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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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bis auf unsere Zeiten.
wäre doch ungerecht, Männer wie Zasius
und Haloander und die ersten Herausgeber
der nicht durch Justinian auf uns gekomme-
nen Fragmente Bouchard und Sichard,
mit Martinus, Bulgarus, Azo, Accur-
sius, Barrolus, Baldus, Jason
und
den andern Verfassern der Glosse oder des
Tractatus Tractatuum in eine Reihe zu stel-
len. Besonders Hofmann (Haloander) hat
dieß nicht um uns verdient, der zuerst die
Pandecten mit Auswahl der Lesarten und
ohne sclavische Anhänglichkeit, weder an ei-
ne sogenannte nirgends existirende Vulgata,
noch an das Manuseript zu Florenz, edirte,
und der zuerst den griechischen Text der No-
vellen mit einer bessern Uebersetzung drucken
ließ.

§. 191.

Hingegen die peinliche Gerichtsordnung
Carls V. verdiente nicht in einer hellern Pe-
riode erwähnt zu werden, auch wenn sie chro-
nologisch nicht so sehr entschieden früher wä-
re, als der Einfluß der neuen Art die Wis-
senschaft zu behandeln. Sie sollte die Schös-
fen in Ordnung bringen, das heißt ihnen
das, was gemeines Recht sey, bekannt ma-
chen, oder ihnen zeigen, wenn und wo sie
darnach anfragen müßten. Der Vorwurf ist
also wohl sehr ungerecht, den man ihr we-

gen
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bis auf unſere Zeiten.
waͤre doch ungerecht, Maͤnner wie Zaſius
und Haloander und die erſten Herausgeber
der nicht durch Juſtinian auf uns gekomme-
nen Fragmente Bouchard und Sichard,
mit Martinus, Bulgarus, Azo, Accur-
ſius, Barrolus, Baldus, Jaſon
und
den andern Verfaſſern der Gloſſe oder des
Tractatus Tractatuum in eine Reihe zu ſtel-
len. Beſonders Hofmann (Haloander) hat
dieß nicht um uns verdient, der zuerſt die
Pandecten mit Auswahl der Lesarten und
ohne ſclaviſche Anhaͤnglichkeit, weder an ei-
ne ſogenannte nirgends exiſtirende Vulgata,
noch an das Manuſeript zu Florenz, edirte,
und der zuerſt den griechiſchen Text der No-
vellen mit einer beſſern Ueberſetzung drucken
ließ.

§. 191.

Hingegen die peinliche Gerichtsordnung
Carls V. verdiente nicht in einer hellern Pe-
riode erwaͤhnt zu werden, auch wenn ſie chro-
nologiſch nicht ſo ſehr entſchieden fruͤher waͤ-
re, als der Einfluß der neuen Art die Wiſ-
ſenſchaft zu behandeln. Sie ſollte die Schoͤſ-
fen in Ordnung bringen, das heißt ihnen
das, was gemeines Recht ſey, bekannt ma-
chen, oder ihnen zeigen, wenn und wo ſie
darnach anfragen muͤßten. Der Vorwurf iſt
alſo wohl ſehr ungerecht, den man ihr we-

gen
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[229/0241] bis auf unſere Zeiten. waͤre doch ungerecht, Maͤnner wie Zaſius und Haloander und die erſten Herausgeber der nicht durch Juſtinian auf uns gekomme- nen Fragmente Bouchard und Sichard, mit Martinus, Bulgarus, Azo, Accur- ſius, Barrolus, Baldus, Jaſon und den andern Verfaſſern der Gloſſe oder des Tractatus Tractatuum in eine Reihe zu ſtel- len. Beſonders Hofmann (Haloander) hat dieß nicht um uns verdient, der zuerſt die Pandecten mit Auswahl der Lesarten und ohne ſclaviſche Anhaͤnglichkeit, weder an ei- ne ſogenannte nirgends exiſtirende Vulgata, noch an das Manuſeript zu Florenz, edirte, und der zuerſt den griechiſchen Text der No- vellen mit einer beſſern Ueberſetzung drucken ließ. §. 191. Hingegen die peinliche Gerichtsordnung Carls V. verdiente nicht in einer hellern Pe- riode erwaͤhnt zu werden, auch wenn ſie chro- nologiſch nicht ſo ſehr entſchieden fruͤher waͤ- re, als der Einfluß der neuen Art die Wiſ- ſenſchaft zu behandeln. Sie ſollte die Schoͤſ- fen in Ordnung bringen, das heißt ihnen das, was gemeines Recht ſey, bekannt ma- chen, oder ihnen zeigen, wenn und wo ſie darnach anfragen muͤßten. Der Vorwurf iſt alſo wohl ſehr ungerecht, den man ihr we- gen P 3

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/241>, abgerufen am 26.04.2024.