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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] ist das allerbeste und gewisseste Mittel die Erfahrenheit/
denn in zwey oder dreyen Jahren wird ein Feld/ wann
es mit gebührlicher und nothwendiger Wartung gepflo-
gen wird/ leichtlich anzeigen/ ob es gut/ mittelmässig o-
der schlecht sey/ lässet also die Erden sich viel aufrichtiger
erkennen/ als ein Mensch/ dessen Art oder Unart durch
lange Zeit/ oder Practizirung nicht so eigentlich zu er-
forschen/ daß man ein gewisses und unfehlbares Urtheil
davon fällen möchte.

Der schwartze klebrichte Grund wird wegen inha-
bender Fettigkeit bey den meisten verlangt; der weisse
und Aschengraue aber/ wegen der gesaltzenen und nitro-
sischen Art gehasset/ doch thut dieses offtermals fehlen.
Gleichwol ist dieses das gewisseste Zeichen eines früchti-
gen Bodens/ wann die Feld-Wald- und Garten-
bäume/ hoch und Aest-reich/ sonderlich wo wilde Birn-
Aepfel-Krichen- und andere Obstbäume von sich selbsten
wachsen und sich ausbreiten; wann die Saaten schön/
dick/ großähricht/ und viel-körnig/ die Wiesen Gras- und
Blumreich; wann die Felder nicht so trocken und hoch/
daß sie allzeit dürr/ nicht so feucht und tieff/ daß sie allzeit
naß/ nicht so zähe und dick/ daß kein Regen oder Son-
nenschein hinein/ nicht so lück und mürb/ daß die Wur-
tzen von Hitz oder Kälte alsobald durchgegriffen und be-
leidiget werden. Jn kalten Ländern sind die Aecker
besser gegen Mittag und Morgen; Jn warmen aber/
besser gegen Abend und Mitternacht. Jnsonderheit ist
diß ein Zeichen eines erwünschten guten Bodens/ wann
die hohen Berge/ von Grase/ Kräutern und Bäu-
men dick bewachsen/ und mit Bronnenquellen versehen
sind.

Weil nun die Erkanntnis des Erdreichs der Grund
ist/ daraus/ wie unsere Arbeit gedeyen werde/ zu wissen/
daher sich desto höher zu befleissen/ solches wol zu erler-
nen/ damit die Arbeit desto reichlicher belohnet/ der Er-
den/ mit Mischung und Dungen desto emsiger gepflo-
gen/ und die Hoffnung desto weniger betrogen werde.

Die Alten haben dieses Zeichen gegeben eines gu-
ten Grundes/ wann man eine Gruben im Feld aus-
gräbt/ und die Erden wieder einfüllt; wann solche nun
die Gruben gleich eben wieder ausgefüllt/ ist es ein mit-
telmässiger; wann der Erden nicht genug ist/ ein schlech-
ter; wann ihrer aber zu viel ist/ daß von Ausfüllung der
Gruben noch etwas überbleibt/ so ist es ein guter Grun-
de/ weil sie durch ihr eingepflantztes kräfftiges Fermen-
tum
von der angezogenen Lufft (wie ein Taig von ei-
nem Sauertaig) gleichsam angeschwellet und geschwän-
gert wird. Ferner wird dieser Grund auch gepriesen/
wann er angefeuchtet an den Fingern klebt/ oder wann
in Bronnenwasser ein wenig Erde gethan/ umgerührt/
und biß sie sich wieder setzt/ gelassen/ hernach durch ein
sauber Tuch gesihen/ gekostet/ und süß und lieblich am
Geschmack erfunden wird/ hingegen wann sie wider-
wärtig/ gesaltzen/ stinckend/ kreidicht/ murentzend oder
salitrisch ist/ gibt sie geringe Hoffnung. Man glaubt
auch/ daß diß ein Zeichen eines guten Grundes sey/
wann ein Acker/ nach lang erlittener dürrer Zeit bereg-
net/ einen guten Geruch (so von den Sonnenstrahlen
verursacht wird) von sich gibet. Jtem Columella sagt/
es sey ein gutes Korn Land zu hoffen/ wo Attich/ Ried/
Pimsen/ Klee/ Brombeer/ und Schlehen wachsen.
Das gewisseste ist/ wann man (wie oben gedacht) ohne
diß eine Gruben im Feld machet/ daß man sehe/ ob die
[Spaltenumbruch] erste Schwarten/ oder Lege der Erden (die obenauf all-
zeit für das beste/ weil sie der Sonnen und des Regens
und aller himmlischen Einflüsse am meisten genieset/ und
davon am füglichsten impraegnirt wird) tieff und weit
hinab einerley Grund und Farbe hat; weil es aber selten
geschihet/ ists genug/ wanns ein wenig mehr als einem
Werckschuch gleichmässig scheinet/ denn da wird man an
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Fächer und Falten an einer Zwibel sehen/ so wol an der Art
als an der Farb unterschiedlich/ bald Laim/ bald Sand/
bald Stein/ bald Kreiden/ bald schwartz/ roth/ weiß/ geel
und graulicht/ weil das untere Theil der Erden/ wegen
der rohen und bittern Eigenschafft/ fast unfruchtbar ist;
deßwegen auch/ nachdem der erste Grund oder Super-
ficies Terrae,
tieff oder schmal ist/ hat man sich auch
darnach zu richten/ tieffer oder seichter zu ackern. Ein
Grund/ der innen her sandicht ist/ muß desto öffter ge-
dunget werden/ weil der trockene und dürre Sand alle
Feuchtigkeit und Fette an sich ziehet; das man in let-
tichten und starcken Aeckern nicht zu besorgen; die viel-
mehr die feisten Gründe bey ihrem Gedeyen desto besser
erhalten. Und ist auch in den sandichten Feldern selbst
dieses zu beobachten/ daß ein gröblichter Sand/ wann
er recht gedunget wird/ zu Rocken und Habern besser ist/
als wann der Sand gar klein und mehlicht ist/ denn so
ist wenig zu gewarten.

Was die Gelegenheit der Felder betrifft/ sind die
ein wenig und sittsam abhängichten/ wo das Wasser
leicht abzuleiten/ die bequemesten; auf den gantz flach
ebenen/ kan das Schnee- und Regenwasser nicht be-
quemlich ausgeführt werden; was aber hoch ist/ wird
die Dung samt der guten Erden durch Ungewitter hin-
weg geflöset. Die Thäler sind so wol wegen des Schat-
tens/ als der Güssen beschwerlich. Jn Summa/ ein
sittig abhangendes Erdreich ist besser als ein flaches;
das flache besser als das bergichte; das schwere trägt
mehr als das leichte; das harte mehr als das weiche;
das starcke mehr als das schwache; das feuchte mehr
als das trockene; das sandichte mehr als das steinichte;
das lettichte mehr als das sandichte; sonderlich wo Ge-
legenheit ist mit gesunden Quellwasser/ zu warmen Zei-
ten/ dem Grundstuck beyzuspringen.

So sind auch die Aecker von unterschiedlichen For-
men/ lang/ kurtz/ schmal und breit/ und ob wol Colu-
mella
will/ ein Acker soll über 120 Schuch/ darum weil
das Vieh durch längere Furchen abgemattet werde/
nicht lang seyn/ glaube ich doch/ daß es Mann und
Thier leichter ankommt/ in einer geraden Linien fort zu
ackern/ als so offt beschwerlich umkehren müssen/ so auch
theils die Arbeit verzögert und erlängert. Darum siht
man auch in Ungern an etlichen Orten Aecker/ die zu
fünf/ sechs und mehr hundert Schritten lang sind/ und
dennoch mit leichter Mühe und guten Nutzen angebauet
werden; wie auch in den Jülichischen Landen zu sehen.
Für allen sollen selbige nicht grösser seyn/ als der Haus-
vatter sie recht und wol zu bauen und zu verpflegen/ mit
Zug und Leuten vermag/ also das Feld allzeit schwä-
cher seyn/ als der Ackersmann/ obwoln die weiten Grün-
de darum besser als die engen/ weil man das beste zum
Ackerbau und Wiesen aussondern/ und den Uberrest zu
Wäldern/ Teichen/ und Weingebürgen/ nach Be-
schaffenheit des Ortes/ füglich gebrauchen und geniessen
kan.

Cap.
B ij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] iſt das allerbeſte und gewiſſeſte Mittel die Erfahrenheit/
denn in zwey oder dreyen Jahren wird ein Feld/ wann
es mit gebuͤhrlicher und nothwendiger Wartung gepflo-
gen wird/ leichtlich anzeigen/ ob es gut/ mittelmaͤſſig o-
der ſchlecht ſey/ laͤſſet alſo die Erden ſich viel aufrichtiger
erkennen/ als ein Menſch/ deſſen Art oder Unart durch
lange Zeit/ oder Practizirung nicht ſo eigentlich zu er-
forſchen/ daß man ein gewiſſes und unfehlbares Urtheil
davon faͤllen moͤchte.

Der ſchwartze klebrichte Grund wird wegen inha-
bender Fettigkeit bey den meiſten verlangt; der weiſſe
und Aſchengraue aber/ wegen der geſaltzenen und nitro-
ſiſchen Art gehaſſet/ doch thut dieſes offtermals fehlen.
Gleichwol iſt dieſes das gewiſſeſte Zeichen eines fruͤchti-
gen Bodens/ wann die Feld-Wald- und Garten-
baͤume/ hoch und Aeſt-reich/ ſonderlich wo wilde Birn-
Aepfel-Krichen- und andere Obſtbaͤume von ſich ſelbſten
wachſen und ſich ausbreiten; wann die Saaten ſchoͤn/
dick/ großaͤhricht/ und viel-koͤrnig/ die Wieſen Gras- und
Blumreich; wann die Felder nicht ſo trocken und hoch/
daß ſie allzeit duͤrr/ nicht ſo feucht und tieff/ daß ſie allzeit
naß/ nicht ſo zaͤhe und dick/ daß kein Regen oder Son-
nenſchein hinein/ nicht ſo luͤck und muͤrb/ daß die Wur-
tzen von Hitz oder Kaͤlte alſobald durchgegriffen und be-
leidiget werden. Jn kalten Laͤndern ſind die Aecker
beſſer gegen Mittag und Morgen; Jn warmen aber/
beſſer gegen Abend und Mitternacht. Jnſonderheit iſt
diß ein Zeichen eines erwuͤnſchten guten Bodens/ wann
die hohen Berge/ von Graſe/ Kraͤutern und Baͤu-
men dick bewachſen/ und mit Bronnenquellen verſehen
ſind.

Weil nun die Erkanntnis des Erdreichs der Grund
iſt/ daraus/ wie unſere Arbeit gedeyen werde/ zu wiſſen/
daher ſich deſto hoͤher zu befleiſſen/ ſolches wol zu erler-
nen/ damit die Arbeit deſto reichlicher belohnet/ der Er-
den/ mit Miſchung und Dungen deſto emſiger gepflo-
gen/ und die Hoffnung deſto weniger betrogen werde.

Die Alten haben dieſes Zeichen gegeben eines gu-
ten Grundes/ wann man eine Gruben im Feld aus-
graͤbt/ und die Erden wieder einfuͤllt; wann ſolche nun
die Gruben gleich eben wieder ausgefuͤllt/ iſt es ein mit-
telmaͤſſiger; wann der Erden nicht genug iſt/ ein ſchlech-
ter; wann ihrer aber zu viel iſt/ daß von Ausfuͤllung der
Gruben noch etwas uͤberbleibt/ ſo iſt es ein guter Grun-
de/ weil ſie durch ihr eingepflantztes kraͤfftiges Fermen-
tum
von der angezogenen Lufft (wie ein Taig von ei-
nem Sauertaig) gleichſam angeſchwellet und geſchwaͤn-
gert wird. Ferner wird dieſer Grund auch geprieſen/
wann er angefeuchtet an den Fingern klebt/ oder wann
in Bronnenwaſſer ein wenig Erde gethan/ umgeruͤhrt/
und biß ſie ſich wieder ſetzt/ gelaſſen/ hernach durch ein
ſauber Tuch geſihen/ gekoſtet/ und ſuͤß und lieblich am
Geſchmack erfunden wird/ hingegen wann ſie wider-
waͤrtig/ geſaltzen/ ſtinckend/ kreidicht/ murentzend oder
ſalitriſch iſt/ gibt ſie geringe Hoffnung. Man glaubt
auch/ daß diß ein Zeichen eines guten Grundes ſey/
wann ein Acker/ nach lang erlittener duͤrrer Zeit bereg-
net/ einen guten Geruch (ſo von den Sonnenſtrahlen
verurſacht wird) von ſich gibet. Jtem Columella ſagt/
es ſey ein gutes Korn Land zu hoffen/ wo Attich/ Ried/
Pimſen/ Klee/ Brombeer/ und Schlehen wachſen.
Das gewiſſeſte iſt/ wann man (wie oben gedacht) ohne
diß eine Gruben im Feld machet/ daß man ſehe/ ob die
[Spaltenumbruch] erſte Schwarten/ oder Lege der Erden (die obenauf all-
zeit fuͤr das beſte/ weil ſie der Sonnen und des Regens
und aller himmliſchen Einfluͤſſe am meiſten genieſet/ und
davon am fuͤglichſten imprægnirt wird) tieff und weit
hinab einerley Grund und Farbe hat; weil es aber ſelten
geſchihet/ iſts genug/ wanns ein wenig mehr als einem
Werckſchuch gleichmaͤſſig ſcheinet/ denn da wird man an
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Faͤcher uñ Falten an einer Zwibel ſehen/ ſo wol an der Art
als an der Farb unterſchiedlich/ bald Laim/ bald Sand/
bald Stein/ bald Kreiden/ bald ſchwartz/ roth/ weiß/ geel
und graulicht/ weil das untere Theil der Erden/ wegen
der rohen und bittern Eigenſchafft/ faſt unfruchtbar iſt;
deßwegen auch/ nachdem der erſte Grund oder Super-
ficies Terræ,
tieff oder ſchmal iſt/ hat man ſich auch
darnach zu richten/ tieffer oder ſeichter zu ackern. Ein
Grund/ der innen her ſandicht iſt/ muß deſto oͤffter ge-
dunget werden/ weil der trockene und duͤrre Sand alle
Feuchtigkeit und Fette an ſich ziehet; das man in let-
tichten und ſtarcken Aeckern nicht zu beſorgen; die viel-
mehr die feiſten Gruͤnde bey ihrem Gedeyen deſto beſſer
erhalten. Und iſt auch in den ſandichten Feldern ſelbſt
dieſes zu beobachten/ daß ein groͤblichter Sand/ wann
er recht gedunget wird/ zu Rocken und Habern beſſer iſt/
als wann der Sand gar klein und mehlicht iſt/ denn ſo
iſt wenig zu gewarten.

Was die Gelegenheit der Felder betrifft/ ſind die
ein wenig und ſittſam abhaͤngichten/ wo das Waſſer
leicht abzuleiten/ die bequemeſten; auf den gantz flach
ebenen/ kan das Schnee- und Regenwaſſer nicht be-
quemlich ausgefuͤhrt werden; was aber hoch iſt/ wird
die Dung ſamt der guten Erden durch Ungewitter hin-
weg gefloͤſet. Die Thaͤler ſind ſo wol wegen des Schat-
tens/ als der Guͤſſen beſchwerlich. Jn Summa/ ein
ſittig abhangendes Erdreich iſt beſſer als ein flaches;
das flache beſſer als das bergichte; das ſchwere traͤgt
mehr als das leichte; das harte mehr als das weiche;
das ſtarcke mehr als das ſchwache; das feuchte mehr
als das trockene; das ſandichte mehr als das ſteinichte;
das lettichte mehr als das ſandichte; ſonderlich wo Ge-
legenheit iſt mit geſunden Quellwaſſer/ zu warmen Zei-
ten/ dem Grundſtuck beyzuſpringen.

So ſind auch die Aecker von unterſchiedlichen For-
men/ lang/ kurtz/ ſchmal und breit/ und ob wol Colu-
mella
will/ ein Acker ſoll uͤber 120 Schuch/ darum weil
das Vieh durch laͤngere Furchen abgemattet werde/
nicht lang ſeyn/ glaube ich doch/ daß es Mann und
Thier leichter ankommt/ in einer geraden Linien fort zu
ackern/ als ſo offt beſchwerlich umkehren muͤſſen/ ſo auch
theils die Arbeit verzoͤgert und erlaͤngert. Darum ſiht
man auch in Ungern an etlichen Orten Aecker/ die zu
fuͤnf/ ſechs und mehr hundert Schritten lang ſind/ und
dennoch mit leichter Muͤhe und guten Nutzen angebauet
werden; wie auch in den Juͤlichiſchen Landen zu ſehen.
Fuͤr allen ſollen ſelbige nicht groͤſſer ſeyn/ als der Haus-
vatter ſie recht und wol zu bauen und zu verpflegen/ mit
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cher ſeyn/ als der Ackersmann/ obwoln die weiten Gruͤn-
de darum beſſer als die engen/ weil man das beſte zum
Ackerbau und Wieſen ausſondern/ und den Uberreſt zu
Waͤldern/ Teichen/ und Weingebuͤrgen/ nach Be-
ſchaffenheit des Ortes/ fuͤglich gebrauchen und genieſſen
kan.

Cap.
❁ B ij
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[11/0029] Siebendes Buch/ Ackerbau. iſt das allerbeſte und gewiſſeſte Mittel die Erfahrenheit/ denn in zwey oder dreyen Jahren wird ein Feld/ wann es mit gebuͤhrlicher und nothwendiger Wartung gepflo- gen wird/ leichtlich anzeigen/ ob es gut/ mittelmaͤſſig o- der ſchlecht ſey/ laͤſſet alſo die Erden ſich viel aufrichtiger erkennen/ als ein Menſch/ deſſen Art oder Unart durch lange Zeit/ oder Practizirung nicht ſo eigentlich zu er- forſchen/ daß man ein gewiſſes und unfehlbares Urtheil davon faͤllen moͤchte. Der ſchwartze klebrichte Grund wird wegen inha- bender Fettigkeit bey den meiſten verlangt; der weiſſe und Aſchengraue aber/ wegen der geſaltzenen und nitro- ſiſchen Art gehaſſet/ doch thut dieſes offtermals fehlen. Gleichwol iſt dieſes das gewiſſeſte Zeichen eines fruͤchti- gen Bodens/ wann die Feld-Wald- und Garten- baͤume/ hoch und Aeſt-reich/ ſonderlich wo wilde Birn- Aepfel-Krichen- und andere Obſtbaͤume von ſich ſelbſten wachſen und ſich ausbreiten; wann die Saaten ſchoͤn/ dick/ großaͤhricht/ und viel-koͤrnig/ die Wieſen Gras- und Blumreich; wann die Felder nicht ſo trocken und hoch/ daß ſie allzeit duͤrr/ nicht ſo feucht und tieff/ daß ſie allzeit naß/ nicht ſo zaͤhe und dick/ daß kein Regen oder Son- nenſchein hinein/ nicht ſo luͤck und muͤrb/ daß die Wur- tzen von Hitz oder Kaͤlte alſobald durchgegriffen und be- leidiget werden. Jn kalten Laͤndern ſind die Aecker beſſer gegen Mittag und Morgen; Jn warmen aber/ beſſer gegen Abend und Mitternacht. Jnſonderheit iſt diß ein Zeichen eines erwuͤnſchten guten Bodens/ wann die hohen Berge/ von Graſe/ Kraͤutern und Baͤu- men dick bewachſen/ und mit Bronnenquellen verſehen ſind. Weil nun die Erkanntnis des Erdreichs der Grund iſt/ daraus/ wie unſere Arbeit gedeyen werde/ zu wiſſen/ daher ſich deſto hoͤher zu befleiſſen/ ſolches wol zu erler- nen/ damit die Arbeit deſto reichlicher belohnet/ der Er- den/ mit Miſchung und Dungen deſto emſiger gepflo- gen/ und die Hoffnung deſto weniger betrogen werde. Die Alten haben dieſes Zeichen gegeben eines gu- ten Grundes/ wann man eine Gruben im Feld aus- graͤbt/ und die Erden wieder einfuͤllt; wann ſolche nun die Gruben gleich eben wieder ausgefuͤllt/ iſt es ein mit- telmaͤſſiger; wann der Erden nicht genug iſt/ ein ſchlech- ter; wann ihrer aber zu viel iſt/ daß von Ausfuͤllung der Gruben noch etwas uͤberbleibt/ ſo iſt es ein guter Grun- de/ weil ſie durch ihr eingepflantztes kraͤfftiges Fermen- tum von der angezogenen Lufft (wie ein Taig von ei- nem Sauertaig) gleichſam angeſchwellet und geſchwaͤn- gert wird. Ferner wird dieſer Grund auch geprieſen/ wann er angefeuchtet an den Fingern klebt/ oder wann in Bronnenwaſſer ein wenig Erde gethan/ umgeruͤhrt/ und biß ſie ſich wieder ſetzt/ gelaſſen/ hernach durch ein ſauber Tuch geſihen/ gekoſtet/ und ſuͤß und lieblich am Geſchmack erfunden wird/ hingegen wann ſie wider- waͤrtig/ geſaltzen/ ſtinckend/ kreidicht/ murentzend oder ſalitriſch iſt/ gibt ſie geringe Hoffnung. Man glaubt auch/ daß diß ein Zeichen eines guten Grundes ſey/ wann ein Acker/ nach lang erlittener duͤrrer Zeit bereg- net/ einen guten Geruch (ſo von den Sonnenſtrahlen verurſacht wird) von ſich gibet. Jtem Columella ſagt/ es ſey ein gutes Korn Land zu hoffen/ wo Attich/ Ried/ Pimſen/ Klee/ Brombeer/ und Schlehen wachſen. Das gewiſſeſte iſt/ wann man (wie oben gedacht) ohne diß eine Gruben im Feld machet/ daß man ſehe/ ob die erſte Schwarten/ oder Lege der Erden (die obenauf all- zeit fuͤr das beſte/ weil ſie der Sonnen und des Regens und aller himmliſchen Einfluͤſſe am meiſten genieſet/ und davon am fuͤglichſten imprægnirt wird) tieff und weit hinab einerley Grund und Farbe hat; weil es aber ſelten geſchihet/ iſts genug/ wanns ein wenig mehr als einem Werckſchuch gleichmaͤſſig ſcheinet/ denn da wird man an theils Orten unterſchiedliche Lager der Erden/ als wie die Faͤcher uñ Falten an einer Zwibel ſehen/ ſo wol an der Art als an der Farb unterſchiedlich/ bald Laim/ bald Sand/ bald Stein/ bald Kreiden/ bald ſchwartz/ roth/ weiß/ geel und graulicht/ weil das untere Theil der Erden/ wegen der rohen und bittern Eigenſchafft/ faſt unfruchtbar iſt; deßwegen auch/ nachdem der erſte Grund oder Super- ficies Terræ, tieff oder ſchmal iſt/ hat man ſich auch darnach zu richten/ tieffer oder ſeichter zu ackern. Ein Grund/ der innen her ſandicht iſt/ muß deſto oͤffter ge- dunget werden/ weil der trockene und duͤrre Sand alle Feuchtigkeit und Fette an ſich ziehet; das man in let- tichten und ſtarcken Aeckern nicht zu beſorgen; die viel- mehr die feiſten Gruͤnde bey ihrem Gedeyen deſto beſſer erhalten. Und iſt auch in den ſandichten Feldern ſelbſt dieſes zu beobachten/ daß ein groͤblichter Sand/ wann er recht gedunget wird/ zu Rocken und Habern beſſer iſt/ als wann der Sand gar klein und mehlicht iſt/ denn ſo iſt wenig zu gewarten. Was die Gelegenheit der Felder betrifft/ ſind die ein wenig und ſittſam abhaͤngichten/ wo das Waſſer leicht abzuleiten/ die bequemeſten; auf den gantz flach ebenen/ kan das Schnee- und Regenwaſſer nicht be- quemlich ausgefuͤhrt werden; was aber hoch iſt/ wird die Dung ſamt der guten Erden durch Ungewitter hin- weg gefloͤſet. Die Thaͤler ſind ſo wol wegen des Schat- tens/ als der Guͤſſen beſchwerlich. Jn Summa/ ein ſittig abhangendes Erdreich iſt beſſer als ein flaches; das flache beſſer als das bergichte; das ſchwere traͤgt mehr als das leichte; das harte mehr als das weiche; das ſtarcke mehr als das ſchwache; das feuchte mehr als das trockene; das ſandichte mehr als das ſteinichte; das lettichte mehr als das ſandichte; ſonderlich wo Ge- legenheit iſt mit geſunden Quellwaſſer/ zu warmen Zei- ten/ dem Grundſtuck beyzuſpringen. So ſind auch die Aecker von unterſchiedlichen For- men/ lang/ kurtz/ ſchmal und breit/ und ob wol Colu- mella will/ ein Acker ſoll uͤber 120 Schuch/ darum weil das Vieh durch laͤngere Furchen abgemattet werde/ nicht lang ſeyn/ glaube ich doch/ daß es Mann und Thier leichter ankommt/ in einer geraden Linien fort zu ackern/ als ſo offt beſchwerlich umkehren muͤſſen/ ſo auch theils die Arbeit verzoͤgert und erlaͤngert. Darum ſiht man auch in Ungern an etlichen Orten Aecker/ die zu fuͤnf/ ſechs und mehr hundert Schritten lang ſind/ und dennoch mit leichter Muͤhe und guten Nutzen angebauet werden; wie auch in den Juͤlichiſchen Landen zu ſehen. Fuͤr allen ſollen ſelbige nicht groͤſſer ſeyn/ als der Haus- vatter ſie recht und wol zu bauen und zu verpflegen/ mit Zug und Leuten vermag/ alſo das Feld allzeit ſchwaͤ- cher ſeyn/ als der Ackersmann/ obwoln die weiten Gruͤn- de darum beſſer als die engen/ weil man das beſte zum Ackerbau und Wieſen ausſondern/ und den Uberreſt zu Waͤldern/ Teichen/ und Weingebuͤrgen/ nach Be- ſchaffenheit des Ortes/ fuͤglich gebrauchen und genieſſen kan. Cap. ❁ B ij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/29>, abgerufen am 26.04.2024.