Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte Gedichte.

Sieh! die zeiten sind vergangen/
Unser kummer wird gestillt/
Und das sehnliche verlangen
Wird zu unsrer lust erfüllt.

3.
Laß mich nun die frucht genüssen/
So die liebe mir verspricht/
Laß mich mund und augen küssen/
Weig're mir nur solches nicht;
Jst mir doch in frembden landen/
Wo ich dich nicht konte sehn/
Von den schweren liebes-banden
Tansendfaches leid geschehn.
4.
Traue dem/ was ich dir sage/
Und bediene dich der zeit/
Es gehöret auf die klage
Tröstung und zufriedenheit.
Such' uns beyde zu vergnügen/
Weil wir itzo gantz allein/
Denn die liebe wil verschwiegen
Und doch auch getrieben seyn.


Celadons klage-brief an Lenoren/
als er wider willen ihre Conversa-
tion
eine zeitlang meiden muste.
LEnore/ dieses ist das allererste schreiben/
Das dir/ vollkommnes kind/ dein treuer diener schickt/
Seit dem er muß entfernt von deinem antlitz bleiben/
Und umb und neben sich nichts als verdrus erblickt.
Ach glaube/ wo du kanst die sinnen auf mich lencken/
Und wo mein nahmen noch in deinen ohren klingt/
Daß nichts/ als herbes leid und tausendfaches kräncken/
Jn mein gequältes hertz mit vollem hauffen dringt.
Jch
E 3

Verliebte Gedichte.

Sieh! die zeiten ſind vergangen/
Unſer kummer wird geſtillt/
Und das ſehnliche verlangen
Wird zu unſrer luſt erfuͤllt.

3.
Laß mich nun die frucht genuͤſſen/
So die liebe mir verſpricht/
Laß mich mund und augen kuͤſſen/
Weig’re mir nur ſolches nicht;
Jſt mir doch in frembden landen/
Wo ich dich nicht konte ſehn/
Von den ſchweren liebes-banden
Tanſendfaches leid geſchehn.
4.
Traue dem/ was ich dir ſage/
Und bediene dich der zeit/
Es gehoͤret auf die klage
Troͤſtung und zufriedenheit.
Such’ uns beyde zu vergnuͤgen/
Weil wir itzo gantz allein/
Denn die liebe wil verſchwiegen
Und doch auch getrieben ſeyn.


Celadons klage-brief an Lenoren/
als er wider willen ihre Converſa-
tion
eine zeitlang meiden muſte.
LEnore/ dieſes iſt das allererſte ſchreiben/
Das dir/ vollkommnes kind/ dein treuer diener ſchickt/
Seit dem er muß entfernt von deinem antlitz bleiben/
Und umb und neben ſich nichts als verdrus erblickt.
Ach glaube/ wo du kanſt die ſinnen auf mich lencken/
Und wo mein nahmen noch in deinen ohren klingt/
Daß nichts/ als herbes leid und tauſendfaches kraͤncken/
Jn mein gequaͤltes hertz mit vollem hauffen dringt.
Jch
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="2">
            <l>
              <pb facs="#f0077" n="67"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Sieh! die zeiten &#x017F;ind vergangen/</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;er kummer wird ge&#x017F;tillt/</l><lb/>
            <l>Und das &#x017F;ehnliche verlangen</l><lb/>
            <l>Wird zu un&#x017F;rer lu&#x017F;t erfu&#x0364;llt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Laß mich nun die frucht genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So die liebe mir ver&#x017F;pricht/</l><lb/>
            <l>Laß mich mund und augen ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Weig&#x2019;re mir nur &#x017F;olches nicht;</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t mir doch in frembden landen/</l><lb/>
            <l>Wo ich dich nicht konte &#x017F;ehn/</l><lb/>
            <l>Von den &#x017F;chweren liebes-banden</l><lb/>
            <l>Tan&#x017F;endfaches leid ge&#x017F;chehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Traue dem/ was ich dir &#x017F;age/</l><lb/>
            <l>Und bediene dich der zeit/</l><lb/>
            <l>Es geho&#x0364;ret auf die klage</l><lb/>
            <l>Tro&#x0364;&#x017F;tung und zufriedenheit.</l><lb/>
            <l>Such&#x2019; uns beyde zu vergnu&#x0364;gen/</l><lb/>
            <l>Weil wir itzo gantz allein/</l><lb/>
            <l>Denn die liebe wil ver&#x017F;chwiegen</l><lb/>
            <l>Und doch auch getrieben &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Celadons klage-brief an Lenoren/<lb/>
als er wider willen ihre <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;a-<lb/>
tion</hi> eine zeitlang meiden mu&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">L</hi>Enore/ die&#x017F;es i&#x017F;t das allerer&#x017F;te &#x017F;chreiben/</l><lb/>
            <l>Das dir/ vollkommnes kind/ dein treuer diener &#x017F;chickt/</l><lb/>
            <l>Seit dem er muß entfernt von deinem antlitz bleiben/</l><lb/>
            <l>Und umb und neben &#x017F;ich nichts als verdrus erblickt.</l><lb/>
            <l>Ach glaube/ wo du kan&#x017F;t die &#x017F;innen auf mich lencken/</l><lb/>
            <l>Und wo mein nahmen noch in deinen ohren klingt/</l><lb/>
            <l>Daß nichts/ als herbes leid und tau&#x017F;endfaches kra&#x0364;ncken/</l><lb/>
            <l>Jn mein gequa&#x0364;ltes hertz mit vollem hauffen dringt.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0077] Verliebte Gedichte. Sieh! die zeiten ſind vergangen/ Unſer kummer wird geſtillt/ Und das ſehnliche verlangen Wird zu unſrer luſt erfuͤllt. 3. Laß mich nun die frucht genuͤſſen/ So die liebe mir verſpricht/ Laß mich mund und augen kuͤſſen/ Weig’re mir nur ſolches nicht; Jſt mir doch in frembden landen/ Wo ich dich nicht konte ſehn/ Von den ſchweren liebes-banden Tanſendfaches leid geſchehn. 4. Traue dem/ was ich dir ſage/ Und bediene dich der zeit/ Es gehoͤret auf die klage Troͤſtung und zufriedenheit. Such’ uns beyde zu vergnuͤgen/ Weil wir itzo gantz allein/ Denn die liebe wil verſchwiegen Und doch auch getrieben ſeyn. Celadons klage-brief an Lenoren/ als er wider willen ihre Converſa- tion eine zeitlang meiden muſte. LEnore/ dieſes iſt das allererſte ſchreiben/ Das dir/ vollkommnes kind/ dein treuer diener ſchickt/ Seit dem er muß entfernt von deinem antlitz bleiben/ Und umb und neben ſich nichts als verdrus erblickt. Ach glaube/ wo du kanſt die ſinnen auf mich lencken/ Und wo mein nahmen noch in deinen ohren klingt/ Daß nichts/ als herbes leid und tauſendfaches kraͤncken/ Jn mein gequaͤltes hertz mit vollem hauffen dringt. Jch E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/77
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/77>, abgerufen am 26.04.2024.