Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
Nymphe springt, welche Bewohnerinn dieses Orts zu seyn scheinet. Der Platz vor
der Grotte ist mit dicken Bäumen umgeben, die ihr ein ehrwürdiges Ansehen er-
theilen, und das Ganze macht eine schöne malerische Scene.

Die Villa Pamfili ist eines der größten und schönsten Landhäuser bey Rom.
Das Gebäude ist mit zwey Reihen corinthischer Pilaster über einander und mit
einer Attike versehen. Vor demselben liegt eine Halle, woraus man in einen Saal
tritt. Auf dem Dach ist ein Sitz in Gestalt eines viereckigten Thurms angebracht,
wo man eine vortreffliche Aussicht genießt. Die neuere Einrichtung des Gartens
ist von der Erfindung des Le Notre, und demnach in einem bekannten Geschmack.
Zu den Bäumen und Sträuchern hat man immer grünende gewählt; daher ist hier
der Spaziergang in jeder Jahrszeit angenehm. In dem Thierpark wird eine Menge
Wild unterhalten.

Aus der Villa Mellini, die auf der Höhe des Berges Mario liegt, über-
sieht man Rom nach seinem ganzen Umfange, die weite Landschaft Campagna di
Roma,
und alle Krümmungen der Tiber, die sich bald dem Auge zeigt, bald
wieder verbirgt; aus diesem vernachläßigten Platze ließe sich einer der herrlichsten
Lustörter in Italien bilden.

Der Garten der berühmten Villa Borghese ist einer der weitläuftigsten bey
Rom, und hält fünf italiänische Meilen im Umfang. Er besteht fast ganz aus
Lustwäldern, die mit Alleen durchschnitten sind, hat Gebüsche zum Vogelfang, Blu-
men und Springbrunnen, einen Weinberg, Obstgarten, Orangerie und einen
Thiergarten in seinem Bezirk. Auch hier ist die Anordnung in der gewöhnlichen
Regelmäßigkeit.

Die Villa Albani gehört zu den schönsten Gebäuden in Rom. Auf beyden
Seiten sind Colonaden von Säulen aus Granit angelegt, die mit den Büsten der
berühmtesten Männer des Alterthums geziert sind. Der Garten hat anmuthige
Lustwäldchen und eine so reiche Auszierung mit Werken der Kunst, daß man in die
Villa eines alten prachtliebenden Römers versetzt zu seyn glaubt. *)

Die Villa Estense, die ehemals so berühmt war, und bey ihrer Anlage über
drey Millionen Scudi gekostet, hat auf ihrer Höhe eine treffliche Lage, und eine
Menge von Terrassen, Springbrunnen, Labyrinthen, Lustwäldchen und Orangerien.
Das Gebäude hat außer seiner Stelle, indem es auf einer Tetrasse steht, nichts Be-
sonders. Gegen Tivoli ist ein guter Wasserfall angelegt, worüber eine Grotte liegt.

Die
*) La celebre Villa del Cardinale Alefsandro Albani, offave dell' Abbate Prospero
Betti. fol. 1768. Rom.

Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
Nymphe ſpringt, welche Bewohnerinn dieſes Orts zu ſeyn ſcheinet. Der Platz vor
der Grotte iſt mit dicken Baͤumen umgeben, die ihr ein ehrwuͤrdiges Anſehen er-
theilen, und das Ganze macht eine ſchoͤne maleriſche Scene.

Die Villa Pamfili iſt eines der groͤßten und ſchoͤnſten Landhaͤuſer bey Rom.
Das Gebaͤude iſt mit zwey Reihen corinthiſcher Pilaſter uͤber einander und mit
einer Attike verſehen. Vor demſelben liegt eine Halle, woraus man in einen Saal
tritt. Auf dem Dach iſt ein Sitz in Geſtalt eines viereckigten Thurms angebracht,
wo man eine vortreffliche Ausſicht genießt. Die neuere Einrichtung des Gartens
iſt von der Erfindung des Le Notre, und demnach in einem bekannten Geſchmack.
Zu den Baͤumen und Straͤuchern hat man immer gruͤnende gewaͤhlt; daher iſt hier
der Spaziergang in jeder Jahrszeit angenehm. In dem Thierpark wird eine Menge
Wild unterhalten.

Aus der Villa Mellini, die auf der Hoͤhe des Berges Mario liegt, uͤber-
ſieht man Rom nach ſeinem ganzen Umfange, die weite Landſchaft Campagna di
Roma,
und alle Kruͤmmungen der Tiber, die ſich bald dem Auge zeigt, bald
wieder verbirgt; aus dieſem vernachlaͤßigten Platze ließe ſich einer der herrlichſten
Luſtoͤrter in Italien bilden.

Der Garten der beruͤhmten Villa Borgheſe iſt einer der weitlaͤuftigſten bey
Rom, und haͤlt fuͤnf italiaͤniſche Meilen im Umfang. Er beſteht faſt ganz aus
Luſtwaͤldern, die mit Alleen durchſchnitten ſind, hat Gebuͤſche zum Vogelfang, Blu-
men und Springbrunnen, einen Weinberg, Obſtgarten, Orangerie und einen
Thiergarten in ſeinem Bezirk. Auch hier iſt die Anordnung in der gewoͤhnlichen
Regelmaͤßigkeit.

Die Villa Albani gehoͤrt zu den ſchoͤnſten Gebaͤuden in Rom. Auf beyden
Seiten ſind Colonaden von Saͤulen aus Granit angelegt, die mit den Buͤſten der
beruͤhmteſten Maͤnner des Alterthums geziert ſind. Der Garten hat anmuthige
Luſtwaͤldchen und eine ſo reiche Auszierung mit Werken der Kunſt, daß man in die
Villa eines alten prachtliebenden Roͤmers verſetzt zu ſeyn glaubt. *)

Die Villa Eſtenſe, die ehemals ſo beruͤhmt war, und bey ihrer Anlage uͤber
drey Millionen Scudi gekoſtet, hat auf ihrer Hoͤhe eine treffliche Lage, und eine
Menge von Terraſſen, Springbrunnen, Labyrinthen, Luſtwaͤldchen und Orangerien.
Das Gebaͤude hat außer ſeiner Stelle, indem es auf einer Tetraſſe ſteht, nichts Be-
ſonders. Gegen Tivoli iſt ein guter Waſſerfall angelegt, woruͤber eine Grotte liegt.

Die
*) La celebre Villa del Cardinale Alefſandro Albani, offave dell’ Abbate Proſpero
Betti. fol. 1768. Rom.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0255" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lu&#x017F;t&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, Landha&#x0364;u&#x017F;ern, Gartengeba&#x0364;uden &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Nymphe &#x017F;pringt, welche Bewohnerinn die&#x017F;es Orts zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet. Der Platz vor<lb/>
der Grotte i&#x017F;t mit dicken Ba&#x0364;umen umgeben, die ihr ein ehrwu&#x0364;rdiges An&#x017F;ehen er-<lb/>
theilen, und das Ganze macht eine &#x017F;cho&#x0364;ne maleri&#x017F;che Scene.</p><lb/>
            <p>Die Villa <hi rendition="#fr">Pamfili</hi> i&#x017F;t eines der gro&#x0364;ßten und &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Landha&#x0364;u&#x017F;er bey <hi rendition="#fr">Rom.</hi><lb/>
Das Geba&#x0364;ude i&#x017F;t mit zwey Reihen <hi rendition="#fr">corinthi&#x017F;cher</hi> Pila&#x017F;ter u&#x0364;ber einander und mit<lb/>
einer Attike ver&#x017F;ehen. Vor dem&#x017F;elben liegt eine Halle, woraus man in einen Saal<lb/>
tritt. Auf dem Dach i&#x017F;t ein Sitz in Ge&#x017F;talt eines viereckigten Thurms angebracht,<lb/>
wo man eine vortreffliche Aus&#x017F;icht genießt. Die neuere Einrichtung des Gartens<lb/>
i&#x017F;t von der Erfindung des <hi rendition="#fr">Le Notre,</hi> und demnach in einem bekannten Ge&#x017F;chmack.<lb/>
Zu den Ba&#x0364;umen und Stra&#x0364;uchern hat man immer gru&#x0364;nende gewa&#x0364;hlt; daher i&#x017F;t hier<lb/>
der Spaziergang in jeder Jahrszeit angenehm. In dem Thierpark wird eine Menge<lb/>
Wild unterhalten.</p><lb/>
            <p>Aus der Villa <hi rendition="#fr">Mellini,</hi> die auf der Ho&#x0364;he des Berges <hi rendition="#fr">Mario</hi> liegt, u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;ieht man <hi rendition="#fr">Rom</hi> nach &#x017F;einem ganzen Umfange, die weite Land&#x017F;chaft <hi rendition="#fr">Campagna di<lb/>
Roma,</hi> und alle Kru&#x0364;mmungen der <hi rendition="#fr">Tiber,</hi> die &#x017F;ich bald dem Auge zeigt, bald<lb/>
wieder verbirgt; aus die&#x017F;em vernachla&#x0364;ßigten Platze ließe &#x017F;ich einer der herrlich&#x017F;ten<lb/>
Lu&#x017F;to&#x0364;rter in <hi rendition="#fr">Italien</hi> bilden.</p><lb/>
            <p>Der Garten der beru&#x0364;hmten Villa <hi rendition="#fr">Borghe&#x017F;e</hi> i&#x017F;t einer der weitla&#x0364;uftig&#x017F;ten bey<lb/><hi rendition="#fr">Rom,</hi> und ha&#x0364;lt fu&#x0364;nf <hi rendition="#fr">italia&#x0364;ni&#x017F;che</hi> Meilen im Umfang. Er be&#x017F;teht fa&#x017F;t ganz aus<lb/>
Lu&#x017F;twa&#x0364;ldern, die mit Alleen durch&#x017F;chnitten &#x017F;ind, hat Gebu&#x0364;&#x017F;che zum Vogelfang, Blu-<lb/>
men und Springbrunnen, einen Weinberg, Ob&#x017F;tgarten, Orangerie und einen<lb/>
Thiergarten in &#x017F;einem Bezirk. Auch hier i&#x017F;t die Anordnung in der gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Regelma&#x0364;ßigkeit.</p><lb/>
            <p>Die Villa <hi rendition="#fr">Albani</hi> geho&#x0364;rt zu den &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Geba&#x0364;uden in <hi rendition="#fr">Rom.</hi> Auf beyden<lb/>
Seiten &#x017F;ind Colonaden von Sa&#x0364;ulen aus Granit angelegt, die mit den Bu&#x0364;&#x017F;ten der<lb/>
beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Ma&#x0364;nner des Alterthums geziert &#x017F;ind. Der Garten hat anmuthige<lb/>
Lu&#x017F;twa&#x0364;ldchen und eine &#x017F;o reiche Auszierung mit Werken der Kun&#x017F;t, daß man in die<lb/>
Villa eines alten prachtliebenden <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;mers</hi> ver&#x017F;etzt zu &#x017F;eyn glaubt. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">La celebre Villa del Cardinale Alef&#x017F;andro Albani, offave dell&#x2019; Abbate Pro&#x017F;pero<lb/>
Betti. fol. 1768. Rom.</hi></note></p><lb/>
            <p>Die Villa <hi rendition="#fr">E&#x017F;ten&#x017F;e,</hi> die ehemals &#x017F;o beru&#x0364;hmt war, und bey ihrer Anlage u&#x0364;ber<lb/>
drey Millionen Scudi geko&#x017F;tet, hat auf ihrer Ho&#x0364;he eine treffliche Lage, und eine<lb/>
Menge von Terra&#x017F;&#x017F;en, Springbrunnen, Labyrinthen, Lu&#x017F;twa&#x0364;ldchen und Orangerien.<lb/>
Das Geba&#x0364;ude hat außer &#x017F;einer Stelle, indem es auf einer Tetra&#x017F;&#x017F;e &#x017F;teht, nichts Be-<lb/>
&#x017F;onders. Gegen <hi rendition="#fr">Tivoli</hi> i&#x017F;t ein guter Wa&#x017F;&#x017F;erfall angelegt, woru&#x0364;ber eine Grotte liegt.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0255] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. Nymphe ſpringt, welche Bewohnerinn dieſes Orts zu ſeyn ſcheinet. Der Platz vor der Grotte iſt mit dicken Baͤumen umgeben, die ihr ein ehrwuͤrdiges Anſehen er- theilen, und das Ganze macht eine ſchoͤne maleriſche Scene. Die Villa Pamfili iſt eines der groͤßten und ſchoͤnſten Landhaͤuſer bey Rom. Das Gebaͤude iſt mit zwey Reihen corinthiſcher Pilaſter uͤber einander und mit einer Attike verſehen. Vor demſelben liegt eine Halle, woraus man in einen Saal tritt. Auf dem Dach iſt ein Sitz in Geſtalt eines viereckigten Thurms angebracht, wo man eine vortreffliche Ausſicht genießt. Die neuere Einrichtung des Gartens iſt von der Erfindung des Le Notre, und demnach in einem bekannten Geſchmack. Zu den Baͤumen und Straͤuchern hat man immer gruͤnende gewaͤhlt; daher iſt hier der Spaziergang in jeder Jahrszeit angenehm. In dem Thierpark wird eine Menge Wild unterhalten. Aus der Villa Mellini, die auf der Hoͤhe des Berges Mario liegt, uͤber- ſieht man Rom nach ſeinem ganzen Umfange, die weite Landſchaft Campagna di Roma, und alle Kruͤmmungen der Tiber, die ſich bald dem Auge zeigt, bald wieder verbirgt; aus dieſem vernachlaͤßigten Platze ließe ſich einer der herrlichſten Luſtoͤrter in Italien bilden. Der Garten der beruͤhmten Villa Borgheſe iſt einer der weitlaͤuftigſten bey Rom, und haͤlt fuͤnf italiaͤniſche Meilen im Umfang. Er beſteht faſt ganz aus Luſtwaͤldern, die mit Alleen durchſchnitten ſind, hat Gebuͤſche zum Vogelfang, Blu- men und Springbrunnen, einen Weinberg, Obſtgarten, Orangerie und einen Thiergarten in ſeinem Bezirk. Auch hier iſt die Anordnung in der gewoͤhnlichen Regelmaͤßigkeit. Die Villa Albani gehoͤrt zu den ſchoͤnſten Gebaͤuden in Rom. Auf beyden Seiten ſind Colonaden von Saͤulen aus Granit angelegt, die mit den Buͤſten der beruͤhmteſten Maͤnner des Alterthums geziert ſind. Der Garten hat anmuthige Luſtwaͤldchen und eine ſo reiche Auszierung mit Werken der Kunſt, daß man in die Villa eines alten prachtliebenden Roͤmers verſetzt zu ſeyn glaubt. *) Die Villa Eſtenſe, die ehemals ſo beruͤhmt war, und bey ihrer Anlage uͤber drey Millionen Scudi gekoſtet, hat auf ihrer Hoͤhe eine treffliche Lage, und eine Menge von Terraſſen, Springbrunnen, Labyrinthen, Luſtwaͤldchen und Orangerien. Das Gebaͤude hat außer ſeiner Stelle, indem es auf einer Tetraſſe ſteht, nichts Be- ſonders. Gegen Tivoli iſt ein guter Waſſerfall angelegt, woruͤber eine Grotte liegt. Die *) La celebre Villa del Cardinale Alefſandro Albani, offave dell’ Abbate Proſpero Betti. fol. 1768. Rom.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/255
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/255>, abgerufen am 19.03.2024.