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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es sage:
ich thu' es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an
mir? --

Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort,
nachdem Adele sie verlassen, was steht zu Jhrem
Befehle? Doch sprechen wir in unserer Sprache, bitt'
ich; Sie hören, ich bin ein Deutscher.

"Jhre Erklärung," erwiederte der Offizier,
"giebt mir einen erwünschten Uebergang, gleichsam
zur Einleitung für das unangenehme Geschäft welches
mich hierher führt. Sie sind kein Franzose, obgleich
Sie dafür gelten? So wäre denn vielleicht auch wahr,
was als Gerücht zu unsern Ohren gelangte: daß Sie,
von höherem Stande, Jhren gegenwärtigen nur in
jugendlich-übermüthiger Laune erwählt hätten? Daß
Sie von Geburt wären? Daß Sie vielleicht nächstens,
wenn Sie des Scherzes, oder jener erotischen Beweg-
gründe, die Sie zu solcher Verkleidung brachten,
müde sind, Jhren Namen wieder tragen und die
Jugendthorheit belächeln dürften?"

Und in welcher Absicht, mein Herr, stellen Sie
mir diese Gewissensfragen?

"Jn der redlichsten von der Welt. Sie haben
gestern den jungen Grafen Louis gröblich insultirt.

Die Vagabunden. II. 3

wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es ſage:
ich thu’ es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an
mir? —

Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort,
nachdem Adele ſie verlaſſen, was ſteht zu Jhrem
Befehle? Doch ſprechen wir in unſerer Sprache, bitt’
ich; Sie hoͤren, ich bin ein Deutſcher.

„Jhre Erklaͤrung,“ erwiederte der Offizier,
„giebt mir einen erwuͤnſchten Uebergang, gleichſam
zur Einleitung fuͤr das unangenehme Geſchaͤft welches
mich hierher fuͤhrt. Sie ſind kein Franzoſe, obgleich
Sie dafuͤr gelten? So waͤre denn vielleicht auch wahr,
was als Geruͤcht zu unſern Ohren gelangte: daß Sie,
von hoͤherem Stande, Jhren gegenwaͤrtigen nur in
jugendlich-uͤbermuͤthiger Laune erwaͤhlt haͤtten? Daß
Sie von Geburt waͤren? Daß Sie vielleicht naͤchſtens,
wenn Sie des Scherzes, oder jener erotiſchen Beweg-
gruͤnde, die Sie zu ſolcher Verkleidung brachten,
muͤde ſind, Jhren Namen wieder tragen und die
Jugendthorheit belaͤcheln duͤrften?“

Und in welcher Abſicht, mein Herr, ſtellen Sie
mir dieſe Gewiſſensfragen?

„Jn der redlichſten von der Welt. Sie haben
geſtern den jungen Grafen Louis groͤblich inſultirt.

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[33/0035] wurde. Verzeihen Sie, Antoine, daß ich es ſage: ich thu’ es nur um Jhretwillen. Denn was liegt an mir? — Und nun, Herr Lieutenant, fuhr Anton fort, nachdem Adele ſie verlaſſen, was ſteht zu Jhrem Befehle? Doch ſprechen wir in unſerer Sprache, bitt’ ich; Sie hoͤren, ich bin ein Deutſcher. „Jhre Erklaͤrung,“ erwiederte der Offizier, „giebt mir einen erwuͤnſchten Uebergang, gleichſam zur Einleitung fuͤr das unangenehme Geſchaͤft welches mich hierher fuͤhrt. Sie ſind kein Franzoſe, obgleich Sie dafuͤr gelten? So waͤre denn vielleicht auch wahr, was als Geruͤcht zu unſern Ohren gelangte: daß Sie, von hoͤherem Stande, Jhren gegenwaͤrtigen nur in jugendlich-uͤbermuͤthiger Laune erwaͤhlt haͤtten? Daß Sie von Geburt waͤren? Daß Sie vielleicht naͤchſtens, wenn Sie des Scherzes, oder jener erotiſchen Beweg- gruͤnde, die Sie zu ſolcher Verkleidung brachten, muͤde ſind, Jhren Namen wieder tragen und die Jugendthorheit belaͤcheln duͤrften?“ Und in welcher Abſicht, mein Herr, ſtellen Sie mir dieſe Gewiſſensfragen? „Jn der redlichſten von der Welt. Sie haben geſtern den jungen Grafen Louis groͤblich inſultirt. Die Vagabunden. II. 3

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/35>, abgerufen am 26.04.2024.