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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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daß bey jeder Wissenschaft die Idee des Gan-
zen die Avantgarde macht, und daß aus der
Eintheilung des Ganzen die Theile entstehen,
und daß, um die Theile zu wissen, man erst
das Ganze von Person zu kennen die Ehre
haben müße; so ist doch nicht gut, wenn
ein erschreklicher Eingang präludirt und pro-
logirt wird, ehe man zum Thema schreitet,
auch wenn die Präludia, wie die des Herr-
manns, noch so ausstudirt sind. Wozu die
Prolegomena, und das erschrekliche Geschrey:
da werden sie sehn! da werden sie sehn!
Gleich das Lied, ist am besten! Wenn ich heiß-
hungrig bin und der Wirth, der mich gela-
den hat, zeiget mir erst seine drey Porcelain
Service, und sodann sein Silberzeug, und
endlich seine Faiance, bis ich mich überhun-
gert, und keine ordentliche Mahlzeit thun
kann, wie wenig Ursach hab ich den Wunsch
einer gesegneten Mahlzeit anzunehmen, und
mich ergebenst zu bedanken; ich wolt' anbeis-
sen, und nicht mit der Gabel anspießen.
Warum nicht kurz präsentirt: Herr Gott dich
loben wir. Befiehl du deine Wege.
Philoso-
phie! Verstands- und Willenphilosophie, theo-
retische und praktische, wenn es ja nach der
alten Leyer gehen soll. Vernunfts- und Er-

fah-
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daß bey jeder Wiſſenſchaft die Idee des Gan-
zen die Avantgarde macht, und daß aus der
Eintheilung des Ganzen die Theile entſtehen,
und daß, um die Theile zu wiſſen, man erſt
das Ganze von Perſon zu kennen die Ehre
haben muͤße; ſo iſt doch nicht gut, wenn
ein erſchreklicher Eingang praͤludirt und pro-
logirt wird, ehe man zum Thema ſchreitet,
auch wenn die Praͤludia, wie die des Herr-
manns, noch ſo ausſtudirt ſind. Wozu die
Prolegomena, und das erſchrekliche Geſchrey:
da werden ſie ſehn! da werden ſie ſehn!
Gleich das Lied, iſt am beſten! Wenn ich heiß-
hungrig bin und der Wirth, der mich gela-
den hat, zeiget mir erſt ſeine drey Porcelain
Service, und ſodann ſein Silberzeug, und
endlich ſeine Faiance, bis ich mich uͤberhun-
gert, und keine ordentliche Mahlzeit thun
kann, wie wenig Urſach hab ich den Wunſch
einer geſegneten Mahlzeit anzunehmen, und
mich ergebenſt zu bedanken; ich wolt’ anbeiſ-
ſen, und nicht mit der Gabel anſpießen.
Warum nicht kurz praͤſentirt: Herr Gott dich
loben wir. Befiehl du deine Wege.
Philoſo-
phie! Verſtands- und Willenphiloſophie, theo-
retiſche und praktiſche, wenn es ja nach der
alten Leyer gehen ſoll. Vernunfts- und Er-

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[229/0237] daß bey jeder Wiſſenſchaft die Idee des Gan- zen die Avantgarde macht, und daß aus der Eintheilung des Ganzen die Theile entſtehen, und daß, um die Theile zu wiſſen, man erſt das Ganze von Perſon zu kennen die Ehre haben muͤße; ſo iſt doch nicht gut, wenn ein erſchreklicher Eingang praͤludirt und pro- logirt wird, ehe man zum Thema ſchreitet, auch wenn die Praͤludia, wie die des Herr- manns, noch ſo ausſtudirt ſind. Wozu die Prolegomena, und das erſchrekliche Geſchrey: da werden ſie ſehn! da werden ſie ſehn! Gleich das Lied, iſt am beſten! Wenn ich heiß- hungrig bin und der Wirth, der mich gela- den hat, zeiget mir erſt ſeine drey Porcelain Service, und ſodann ſein Silberzeug, und endlich ſeine Faiance, bis ich mich uͤberhun- gert, und keine ordentliche Mahlzeit thun kann, wie wenig Urſach hab ich den Wunſch einer geſegneten Mahlzeit anzunehmen, und mich ergebenſt zu bedanken; ich wolt’ anbeiſ- ſen, und nicht mit der Gabel anſpießen. Warum nicht kurz praͤſentirt: Herr Gott dich loben wir. Befiehl du deine Wege. Philoſo- phie! Verſtands- und Willenphiloſophie, theo- retiſche und praktiſche, wenn es ja nach der alten Leyer gehen ſoll. Vernunfts- und Er- fah- P 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/237>, abgerufen am 26.04.2024.