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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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Peregrinus unterließ nicht, sogleich, als er den
Herrn Swammerdamm erblickte, sich das mikrosko¬
pische Glas in die Pupille werfen zu lassen.

Nach vielen langen und eben so langweiligen
Entschuldigungen seines zu frühzeitigen Besuchs, nahm
endlich Swammerdamm Platz dicht an Peregrinus
Bett. Durchaus wollte der Alte nicht zugeben, daß
Peregrinus aufstehe und den Schlafrock umwerfe.

In den wunderlichsten Redensarten dankte der
Alte dem Peregrinus für die großen Gefälligkeiten, die
er ihm erwiesen und die darin bestehen sollten, daß
er ihn nicht allein als Miethsmann in sein Haus auf¬
genommen, sondern auch erlaubt, daß der Hausstand
durch ein junges bisweilen etwas zu lebhaftes und zu
lautes Frauenzimmer vermehrt worden. Ferner aber
müsse er die größte Gefälligkeit darin finden, daß Pe¬
regrinus nicht ohne selbst Opfer zu bringen, seine (des
Alten) Versöhnung mit dem alten Freunde und Kunst-
Collegen Anton von Leuwenhöck bewirkt habe. So
wie Swammerdamm erzählte, hatten sich beider Her¬
zen in dem Augenblick zu einander hingeneigt, als sie
von dem schönen Geist und dem Bartscheerer überfal¬
len wurden und die schöne Dörtje Elverdink retten
mußten, vor den bösen Unholden. Die förmliche

Peregrinus unterließ nicht, ſogleich, als er den
Herrn Swammerdamm erblickte, ſich das mikrosko¬
piſche Glas in die Pupille werfen zu laſſen.

Nach vielen langen und eben ſo langweiligen
Entſchuldigungen ſeines zu frühzeitigen Beſuchs, nahm
endlich Swammerdamm Platz dicht an Peregrinus
Bett. Durchaus wollte der Alte nicht zugeben, daß
Peregrinus aufſtehe und den Schlafrock umwerfe.

In den wunderlichſten Redensarten dankte der
Alte dem Peregrinus für die großen Gefälligkeiten, die
er ihm erwieſen und die darin beſtehen ſollten, daß
er ihn nicht allein als Miethsmann in ſein Haus auf¬
genommen, ſondern auch erlaubt, daß der Hausſtand
durch ein junges bisweilen etwas zu lebhaftes und zu
lautes Frauenzimmer vermehrt worden. Ferner aber
müſſe er die größte Gefälligkeit darin finden, daß Pe¬
regrinus nicht ohne ſelbſt Opfer zu bringen, ſeine (des
Alten) Verſöhnung mit dem alten Freunde und Kunſt-
Collegen Anton von Leuwenhöck bewirkt habe. So
wie Swammerdamm erzählte, hatten ſich beider Her¬
zen in dem Augenblick zu einander hingeneigt, als ſie
von dem ſchönen Geiſt und dem Bartſcheerer überfal¬
len wurden und die ſchöne Dörtje Elverdink retten
mußten, vor den böſen Unholden. Die förmliche

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[213/0218] Peregrinus unterließ nicht, ſogleich, als er den Herrn Swammerdamm erblickte, ſich das mikrosko¬ piſche Glas in die Pupille werfen zu laſſen. Nach vielen langen und eben ſo langweiligen Entſchuldigungen ſeines zu frühzeitigen Beſuchs, nahm endlich Swammerdamm Platz dicht an Peregrinus Bett. Durchaus wollte der Alte nicht zugeben, daß Peregrinus aufſtehe und den Schlafrock umwerfe. In den wunderlichſten Redensarten dankte der Alte dem Peregrinus für die großen Gefälligkeiten, die er ihm erwieſen und die darin beſtehen ſollten, daß er ihn nicht allein als Miethsmann in ſein Haus auf¬ genommen, ſondern auch erlaubt, daß der Hausſtand durch ein junges bisweilen etwas zu lebhaftes und zu lautes Frauenzimmer vermehrt worden. Ferner aber müſſe er die größte Gefälligkeit darin finden, daß Pe¬ regrinus nicht ohne ſelbſt Opfer zu bringen, ſeine (des Alten) Verſöhnung mit dem alten Freunde und Kunſt- Collegen Anton von Leuwenhöck bewirkt habe. So wie Swammerdamm erzählte, hatten ſich beider Her¬ zen in dem Augenblick zu einander hingeneigt, als ſie von dem ſchönen Geiſt und dem Bartſcheerer überfal¬ len wurden und die ſchöne Dörtje Elverdink retten mußten, vor den böſen Unholden. Die förmliche

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/218>, abgerufen am 26.04.2024.