Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite




§. 8.
Der
Glaube
würcket
rechtschaf-
fene Bus-
se und Lie-
be.

Wer derowegen den Glauben hat,
welchen die Schrift fordert, der nimmt
den dreyeinigen GOtt als seinen Schö-
pfer und rechtmäßigen HErrn und als
die eintzige Quelle seiner Wolfahrt an.
Er unterwirfft sich folglich allen göttlichen
Gesetzen, und erkennet sich schuldig selbi-
gen mit äusserstem Vermögen ein Gnü-
ge zu leisten, und eignet sich dabey so wol
die göttlichen Drohungen als seine Ver-
heissungen auf gewisse Maasse zu. Hier-
aus aber entstehen bey einem Sünder
unmittelbahr diese Folgen. Er nimmt
vermöge des Glaubens die göttlichen
Zeugnisse an. Selbige aber sagen ihm
nebst der Erfahrung, daß er vermöge sei-
ner sündlichen und unordentlichen Nei-
gungen ein Rebell in dem Reiche seines
GOttes sey. Andere Wahrheiten des
Glaubens versichern ihn, daß GOtt ein
rechter Richter sey, der sein Schwerdt
gewetzt, seine Feinde auf ewig zu verder-
ben. Der Glaube hält ihm ferner vor
die grossen Wolthaten GOttes, die er
bisher theils nicht geachtet theils mit der
größten Undanckbarkeit gemißbrauchet.
Diese Ueberzeugung, wenn sie recht le-
bendig ist, muß in ihm nothwendig

Schreck-




§. 8.
Der
Glaube
wuͤrcket
rechtſchaf-
fene Buſ-
ſe und Lie-
be.

Wer derowegen den Glauben hat,
welchen die Schrift fordert, der nimmt
den dreyeinigen GOtt als ſeinen Schoͤ-
pfer und rechtmaͤßigen HErrn und als
die eintzige Quelle ſeiner Wolfahrt an.
Er unterwirfft ſich folglich allen goͤttlichen
Geſetzen, und erkennet ſich ſchuldig ſelbi-
gen mit aͤuſſerſtem Vermoͤgen ein Gnuͤ-
ge zu leiſten, und eignet ſich dabey ſo wol
die goͤttlichen Drohungen als ſeine Ver-
heiſſungen auf gewiſſe Maaſſe zu. Hier-
aus aber entſtehen bey einem Suͤnder
unmittelbahr dieſe Folgen. Er nimmt
vermoͤge des Glaubens die goͤttlichen
Zeugniſſe an. Selbige aber ſagen ihm
nebſt der Erfahrung, daß er vermoͤge ſei-
ner ſuͤndlichen und unordentlichen Nei-
gungen ein Rebell in dem Reiche ſeines
GOttes ſey. Andere Wahrheiten des
Glaubens verſichern ihn, daß GOtt ein
rechter Richter ſey, der ſein Schwerdt
gewetzt, ſeine Feinde auf ewig zu verder-
ben. Der Glaube haͤlt ihm ferner vor
die groſſen Wolthaten GOttes, die er
bisher theils nicht geachtet theils mit der
groͤßten Undanckbarkeit gemißbrauchet.
Dieſe Ueberzeugung, wenn ſie recht le-
bendig iſt, muß in ihm nothwendig

Schreck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0530" n="498[494]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <note place="left">Der<lb/>
Glaube<lb/>
wu&#x0364;rcket<lb/>
recht&#x017F;chaf-<lb/>
fene Bu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e und Lie-<lb/>
be.</note>
            <p>Wer derowegen den Glauben hat,<lb/>
welchen die Schrift fordert, der nimmt<lb/>
den dreyeinigen GOtt als &#x017F;einen Scho&#x0364;-<lb/>
pfer und rechtma&#x0364;ßigen HErrn und als<lb/>
die eintzige Quelle &#x017F;einer Wolfahrt an.<lb/>
Er unterwirfft &#x017F;ich folglich allen go&#x0364;ttlichen<lb/>
Ge&#x017F;etzen, und erkennet &#x017F;ich &#x017F;chuldig &#x017F;elbi-<lb/>
gen mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tem Vermo&#x0364;gen ein Gnu&#x0364;-<lb/>
ge zu lei&#x017F;ten, und eignet &#x017F;ich dabey &#x017F;o wol<lb/>
die go&#x0364;ttlichen Drohungen als &#x017F;eine Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ungen auf gewi&#x017F;&#x017F;e Maa&#x017F;&#x017F;e zu. Hier-<lb/>
aus aber ent&#x017F;tehen bey einem Su&#x0364;nder<lb/>
unmittelbahr die&#x017F;e Folgen. Er nimmt<lb/>
vermo&#x0364;ge des Glaubens die go&#x0364;ttlichen<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e an. Selbige aber &#x017F;agen ihm<lb/>
neb&#x017F;t der Erfahrung, daß er vermo&#x0364;ge &#x017F;ei-<lb/>
ner &#x017F;u&#x0364;ndlichen und unordentlichen Nei-<lb/>
gungen ein Rebell in dem Reiche &#x017F;eines<lb/>
GOttes &#x017F;ey. Andere Wahrheiten des<lb/>
Glaubens ver&#x017F;ichern ihn, daß GOtt ein<lb/>
rechter Richter &#x017F;ey, der &#x017F;ein Schwerdt<lb/>
gewetzt, &#x017F;eine Feinde auf ewig zu verder-<lb/>
ben. Der Glaube ha&#x0364;lt ihm ferner vor<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;en Wolthaten GOttes, die er<lb/>
bisher theils nicht geachtet theils mit der<lb/>
gro&#x0364;ßten Undanckbarkeit gemißbrauchet.<lb/>
Die&#x017F;e Ueberzeugung, wenn &#x017F;ie recht le-<lb/>
bendig i&#x017F;t, muß in ihm nothwendig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schreck-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[498[494]/0530] §. 8. Wer derowegen den Glauben hat, welchen die Schrift fordert, der nimmt den dreyeinigen GOtt als ſeinen Schoͤ- pfer und rechtmaͤßigen HErrn und als die eintzige Quelle ſeiner Wolfahrt an. Er unterwirfft ſich folglich allen goͤttlichen Geſetzen, und erkennet ſich ſchuldig ſelbi- gen mit aͤuſſerſtem Vermoͤgen ein Gnuͤ- ge zu leiſten, und eignet ſich dabey ſo wol die goͤttlichen Drohungen als ſeine Ver- heiſſungen auf gewiſſe Maaſſe zu. Hier- aus aber entſtehen bey einem Suͤnder unmittelbahr dieſe Folgen. Er nimmt vermoͤge des Glaubens die goͤttlichen Zeugniſſe an. Selbige aber ſagen ihm nebſt der Erfahrung, daß er vermoͤge ſei- ner ſuͤndlichen und unordentlichen Nei- gungen ein Rebell in dem Reiche ſeines GOttes ſey. Andere Wahrheiten des Glaubens verſichern ihn, daß GOtt ein rechter Richter ſey, der ſein Schwerdt gewetzt, ſeine Feinde auf ewig zu verder- ben. Der Glaube haͤlt ihm ferner vor die groſſen Wolthaten GOttes, die er bisher theils nicht geachtet theils mit der groͤßten Undanckbarkeit gemißbrauchet. Dieſe Ueberzeugung, wenn ſie recht le- bendig iſt, muß in ihm nothwendig Schreck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/530
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 498[494]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/530>, abgerufen am 26.04.2024.