Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Und da dein Preussen-land ein gleiches hat gethan/
Sucht sie dis opffer noch die helffte zu vermehren.
Was meynst du? Wem gebührt hiebey der gröste ruhm?
Dein neues Königreich ist Preussens eigenthum:
Für uns kämpfft die natur durch angebohrne triebe.
Jedoch was frag ich erst? der streit ist ausgemacht.
Den Preussen bleibt der preiß an ehre/ glantz und pracht.
Den Märckern in der liebe.


Grabschrifft eines lasterhafften
Geistlichen.

C. H. v. H.

JCh kont ein dietrich seyn zu grosser herren hertze
Jch zündte länder an/ mein hochmuth war die kertze.
Der mund verehrte GOtt/ den teuffel hertz und sinn/
Nun/ leser/ dencke doch/ wer ich gewesen bin?


Auf des Böhmischen cantzlers/
grafens von Kinsky/ im Carne-
val erfolgtes absterben.

Aus dem Frantzösischen.
J. S. S.

GLeich mitten in der lust und allgemeiner freuden/
Heist uns der tod das haupt der klügsten glieder meiden/
Doch kräucket euch nicht sehr
Und tröstet euch vielmehr
Bedienten/ hofeleut/ finantzer und soldaten/
Und dencket nur/ wie weh euch seine geisseln thaten.
Sein kopff war gar so voll von klug erdachten lehren/
Daß/ als er länger uns nicht konte schädlich seyn/
So schlieff er doch zuletzt im Carneval nur ein/
Umb uns zum wenigsten das freuden-fest zu stören.
Uber
Sinn-Gedichte.
Und da dein Preuſſen-land ein gleiches hat gethan/
Sucht ſie dis opffer noch die helffte zu vermehren.
Was meynſt du? Wem gebuͤhrt hiebey der groͤſte ruhm?
Dein neues Koͤnigreich iſt Preuſſens eigenthum:
Fuͤr uns kaͤmpfft die natur durch angebohrne triebe.
Jedoch was frag ich erſt? der ſtreit iſt ausgemacht.
Den Preuſſen bleibt der preiß an ehre/ glantz und pracht.
Den Maͤrckern in der liebe.


Grabſchrifft eines laſterhafften
Geiſtlichen.

C. H. v. H.

JCh kont ein dietrich ſeyn zu groſſer herren hertze
Jch zuͤndte laͤnder an/ mein hochmuth war die kertze.
Der mund verehrte GOtt/ den teuffel hertz und ſinn/
Nun/ leſer/ dencke doch/ wer ich geweſen bin?


Auf des Boͤhmiſchen cantzlers/
grafens von Kinsky/ im Carne-
val erfolgtes abſterben.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.
J. S. S.

GLeich mitten in der luſt und allgemeiner freuden/
Heiſt uns der tod das haupt der kluͤgſten glieder meiden/
Doch kraͤucket euch nicht ſehr
Und troͤſtet euch vielmehr
Bedienten/ hofeleut/ finantzer und ſoldaten/
Und dencket nur/ wie weh euch ſeine geiſſeln thaten.
Sein kopff war gar ſo voll von klug erdachten lehren/
Daß/ als er laͤnger uns nicht konte ſchaͤdlich ſeyn/
So ſchlieff er doch zuletzt im Carneval nur ein/
Umb uns zum wenigſten das freuden-feſt zu ſtoͤren.
Uber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0131" n="121"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und da dein Preu&#x017F;&#x017F;en-land ein gleiches hat gethan/</l><lb/>
            <l>Sucht &#x017F;ie dis opffer noch die helffte zu vermehren.</l><lb/>
            <l>Was meyn&#x017F;t du? Wem gebu&#x0364;hrt hiebey der gro&#x0364;&#x017F;te ruhm?</l><lb/>
            <l>Dein neues Ko&#x0364;nigreich i&#x017F;t Preu&#x017F;&#x017F;ens eigenthum:</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r uns ka&#x0364;mpfft die natur durch angebohrne triebe.</l><lb/>
            <l>Jedoch was frag ich er&#x017F;t? der &#x017F;treit i&#x017F;t ausgemacht.</l><lb/>
            <l>Den Preu&#x017F;&#x017F;en bleibt der preiß an ehre/ glantz und pracht.</l><lb/>
            <l>Den Ma&#x0364;rckern in der liebe.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft eines la&#x017F;terhafften<lb/>
Gei&#x017F;tlichen.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">C. H. v. H.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch kont ein dietrich &#x017F;eyn zu gro&#x017F;&#x017F;er herren hertze</l><lb/>
            <l>Jch zu&#x0364;ndte la&#x0364;nder an/ mein hochmuth war die kertze.</l><lb/>
            <l>Der mund verehrte GOtt/ den teuffel hertz und &#x017F;inn/</l><lb/>
            <l>Nun/ le&#x017F;er/ dencke doch/ wer ich gewe&#x017F;en bin?</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Auf des Bo&#x0364;hmi&#x017F;chen cantzlers/<lb/>
grafens von Kinsky/ im Carne-<lb/>
val erfolgtes ab&#x017F;terben.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Aus dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen.</hi><lb/>
J. S. S.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">G</hi>Leich mitten in der lu&#x017F;t und allgemeiner freuden/</l><lb/>
            <l>Hei&#x017F;t uns der tod das haupt der klu&#x0364;g&#x017F;ten glieder meiden/</l><lb/>
            <l>Doch kra&#x0364;ucket euch nicht &#x017F;ehr</l><lb/>
            <l>Und tro&#x0364;&#x017F;tet euch vielmehr</l><lb/>
            <l>Bedienten/ hofeleut/ finantzer und &#x017F;oldaten/</l><lb/>
            <l>Und dencket nur/ wie weh euch &#x017F;eine gei&#x017F;&#x017F;eln thaten.</l><lb/>
            <l>Sein kopff war gar &#x017F;o voll von klug erdachten lehren/</l><lb/>
            <l>Daß/ als er la&#x0364;nger uns nicht konte &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;chlieff er doch zuletzt im Carneval nur ein/</l><lb/>
            <l>Umb uns zum wenig&#x017F;ten das freuden-fe&#x017F;t zu &#x017F;to&#x0364;ren.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Uber</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0131] Sinn-Gedichte. Und da dein Preuſſen-land ein gleiches hat gethan/ Sucht ſie dis opffer noch die helffte zu vermehren. Was meynſt du? Wem gebuͤhrt hiebey der groͤſte ruhm? Dein neues Koͤnigreich iſt Preuſſens eigenthum: Fuͤr uns kaͤmpfft die natur durch angebohrne triebe. Jedoch was frag ich erſt? der ſtreit iſt ausgemacht. Den Preuſſen bleibt der preiß an ehre/ glantz und pracht. Den Maͤrckern in der liebe. Grabſchrifft eines laſterhafften Geiſtlichen. C. H. v. H. JCh kont ein dietrich ſeyn zu groſſer herren hertze Jch zuͤndte laͤnder an/ mein hochmuth war die kertze. Der mund verehrte GOtt/ den teuffel hertz und ſinn/ Nun/ leſer/ dencke doch/ wer ich geweſen bin? Auf des Boͤhmiſchen cantzlers/ grafens von Kinsky/ im Carne- val erfolgtes abſterben. Aus dem Frantzoͤſiſchen. J. S. S. GLeich mitten in der luſt und allgemeiner freuden/ Heiſt uns der tod das haupt der kluͤgſten glieder meiden/ Doch kraͤucket euch nicht ſehr Und troͤſtet euch vielmehr Bedienten/ hofeleut/ finantzer und ſoldaten/ Und dencket nur/ wie weh euch ſeine geiſſeln thaten. Sein kopff war gar ſo voll von klug erdachten lehren/ Daß/ als er laͤnger uns nicht konte ſchaͤdlich ſeyn/ So ſchlieff er doch zuletzt im Carneval nur ein/ Umb uns zum wenigſten das freuden-feſt zu ſtoͤren. Uber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/131
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/131>, abgerufen am 26.04.2024.