wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es sage: ich thu' es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an mir? --
Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort, nachdem Adele sie verlassen, was steht zu Jhrem Befehle? Doch sprechen wir in unserer Sprache, bitt' ich; Sie hören, ich bin ein Deutscher.
"Jhre Erklärung," erwiederte der Offizier, "giebt mir einen erwünschten Uebergang, gleichsam zur Einleitung für das unangenehme Geschäft welches mich hierher führt. Sie sind kein Franzose, obgleich Sie dafür gelten? So wäre denn vielleicht auch wahr, was als Gerücht zu unsern Ohren gelangte: daß Sie, von höherem Stande, Jhren gegenwärtigen nur in jugendlich-übermüthiger Laune erwählt hätten? Daß Sie von Geburt wären? Daß Sie vielleicht nächstens, wenn Sie des Scherzes, oder jener erotischen Beweg- gründe, die Sie zu solcher Verkleidung brachten, müde sind, Jhren Namen wieder tragen und die Jugendthorheit belächeln dürften?"
Und in welcher Absicht, mein Herr, stellen Sie mir diese Gewissensfragen?
"Jn der redlichsten von der Welt. Sie haben gestern den jungen Grafen Louis gröblich insultirt.
Die Vagabunden. II. 3
wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es ſage: ich thu’ es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an mir? —
Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort, nachdem Adele ſie verlaſſen, was ſteht zu Jhrem Befehle? Doch ſprechen wir in unſerer Sprache, bitt’ ich; Sie hoͤren, ich bin ein Deutſcher.
„Jhre Erklaͤrung,“ erwiederte der Offizier, „giebt mir einen erwuͤnſchten Uebergang, gleichſam zur Einleitung fuͤr das unangenehme Geſchaͤft welches mich hierher fuͤhrt. Sie ſind kein Franzoſe, obgleich Sie dafuͤr gelten? So waͤre denn vielleicht auch wahr, was als Geruͤcht zu unſern Ohren gelangte: daß Sie, von hoͤherem Stande, Jhren gegenwaͤrtigen nur in jugendlich-uͤbermuͤthiger Laune erwaͤhlt haͤtten? Daß Sie von Geburt waͤren? Daß Sie vielleicht naͤchſtens, wenn Sie des Scherzes, oder jener erotiſchen Beweg- gruͤnde, die Sie zu ſolcher Verkleidung brachten, muͤde ſind, Jhren Namen wieder tragen und die Jugendthorheit belaͤcheln duͤrften?“
Und in welcher Abſicht, mein Herr, ſtellen Sie mir dieſe Gewiſſensfragen?
„Jn der redlichſten von der Welt. Sie haben geſtern den jungen Grafen Louis groͤblich inſultirt.
Die Vagabunden. II. 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0035"n="33"/>
wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es ſage:<lb/>
ich thu’ es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an<lb/>
mir? —</p><lb/><p>Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort,<lb/>
nachdem Adele ſie verlaſſen, was ſteht zu Jhrem<lb/>
Befehle? Doch ſprechen wir in unſerer Sprache, bitt’<lb/>
ich; Sie hoͤren, ich bin ein Deutſcher.</p><lb/><p>„Jhre Erklaͤrung,“ erwiederte der Offizier,<lb/>„giebt mir einen erwuͤnſchten Uebergang, gleichſam<lb/>
zur Einleitung fuͤr das unangenehme Geſchaͤft welches<lb/>
mich hierher fuͤhrt. Sie ſind kein Franzoſe, obgleich<lb/>
Sie dafuͤr gelten? So waͤre denn vielleicht auch wahr,<lb/>
was als Geruͤcht zu unſern Ohren gelangte: daß Sie,<lb/>
von hoͤherem Stande, Jhren gegenwaͤrtigen nur in<lb/>
jugendlich-uͤbermuͤthiger Laune erwaͤhlt haͤtten? Daß<lb/>
Sie von Geburt waͤren? Daß Sie vielleicht naͤchſtens,<lb/>
wenn Sie des Scherzes, oder jener erotiſchen Beweg-<lb/>
gruͤnde, die Sie zu ſolcher Verkleidung brachten,<lb/>
muͤde ſind, Jhren Namen wieder tragen und die<lb/>
Jugendthorheit belaͤcheln duͤrften?“</p><lb/><p>Und in welcher Abſicht, mein Herr, ſtellen Sie<lb/>
mir dieſe Gewiſſensfragen?</p><lb/><p>„Jn der redlichſten von der Welt. Sie haben<lb/>
geſtern den jungen Grafen Louis groͤblich inſultirt.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Die Vagabunden. <hirendition="#aq">II.</hi> 3</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[33/0035]
wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es ſage:
ich thu’ es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an
mir? —
Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort,
nachdem Adele ſie verlaſſen, was ſteht zu Jhrem
Befehle? Doch ſprechen wir in unſerer Sprache, bitt’
ich; Sie hoͤren, ich bin ein Deutſcher.
„Jhre Erklaͤrung,“ erwiederte der Offizier,
„giebt mir einen erwuͤnſchten Uebergang, gleichſam
zur Einleitung fuͤr das unangenehme Geſchaͤft welches
mich hierher fuͤhrt. Sie ſind kein Franzoſe, obgleich
Sie dafuͤr gelten? So waͤre denn vielleicht auch wahr,
was als Geruͤcht zu unſern Ohren gelangte: daß Sie,
von hoͤherem Stande, Jhren gegenwaͤrtigen nur in
jugendlich-uͤbermuͤthiger Laune erwaͤhlt haͤtten? Daß
Sie von Geburt waͤren? Daß Sie vielleicht naͤchſtens,
wenn Sie des Scherzes, oder jener erotiſchen Beweg-
gruͤnde, die Sie zu ſolcher Verkleidung brachten,
muͤde ſind, Jhren Namen wieder tragen und die
Jugendthorheit belaͤcheln duͤrften?“
Und in welcher Abſicht, mein Herr, ſtellen Sie
mir dieſe Gewiſſensfragen?
„Jn der redlichſten von der Welt. Sie haben
geſtern den jungen Grafen Louis groͤblich inſultirt.
Die Vagabunden. II. 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/35>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.