und als ein Volk ſchon harrete der Gaben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0191" n="[185]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>So hat ein Purpur wieder fallen mü&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
              <l>Ha&#x017F;t eine Krone wiederum geraubt!</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;chon&#x017F;t die Schlangen zwi&#x017F;chen Deinen Füßen</l><lb/>
              <l>Und tritt&#x017F;t den jungen Adlern auf das Haubt!</l><lb/>
              <l>Du läßt die Sterne von dem Himmel &#x017F;inken</l><lb/>
              <l>Und Flittergold an Deinem Mantel blinken!</l><lb/>
              <l>Sprich, Schick&#x017F;al, &#x017F;prich, was ha&#x017F;t Du die&#x017F;en Tempel</l><lb/>
              <l>So früh in Schutt und A&#x017F;che hingelegt?</l><lb/>
              <l>So rein und fri&#x017F;ch war die&#x017F;er Münze Stempel &#x2014;</l><lb/>
              <l>Was ha&#x017F;t Du heute &#x017F;chon &#x017F;ie umgeprägt?</l><lb/>
              <l>O theurer, als im goldenen Pokale</l><lb/>
              <l>Ein&#x017F;t jene Perle der Kleopatra,</l><lb/>
              <l>Lag eine Perle in dem Haubte da;</l><lb/>
              <l>Der Mörder Tod &#x017F;chlich nächtlich &#x017F;ich in's Haus,</l><lb/>
              <l>Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale</l><lb/>
              <l>Und goß den hellen Gei&#x017F;t als Opfer aus. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Mein Büchner tot! Ihr habt mein Herz begraben!</l><lb/>
              <l>Mein Büchner tot, als &#x017F;eine Hand &#x017F;chon offen,</l><lb/>
              <l>Und als ein Volk &#x017F;chon harrete der Gaben,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[185]/0191] I. So hat ein Purpur wieder fallen müſſen! Haſt eine Krone wiederum geraubt! Du ſchonſt die Schlangen zwiſchen Deinen Füßen Und trittſt den jungen Adlern auf das Haubt! Du läßt die Sterne von dem Himmel ſinken Und Flittergold an Deinem Mantel blinken! Sprich, Schickſal, ſprich, was haſt Du dieſen Tempel So früh in Schutt und Aſche hingelegt? So rein und friſch war dieſer Münze Stempel — Was haſt Du heute ſchon ſie umgeprägt? O theurer, als im goldenen Pokale Einſt jene Perle der Kleopatra, Lag eine Perle in dem Haubte da; Der Mörder Tod ſchlich nächtlich ſich in's Haus, Der rohe Knecht zerbrach die zarte Schale Und goß den hellen Geiſt als Opfer aus. — Mein Büchner tot! Ihr habt mein Herz begraben! Mein Büchner tot, als ſeine Hand ſchon offen, Und als ein Volk ſchon harrete der Gaben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/191
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. [185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/191>, abgerufen am 26.04.2024.