Dem Gestade der Ostsee unfern liegt das Stamm¬ schloß der Freiherrlich von R..schen Familie, R..sitten genannt. Die Gegend ist rauh und öde, kaum entsprießt hin und wieder ein Grashalm dem bodenlosen Triebsande, und statt des Gartens, wie er sonst das Herrenhaus zu zieren pflegt, schließt sich an die nackten Mauern nach der Landseite hin ein dürftiger Föhrenwald, dessen ewige, düstre Trauer den bunten Schmuck des Frühlings ver¬ schmäht, und in dem, statt des fröhlichen Jauch¬ zens der zu neuer Lust erwachten Vögelein nur das schaurige Gekrächze der Raben, das schwirrende
Das Majorat.
Dem Geſtade der Oſtſee unfern liegt das Stamm¬ ſchloß der Freiherrlich von R..ſchen Familie, R..ſitten genannt. Die Gegend iſt rauh und oͤde, kaum entſprießt hin und wieder ein Grashalm dem bodenloſen Triebſande, und ſtatt des Gartens, wie er ſonſt das Herrenhaus zu zieren pflegt, ſchließt ſich an die nackten Mauern nach der Landſeite hin ein duͤrftiger Foͤhrenwald, deſſen ewige, duͤſtre Trauer den bunten Schmuck des Fruͤhlings ver¬ ſchmaͤht, und in dem, ſtatt des froͤhlichen Jauch¬ zens der zu neuer Luſt erwachten Voͤgelein nur das ſchaurige Gekraͤchze der Raben, das ſchwirrende
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Das Majorat.
Dem Geſtade der Oſtſee unfern liegt das Stamm¬
ſchloß der Freiherrlich von R..ſchen Familie,
R..ſitten genannt. Die Gegend iſt rauh und oͤde,
kaum entſprießt hin und wieder ein Grashalm dem
bodenloſen Triebſande, und ſtatt des Gartens, wie
er ſonſt das Herrenhaus zu zieren pflegt, ſchließt
ſich an die nackten Mauern nach der Landſeite hin
ein duͤrftiger Foͤhrenwald, deſſen ewige, duͤſtre
Trauer den bunten Schmuck des Fruͤhlings ver¬
ſchmaͤht, und in dem, ſtatt des froͤhlichen Jauch¬
zens der zu neuer Luſt erwachten Voͤgelein nur
das ſchaurige Gekraͤchze der Raben, das ſchwirrende
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/83>, abgerufen am 26.04.2024.
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