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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276.

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Dieses Verfahren ist indess so einfach und leicht
nicht, als es auf den ersten Anblick scheint, und
wir werden sogleich sehen, dass es ein genaueres
und schnelleres Mittel giebt.

Steht die Ebene der Inclinations-Nadel senk-
recht auf der magnetischen Mittagsebene, so muss
die Nadel eine völlig senkrechte Lage annehmen,
weil in diesem Falle der Theil der magnetischen
Kraft, welcher horizontal wirkt, auf die Lage der
Nadel keinen Einfluss hat. Hierdurch wird es aus-
nehmend leicht, jene Ebene zu finden; besonders
da man nicht abzuwarten braucht, bis die Nadel in
Ruhe gekommen ist, um über ihre Lage zu urthei-
len, sondern zu dem Ende nur die Gränzen ihrer
Schwingungsbogen zu beobachten nöthig hat. Sind
beide nicht gleich entfernt von der senkrechten Li-
nie durch die Drehungsachse der Nadel, so dreht
man die Ebene; und zwar hat eine sehr kleine Dre-
hung schon einen bedeutenden Einfluss auf die Lage
der Nadel, da die horizontale Kraft mit dem Sinus
des Winkels wächst, den die Ebene der Nadel mit
der Ebene macht, die senkrecht auf dem magneti-
schen Meridiane steht. Hat man auf diese Art die
letztere Ebene gefunden, so ist auch die magneti-
sche Mittagsebene bekannt. Man dreht nämlich die
Ebene der Nadel um 90° weiter, und bestimmt
dann die Neigung. Da aber die Reibung an den
Achsen machen kann, dass die Nadel etwas höher
oder tiefer stehen bleibt, als sie sollte, so muss man

Dieſes Verfahren iſt indeſs ſo einfach und leicht
nicht, als es auf den erſten Anblick ſcheint, und
wir werden ſogleich ſehen, daſs es ein genaueres
und ſchnelleres Mittel giebt.

Steht die Ebene der Inclinations-Nadel ſenk-
recht auf der magnetiſchen Mittagsebene, ſo muſs
die Nadel eine völlig ſenkrechte Lage annehmen,
weil in dieſem Falle der Theil der magnetiſchen
Kraft, welcher horizontal wirkt, auf die Lage der
Nadel keinen Einfluſs hat. Hierdurch wird es aus-
nehmend leicht, jene Ebene zu finden; beſonders
da man nicht abzuwarten braucht, bis die Nadel in
Ruhe gekommen iſt, um über ihre Lage zu urthei-
len, ſondern zu dem Ende nur die Gränzen ihrer
Schwingungsbogen zu beobachten nöthig hat. Sind
beide nicht gleich entfernt von der ſenkrechten Li-
nie durch die Drehungsachſe der Nadel, ſo dreht
man die Ebene; und zwar hat eine ſehr kleine Dre-
hung ſchon einen bedeutenden Einfluſs auf die Lage
der Nadel, da die horizontale Kraft mit dem Sinus
des Winkels wächſt, den die Ebene der Nadel mit
der Ebene macht, die ſenkrecht auf dem magneti-
ſchen Meridiane ſteht. Hat man auf dieſe Art die
letztere Ebene gefunden, ſo iſt auch die magneti-
ſche Mittagsebene bekannt. Man dreht nämlich die
Ebene der Nadel um 90° weiter, und beſtimmt
dann die Neigung. Da aber die Reibung an den
Achſen machen kann, daſs die Nadel etwas höher
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[260/0004] Dieſes Verfahren iſt indeſs ſo einfach und leicht nicht, als es auf den erſten Anblick ſcheint, und wir werden ſogleich ſehen, daſs es ein genaueres und ſchnelleres Mittel giebt. Steht die Ebene der Inclinations-Nadel ſenk- recht auf der magnetiſchen Mittagsebene, ſo muſs die Nadel eine völlig ſenkrechte Lage annehmen, weil in dieſem Falle der Theil der magnetiſchen Kraft, welcher horizontal wirkt, auf die Lage der Nadel keinen Einfluſs hat. Hierdurch wird es aus- nehmend leicht, jene Ebene zu finden; beſonders da man nicht abzuwarten braucht, bis die Nadel in Ruhe gekommen iſt, um über ihre Lage zu urthei- len, ſondern zu dem Ende nur die Gränzen ihrer Schwingungsbogen zu beobachten nöthig hat. Sind beide nicht gleich entfernt von der ſenkrechten Li- nie durch die Drehungsachſe der Nadel, ſo dreht man die Ebene; und zwar hat eine ſehr kleine Dre- hung ſchon einen bedeutenden Einfluſs auf die Lage der Nadel, da die horizontale Kraft mit dem Sinus des Winkels wächſt, den die Ebene der Nadel mit der Ebene macht, die ſenkrecht auf dem magneti- ſchen Meridiane ſteht. Hat man auf dieſe Art die letztere Ebene gefunden, ſo iſt auch die magneti- ſche Mittagsebene bekannt. Man dreht nämlich die Ebene der Nadel um 90° weiter, und beſtimmt dann die Neigung. Da aber die Reibung an den Achſen machen kann, daſs die Nadel etwas höher oder tiefer ſtehen bleibt, als ſie ſollte, ſo muſs man

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über die Stärke und über die Neigung der magnetischen Kräfte, angestellt in Frankreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. In: Annalen der Physik, Bd. 28, St. 3, (1808), S. 257-276, hier S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beobachtungen_1808/4>, abgerufen am 26.04.2024.