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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 2. Quellen.
Aristocraten zu viel Stolz oder zu wenig Klug-
heit besaßen, um ihre Parthie oft genug durch
neue Mitglieder zu verstärken. Die Plebejer
hatten nun ihre Anführer, deren ganzes In-
teresse auf der Demüthigung des Erb-Adels
beruhte; oft war auch ein Patricischer Consul
edel oder niederträchtig genug, ihre Forde-
rungen zu begünstigen. Kein Wunder also,
daß der Zusatz von Democratie in der Ver-
fassung immer stärker ward, und daß die
Aristocratie wenigstens aufhörte, gesetzmäßig
erbliche Aristocratie zu seyn.

§. 40.

Gleich zu Anfang dieser Periode mußten
die Erb-Aristocraten zugeben, daß ein Schluß,
den die Plebejer auch ohne sie gefaßt hätten
(plebisscitum) nicht etwa eine lex, -- ein
Antrag an das Volk, seyn und heißen, son-
dern völlig eben so kräftig seyn sollte, als eine
andere lex. Da man dies öfters, und noch
zu Ende des fünften Jahrhunderts, wiederhol-
te, und da man doch nicht sieht, daß die Tri-
bunen mit ihren Volksversammlungen ohne
Patricier und ohne Auspicien, alles durchge-
setzt hätten, was allein den Patriciern unan-
genehm war, so ist es schwehr zu entscheiden,
welche Einschränkungen den Worten nach,
oder doch dem Herkommen nach, sich bey die-

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Periode 2. Quellen.
Ariſtocraten zu viel Stolz oder zu wenig Klug-
heit beſaßen, um ihre Parthie oft genug durch
neue Mitglieder zu verſtaͤrken. Die Plebejer
hatten nun ihre Anfuͤhrer, deren ganzes In-
tereſſe auf der Demuͤthigung des Erb-Adels
beruhte; oft war auch ein Patriciſcher Conſul
edel oder niedertraͤchtig genug, ihre Forde-
rungen zu beguͤnſtigen. Kein Wunder alſo,
daß der Zuſatz von Democratie in der Ver-
faſſung immer ſtaͤrker ward, und daß die
Ariſtocratie wenigſtens aufhoͤrte, geſetzmaͤßig
erbliche Ariſtocratie zu ſeyn.

§. 40.

Gleich zu Anfang dieſer Periode mußten
die Erb-Ariſtocraten zugeben, daß ein Schluß,
den die Plebejer auch ohne ſie gefaßt haͤtten
(plebisſcitum) nicht etwa eine lex, — ein
Antrag an das Volk, ſeyn und heißen, ſon-
dern voͤllig eben ſo kraͤftig ſeyn ſollte, als eine
andere lex. Da man dies oͤfters, und noch
zu Ende des fuͤnften Jahrhunderts, wiederhol-
te, und da man doch nicht ſieht, daß die Tri-
bunen mit ihren Volksverſammlungen ohne
Patricier und ohne Auſpicien, alles durchge-
ſetzt haͤtten, was allein den Patriciern unan-
genehm war, ſo iſt es ſchwehr zu entſcheiden,
welche Einſchraͤnkungen den Worten nach,
oder doch dem Herkommen nach, ſich bey die-

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[33/0045] Periode 2. Quellen. Ariſtocraten zu viel Stolz oder zu wenig Klug- heit beſaßen, um ihre Parthie oft genug durch neue Mitglieder zu verſtaͤrken. Die Plebejer hatten nun ihre Anfuͤhrer, deren ganzes In- tereſſe auf der Demuͤthigung des Erb-Adels beruhte; oft war auch ein Patriciſcher Conſul edel oder niedertraͤchtig genug, ihre Forde- rungen zu beguͤnſtigen. Kein Wunder alſo, daß der Zuſatz von Democratie in der Ver- faſſung immer ſtaͤrker ward, und daß die Ariſtocratie wenigſtens aufhoͤrte, geſetzmaͤßig erbliche Ariſtocratie zu ſeyn. §. 40. Gleich zu Anfang dieſer Periode mußten die Erb-Ariſtocraten zugeben, daß ein Schluß, den die Plebejer auch ohne ſie gefaßt haͤtten (plebisſcitum) nicht etwa eine lex, — ein Antrag an das Volk, ſeyn und heißen, ſon- dern voͤllig eben ſo kraͤftig ſeyn ſollte, als eine andere lex. Da man dies oͤfters, und noch zu Ende des fuͤnften Jahrhunderts, wiederhol- te, und da man doch nicht ſieht, daß die Tri- bunen mit ihren Volksverſammlungen ohne Patricier und ohne Auſpicien, alles durchge- ſetzt haͤtten, was allein den Patriciern unan- genehm war, ſo iſt es ſchwehr zu entſcheiden, welche Einſchraͤnkungen den Worten nach, oder doch dem Herkommen nach, ſich bey die- ſem C

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/45>, abgerufen am 26.04.2024.