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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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wie die Lilien auf dem Felde, und Gott nähret
sie doch. -- Der Pastor, ihr Vater, (Herr
v. G. der ältere wandte sich zu mir) der mich
ehegestern beten gelehrt, wird mich nie, nie
dahin bringen, in dieser Rücksicht etwas an-
ders zu beten, als daß Gott der Herr Cur-
land wo möglich noch unabhängiger mach',
als es jetzt Gott sey Lob und Preis schon
ist! -- Je unabhängiger, je mehr Gott
ähnlicher. Ich hab' einen Franzosen gekannt,
der von Curland sagte, das elendeste Land,
das ich kenne! Man kann im Sommer nicht
seinen Winterrock versetzen. Das Wetter
wechselt wunderlich. -- Du guter Schlucker!
Ich will dir dein Land und deinen allerchrist-
lichen König lassen. -- Gott ehr mir mein
schlecht und rechtes Haus, wo manche prie-
sterliche Schwalbe nistet. -- Du solst so viel
Freyheit haben, wie ich gutes Ding Wohl-
ehrwürdiger Vogel! Seht nur Kinder! wie
die mich da eben ansieht! ich kann den
Schwalben nichts nachsagen, und außer dem
Umstande, daß sie den Todtengräber Tobias
blind gemacht, -- weiß ich nichts böses von
ihnen!

Preußen hat einen gebohrnen König,
den man nicht X vor U machen kann, der

könig-

wie die Lilien auf dem Felde, und Gott naͤhret
ſie doch. — Der Paſtor, ihr Vater, (Herr
v. G. der aͤltere wandte ſich zu mir) der mich
ehegeſtern beten gelehrt, wird mich nie, nie
dahin bringen, in dieſer Ruͤckſicht etwas an-
ders zu beten, als daß Gott der Herr Cur-
land wo moͤglich noch unabhaͤngiger mach’,
als es jetzt Gott ſey Lob und Preis ſchon
iſt! — Je unabhaͤngiger, je mehr Gott
aͤhnlicher. Ich hab’ einen Franzoſen gekannt,
der von Curland ſagte, das elendeſte Land,
das ich kenne! Man kann im Sommer nicht
ſeinen Winterrock verſetzen. Das Wetter
wechſelt wunderlich. — Du guter Schlucker!
Ich will dir dein Land und deinen allerchriſt-
lichen Koͤnig laſſen. — Gott ehr mir mein
ſchlecht und rechtes Haus, wo manche prie-
ſterliche Schwalbe niſtet. — Du ſolſt ſo viel
Freyheit haben, wie ich gutes Ding Wohl-
ehrwuͤrdiger Vogel! Seht nur Kinder! wie
die mich da eben anſieht! ich kann den
Schwalben nichts nachſagen, und außer dem
Umſtande, daß ſie den Todtengraͤber Tobias
blind gemacht, — weiß ich nichts boͤſes von
ihnen!

Preußen hat einen gebohrnen Koͤnig,
den man nicht X vor U machen kann, der

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[152/0158] wie die Lilien auf dem Felde, und Gott naͤhret ſie doch. — Der Paſtor, ihr Vater, (Herr v. G. der aͤltere wandte ſich zu mir) der mich ehegeſtern beten gelehrt, wird mich nie, nie dahin bringen, in dieſer Ruͤckſicht etwas an- ders zu beten, als daß Gott der Herr Cur- land wo moͤglich noch unabhaͤngiger mach’, als es jetzt Gott ſey Lob und Preis ſchon iſt! — Je unabhaͤngiger, je mehr Gott aͤhnlicher. Ich hab’ einen Franzoſen gekannt, der von Curland ſagte, das elendeſte Land, das ich kenne! Man kann im Sommer nicht ſeinen Winterrock verſetzen. Das Wetter wechſelt wunderlich. — Du guter Schlucker! Ich will dir dein Land und deinen allerchriſt- lichen Koͤnig laſſen. — Gott ehr mir mein ſchlecht und rechtes Haus, wo manche prie- ſterliche Schwalbe niſtet. — Du ſolſt ſo viel Freyheit haben, wie ich gutes Ding Wohl- ehrwuͤrdiger Vogel! Seht nur Kinder! wie die mich da eben anſieht! ich kann den Schwalben nichts nachſagen, und außer dem Umſtande, daß ſie den Todtengraͤber Tobias blind gemacht, — weiß ich nichts boͤſes von ihnen! Preußen hat einen gebohrnen Koͤnig, den man nicht X vor U machen kann, der koͤnig-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/158>, abgerufen am 26.04.2024.