Eilftes Capitel. Die fremde Blume und das schöne Mäd- chen. Die gelehrte Gesellschaft.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel, und dem Jäger war es nicht gelegen, so früh in den Oberhof zurückzukehren. Er trat auf eine der höchsten Wallhecken, sah sich in der Gegend um und meinte, daß er eine Hügelgruppe, welche in gerin- ger Entfernung ihre buschichten Häupter erhob, wohl noch durchstreifen und doch vor spät Abends wieder in seinem Quartiere seyn könne. Das Wiederfinden des Diaconus und sein Gespräch hatte manche Erinnerungen der früheren Zeiten in ihm aufgeweckt; er war unruhig und sehnte sich in dieser Stim- mung nach Pfaden, die er noch nicht betreten, nach Bergen und Bäumen, an deren Anblick er sich noch nicht gewöhnt hatte. Tief, tief seine heiße Seele
Eilftes Capitel. Die fremde Blume und das ſchöne Mäd- chen. Die gelehrte Geſellſchaft.
Die Sonne ſtand noch hoch am Himmel, und dem Jäger war es nicht gelegen, ſo früh in den Oberhof zurückzukehren. Er trat auf eine der höchſten Wallhecken, ſah ſich in der Gegend um und meinte, daß er eine Hügelgruppe, welche in gerin- ger Entfernung ihre buſchichten Häupter erhob, wohl noch durchſtreifen und doch vor ſpät Abends wieder in ſeinem Quartiere ſeyn könne. Das Wiederfinden des Diaconus und ſein Geſpräch hatte manche Erinnerungen der früheren Zeiten in ihm aufgeweckt; er war unruhig und ſehnte ſich in dieſer Stim- mung nach Pfaden, die er noch nicht betreten, nach Bergen und Bäumen, an deren Anblick er ſich noch nicht gewöhnt hatte. Tief, tief ſeine heiße Seele
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Eilftes Capitel.
Die fremde Blume und das ſchöne Mäd-
chen. Die gelehrte Geſellſchaft.
Die Sonne ſtand noch hoch am Himmel, und
dem Jäger war es nicht gelegen, ſo früh in den
Oberhof zurückzukehren. Er trat auf eine der
höchſten Wallhecken, ſah ſich in der Gegend um und
meinte, daß er eine Hügelgruppe, welche in gerin-
ger Entfernung ihre buſchichten Häupter erhob, wohl
noch durchſtreifen und doch vor ſpät Abends wieder
in ſeinem Quartiere ſeyn könne. Das Wiederfinden
des Diaconus und ſein Geſpräch hatte manche
Erinnerungen der früheren Zeiten in ihm aufgeweckt;
er war unruhig und ſehnte ſich in dieſer Stim-
mung nach Pfaden, die er noch nicht betreten, nach
Bergen und Bäumen, an deren Anblick er ſich noch
nicht gewöhnt hatte. Tief, tief ſeine heiße Seele
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/417>, abgerufen am 07.05.2024.
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