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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Name des Herrn sey gelobt! Wie er um das
Seinige gekommen, meine Lieben, ist nicht
angeführt. In seinem Wohlstande hatt' er
zum Aufbau eines Lusthauses und Lustgartens
für eben diese Freunde, wenn sie ihr stocken-
des Blut wieder in Fluß bringen wolten, zwey
tausend Gulden angeliehen, schwer Geld.

Da er arm geworden, erließen sie ihm
die Schuld, und gaben ihm seinen Schuld-
brief zurück. Sie bedachten vielleicht, daß
er nur ihretwegen diesen Bau unternommen.
-- "Was dankt' ich Gott" schreibt der Se-
lige "daß ich unter meinen Freunden Men-
schen fand. "So in der Nähe, dacht ich! --
Gott schläget, Gott heilet, Halleluja!" Un-
ser Selige hatte zwar nicht das Glück des
Hiobs, der zwiefältig so viel bekam, als er
gehabt hatte, und außer dem schönen Gro-
schen und dem güldenen Stirnband, so ihm
seine Brüder und Schwestern und Bekannten
verehrten, noch vierzehntausend Schaafe, und
sechstausend Cameel und tausend Jochrinder
und tausend Esel -- wie er denn auch nach
seinem gehabten Unfall einhundert vierzig
Jahre lebte und Kinder und Kindeskinder sa-
he, bis in das vierte Glied. -- Unser Se-
lige konnte zwar nicht seine Freunde zum länd-

lichen
M 4

Name des Herrn ſey gelobt! Wie er um das
Seinige gekommen, meine Lieben, iſt nicht
angefuͤhrt. In ſeinem Wohlſtande hatt’ er
zum Aufbau eines Luſthauſes und Luſtgartens
fuͤr eben dieſe Freunde, wenn ſie ihr ſtocken-
des Blut wieder in Fluß bringen wolten, zwey
tauſend Gulden angeliehen, ſchwer Geld.

Da er arm geworden, erließen ſie ihm
die Schuld, und gaben ihm ſeinen Schuld-
brief zuruͤck. Sie bedachten vielleicht, daß
er nur ihretwegen dieſen Bau unternommen.
— „Was dankt’ ich Gott„ ſchreibt der Se-
lige „daß ich unter meinen Freunden Men-
ſchen fand. „So in der Naͤhe, dacht ich! —
Gott ſchlaͤget, Gott heilet, Halleluja!„ Un-
ſer Selige hatte zwar nicht das Gluͤck des
Hiobs, der zwiefaͤltig ſo viel bekam, als er
gehabt hatte, und außer dem ſchoͤnen Gro-
ſchen und dem guͤldenen Stirnband, ſo ihm
ſeine Bruͤder und Schweſtern und Bekannten
verehrten, noch vierzehntauſend Schaafe, und
ſechstauſend Cameel und tauſend Jochrinder
und tauſend Eſel — wie er denn auch nach
ſeinem gehabten Unfall einhundert vierzig
Jahre lebte und Kinder und Kindeskinder ſa-
he, bis in das vierte Glied. — Unſer Se-
lige konnte zwar nicht ſeine Freunde zum laͤnd-

lichen
M 4
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[183/0191] Name des Herrn ſey gelobt! Wie er um das Seinige gekommen, meine Lieben, iſt nicht angefuͤhrt. In ſeinem Wohlſtande hatt’ er zum Aufbau eines Luſthauſes und Luſtgartens fuͤr eben dieſe Freunde, wenn ſie ihr ſtocken- des Blut wieder in Fluß bringen wolten, zwey tauſend Gulden angeliehen, ſchwer Geld. Da er arm geworden, erließen ſie ihm die Schuld, und gaben ihm ſeinen Schuld- brief zuruͤck. Sie bedachten vielleicht, daß er nur ihretwegen dieſen Bau unternommen. — „Was dankt’ ich Gott„ ſchreibt der Se- lige „daß ich unter meinen Freunden Men- ſchen fand. „So in der Naͤhe, dacht ich! — Gott ſchlaͤget, Gott heilet, Halleluja!„ Un- ſer Selige hatte zwar nicht das Gluͤck des Hiobs, der zwiefaͤltig ſo viel bekam, als er gehabt hatte, und außer dem ſchoͤnen Gro- ſchen und dem guͤldenen Stirnband, ſo ihm ſeine Bruͤder und Schweſtern und Bekannten verehrten, noch vierzehntauſend Schaafe, und ſechstauſend Cameel und tauſend Jochrinder und tauſend Eſel — wie er denn auch nach ſeinem gehabten Unfall einhundert vierzig Jahre lebte und Kinder und Kindeskinder ſa- he, bis in das vierte Glied. — Unſer Se- lige konnte zwar nicht ſeine Freunde zum laͤnd- lichen M 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/191>, abgerufen am 27.04.2024.