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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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ein Mensch seyn! -- Nur einen Versuch,
Mine. Komm Mine! Komm -- komm!
Komm doch! wird sie kommen? --

Was meynen Sie, rechtsgelehrter lieber
Achselträger! zum Protokollisten, den Herr
v. E. nicht von sich ließ, um ohne Aufhören
zu fragen.)

Wird sie? Wird sie? Dieser junge Mann,
der den Herrn v. E. von Universitäten her
kannte, war über dies und jenes bey der
Sache im Irrgarten, aus dem er sich end-
lich herausgefunden haben würde, (obschon
v E. auf die Art noch nie gelebt hatte, oder
eigentlicher verliebt gewesen war,) wenn
nicht Minens leiblicher Vater eine Rolle in
diesem Stücke gehabt. -- --

Herr v. E. litte würklich; allein so wie
jeder Sünder leidet. -- Kann man so etwas
leiden nennen? Zuweilen war er stummdoll.
-- Man hatte Ursach seinetwegen zu fürch-
ten. -- Der Protokollist hatte würklich Mit-
leiden mit ihm; so nah wußt' ers ihm zu le-
gen. Könnt' ich doch weinen! sagt' er einen
Abend zu ihm, Herzensfreund, weinen!
Wer kann es aber in der Hölle? Hätt' es der
reiche Mann gekonnt, würd' er nicht nöthig
gehabt haben, einen Tropfen Wasser zu bet-

teln --

ein Menſch ſeyn! — Nur einen Verſuch,
Mine. Komm Mine! Komm — komm!
Komm doch! wird ſie kommen? —

Was meynen Sie, rechtsgelehrter lieber
Achſeltraͤger! zum Protokolliſten, den Herr
v. E. nicht von ſich ließ, um ohne Aufhoͤren
zu fragen.)

Wird ſie? Wird ſie? Dieſer junge Mann,
der den Herrn v. E. von Univerſitaͤten her
kannte, war uͤber dies und jenes bey der
Sache im Irrgarten, aus dem er ſich end-
lich herausgefunden haben wuͤrde, (obſchon
v E. auf die Art noch nie gelebt hatte, oder
eigentlicher verliebt geweſen war,) wenn
nicht Minens leiblicher Vater eine Rolle in
dieſem Stuͤcke gehabt. — —

Herr v. E. litte wuͤrklich; allein ſo wie
jeder Suͤnder leidet. — Kann man ſo etwas
leiden nennen? Zuweilen war er ſtummdoll.
— Man hatte Urſach ſeinetwegen zu fuͤrch-
ten. — Der Protokolliſt hatte wuͤrklich Mit-
leiden mit ihm; ſo nah wußt’ ers ihm zu le-
gen. Koͤnnt’ ich doch weinen! ſagt’ er einen
Abend zu ihm, Herzensfreund, weinen!
Wer kann es aber in der Hoͤlle? Haͤtt’ es der
reiche Mann gekonnt, wuͤrd’ er nicht noͤthig
gehabt haben, einen Tropfen Waſſer zu bet-

teln —
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[464/0474] ein Menſch ſeyn! — Nur einen Verſuch, Mine. Komm Mine! Komm — komm! Komm doch! wird ſie kommen? — Was meynen Sie, rechtsgelehrter lieber Achſeltraͤger! zum Protokolliſten, den Herr v. E. nicht von ſich ließ, um ohne Aufhoͤren zu fragen.) Wird ſie? Wird ſie? Dieſer junge Mann, der den Herrn v. E. von Univerſitaͤten her kannte, war uͤber dies und jenes bey der Sache im Irrgarten, aus dem er ſich end- lich herausgefunden haben wuͤrde, (obſchon v E. auf die Art noch nie gelebt hatte, oder eigentlicher verliebt geweſen war,) wenn nicht Minens leiblicher Vater eine Rolle in dieſem Stuͤcke gehabt. — — Herr v. E. litte wuͤrklich; allein ſo wie jeder Suͤnder leidet. — Kann man ſo etwas leiden nennen? Zuweilen war er ſtummdoll. — Man hatte Urſach ſeinetwegen zu fuͤrch- ten. — Der Protokolliſt hatte wuͤrklich Mit- leiden mit ihm; ſo nah wußt’ ers ihm zu le- gen. Koͤnnt’ ich doch weinen! ſagt’ er einen Abend zu ihm, Herzensfreund, weinen! Wer kann es aber in der Hoͤlle? Haͤtt’ es der reiche Mann gekonnt, wuͤrd’ er nicht noͤthig gehabt haben, einen Tropfen Waſſer zu bet- teln —

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/474>, abgerufen am 26.04.2024.