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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] einen vermerckt/ von einem Dorff zum andern Sturm
geschlagen/ und der Wolff verfolgt und gefangen/ ge-
schossen oder erschlagen/ welches sie darum thun müs-
sen/ weil sie ihre Heerden Viehe ohne Hüter und Hun-
de nach Gefallen hin und her auf den Bergen weiden
lassen.

Auf gleiche Weise sind sie auch aus Engelland ver-
trieben worden/ als/ aus Befehl des Königs/ ein jeder
Ubelthäter (der kein Mörder gewesen) einen Wolff zur
Straff hat fangen und liefern müssen/ und so lang diß
nicht geschehen/ haben sie nicht dörffen nach Hause kom-
men; wie Philip. Camerarius in Horis subcisivis aus
relation des Herrn Philippi Sydnaei part. 1. c. 28. er-
zehlet.

Und Monsieur Sanson d' Abbeville in seinem Glo-
bo terrestri
in Britannien erzehlt/ als König Edgarus
von Ludvallo dem Landsfürsten in Wallis dahin getrie-
ben worden/ daß er ihm versprechen muste/ an statt des
Tributs Jährlich 300 Wölffe zu liefern/ habe man/ als
man dieses drey Jahr lang continuirte/ das vierdte
Jahr keinen Wolff mehr in Engelland finden oder be-
kommen können/ und mag gar wol seyn/ daß damals
die Englischen Könige der Art und Weise/ so Herr
Sydnaei erzehlt/ die Wölffe zu bekommen/ sich bedie-
net haben.

Der Wolff hat an den fordern Füssen fünf Zähen/
an den hintern aber nur vier. Jm Winter und wann
sie hungert/ fangen sie des Abends ein grausames Ge-
heul an/ und darff nur einer anstimmen/ so folgen die an-
dern alle nach; er ist heißhungerig/ frisst Haar/ Bein
und Fleisch miteinander/ und so er einmal sich voll an-
gefressen/ mag er drey oder mehr Tage darauf fasten.

Wann sie Hunde angreiffen und erwischen/ so kön-
nen sie artlich die Haut abstreiffen/ und fressen weder die
Haut noch den Kopf/ sie fassen die überwältigten Hun-
de/ meistens bey der Gurgel an/ so wol/ daß sie ihnen mit
dem Biß nicht schaden/ als auch daß sie nicht schreyen
können. Ein Pferd greiffen sie vorwärts/ und ein Rind
zurück an; grosse Schweine ergreiffen sie bey den Ohren/
und treiben sie mit dem Schweiff nach. Das Wild-
pret fangen sie meistens im Winter auf dem Eys/ son-
derlich Hirschen und Rehe. Mr. de Salnove schreibt/
sie seyen so arg und wol abgerichtet auf das Wildpret-
Jagen/ daß sie den besten Chiens Courans nichts nach-
geben.

Monsieur Jean de Clamorgan, hat ein absonderli-
ches Tractätlein geschrieben la Chasse du Loup genannt/
und es Carolo IX. dem König in Franckreich dedicirt/
so verteutscht in beeden zu Straßburg gedruckten Char-
les Estienne
und Crescentii Büchern vom Feldbau zu
finden. Der sagt/ daß in den Nieren eines alten Wolffs
Schlangen wachsen/ daß er selbst in drey oder vier Wölf-
fen habe wahrgenommen/ und etwan auch in einem Nie-
ren zwo Schlangen/ deren die eine eines Schuhes/ die
andere eines Fingers lang gewesen/ welche endlich den
Wolff gar umbringen/ daher zu solcher Zeit der Wölf-
fe Biß unheilsam und tödtlich ist.

Von der Wölffe Antipathia mit den Schafen
sind alle Bücher voll/ daher unnöthig hier viel zu geden-
cken.

Die Wolffsleber gedörrt und gepulvert/ soll denen
Lebersüchtigen heilsam seyn/ und in weissen Wein etli-
che Morgen nacheinander eingetruncken/ eine geheime
[Spaltenumbruch] bewährte Artzney seyn wider die Wassersucht/ auch wider
die alte tieff eingewurtzelte schwere Husten.

Die Därmen vom Wolff gesäubert/ gedörrt und
gepulvert/ eines Quintels oder vier Scrupel schwer in
weissen Wein/ darinnen Camillenblumen oder Ane-
thum
gesotten ist/ eingenommen/ sind in der Colica und
in allen Kranckheiten der Gedärme ein treffliches Mit-
tel; darzu sollen auch dienen die Beinlein/ so von den
gefressnen Thieren in Wolffskoth gefunden werden/ sol-
che gestossen und in Wein eingenommen/ wie Galenus
bezeuget.

Der Wolffszahn ist den Kindern gut/ denen die
Zähne anfangen aufzugehen.

Jhr Balg giebt gute warme Beltz/ darinnen sich kein
Ungezifer aufhält/ ohne daß die Hunde/ wo sie darzu
kommen können/ solches gerne besprengen.

Sein Hertz soll denen hinfallenden Epilepticis nütz-
lich seyn.

Die Wolffs-Lunge dienet den Keuchenden; und
das Auge denen/ so mit dem Wechselfieber behafftet sind/
wann es auf den Arm gebunden werde.

P. Borellus Cent. 2. Observ. 95. sagt: Es hab ihm
seiner guten Freunde einer/ vor eine gewisse Warheit
erzehlt/ daß einer/ der das Hinfallende gehabt/ und viel
vergeblich gebraucht/ endlich als er eine Wolffsleber ge-
dörrt und gegessen/ sey nicht allein vollkommen davon er-
ledigt und curirt worden/ sondern habe auch mit diesem
vielen andern also geholffen.

Zum Beschluß dieses Capitels/ will ich aus Herrn
Loys Guyon unterschiedliche Lectionen lib. 2. c. 34. an-
führen/ daß im vorigen Saeculo in Picardie in dem Ge-
höltz Ardenne, als etliche arme Weiber/ Jungen und
Dirnen Holtz aufzulesen in den Wald gegangen/ dar-
unter auch eines armen Tagwerckers Weib gewesen/
die ihr Kind von drey viertel Jahren bey sich gehabt/ sol-
ches nächst bey sich nidergesetzt/ und etliche Bürdel zu-
sammgebunden/ als aber die Forstknechte gähling über
diese Leute kommen/ sie zu pfänden/ seyen sie in grosser
Forcht und Eile davon geflohen/ und habe die Mutter
das Kind nicht auffassen können; als sie aber/ nach-
dem sie sich sicher geglaubt/ ihr Kind wieder suchen und
holen wollen/ habe sie es nicht gefunden. Also ist/ wie die
Nachfolge bezeugt hat/ eine Wölffin kommen/ hat das
Kind gefunden/ und in ihre Hölen zu ihren Jungen ge-
tragen/ zweifelsohne/ solches mit ihnen zu verzehren; als
sie aber (durch GOttes Schickung) satt gewesen/ hat
sich die alte Wölffin zu ihren Jungen und dem Kind
hingelegt/ da das Kind eine Zitzen von der Wölffin in
den Mund bekommen und gesogen/ sey also von der
Wölffin/ die es lieb gewonnen/ verschonet/ auch von
den jungen Wölfflein/ die mit ihm gespielt/ und seinen
Koth gerne gefressen/ in ihre Zunfft aufgenommen; das
habe nun etliche Jahr allzeit der Wölffin/ seiner Am-
men/ nachgefolgt/ und sey hernach in einer Wolffs-
Jagt gefangen/ und die Wölffin erschlagen worden.
Der Knab ist ohngefähr 7 Jahr alt gewesen; und weil
er 6 Finger an jeder Hand gehabt/ ist er endlich für des
Tagwerckers Sohn/ weil sein Alter gleich eingetroffen/
erkannt/ und zur Hütung der Schaaf gebraucht wor-
den/ biß er 14 Jahr alt worden. Unter dieser Zeit haben
ihm die Wölffe nie kein Schaf oder anders Viehe an-
gegriffen/ auch kein Viehe oder Hund/ so er mit seiner

Hand

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] einen vermerckt/ von einem Dorff zum andern Sturm
geſchlagen/ und der Wolff verfolgt und gefangen/ ge-
ſchoſſen oder erſchlagen/ welches ſie darum thun muͤſ-
ſen/ weil ſie ihre Heerden Viehe ohne Huͤter und Hun-
de nach Gefallen hin und her auf den Bergen weiden
laſſen.

Auf gleiche Weiſe ſind ſie auch aus Engelland ver-
trieben worden/ als/ aus Befehl des Koͤnigs/ ein jeder
Ubelthaͤter (der kein Moͤrder geweſen) einen Wolff zur
Straff hat fangen und liefern muͤſſen/ und ſo lang diß
nicht geſchehen/ haben ſie nicht doͤrffen nach Hauſe kom-
men; wie Philip. Camerarius in Horis ſubciſivis aus
relation des Herrn Philippi Sydnæi part. 1. c. 28. er-
zehlet.

Und Monſieur Sanſon d’ Abbeville in ſeinem Glo-
bo terreſtri
in Britannien erzehlt/ als Koͤnig Edgarus
von Ludvallo dem Landsfuͤrſten in Wallis dahin getrie-
ben worden/ daß er ihm verſprechen muſte/ an ſtatt des
Tributs Jaͤhrlich 300 Woͤlffe zu liefern/ habe man/ als
man dieſes drey Jahr lang continuirte/ das vierdte
Jahr keinen Wolff mehr in Engelland finden oder be-
kommen koͤnnen/ und mag gar wol ſeyn/ daß damals
die Engliſchen Koͤnige der Art und Weiſe/ ſo Herr
Sydnæi erzehlt/ die Woͤlffe zu bekommen/ ſich bedie-
net haben.

Der Wolff hat an den fordern Fuͤſſen fuͤnf Zaͤhen/
an den hintern aber nur vier. Jm Winter und wann
ſie hungert/ fangen ſie des Abends ein grauſames Ge-
heul an/ und darff nur einer anſtimmen/ ſo folgen die an-
dern alle nach; er iſt heißhungerig/ friſſt Haar/ Bein
und Fleiſch miteinander/ und ſo er einmal ſich voll an-
gefreſſen/ mag er drey oder mehr Tage darauf faſten.

Wann ſie Hunde angreiffen und erwiſchen/ ſo koͤn-
nen ſie artlich die Haut abſtreiffen/ und freſſen weder die
Haut noch den Kopf/ ſie faſſen die uͤberwaͤltigten Hun-
de/ meiſtens bey der Gurgel an/ ſo wol/ daß ſie ihnen mit
dem Biß nicht ſchaden/ als auch daß ſie nicht ſchreyen
koͤnnen. Ein Pferd greiffen ſie vorwaͤrts/ und ein Rind
zuruͤck an; groſſe Schweine ergreiffen ſie bey den Ohren/
und treiben ſie mit dem Schweiff nach. Das Wild-
pret fangen ſie meiſtens im Winter auf dem Eys/ ſon-
derlich Hirſchen und Rehe. Mr. de Salnove ſchreibt/
ſie ſeyen ſo arg und wol abgerichtet auf das Wildpret-
Jagen/ daß ſie den beſten Chiens Courans nichts nach-
geben.

Monſieur Jean de Clamorgan, hat ein abſonderli-
ches Tractaͤtlein geſchrieben la Chaſſe du Loup genannt/
und es Carolo IX. dem Koͤnig in Franckreich dedicirt/
ſo verteutſcht in beeden zu Straßburg gedruckten Char-
les Eſtienne
und Creſcentii Buͤchern vom Feldbau zu
finden. Der ſagt/ daß in den Nieren eines alten Wolffs
Schlangen wachſen/ daß er ſelbſt in drey oder vier Woͤlf-
fen habe wahrgenommen/ und etwan auch in einem Nie-
ren zwo Schlangen/ deren die eine eines Schuhes/ die
andere eines Fingers lang geweſen/ welche endlich den
Wolff gar umbringen/ daher zu ſolcher Zeit der Woͤlf-
fe Biß unheilſam und toͤdtlich iſt.

Von der Woͤlffe Antipathiâ mit den Schafen
ſind alle Buͤcher voll/ daher unnoͤthig hier viel zu geden-
cken.

Die Wolffsleber gedoͤrrt und gepulvert/ ſoll denen
Leberſuͤchtigen heilſam ſeyn/ und in weiſſen Wein etli-
che Morgen nacheinander eingetruncken/ eine geheime
[Spaltenumbruch] bewaͤhrte Artzney ſeyn wider die Waſſerſucht/ auch wider
die alte tieff eingewurtzelte ſchwere Huſten.

Die Daͤrmen vom Wolff geſaͤubert/ gedoͤrꝛt und
gepulvert/ eines Quintels oder vier Scrupel ſchwer in
weiſſen Wein/ darinnen Camillenblumen oder Ane-
thum
geſotten iſt/ eingenommen/ ſind in der Colica und
in allen Kranckheiten der Gedaͤrme ein treffliches Mit-
tel; darzu ſollen auch dienen die Beinlein/ ſo von den
gefreſſnen Thieren in Wolffskoth gefunden werden/ ſol-
che geſtoſſen und in Wein eingenommen/ wie Galenus
bezeuget.

Der Wolffszahn iſt den Kindern gut/ denen die
Zaͤhne anfangen aufzugehen.

Jhr Balg giebt gute warme Beltz/ darinnen ſich kein
Ungezifer aufhaͤlt/ ohne daß die Hunde/ wo ſie darzu
kommen koͤnnen/ ſolches gerne beſprengen.

Sein Hertz ſoll denen hinfallenden Epilepticis nuͤtz-
lich ſeyn.

Die Wolffs-Lunge dienet den Keuchenden; und
das Auge denen/ ſo mit dem Wechſelfieber behafftet ſind/
wann es auf den Arm gebunden werde.

P. Borellus Cent. 2. Obſerv. 95. ſagt: Es hab ihm
ſeiner guten Freunde einer/ vor eine gewiſſe Warheit
erzehlt/ daß einer/ der das Hinfallende gehabt/ und viel
vergeblich gebraucht/ endlich als er eine Wolffsleber ge-
doͤrrt und gegeſſen/ ſey nicht allein vollkommen davon er-
ledigt und curirt worden/ ſondern habe auch mit dieſem
vielen andern alſo geholffen.

Zum Beſchluß dieſes Capitels/ will ich aus Herrn
Loys Guyon unterſchiedliche Lectionen lib. 2. c. 34. an-
fuͤhren/ daß im vorigen Sæculo in Picardie in dem Ge-
hoͤltz Ardenne, als etliche arme Weiber/ Jungen und
Dirnen Holtz aufzuleſen in den Wald gegangen/ dar-
unter auch eines armen Tagwerckers Weib geweſen/
die ihr Kind von drey viertel Jahren bey ſich gehabt/ ſol-
ches naͤchſt bey ſich nidergeſetzt/ und etliche Buͤrdel zu-
ſammgebunden/ als aber die Forſtknechte gaͤhling uͤber
dieſe Leute kommen/ ſie zu pfaͤnden/ ſeyen ſie in groſſer
Forcht und Eile davon geflohen/ und habe die Mutter
das Kind nicht auffaſſen koͤnnen; als ſie aber/ nach-
dem ſie ſich ſicher geglaubt/ ihr Kind wieder ſuchen und
holen wollen/ habe ſie es nicht gefunden. Alſo iſt/ wie die
Nachfolge bezeugt hat/ eine Woͤlffin kommen/ hat das
Kind gefunden/ und in ihre Hoͤlen zu ihren Jungen ge-
tragen/ zweifelsohne/ ſolches mit ihnen zu verzehren; als
ſie aber (durch GOttes Schickung) ſatt geweſen/ hat
ſich die alte Woͤlffin zu ihren Jungen und dem Kind
hingelegt/ da das Kind eine Zitzen von der Woͤlffin in
den Mund bekommen und geſogen/ ſey alſo von der
Woͤlffin/ die es lieb gewonnen/ verſchonet/ auch von
den jungen Woͤlfflein/ die mit ihm geſpielt/ und ſeinen
Koth gerne gefreſſen/ in ihre Zunfft aufgenommen; das
habe nun etliche Jahr allzeit der Woͤlffin/ ſeiner Am-
men/ nachgefolgt/ und ſey hernach in einer Wolffs-
Jagt gefangen/ und die Woͤlffin erſchlagen worden.
Der Knab iſt ohngefaͤhr 7 Jahr alt geweſen; und weil
er 6 Finger an jeder Hand gehabt/ iſt er endlich fuͤr des
Tagwerckers Sohn/ weil ſein Alter gleich eingetroffen/
erkannt/ und zur Huͤtung der Schaaf gebraucht wor-
den/ biß er 14 Jahr alt worden. Unter dieſer Zeit haben
ihm die Woͤlffe nie kein Schaf oder anders Viehe an-
gegriffen/ auch kein Viehe oder Hund/ ſo er mit ſeiner

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[644/0662] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens einen vermerckt/ von einem Dorff zum andern Sturm geſchlagen/ und der Wolff verfolgt und gefangen/ ge- ſchoſſen oder erſchlagen/ welches ſie darum thun muͤſ- ſen/ weil ſie ihre Heerden Viehe ohne Huͤter und Hun- de nach Gefallen hin und her auf den Bergen weiden laſſen. Auf gleiche Weiſe ſind ſie auch aus Engelland ver- trieben worden/ als/ aus Befehl des Koͤnigs/ ein jeder Ubelthaͤter (der kein Moͤrder geweſen) einen Wolff zur Straff hat fangen und liefern muͤſſen/ und ſo lang diß nicht geſchehen/ haben ſie nicht doͤrffen nach Hauſe kom- men; wie Philip. Camerarius in Horis ſubciſivis aus relation des Herrn Philippi Sydnæi part. 1. c. 28. er- zehlet. Und Monſieur Sanſon d’ Abbeville in ſeinem Glo- bo terreſtri in Britannien erzehlt/ als Koͤnig Edgarus von Ludvallo dem Landsfuͤrſten in Wallis dahin getrie- ben worden/ daß er ihm verſprechen muſte/ an ſtatt des Tributs Jaͤhrlich 300 Woͤlffe zu liefern/ habe man/ als man dieſes drey Jahr lang continuirte/ das vierdte Jahr keinen Wolff mehr in Engelland finden oder be- kommen koͤnnen/ und mag gar wol ſeyn/ daß damals die Engliſchen Koͤnige der Art und Weiſe/ ſo Herr Sydnæi erzehlt/ die Woͤlffe zu bekommen/ ſich bedie- net haben. Der Wolff hat an den fordern Fuͤſſen fuͤnf Zaͤhen/ an den hintern aber nur vier. Jm Winter und wann ſie hungert/ fangen ſie des Abends ein grauſames Ge- heul an/ und darff nur einer anſtimmen/ ſo folgen die an- dern alle nach; er iſt heißhungerig/ friſſt Haar/ Bein und Fleiſch miteinander/ und ſo er einmal ſich voll an- gefreſſen/ mag er drey oder mehr Tage darauf faſten. Wann ſie Hunde angreiffen und erwiſchen/ ſo koͤn- nen ſie artlich die Haut abſtreiffen/ und freſſen weder die Haut noch den Kopf/ ſie faſſen die uͤberwaͤltigten Hun- de/ meiſtens bey der Gurgel an/ ſo wol/ daß ſie ihnen mit dem Biß nicht ſchaden/ als auch daß ſie nicht ſchreyen koͤnnen. Ein Pferd greiffen ſie vorwaͤrts/ und ein Rind zuruͤck an; groſſe Schweine ergreiffen ſie bey den Ohren/ und treiben ſie mit dem Schweiff nach. Das Wild- pret fangen ſie meiſtens im Winter auf dem Eys/ ſon- derlich Hirſchen und Rehe. Mr. de Salnove ſchreibt/ ſie ſeyen ſo arg und wol abgerichtet auf das Wildpret- Jagen/ daß ſie den beſten Chiens Courans nichts nach- geben. Monſieur Jean de Clamorgan, hat ein abſonderli- ches Tractaͤtlein geſchrieben la Chaſſe du Loup genannt/ und es Carolo IX. dem Koͤnig in Franckreich dedicirt/ ſo verteutſcht in beeden zu Straßburg gedruckten Char- les Eſtienne und Creſcentii Buͤchern vom Feldbau zu finden. Der ſagt/ daß in den Nieren eines alten Wolffs Schlangen wachſen/ daß er ſelbſt in drey oder vier Woͤlf- fen habe wahrgenommen/ und etwan auch in einem Nie- ren zwo Schlangen/ deren die eine eines Schuhes/ die andere eines Fingers lang geweſen/ welche endlich den Wolff gar umbringen/ daher zu ſolcher Zeit der Woͤlf- fe Biß unheilſam und toͤdtlich iſt. Von der Woͤlffe Antipathiâ mit den Schafen ſind alle Buͤcher voll/ daher unnoͤthig hier viel zu geden- cken. Die Wolffsleber gedoͤrrt und gepulvert/ ſoll denen Leberſuͤchtigen heilſam ſeyn/ und in weiſſen Wein etli- che Morgen nacheinander eingetruncken/ eine geheime bewaͤhrte Artzney ſeyn wider die Waſſerſucht/ auch wider die alte tieff eingewurtzelte ſchwere Huſten. Die Daͤrmen vom Wolff geſaͤubert/ gedoͤrꝛt und gepulvert/ eines Quintels oder vier Scrupel ſchwer in weiſſen Wein/ darinnen Camillenblumen oder Ane- thum geſotten iſt/ eingenommen/ ſind in der Colica und in allen Kranckheiten der Gedaͤrme ein treffliches Mit- tel; darzu ſollen auch dienen die Beinlein/ ſo von den gefreſſnen Thieren in Wolffskoth gefunden werden/ ſol- che geſtoſſen und in Wein eingenommen/ wie Galenus bezeuget. Der Wolffszahn iſt den Kindern gut/ denen die Zaͤhne anfangen aufzugehen. Jhr Balg giebt gute warme Beltz/ darinnen ſich kein Ungezifer aufhaͤlt/ ohne daß die Hunde/ wo ſie darzu kommen koͤnnen/ ſolches gerne beſprengen. Sein Hertz ſoll denen hinfallenden Epilepticis nuͤtz- lich ſeyn. Die Wolffs-Lunge dienet den Keuchenden; und das Auge denen/ ſo mit dem Wechſelfieber behafftet ſind/ wann es auf den Arm gebunden werde. P. Borellus Cent. 2. Obſerv. 95. ſagt: Es hab ihm ſeiner guten Freunde einer/ vor eine gewiſſe Warheit erzehlt/ daß einer/ der das Hinfallende gehabt/ und viel vergeblich gebraucht/ endlich als er eine Wolffsleber ge- doͤrrt und gegeſſen/ ſey nicht allein vollkommen davon er- ledigt und curirt worden/ ſondern habe auch mit dieſem vielen andern alſo geholffen. Zum Beſchluß dieſes Capitels/ will ich aus Herrn Loys Guyon unterſchiedliche Lectionen lib. 2. c. 34. an- fuͤhren/ daß im vorigen Sæculo in Picardie in dem Ge- hoͤltz Ardenne, als etliche arme Weiber/ Jungen und Dirnen Holtz aufzuleſen in den Wald gegangen/ dar- unter auch eines armen Tagwerckers Weib geweſen/ die ihr Kind von drey viertel Jahren bey ſich gehabt/ ſol- ches naͤchſt bey ſich nidergeſetzt/ und etliche Buͤrdel zu- ſammgebunden/ als aber die Forſtknechte gaͤhling uͤber dieſe Leute kommen/ ſie zu pfaͤnden/ ſeyen ſie in groſſer Forcht und Eile davon geflohen/ und habe die Mutter das Kind nicht auffaſſen koͤnnen; als ſie aber/ nach- dem ſie ſich ſicher geglaubt/ ihr Kind wieder ſuchen und holen wollen/ habe ſie es nicht gefunden. Alſo iſt/ wie die Nachfolge bezeugt hat/ eine Woͤlffin kommen/ hat das Kind gefunden/ und in ihre Hoͤlen zu ihren Jungen ge- tragen/ zweifelsohne/ ſolches mit ihnen zu verzehren; als ſie aber (durch GOttes Schickung) ſatt geweſen/ hat ſich die alte Woͤlffin zu ihren Jungen und dem Kind hingelegt/ da das Kind eine Zitzen von der Woͤlffin in den Mund bekommen und geſogen/ ſey alſo von der Woͤlffin/ die es lieb gewonnen/ verſchonet/ auch von den jungen Woͤlfflein/ die mit ihm geſpielt/ und ſeinen Koth gerne gefreſſen/ in ihre Zunfft aufgenommen; das habe nun etliche Jahr allzeit der Woͤlffin/ ſeiner Am- men/ nachgefolgt/ und ſey hernach in einer Wolffs- Jagt gefangen/ und die Woͤlffin erſchlagen worden. Der Knab iſt ohngefaͤhr 7 Jahr alt geweſen; und weil er 6 Finger an jeder Hand gehabt/ iſt er endlich fuͤr des Tagwerckers Sohn/ weil ſein Alter gleich eingetroffen/ erkannt/ und zur Huͤtung der Schaaf gebraucht wor- den/ biß er 14 Jahr alt worden. Unter dieſer Zeit haben ihm die Woͤlffe nie kein Schaf oder anders Viehe an- gegriffen/ auch kein Viehe oder Hund/ ſo er mit ſeiner Hand

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/662>, abgerufen am 26.04.2024.