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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Hochzeit-Gedichte.
Hercules als ein bild der liebe/ bey
verehligung Hn. Frantz Heinrich Bröy-
ers/ und Jungf. Sophia
Augusta Wiednerin.

S. D.

GLeich heute/ werthes paar/ ist Hereulis sein tag/
Der zwar im heydenthum der stärckste held gewesen;
Doch weil den tichtern nichts verwehret werden mag/
Hab ich ihn als ein bild von eurer lieb erlesen.
Nicht denckt/ verliebten zwey/ daß dieser wilde mann
Mit seiner keule hier vor euer antlitz steiget/
Und daß er ihm die haut von löwen angethan/
Wie ihn ein schöner brunn in unserm Leipzig * zeiget;
Nein! schauet ihn vielmehr/ wie er Omphalen liebt/
Wie diese Dälila den Simson gantz gewinnet/
Wie er auf ihr geheiß die waffen von sich giebt/
Die spindel aber nimmt/ und an dem rocken spinnet.
Diß lehret allbereit/ daß lieben mächtig sey/
Und daß die Venus selbst den krieges-gott besieget/
Ja/ dieses spricht auch euch von schuld und fehler frey/
Wenn ihr als sclaven heut in liebes-fesseln lieget.
Er/ werther bräutigam/ ist ja kein krieges-mann/
Und seine braut ist nicht vom heer der Amazonen/
Was wunder/ daß ihr arm nicht widerstehen kan/
Und daß sich beyder brust von liebe läst bewohnen?
Die töchter Hesperi besassen einen platz/
Auf dem die bäume nichts als göldne äpffel trugen:
Die hände Hereulis bekamen diesen schatz/
Da sie den drachen erst/ der ihn bewacht/ erschlugen:
Mich dünckt/ daß einsamkeit sich einem drachen gleicht/
Der unverehlichte stets zu begleiten pfleget/
Und der auch eher nicht von ihrer seite weicht/
Biß keusche liebe ihn durch ihre macht erleget.
Verlobten/ heute schlüst sich euer einsam seyn/
Und lieb und treue will euch beßre zeit versprechen.
Die
* Vor der kauffmanns-börse.
L 6
Hochzeit-Gedichte.
Hercules als ein bild der liebe/ bey
verehligung Hn. Frantz Heinrich Broͤy-
ers/ und Jungf. Sophia
Auguſta Wiednerin.

S. D.

GLeich heute/ werthes paar/ iſt Hereulis ſein tag/
Der zwar im heydenthum der ſtaͤrckſte held geweſen;
Doch weil den tichtern nichts verwehret werden mag/
Hab ich ihn als ein bild von eurer lieb erleſen.
Nicht denckt/ verliebten zwey/ daß dieſer wilde mann
Mit ſeiner keule hier vor euer antlitz ſteiget/
Und daß er ihm die haut von loͤwen angethan/
Wie ihn ein ſchoͤner brunn in unſerm Leipzig * zeiget;
Nein! ſchauet ihn vielmehr/ wie er Omphalen liebt/
Wie dieſe Daͤlila den Simſon gantz gewinnet/
Wie er auf ihr geheiß die waffen von ſich giebt/
Die ſpindel aber nimmt/ und an dem rocken ſpinnet.
Diß lehret allbereit/ daß lieben maͤchtig ſey/
Und daß die Venus ſelbſt den krieges-gott beſieget/
Ja/ dieſes ſpricht auch euch von ſchuld und fehler frey/
Wenn ihr als ſclaven heut in liebes-feſſeln lieget.
Er/ werther braͤutigam/ iſt ja kein krieges-mann/
Und ſeine braut iſt nicht vom heer der Amazonen/
Was wunder/ daß ihr arm nicht widerſtehen kan/
Und daß ſich beyder bruſt von liebe läſt bewohnen?
Die toͤchter Heſperi beſaſſen einen platz/
Auf dem die baͤume nichts als goͤldne aͤpffel trugen:
Die haͤnde Hereulis bekamen dieſen ſchatz/
Da ſie den drachen erſt/ der ihn bewacht/ erſchlugen:
Mich duͤnckt/ daß einſamkeit ſich einem drachen gleicht/
Der unverehlichte ſtets zu begleiten pfleget/
Und der auch eher nicht von ihrer ſeite weicht/
Biß keuſche liebe ihn durch ihre macht erleget.
Verlobten/ heute ſchluͤſt ſich euer einſam ſeyn/
Und lieb und treue will euch beßre zeit verſprechen.
Die
* Vor der kauffmanns-boͤrſe.
L 6
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[165/0175] Hochzeit-Gedichte. Hercules als ein bild der liebe/ bey verehligung Hn. Frantz Heinrich Broͤy- ers/ und Jungf. Sophia Auguſta Wiednerin. S. D. GLeich heute/ werthes paar/ iſt Hereulis ſein tag/ Der zwar im heydenthum der ſtaͤrckſte held geweſen; Doch weil den tichtern nichts verwehret werden mag/ Hab ich ihn als ein bild von eurer lieb erleſen. Nicht denckt/ verliebten zwey/ daß dieſer wilde mann Mit ſeiner keule hier vor euer antlitz ſteiget/ Und daß er ihm die haut von loͤwen angethan/ Wie ihn ein ſchoͤner brunn in unſerm Leipzig * zeiget; Nein! ſchauet ihn vielmehr/ wie er Omphalen liebt/ Wie dieſe Daͤlila den Simſon gantz gewinnet/ Wie er auf ihr geheiß die waffen von ſich giebt/ Die ſpindel aber nimmt/ und an dem rocken ſpinnet. Diß lehret allbereit/ daß lieben maͤchtig ſey/ Und daß die Venus ſelbſt den krieges-gott beſieget/ Ja/ dieſes ſpricht auch euch von ſchuld und fehler frey/ Wenn ihr als ſclaven heut in liebes-feſſeln lieget. Er/ werther braͤutigam/ iſt ja kein krieges-mann/ Und ſeine braut iſt nicht vom heer der Amazonen/ Was wunder/ daß ihr arm nicht widerſtehen kan/ Und daß ſich beyder bruſt von liebe läſt bewohnen? Die toͤchter Heſperi beſaſſen einen platz/ Auf dem die baͤume nichts als goͤldne aͤpffel trugen: Die haͤnde Hereulis bekamen dieſen ſchatz/ Da ſie den drachen erſt/ der ihn bewacht/ erſchlugen: Mich duͤnckt/ daß einſamkeit ſich einem drachen gleicht/ Der unverehlichte ſtets zu begleiten pfleget/ Und der auch eher nicht von ihrer ſeite weicht/ Biß keuſche liebe ihn durch ihre macht erleget. Verlobten/ heute ſchluͤſt ſich euer einſam ſeyn/ Und lieb und treue will euch beßre zeit verſprechen. Die * Vor der kauffmanns-boͤrſe. L 6

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/175>, abgerufen am 26.04.2024.