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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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bis auf unsere Zeiten.
wichtiger, der Ort der Geburt, oder der
Ort wo man wirkt? Soll das erste oder das
letzte Lebensjahr entscheiden, da oft eines so
unwichtig als das andere ist? Und wie we-
nige Rechtsgelehrte waren von jeher so be-
scheiden, nur ein Fach sich zu wählen, oder
wie wenige so glücklich, dieß zu dürfen?

Allenfalls kann man aus den Rechtsge-
lehrten, die bis in die Mitte des siebzehnten
Jahrhunderts gelebt haben, einen eigenen
Abschnitt machen, und weil dieß die Fran-
zösische
Periode ist, so nimmt man die spä-
thern Schriftsteller dieser Nation auch mit.
Die Periode der Holländer (im weiten Sin-
ne) kann man auch bis auf unsre Zeiten her-
abführen, nur muß man die deutschen Rechts-
gelehrten des 18ten Jahrhunderts trennen,
die besonders das Nicht- römische Recht cul-
tivirten. Für die Jetztlebenden muß ich es
der Nachwelt überlassen, eine eigene Epo-
che anzunehmen.

§. 193.

Alciati verdient es an der Spitze der
glänzendsten Periode der Jurisprudenz zu ste-
hen, weil er schon früh Gefahr lief, ein
Märtyrer seines Eifers zu werden. Bour-
ges nahm ihn auf, die blühendste Universi-
tät unter den blühenden französischen. Bu-

de

bis auf unſere Zeiten.
wichtiger, der Ort der Geburt, oder der
Ort wo man wirkt? Soll das erſte oder das
letzte Lebensjahr entſcheiden, da oft eines ſo
unwichtig als das andere iſt? Und wie we-
nige Rechtsgelehrte waren von jeher ſo be-
ſcheiden, nur ein Fach ſich zu waͤhlen, oder
wie wenige ſo gluͤcklich, dieß zu duͤrfen?

Allenfalls kann man aus den Rechtsge-
lehrten, die bis in die Mitte des ſiebzehnten
Jahrhunderts gelebt haben, einen eigenen
Abſchnitt machen, und weil dieß die Fran-
zoͤſiſche
Periode iſt, ſo nimmt man die ſpaͤ-
thern Schriftſteller dieſer Nation auch mit.
Die Periode der Hollaͤnder (im weiten Sin-
ne) kann man auch bis auf unſre Zeiten her-
abfuͤhren, nur muß man die deutſchen Rechts-
gelehrten des 18ten Jahrhunderts trennen,
die beſonders das Nicht- roͤmiſche Recht cul-
tivirten. Fuͤr die Jetztlebenden muß ich es
der Nachwelt uͤberlaſſen, eine eigene Epo-
che anzunehmen.

§. 193.

Alciati verdient es an der Spitze der
glaͤnzendſten Periode der Jurisprudenz zu ſte-
hen, weil er ſchon fruͤh Gefahr lief, ein
Maͤrtyrer ſeines Eifers zu werden. Bour-
ges nahm ihn auf, die bluͤhendſte Univerſi-
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[231/0243] bis auf unſere Zeiten. wichtiger, der Ort der Geburt, oder der Ort wo man wirkt? Soll das erſte oder das letzte Lebensjahr entſcheiden, da oft eines ſo unwichtig als das andere iſt? Und wie we- nige Rechtsgelehrte waren von jeher ſo be- ſcheiden, nur ein Fach ſich zu waͤhlen, oder wie wenige ſo gluͤcklich, dieß zu duͤrfen? Allenfalls kann man aus den Rechtsge- lehrten, die bis in die Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts gelebt haben, einen eigenen Abſchnitt machen, und weil dieß die Fran- zoͤſiſche Periode iſt, ſo nimmt man die ſpaͤ- thern Schriftſteller dieſer Nation auch mit. Die Periode der Hollaͤnder (im weiten Sin- ne) kann man auch bis auf unſre Zeiten her- abfuͤhren, nur muß man die deutſchen Rechts- gelehrten des 18ten Jahrhunderts trennen, die beſonders das Nicht- roͤmiſche Recht cul- tivirten. Fuͤr die Jetztlebenden muß ich es der Nachwelt uͤberlaſſen, eine eigene Epo- che anzunehmen. §. 193. Alciati verdient es an der Spitze der glaͤnzendſten Periode der Jurisprudenz zu ſte- hen, weil er ſchon fruͤh Gefahr lief, ein Maͤrtyrer ſeines Eifers zu werden. Bour- ges nahm ihn auf, die bluͤhendſte Univerſi- taͤt unter den bluͤhenden franzoͤſiſchen. Bu- dé

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/243>, abgerufen am 26.04.2024.