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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Galante Gedichte.

Und ob dein schwaches hertz zwar glimt von solchen dingen/
Die in der flamm und glut vermehren deine pein/
So lescht sie doch ihr schnee und kalter kieselstein/
Jndem ein frembder wird dein himmel-brodt verschlingen/
Und saugen von dem mund den süssen götter-wein/
Weil das/ was du geneust/ auch andern ist gemein.



Als sie sich vor dem blitz entsetzte.
Sonnet.
DEin auge/ das nur steckt voll list und voll gefahr/
Das mit geschwinder glut mein dürres hertz bezwinget/
Und ohne rettung mich fast zur verzweiflung bringet/
Lacht meiner doch darzu gantz frey und offenbar.
Ach? aber nim bey dir es selber einmahl wahr/
Wann blitz und heißes feur dir ins gesichte dringet/
Ob du nicht wirst mit angst und bleicher furcht umbringet/
Und deine sicherheit bald suchest hier/ bald dar;
So wisse dann vielmehr/ daß ich noch schwerer leiu/
Und daß der blitz/ der dir aus schwartzen wolcken dräut/
Nur sey ein blosses nichts/ das in der lufft verschwindet;
Hingegen dieser/ der aus deinen augen fährt/
Jst ein durchdringend feur/ das marck und blut verzehrt/
Und durch verborgne krafft die Seele selbst entzündet.


Einige
Helden-brieffe.
I.
König Ludewich an die Gräffin
de Montesp.
KAn auch die schwache hand die feder tüchtig führen?
Und können alle wort in rechter ordnung stehn?
Wenn strahl und blitz das hertz/ ja selbst die seele rühren/
Wenn gifft und mattigkeit durch blut und adern gehn.
Allein

Galante Gedichte.

Und ob dein ſchwaches hertz zwar glimt von ſolchen dingen/
Die in der flamm und glut vermehren deine pein/
So leſcht ſie doch ihr ſchnee und kalter kieſelſtein/
Jndem ein frembder wird dein himmel-brodt verſchlingen/
Und ſaugen von dem mund den ſuͤſſen goͤtter-wein/
Weil das/ was du geneuſt/ auch andern iſt gemein.



Als ſie ſich vor dem blitz entſetzte.
Sonnet.
DEin auge/ das nur ſteckt voll liſt und voll gefahr/
Das mit geſchwinder glut mein duͤrres hertz bezwinget/
Und ohne rettung mich faſt zur verzweiflung bringet/
Lacht meiner doch darzu gantz frey und offenbar.
Ach? aber nim bey dir es ſelber einmahl wahr/
Wann blitz und heißes feur dir ins geſichte dringet/
Ob du nicht wirſt mit angſt und bleicher furcht umbringet/
Und deine ſicherheit bald ſucheſt hier/ bald dar;
So wiſſe dann vielmehr/ daß ich noch ſchwerer leiů/
Und daß der blitz/ der dir aus ſchwartzen wolcken draͤut/
Nur ſey ein bloſſes nichts/ das in der lufft verſchwindet;
Hingegen dieſer/ der aus deinen augen faͤhrt/
Jſt ein durchdringend feur/ das marck und blut verzehrt/
Und durch verborgne krafft die Seele ſelbſt entzuͤndet.


Einige
Helden-brieffe.
I.
Koͤnig Ludewich an die Graͤffin
de Monteſp.
KAn auch die ſchwache hand die feder tuͤchtig fuͤhren?
Und koͤnnen alle wort in rechter ordnung ſtehn?
Wenn ſtrahl und blitz das hertz/ ja ſelbſt die ſeele ruͤhren/
Wenn gifft und mattigkeit durch blut und adern gehn.
Allein
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[28/0036] Galante Gedichte. Und ob dein ſchwaches hertz zwar glimt von ſolchen dingen/ Die in der flamm und glut vermehren deine pein/ So leſcht ſie doch ihr ſchnee und kalter kieſelſtein/ Jndem ein frembder wird dein himmel-brodt verſchlingen/ Und ſaugen von dem mund den ſuͤſſen goͤtter-wein/ Weil das/ was du geneuſt/ auch andern iſt gemein. Als ſie ſich vor dem blitz entſetzte. Sonnet. DEin auge/ das nur ſteckt voll liſt und voll gefahr/ Das mit geſchwinder glut mein duͤrres hertz bezwinget/ Und ohne rettung mich faſt zur verzweiflung bringet/ Lacht meiner doch darzu gantz frey und offenbar. Ach? aber nim bey dir es ſelber einmahl wahr/ Wann blitz und heißes feur dir ins geſichte dringet/ Ob du nicht wirſt mit angſt und bleicher furcht umbringet/ Und deine ſicherheit bald ſucheſt hier/ bald dar; So wiſſe dann vielmehr/ daß ich noch ſchwerer leiů/ Und daß der blitz/ der dir aus ſchwartzen wolcken draͤut/ Nur ſey ein bloſſes nichts/ das in der lufft verſchwindet; Hingegen dieſer/ der aus deinen augen faͤhrt/ Jſt ein durchdringend feur/ das marck und blut verzehrt/ Und durch verborgne krafft die Seele ſelbſt entzuͤndet. Einige Helden-brieffe. I. Koͤnig Ludewich an die Graͤffin de Monteſp. KAn auch die ſchwache hand die feder tuͤchtig fuͤhren? Und koͤnnen alle wort in rechter ordnung ſtehn? Wenn ſtrahl und blitz das hertz/ ja ſelbſt die ſeele ruͤhren/ Wenn gifft und mattigkeit durch blut und adern gehn. Allein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/36>, abgerufen am 26.04.2024.